Sortout Interview

Sortout Interview

Sortout bandphoto
Photocredit: Markus Gmeiner

Mit „Conquer From Within“ haben die Vorarlberger einen großartigen Metalcore Output unters Volk geworfen. Wie es ihnen zu Zeiten von COVID 19 geht und wie die Jungs die Krise handlen wollten wir genauer wissen!

Hallo SORTOUT zu allererst würde ihr eure Band mal vorstelle, woher kommt ihr, wann war eure Gründung und was gibt es über die jüngste Vergangenheit eurer Band zu berichten!

Erstmal vielen Dank für das Interview! Zur Bandgeschichte in aller Kürze: SORTOUT wurde 2008 von unserem Sänger Benjamin Herter und dem damaligen Drummer Simon Lorenzi in Satteins (Vorarlberg) – ja der Ort heißt wirklich so – gegründet. Ab 2011 begann die Band eigene Songs zu schreiben und brachte im Jahr 2013 mit „Shadow Slaves“ ihre erste EP heraus. Mit „Nothing To Lose“ folgte 2014 die erste Single und Ende 2015 zu „An Amber Awakes“ das erste Musikvideo. Anfang 2016 war es dann endlich soweit und mit “Burden Of Memories” wurde das Debütalbum veröffentlicht. Im Anschluss haben wir mehrere Besetzungswechsel durchlebt, weshalb es auch eine Weile ruhig um die Band war. Seit 2019 spielen wir in der aktuellen Besetzung und sind überglücklich, endlich wieder mit einer fetten LP zurück zu sein!

Sortout - Aaron Schedler
Photocredit: Markus Gmeiner

Momentan sind ja schwierige Zeiten, gerade für KünstlerInnen wie euch, die derzeit weder touren noch auftreten können. Wie geht es euch denn, wie ist denn derzeit eure Situation im Ländle, wie geht ihr mit der „Ausgangsbeschränkung“ um?

Natürlich sind auch wir von der derzeitigen Krise betroffen, besonders da uns kurz nach dem Release von unserem neuen Album Conquer From Within in Sachen Liveshows die Hände gebunden sind und wir unsere Platte nicht wie geplant präsentieren können. Zum Glück hatten wir unsere Release-Show bereits Anfang März, quasi unmittelbar bevor alle Veranstalter dicht machen mussten. Wir haben echt Schwein gehabt, dass wir diese wichtige Show nicht abblasen mussten, zumal wir extrem viel Zeit und Aufwand für die Planung und Promotion dieses besonderen Events investiert haben. Schlussendlich spielten wir in Bestform vor vollem Haus und es war einfach eine unglaubliche Party. Dieser volle Erfolg spendet uns immer noch etwas Trost.

SORTOUT - Conquer From Within album coverEuer Album „Conquer From Within“ ist ja am 21. Februar erschienen, wie schafft ihr es das Album in Zeiten von „Ausgangsbeschränkung“ und häuslicher Quarantäne publik zu machen?

Wie gesagt konnten wir durch unsere Release-Show zumindest bei uns im Ländle das Album anständig präsentieren. Gleich im Anschluss wären dann weitere Gigs im Ausland geplant gewesen, die jedoch alle abgesagt werden mussten. Da die Liveshows derzeit alle wegfallen versuchen wir umso mehr das Album über unsere Social-Media-Kanäle, Magazine & Reviews, Werbekampagnen etc. zu verbreiten. Unsere Strategie muss laufend angepasst werden, aber wir versuchen jetzt nicht lockerzulassen und das Beste aus der momentanen Situation zu machen.

Habt ihr durch die gegenwärtige Situation mit CoVid-19 mehr oder weniger Stress als Band?

Das liegt vermutlich im Auge des Betrachters. Obwohl wir viel Zeit zu Hause verbringen, müssen wir uns als Band intensiv mit dieser neuen Situation auseinandersetzen und uns über viele Dinge den Kopf zerbrechen. Dabei zuzusehen, wie unsere Gigs der Reihe nach abgesagt werden müssen, nagt natürlich an uns. Wir treffen uns derzeit auch nicht in Persona um zu Proben, was das Ganze nicht leichter macht. Diese Ausnahmesituation geht also schon mit einem gewissen psychischen Stressfaktor einher.

Sortout - Michael Geuze
Photocredit: Markus Gmeiner

Da man sich als Band ja nicht zusammenfinden kann, um zu proben oder auf folgende Auftritte einzustimmen, was macht ihr in dieser Situation?

