PAIN, ENSIFERUM, ELEINE & RYUJIN: „I Am On“-Tour – Live-Bericht
PAIN besuchten am 3. November anlässlich ihrer „I Am On“-Tour die Wiener SimmCity. Mit dabei waren ENSIFERUM als Special Guest, sowie ELEINE und RYUJIN. Alle Fotos vom Abend gibt es hier!
Ryujin
Zehn Minuten bevor RYUJIN die Bühne stürmten, herrschte noch gähnende Leere in der SimmCity. Eine Handvoll Leute hatte es sich bereits in der ersten in der Reihe gemütlich gemacht. Vom ursprünglich ausverkauften Konzert in der Szene, welches aufgrund der hohen Nachfrage in die SimmCity hochverlegt wurde, merkte man da noch nichts. Gefühlt tummelten sich mehr Menschen im engen Fotograben als in der Halle selbst.
Ich interpretierte die Leere als Desinteresse seitens des Publikums, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Ein kurzer Blick vom Kameradisplay Richtung Publikum ließ mich erstaunen – die SimmCity hatte sich plötzlich ordentlich gefüllt. Ganz offensichtlich kamen RYUJIN, eine aus Japan stammende Band, die ursprünglich „Gyze“ hieß, sehr gut bei den Leuten an.
Als Opener haben die Jungs einen tollen Job gemacht. Viel Interaktion mit dem Publikum spielte der Band Sympathiepunkte ein. Darüber hinaus ist ihr „Samurai Metal“ so energievoll wie melodisch und dadurch wunderbar zugänglich. Gleichzeitig kommt durch den japanischen Einfluss ein Sound zustande, der für unsere westlich geprägten Ohren sofort das Interesse weckt.
Obwohl RYUJIN nur vier Lieder spielten, steigerte sich die Stimmung kontinuierlich. Die Leute wurden zunehmend lockerer – was auch auf die Bandmitglieder zutraf. Als Abschluss spielten die selbst ernannten Samurai Metaller „Raijin & Fujin“. In der Studioalbumversion singt Matt Heafy von TRIVIUM, welcher sogar Manager der Band ist, die Clean-Parts. Live konnte uns Sänger und Lead-Gitarrist Ryoji Shinomoto demonstrieren, dass er nicht nur freche Growls, sondern auch schöne Clean Vocals draufhat!
Setlist
- Asian Chaos
- Samurai Metal
- Dragon Calling
- Raijin & Fujin
Eleine
ELEINE sind längst keine Unbekannten mehr. Seit ihrer Gründung vor mehr als zehn Jahren sind sie regelmäßig auf Europas Bühnen zu sehen – sogar Tokio hat die Band bereits besucht! Als Support-Act für Bands wie MOONSPELL und SONATA ARCTICA konnten sie ihren Bekanntheitsradius immer weiter ausbauen.
Ich selbst habe die Band 2019 kennengelernt als sie ihre EP „All Shall Burn“ veröffentlichten. Umso gespannter war ich, die Truppe endlich mal in Fleisch und Blut performen zu sehen. Tatsächlich hat mich ihr Auftritt extrem positiv überrascht. Die Band war dynamisch, sympathisch und mit voller Leidenschaft dabei.
Ihr Set war großartig ausbalanciert. Die Mischung aus energievollen und ruhigeren Songs war gut gewählt. Außerdem nahm sich die Band zwischendurch Zeit, um mit dem Publikum zu interagieren und zu kommunizieren. Rikard und Madeleine sprachen immer wieder ein paar Worte auf Deutsch mit ihrem sympathischen schwedischen Akzent, wechselten dann aber ins komfortablere Englisch.
Für den letzten Song ihres Auftritts, „Death Incarnate“, hat sich die Formation ein Duell ausgedacht, indem das Publikum mit Rikards „big sword of nothing“ zweigeteilt wurde. Team 1 sollte auf Rikards Befehl „I’m death incarnate“ schreien, Team 2 auf Madeleines. Nach einigen Durchgängen riefen die beiden ihr Kommando wieder zurück. Rikard meinte, sie würden dieses Spielchen auf allen ihren Konzerten spielen: „… to show everyone how fucking awkward it is to compete … Get back together because we are united. Let’s do this one last time – together“. Eine schöne Lektion, bei der ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen konnte!
Insgesamt war es ein beeindruckender, kurzweiliger Auftritt von ELEINE. Das Publikum war ebenfalls begeistert. Man konnte an den ELEINE-Shirts erkennen, dass einige Fans vor Ort waren. Der Sound war noch einmal besser als zuvor bei RYUJIN, dafür war die Bühnenbeleuchtung düsterer.
Setlist
1. Enemies
2. Never Forget
3. We Are Legion
4. War Das Alles
5. Blood in Their Eyes
6. Ava of Death
7. We Shall Remain
8. Death Incarnate
Ensiferum
Bei ENSIFERUM war es bereits schwieriger, sich zwischen den Leuten durchzukämpfen. Die gute Laune, welche die Finnen in ihrer Musik und Performance verbreitet, hat die Menge sofort angesteckt. Ihr folklorischer Melo-Death-Metal eignet sich fürs Headbangen mindestens so gut wie fürs fröhliche Herumhüpfen.
