Interview mit Lord Kaiaphas (THOKKIAN VORTEX)
Die Corona-Krise dauert noch an, auch in Israel. Daher haben wir uns Lord Kaiaphas, seines Zeichens Hauptfigur der Black Metal-Band THOKKIAN VORTEX geschnappt, um seine Sicht der Dinge kennenzulernen. Er hatte spannende Dinge über das Musikerleben in dieser Zeit zu berichten und darüber, welchen Wahnsinn er sich nach COVID-19 erwartet.
Peter (Metalunderground Webzine): Hallo! Lord Kaiaphas, danke, dass Du Dir Zeit nimmst mit uns über THOKKIAN VORTEX und die aktuelle Corona-Krise zu sprechen. Um zu starten, es wird vielleicht einige Metalheads geben (Schande über Sie!), die Dein Projekt nicht kennen. Daher, wer ist THOKKIAN VORTEX und welche Musik spielt Ihr?
Lord Kaiaphas: Danke für das Interview. THOKKIAN VORTEX ist eine Black Metal-Band, die einen Oldschool-Sound nordischer Prägung ähnlich Bands wie MAYHEM, SATYRICON, LIMBONIC ART, EMPEROR usw. anzielt. Ich startete als Soloprojekt 2006, inzwischen hat sich das in eine Band entwickelt. Von 1995 bis 1998 war ich Sänger der norwegischen Black Metal-Band ANCIENT.
P: Jüngst hatte ich die Freude, Euer neues Album „Thy Throne Is Mine“ zu reviewen, welches ich sehr mochte. Ich war überraschend, wie voller Details das Werk ist. Könntest Du uns erzählen, wie Du Musik schreibst? Wie war der Prozess der zu dem Album führte?
D: Danke! Ich komponiere die ganze Musik in meinem Heimstudio. Ich bin kein Gitarrist, aber ich schreibe alle Riffs auf einer virtuellen Gitarre und einem Midi-Keyboard. Programmiert wurde alles im Logic 9 Virtual Studio auf meinem Computer. Nachdem die Musik soweit fertig war, habe ich die Tracks zu unserem Gitarristen Sabnock in Italien gesandt, der die Tracks in seinem Heimstudio auf der Axt einspielte. Nachdem ich alle Gitarrenparts hatte kam unser Bassist Sil zu mir ins Studio und spielte Ihre Parts ein. Erst dann waren meine Vocals dran.
Die letzten Spuren waren die Drums von Asmodevs, der auch in Italien lebt. Um das zu machen, habe ich zu jedem Song einen Clicktrack hinzugefügt und ihm gesandt. Damit konnte er ins Studio gehen und die Drums einspielen. Gemixt wurde das Ganze dann von mir und bei Imperial Mastering gemastert. Auch die Synthesizer und die Flöte (von Danielle Sassi) wurde bei mir im Studion eingespielt.
P: Herzlich Danke für diese ausführlichen Einsichten in die „Konstruktion“ der LP. Bleiben wir noch bei dieser. Ich mag Euer Cover des BLACK WIDOW-Songs „Come to the Sabbat” sehr. Das Cover verleitete mich dazu im Netz, nach dem Original zu suchen. Ein Live-Video von 1970 hinterließ bei mir Eindruck, dass das mehr Schocktheater seiner Zeit als ernsthafte Auseinandersetzung war. Was war Euer Zugang, diesen Song zu cover?
K: Hmm, also BLACK WIDOW haben sich um 1970 als ihren okkulten Stil ernst nehmend präsentiert, sie haben satanische Rituale auf der Bühne nachgespielt. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass ihr Texter Fall eine Menge Bücher über das Okkulte gelesen hat. Nach 1970 haben sie die Richtung gewechselt. Ich habe diesen Song gewählt, weil ich ihn immer mochte. Ich fand immer, das ist ein Song, der Spaß macht und ich wollte die Verbindung zwischen BLACK WIDOW und Black Metal aufzeigen. Es ist eine Art THOKKIAN VORTEX-Tradition auf jedem Album ein ungewöhnliches Cover zu haben.
