WILDSTYLE & TATTOO MESSE ist in Österreich durchaus bekannt. Man könnte sogar sagen, bekannt wie ein bunter Hund. Etliches gibt es dort für den eingefleischten Tattoo oder betiteln wir es als Body Modification Freund zu entdecken. Dass es weitaus mehr als eine reine Infomesse für Freunde des Tattoo, Piercing und dergleichen ist, weiß man. Bis dato wurde diese Veranstaltung stets mit Freak Shows und Show-Einlagen leicht bekleideter Mädchen aufgewertet. Insbesondere die Freak-Shows sind für meinen Geschmack ein ordentlicher Hingucker. Dass dies alleine nicht ausreicht, um das verwöhnte Publikum bei Laune zu halten, hat wohl die Veranstalter dazu verleitet, Bands dort auftreten zu lassen. Einmal mehr wurde zur Konvention gerufen und speziell der angekündigte Auftritt der deutschen Thrash Legende SODOM ließ zahlreich die Leute zum Salzburger Messegelände strömen. Vor der Halle wurde kulinarisch mit einem Streetfood Festival aufgewartet. Preislich im grünen Bereich konnte sich der hungernde Pilger dort mit ausgefallenen Spezialitäten stärken.
Die Freakshows wurden mit den THE WILD STYLE SHOWGIRLS eingeläutet. Nicht unbedingt mein Geschmack, aber wie hat es die Lindenstraße Hausmeisterin Else Kling in der Müller Werbung trefflich gesagt: „Jo mei wonns sche mocht“! Das erste Highlight war das Pärchen aus Irland MAIYA und GEORGIE RAMONE besser bekannt unter dem Künstlernamen SIN CITY SIDESHOW, welche mit ihrem leicht Zirkusartisten lastigen Einlagen und viel Witz und Spaß in den Backen das Publikum unterhielt. Gefolgt vom lustigen, fast schon Ulknudel lastigen KIROS – THE TWISTED MAN, der Sachen vorführte, welche man zwar nicht zu Hause, allerdings in der Schule nachgemacht werden sollte und er als flexibler Single noch zu haben sei (kleine Scherze von ihm am Rande). Der Schlussakkord der Freak-Show wurde vom THE ENIGMA – THE PUZZLEMAN geboten. Welcher erschreckendes mit seinem Körper anstellte, dagegen ein superber Hingucker.
Als sogenannter Warm Up in Sachen Bands wurde von Deutschlands Speerspitze des Rock’n’Roll, den V8 WANKERS geboten. Auf Album uneingeschränkt in meinem Gedächtnis ein Begriff, da ihre lockere, leicht prollige Art passt zu solch einem Ereignis bzw. einem Biker Festival. Wenngleich nur wenige in Salzburg mit dem Material betraut gewesen sein durften, zumindest machte es den Anschein, schienen die Jungs zur frühen Stunde auf ein gut gelauntes Publikum bauen zu können. Mitsingparts waren leider Gottes weniger der Fall, jedoch wurden die Songs und die Band artig beklatscht und von einigen eingefleischten Liebhabern des Rock’n’Roll abgefeiert. Persönlich habe ich nicht wirklich spektakuläres erwartet, wurde im Gegensatz hierzu eines Besseren belehrt. Ihre leicht prollige Art kam auf der Bühne gut rüber und es schiene den Anschein zu haben, dass die Herrschaften viel Spielfreude und Spaß mitgebracht haben zu schien.
Leichte Soundprobleme zu Beginn wurden gekonnt und versiert beiseitegeschoben und das Quartett erspielte sich weiterhin die Gunst des Publikums. Der Querschnitt aus Rock und Punk mit dem prolligen Beigeschmack war gut anzuhören und hätte bei mehr Bier und einer späteren Stunde definitiv zu einer frenetischen Party gesorgt. Außerdem ist Salzburg vermehrt für seinen härteren Musikgeschmack bekannt, was man vorab beim Blick auf die Shirts der Besucher erhaschen konnte.