Dass ENSIFERUM bereits eine etablierte Größe in der Szene sind, zeigte sich bereits an den vielen Fans mit entsprechendem Band-Merch. Die Stimmung war ausgelassen von der ersten bis zur letzten Sekunde. Wer mit der finnischen Partie noch nicht vertraut gewesen war, war es spätestens am Ende des Konzerts. Es wurde fleißig mit dem Publikum interagiert. Wir wurden liebevoll als „Heathen Horde“ bezeichnet, als besagtes Lied gespielt wurde. Ein gediegener Mosh Pit formierte sich vorne, als die ersten Takte von „One Man Army“ ertönten. Während „Lai Lai Hei“ wurden wir von Bassist Sami Hinkka zum Mitsingen animiert.
Schließlich verriet uns die Band vor ihrer letzten Nummer, dass sie nach der Tour sofort ins Studio gehen werden, um ein neues Album aufzunehmen. Dies würde bereits das neunte in ihrer Diskographie sein – wir sind gespannt und freuen uns auf einen weiteren Besuch in Österreich!
ENSIFERUM verabschiedeten sich mit einem grölenden „Dankeschön“. Die Band hatte fünf Minuten früher begonnen und fünf Minuten früher aufgehört zu spielen… da wäre sich doch noch locker eine Zugabe ausgegangen! Insgesamt war die Performance wieder extrem kurzweilig und unterhaltsam. Zwar glich die SimmCity noch keiner finnischen Sauna, aber wir waren dicht dran!
Setlist
1. Andromeda
2. In My Sword I Trust
3. Run From the Crushing Tide
4. For Sirens
5. Twilight Tavern
6. Heathen Horde
7. One Man Army
8. Lai Lai Hei
9. Two of Spades
Pain
Da ENSIFERUM früher als gedacht die Bühne verlassen hatten, dachte man, PAIN würden etwas früher mit ihrer Show beginnen. Stattdessen mussten wir doch bis zur geplanten Zeit warten. Gleich zu Beginn wurde ein kurzer Animationsclip eingeblendet, der die Band ankündigte. PAIN starteten ihr Set mit ihrem Hit „Let Me Out“.
Die Mitglieder präsentierten sich von Anfang an als leidenschaftliche Performer. Es war interessant, Peter Tägtgren in seiner Rolle als PAIN-Frontmann zu beobachten. Viele kennen ihn hauptsächlich als Gitarrist und Sänger der Death-Metal-Formation HYPOCRISY, wo er überhaupt nicht clean singt. Umso spannender ist es, dass er diese ausgelassenen Rock- und teilweise Pop-lastigen Lieder schreibt, in denen er beinahe ausschließlich clean singt.
Wenn Tägtgren einmal nicht Gitarre spielen musste, ließ er seine Gestik und Mimik sprechen. Er verkörperte die Lieder mit solch einer Freude und Leidenschaft, dass es ein Genuss war, ihm zuzusehen. Die restliche Band war nicht weniger leidenschaftlich bei der Sache. Zusammen sorgten sie für eine großartige Stimmung und einen signifikanten Temperaturanstieg.
Zwischendurch wurden immer wieder kurze Animationsvideos eingeblendet, welche das nächste Lied ankündigten. Ein Video von SABATONs Sänger Joakim Brodén, indem er bei „Call Me“ mitsang, sorgte für einen Überraschungsmoment. Aber es macht Sinn, wenn man weiß, dass er im Original eigentlich mitsingt.
Vor „Have A Drink On Me“ stellte uns Tägtgren seine Live-Band vor, darunter seinen Sohn Sebastian am Schlagzeug als „straight from my balls“. Für „Party In My Head“ warf sich die Band in Schale und spielte mit flauschigen Jacken, lustigen Brillen und anderen farbenfrohen Kleidungsstücken. Langweilig wurde der Auftritt nicht!
Das letzte Lied „Shut Your Mouth” war definitiv das bekannteste. Die Menge tobte und gab noch einmal ihr Bestes, um den Abend unvergesslich zu machen. Ein kurzes Drum-Solo am Ende signalisierte uns, dass es Zeit war, nachhause zu gehen.
Fazit: Alle vier Bands waren unterhaltsam und dynamisch. Der Abend verging sehr schnell und war perfekt getaktet mit nur kurzen Wartezeiten zwischen den Sets. Soundtechnisch gab es nichts auszusetzen. Ich denke, ich spreche für alle Anwesenden, wenn ich sage, dass das Line-Up fantastisch war und der Abend eine Menge Spaß bereitet hat!
Setlist
1. Let Me Out
2. End of the Line
3. Nailed to the Ground
4. The Great Pretender
5. Call Me
6. Walking on Glass
7. Revolution
8. Zombie Slam
9. Suicide Machine
10. Monkey Business
11. Coming Home
12. Have a Drink on Me
13. Same Old Song
14. It’s Only Them
15. Bye/Die
16. Gimme Shelter(The Rolling Stones cover)
17. Party in My Head
18. I’m Going In
19. Shut Your Mouth