P: Eine letzte Frage zum Album: Einige der Tracks erinnerten mich SEHR an SATYRICON’s Black’n’Roll-geprägtes Material der „Now, Diabolical“-Phase. Sind sie keine Klone dessen aber ich hatte den Eindruck, dass Euer Album hier etwas an Individualität verlor. Wie hast du diese Songs (z.B. der Titeltrack oder „Moon Brethren“) in der Komposition angelegt? War da eine bestimmte Absicht dahinter?
K: „The Moon Brethren“ war von keiner bestimmten Band inspiriert. „Thy Throne Is Mine“ war von SATYRICON inspiriert. Ich mag geraden diesen Stil sehr, davon gibt es nicht genug. Ich denke das dieser Rock’n’Roll-Zugang gut funktioniert und Black Metal eine zusätzliche „Kante“ verleiht. VENOM hatten viel davon, dasselbe gilt für frühe BATHORY.
P: Kaiaphas, lass‘ uns nun das Thema wechseln. Auch dieses Interviews ist Teil eines Specials zur Situation von Künstlern, Agenturen, Shops, Pubs etc. in der Corona-Krise. Das Internet sagte mir, dass du in Norwegen zuhause bist (das war ein kräftiger Fehlschluss, wie Ihr gleich lesen werdet! – Anm. des Verf.). Wie ist Eure Situation und was hat sich verändert?
K: Eigentlich lebe ich in Israel – offensichtlich ist das Internet voller Falschinformationen hierzu. Ein paar sagen, wir kommen aus Norwegen, andere sagen wir sind aus Italien. So ist es: Ich bin Brasilianer, der in den USA aufwuchs. Manche denken ich bin Norweger, weil ich in der norwegischen Band ANCIENT war und einige Zeit dort verbrachte. Vor zehn Jahren bin ich nach Israel gegangen. Unsere Bassistin, Sil, ist Israeli, ursprünglich aus Argentinien. Unser Gitarrist, Sabnock, und Drummer Asmodevs sind Italiener. Wir sind also eine sehr internationale Band.
Was COVID-19 betrifft: Es ist für uns unmöglich, Gigs in der nächsten Zukunft zu spielen. Wahrscheinlich werden wir das Album nicht durch Touring supporten können. Viele Festivals, Gigs und Touren sind wegen dieser „Pest“ gecancellt worden. Das ist eine wirklich schlechte Zeit für Musiker.
P: Danke und Entschuldigung für den Lapsus in Eurer nationalen Einordnung! In Österreich haben/hatten wir recht restriktive Einschränkungen. Wie ist es denn bei Euch, was erwartest für nächsten Wochen und Monate? Wie betrifft dies im Detail THOKKIAN VORTEX?
K: Hier in Israel haben wir auch starke Restriktionen. Wir sind in Quarantäne, unter „Lockdown“. Wie gesagt können wir nicht auftreten und die Zukunft ist im Moment unsicher! Aber um ehrlich zu sein, habe ich nicht sehr viel darüber nachgedacht. Das Leben hat sich nicht extrem verändert, da ich als Musiker versuche, möglichst viel Freizeit im Studio mit Musikmachen zu verbringen. Jetzt habe ich viel Freizeit! Ich nutze sie als Gelegenheit, „liegengengebliebene“ Projekte der letzten Jahre fertugzustellen. Ich vermute aber, dass wenn die Restriktionen gelockert werden, wird auf den Straßen der Wahnsinn los sein. Die Leute werden wie verrückt reisen. Ich sehe wenige positive Ergebnisse dessen.
P: Lord Kaiaphas, herzlichen Dank für Deine Zeit und Deine Gedanken. Wie immer gehören die letzte Worte Dir! Was müssen die Leute da draußen in dieser Zeit noch wissen?
K: Danke für das Interview und den Support! Ich möchte nur sagen, dass wir sehr bald ein Video für den Songt „The Wreathing Serpent“ veröffentlichen werden, also schaut danach. Alle News zu uns findet Ihr auf unser Facebook-Seite! Cheers!