Dark Quarterer – Pompei
Band: Dark Quarterer
Titel: Pompei
Label: Cruz Del Sur
VÖ: 06/11/2020
Genre: Progressive Epic Metal
Bewertung: 5/5
Diese Scheibe ist von Beginn an ein akustisches Breitwanderlebnis in 4D, das einen mit seiner Atmosphäre, technischem Können und furioser Dynamik, Achterbahnriffs und -melodien unaufhaltsam mitreißt.
Dass ich DARK QUARTERER bisher nicht wirklich kannte, stellt sich schon mit dem Opener „Vesuvius“ als intolerable Bildungslücke heraus: Da gibt es von feinsten Epic Doom-Momenten, die mich an Großtaten von CANDLEMASS und den Maltesern FORSAKEN denken lassen, bis hin zu entfesselt proggendem DEEP PURPLE-Hardrock, beinahe Queen´schen Pathos und überwältigender URIAH HEEP-Epik einfach ALLES!
Nicht zuletzt wird das alles von der nicht nur außergewöhnlich starken, sondern auch erstaunlich variablen und ausdrucksreichen Stimme von Bandgründer Gianni Nepi gekrönt.
Während ich also von „Welcome To The Day Of Death” und “Panic” auf ungebrochen unvergleichlichem Niveau weiter unterhalten werde, kann ich kaum fassen, dass mir auf den aktuelleren Bandfotos derart betagte Herren entgegensehen. Denn die Musik ist doch ganz klar die von jungen Göttern?!
Das ungeheuer dynamische und dramatische „Plinius The Elder“ hebt die Messlatte noch einmal. Alleine wie sich dieser Song am Ende gekonnt in unfassbare Höhen der Spannung steigert, zeigt: Das ist eine dieser Scheiben, die über Jahre und Jahrzehnte ihresgleichen suchen.
Zwischendurch etwas Bandgeschichte: DARK QUARTERER sind eine italienische Formation, die sich in den 80ern zunächst unter anderem Namen begründete. Damals hätte man mit eigenen Nummern kaum Chancen in Italien gehabt, sodass jeder nur mit Coversongs aufspielte. DARK QUARTERER pfiffen da irgendwann drauf und veröffentlichten 1987 ihr Debüt. Da die Band zu 100% Qualität gegenüber Quantität bevorzugt, ist „Pompeius“ nun auch erst das siebte Studioalbum.
„Gladiator“ glänzt thematisch und musikalisch als metallischster aller Tracks, wobei Subgenres in diesem großen apokalyptischen Klangdrama eh nur noch Schall und Rauch sind. „Forever“ wirkt dann streckenweise wie eine Queen-Ballade aus einem düsteren Paralleluniversum, und bietet damit den passenden Abschluss für ein Album, das wie ein epochales Naturereignis imponiert und schon allein damit dem Konzept um den Untergang der Stadt Pompei gerecht wird. Dass zudem die Texte sehr effektiv und intelligent sind, wirkt da fast nur noch wie ein zusätzliches Accessoire.
Fazit: Ein vor Können und Kreativität strotzendes, episches Monster von einem Album, wie es ehrfurchtgebietender kaum sein könnte. Es anders als am Stück durchzuhören wäre beinahe unerträglich. Nicht geeignet ist es lediglich für Mitklatsch-Detlefs und Mitsing-Marions, die abseits einer simplen Strophe-Refrain-Struktur sofort überfordert sind. Alle anderen dürfen hier ehrfurchtsvoll in den Staub sinken.
Tracklist
01. Vesuvius
02. Welcome to the Day of Death
03. Panic
04. Plinius the Elder
05. Gladiator
06. Forever
Besetzung
Gianni Nepi (Bass, Vocals)
Paolo „Nipa“ Ninci (Drums)
Francesco Sozzi (Guitars)
Francesco Longhi (Keyboards)