Wir versuchen uns derzeit bestmöglich und in kurzen Abständen über Skype abzustimmen. Wir nutzen die Zeit für die Ideensuche nach neuem Online-Content oder auch um Dinge abzuarbeiten, für die wir bisher keine Zeit gefunden haben. Gleichzeitig haben wir mit der Arbeit an neuem Material begonnen, damit wir wieder voll durchstarten können, sobald sich die Situation wieder beruhigt hat. Wir sind also definitiv nicht stehengeblieben und haben das Ziel, unseren Fans auch weiterhin einiges zu bieten. Man könnte sagen wir agieren derzeit aus dem Band-Homeoffice 😉.

Tour-Ausfälle, Sperre von Plattenläden und dergleichen machen es für Musiker enorm schwierig das Merchandise an den Mann/Frau zu bringen. Wie meistert ihr als Band diese Situation.

Leider lässt sich diese Situation für uns nur sehr begrenzt meistern, da unser Merchandise wie bei vielen anderen Bands zum größten Teil direkt bei den Shows verkauft wird. Damit diese für uns sehr wichtige Einnahmequelle nicht komplett einbricht, zählen wir hier auf die Unterstützung unserer Fans. Unsere Platten und das erweiterte Merchandise-Sortiment sind nach wie vor in unserem Online-Shop (www.sortout.org/merch) erhältlich.

Sortout - Günter Meusburger
Photocredit: Markus Gmeiner

Wie haltet ihr das Feuer innerhalb der Band aufgrund der Ausgangsbeschränkung am Brennen?

Wir versuchen trotz allem positiv zu bleiben, die Themen offen anzusprechen und unsere Vorhaben mit Weitblick zu planen. Ständig in Kontakt zu sein ist für uns das A und O.

Schau auf dich, schau auf mich! Ist derzeit die große Kampagne wie geht ihr mit der Situation um, wie helft ihr bzw. kann euch geholfen werden?

Wir versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Natürlich nehmen auch wir die Verordnungen der Bundesregierung ernst und treffen wir uns seit den Maßnahmen nur noch virtuell. Statt mindestens zweimal in der Woche gemeinsam zu proben, treffen wir uns nun über Skype und diskutieren die weitere Vorgehensweise und neue Projekte. Wir haben erst am 21. Februar 2020 unser Album über Dr. Music Records veröffentlicht und hatten daher ursprünglich ganz andere Pläne für das Frühjahr. Es ist nunmal was es ist. Uns ist es jedenfalls wichtig den Blick positiv in die Zukunft zu richten. Andere Bands hat es weitaus schlimmer getroffen. Natürlich haben wir in die neue Platte viel Geld und Zeit investiert, aber wir haben alle einen Job und sind daher finanziell nicht von der Musik abhängig. Ganz generell kann uns am besten geholfen werden, wenn unsere Musik gehört und verbreitet wird. Am besten über unseren Online-Shop (siehe oben) ein physisches CD-Digipak, im Idealfall mit etwas Merch, bestellen und/oder unsere Songs auf den Plattformen wie Spotify, Youtube, etc. streamen und teilen.

Sortout - Benjamin Herter
Photocredit: Markus Gmeiner

Wenden wir uns etwas eurem aktuellen Output zu. Laut meiner Einschätzung bietet ihr durch den Einsatz sensibler melodiöser Einfädelungen und der messerscharf, wilde Metalcore. Wie schätzt ihr selbst euer Material ein?

Energetic Metal. Wir wollten eine Platte, die von Anfang bis Ende über alles hinwegfegt und den Zuhörer mitreißt. Mit diesem Ziel vor Augen entstanden die relativ dezenten Clean-Parts, die neben all dem harschen Gesang ebenfalls von Beni eingesungen wurden. Unserer Meinung nach werden Clean-Vocals im Metalcore heutzutage oft überstrapaziert oder zwanghaft eingesetzt. Wir haben nicht explizit nach klassischen Refrains gesucht, nur um in jedem unserer Tracks die Metalcore-typischen Clean-Gesangspassagen einzubauen. Wenn es aber gerade zur Stimmung passt ist es natürlich, wie im Genre üblich, auch bei uns ein gern genutztes Werkzeug.

Verfolgt ihr auf der CD eigentlich ein lyrisches Konzept, oder um was geht es in den einzelnen Songs?

Wir gehen natürlich auch mit offenen Augen durch die Welt und sehen, dass wir uns in vielerlei Hinsicht in einer Zeit der Umbrüche befinden. Sei es die Digitalisierung, Generationenkonflikt, Globalisierung, Migration, Klimawandel, etc. Wir diskutieren oft bei den Proben über das, was uns aktuell beschäftigt und so finden auch gewisse Themen Eingang in die Songs.

