Scorpions – Rock Believer
Band: Scorpions
Titel: Rock Believer
Label: Vertigo Records
VÖ: 25. Februar 2022
Genre: Hardrock
Der Prophet im eigenen Land…
Zwar sind die SCORPIONS weltweit geachtet als einer der Wegbereiter des Heavy Metal,
aber irgendwie setzt man sie in ihrer Heimat mit Balladen, Kommerz und Altherrenrock in Verbindung.
So sehr sogar, daß man den triumphalen Siegeszug der fünf herausragendsten Alben von ´77 bis ´84 gerne leugnet oder auf ein bis drei Werke reduziert und die sehr starken Spätwerke ignoriert.
Vom sträflich unterbewerteten Face The Heat und dem am unter dem vierten Song leidenden, großartigen Crazy World will ich erst gar nicht anfangen.
Schluß mit lustig!
Darum ist jetzt Schluß mit lustig! Das ganze Herumgemäkel an einer der wichtigsten, größten und auch besten Hartwurstmetzgereien aller Zeiten geht mir schon lange gegen die Hutschur und ich bin der Band echt dankbar, daß sie nicht wieder (wie mit Return To Forever) „nur“ solides Handwerk abliefert oder nach EyeIIEye und Comeblack den dritten Albentot stirbt, was mir ein starkes Fundament für viel Lob bietet.
Auch wenn das Cover eines der schlechtesten ist, welches jemals vor meine Augen trat und ich statt Call Of The Wild lieber Shoot For Your Heart (von der Deluxe Edition) im regulären Teil des Albums gesehen hätte. Hinzu kommt, dass Meine auch im hohen Alter wohl kein Weltklassepoet mehr werden wird.
Das war es dann aber, denn ROCK BELIEVER hat ansonsten nichts, was man objektiv bemängeln kann, jedoch eine Menge, was herausragt.
Da wäre die Produktion , die fett und erdig daherkommt, die sensationelle Gitarrenarbeit, ein Mikkey Dee der Hermann Rarebell vergessen macht und einen über siebzigjährigen Sänger, der sensationell in Form ist.
Bock auf Rock!
Das mit leichten AC/DC – Vibes ausgestattete Eröffnungsstück Gas In The Tank besticht durch knackige Riffs und einem typisch eingängigen Refrain, die nicht sofort zündenden Roots In My Boots (erinnert entfernt an ein Gemenge aus Lovedrive und Dynamite) und Knock `Em Dead (welches eindeutig an Can`t Get Enough angelehnt ist, aber auch Hold Me Tight – Verweise und dezente Anspielungen an Big City Nights sind zu vernehmen) sind absolute Grower, bevor mit dem Titellied unbestritten einer der wohl in Zukunft größten Hits der Band folgt.
Aus alt mach neu.
Damit noch nicht genug, gibt es mit Shining Of Your Soul (hier hört man Is Anybody There? raus, aber das Hauptriff klingt wie das von No Pain, No Gain in einer Uli Jon Roth – Version!) und Seventh Sun (Epikrocker, der zwischen In Trance und Crying Days paßt) gleich zwei moderne Huldigungen an die Siebziger, bevor man mit Hot And Cold (stellt euch Twentieth Century Man und Lust Or Love mit Unholy Alliance – Groove vor!) das Niveau locker hält, um anschließend mit When I Lay My Bones To Rest dem Rock `N Roll wie seit Now! nicht mehr zu huldigen.
Daß Peacemaker ordentlich ins Trommelfell scherberlt sollte mittlerweile jeder genauso wissen wie die obligatorische (und textlich wie musikalisch starke) Ballade zum Abschluß zu erwarten ist.
Rock Believer wird bei vielen für einen Blackout sorgen!
Nach den vorab veröffentlichten Stücken hatte ich die wage Hoffnung, eventuell das beste Werk seit 1984 begutachten zu dürfen. Daß die SCORPIONS aber im achtundfünfzigsten Jahr ihres Bestehens mit ihrem neunzehnten Werk das beste seit vierzig Lenzen abliefern, ohne sich zu kopieren, sondern sich einfach auf ihre Stärken besinnen… meine Fresse!
Tracklist
01. Gas In The Tank
02. Roots In My Boots
03. Knock ‚Em Dead
04. Rock Believer
05. Shining Of Your Soul
06. Seventh Sun
07. Hot And Cold
08. When I Lay My Bones To Rest
09. Peacemaker
10. Call Of The Wild
11. When You Know (Where You Come From)
Besetzung
Klaus Meine – Gesang
Rudolf Schenker – Gitarren, Begleitgesang
Matthias Jabs – Führungs-, Rhythmus-, Akusstikgitarren
Pawel Maciwoda – Bassgitarre
Mikkey Dee – Schlagzeug