40 Jahre im Thrash Business und ein Grundbaustein der German Four des Thrash Metal. Wer dies von sich behaupten kann, der darf sich uneingeschränkt als Legende titulieren. SODOM aus Gelsenkirchen (Founded 1982) gehören zu den Wegbereitern vieler Thrash Metal Acts und darüber hinaus im als Einfluss etlicher Black Metal Kapellen. Als nach kurzer Umbauphase die Band auf die Bühne kam, wurde sie unter frenetischem Jubel empfangen. Die Truppe, insbesondere Thomas Such alias Tom Angelripper und Frank Gosdzik alias Frank Blackfire sind ja in die Jahre gekommen. Im Kontrast hierzu war vom Alter nichts zu merken.
Eher im Gegenteil, die Urgesteine lieferten eine Show, dass jeder Die Hard SODOM Fan Freuden Pippi in den Augen hatte. Gekonnt wurde aus der Hittrickkiste eine Granate nach der anderen befördert und tight dem hungrigen Volk vor der Bühne in den Rachen gestopft. Ausgelassene Feierstimmung und Thrash Tanzeinlagen schienen dem Act auf der Bühne zu gefallen. Die Euphorie seitens des Salzburger Publikums scheint selbst den alten Hasen Onkel Tom Angelripper überrascht zu haben. Selbst nach gut 20 Jahren Abwesenheit in der Mozartstadt, scheinen viele Fans hierzulande zum Stein des Anstoßes genommen zu haben ihrer Thrash Legende ordentlich zu huldigen. Sichtlich begeistert und etwas ungläubig genoss der Fronter den Zuspruch und badete in den Jubelchorgesängen der Besucher.
Nebst starkem Gesang und gutem Spiel unterbreitete der gute Onkel Tom, dass er gelinde gesagt eine sogenannte coole Rampensau ist und mit leichtem Witz, nebst Ansagen im leichtem Ruhrpott Dialekt die Show merklich auflockerte. Das Potpourri durch die 40-jährige Schaffensphase des Gelsenkirchner Thrash Unikums beschränkte sich beinahe ausschließlich auf die frühe Phase des Acts. Dieses Hit-Feuerwerk ließ grundsätzlich keine Wünsche offen, lediglich lockere Nummern a la „Die Stumme Ursel“, „Wachturm“ oder „Knarrenheinz“ wurden für meinen Geschmack schmerzlich vermisst. Anyway ist seitens meiner Person bloß ein Jammern auf großem Niveau, im Gegenzug gab es einen kunterbunten Thrash Blumenstrauß, welcher einfach göttlich war. Im gesamten gesehen war es gar nicht mal die besondere Setlist, die der Show ihren Reiz verlieh.
Vielmehr war es das Quartett im Ganzen, welches mit großer Spielfreude und viel Spaß in den Backen ernste Themen auf die Schippe nahm und das Publikum zum Feiern brachte. Somit wurde ein grenzgenialer Auftritt abgeliefert, welche vielen Fans in Salzburg in ewiger Erinnerung bleiben wird. Die Schlussaktion wurde durch den Gassenhauer „Ausgebombt“ und der Zugabe „Bombenhagel“ geliefert, bevor man ein sichtlich euphorisches Publikum zurückließ. Ein großes Manko, das ich anzumerken habe, war die Tatsache, dass man keine Band Devotionalen erstehen konnte. Hoffentlich bei einer baldigen Rückkehr in die Mozartstadt, denn diese erwartet definitiv die Rückkehr von SODOM.
Setlist
01. One Step Over the Line
02. Sodomized
03. Agent Orange
04. Sodom & Gomorrah
05. Tired and Red
06. Conflagration
07. Christ Passion
08. Sodomy and Lust
09. Outbreak of Evil
10. Surfin‘ Bird (The Trashmen cover)
11. Glock ’n‘ Roll
12. The Saw Is the Law
13. Nuclear Winter
14. Caligula
15. Blasphemer
16. Remember the Fallen
17. Ausgebombt
Zugabe:
18. Bombenhagel