Bei „Conquer From Within“ handeln die Texte vorwiegend vom inneren Kampf gegen negative oder zwanghafte Gedanken, die von außen auf uns projiziert werden und in jedem von uns auf irgendeine Weise verankert sind. Sie bringen oft Unzufriedenheit mit sich, trüben unser Bewusstsein oder verzerren unsere Wahrnehmung der Realität, was uns sogar an die Grenzen der Verzweiflung führen kann. Wir sind oftmals versucht unsere Frustration an anderen abzubauen und zu vergessen dabei, dass wir vielleicht an der falschen Front kämpfen. Bevor wir uns gegen andere Menschen und deren Ideale stellen, sollten wir uns fragen ob es nicht etwas in uns selbst gibt, das bekämpft werden muss.

Sortout - André Hammere
Photocredit: Markus Gmeiner

Gibt es Aspekte des Bandlebens, auf die ihr trotz allem gar keine Lust habt?

Nachdem ein neues Album veröffentlicht wurde, keine Live-Shows spielen zu können (lacht). Wie überall, ist es auch im Bandleben ein stetiges auf und ab. Man kann es schon fast mit einer Beziehung vergleichen, nur dass man bei uns gleich vier Personen unter einen Hut bekommen muss (lacht). Zumindest in intensiven Phasen, wie z. B. Aufnahmen, Vorbereitungen auf größere Shows, etc. sehen wir uns als Band vermutlich auch tatsächlich häufiger als unsere Lebenspartnerinnen. Natürlich gibt es immer wiedermal auch Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen, aber da wir das demokratische Prinzip leben und glücklicherweise fünf Mitglieder sind (ungerade Zahl), kommt es früher oder später immer zu einer Entscheidung, mit der alle leben können. Grundsätzlich gilt für uns alle: Wo es auch hingeht, das ganze Projekt ist unser Hobby und daher muss der Spaß und das Positive immer überwiegen.

Welchen Bands bzw. Stilen seid ihr verpflichtet und von wem lasst ihr euch beeinflussen?

Verpflichtet sind wir nur uns. Wir machen die Musik, die uns Spaß macht und die sich für uns gut anfühlt, unabhängig von irgendwelchen Trends und Hypes. Betreffend die Einflüsse würde jetzt vermutlich jeder von uns etwas anderes sagen. Für uns gibt es keine klare Nummer 1, aber um es für die Band als Ganzes etwas auf den Punkt zu bringen: Als Support von UNEARTH, IN FLAMES, PARKWAY DRIVE, AUGUST BURNS RED oder As I Lay Dying spielen zu dürfen wäre natürlich ein Traum!

Sortout bandphoto
Photocredit: Markus Gmeiner

Gibt es schon einen Silberstreif am Horizont für euch, was erwartet uns in naher Zukunft von euch?

Derzeit ist vieles noch etwas in der Schwebe, aber wir hoffen stark, dass zumindest unsere Show auf dem Szene Open Air vom 30.07.2020 – 01.08.2020 stattfinden kann. Ansonsten versuchen wir die Zeit momentan möglichst produktiv zu nützen und schreiben bereits an neuem Material. Ziel wäre jedenfalls, noch in diesem Jahr eine neue Single rauszubringen. Zudem wird am 24. April 2020 mit “Sever The Serpent’s Tongue” unsere dritte Single vom aktuellen Album “Conquer From Within” samt feinem Live-Video von unserer Release-Show veröffentlicht.

Dann bedanke ich mich an dieser Stelle für das Interview und bitte euch um die letzten obligatorischen Worte!

Der Dank ist ganz auf unserer Seite. Besonders in der derzeitigen Situation, in der unsere Grundrechte von einem Tag auf den anderen in einer noch nie da gewesenen Art und Weise eingeschränkt wurden, müssen wir sehr aufmerksam und kritisch bleiben und vor allem die Politik hinterfragen. Der Historiker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari hat es jüngst in der Financial Times sehr gut auf den Punkt gebracht: «Temporäre Maßnahmen haben die Eigenheit, den Notstand zu überdauern, weil ja stets ein neuer Notstand am Horizont droht.»

Sortout Interview

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel
Robert
Roberthttps://www.metalunderground.at
Soldat unter dem Motto morituri te salutant sich als Chefredakteur bemühender Metalverrückter. Passion und Leidenschaft wurden fusioniert in der Verwirklichung dieses Magazins.

Related Articles

- Advertisement -spot_img

Latest Articles