Suffocation 16.03.25. ((szene)) Wien

Suffocation 16.03.25. ((szene)) Wien

Suffocation & Guests – Eine Lehrstunde in Brutalität

Ein Abend, der ganz im Zeichen extremer Klänge stand: Fünf Bands, jede mit ihrem eigenen Stil, aber alle vereint durch eine kompromisslose Härte. Von modernem Deathcore über crustigen Death Metal bis hin zur unangefochtenen Brutalität von Suffocation – das Line-up versprach eine musikalische Abrissbirne.

 

Suffocation Live

Während die ersten vier Bands das Publikum mit drückenden Riffs, düsterer Atmosphäre und energiegeladenen Performances auf Betriebstemperatur brachten, sollte der Headliner des Abends keine Wünsche offenlassen. Suffocation, eine der einflussreichsten Death-Metal-Bands aller Zeiten, standen bereit, um einmal mehr zu beweisen, dass sie auf der Bühne eine Naturgewalt sind.

Mélancolia LiveMélancolia

Die junge Deathcore-Band aus Melbourne, Australien, die erst 2022 gegründet wurde, eröffnete den Abend mit einem energiegeladenen Set. Sie spielten Songs von ihrem bislang einzigen Album HissThroughRottenTeeth (2023), einem durchweg soliden und vielversprechenden Debüt. Beeindruckende Drums und kraftvolle Riffs trafen auf melodische Leads, während Sänger Alex Hill mit typischen Deathcore-Vocals das Geschehen dominierte. Hier und da schlichen sich einige experimentelle Passagen ein.

Den Abschluss bildete der Titeltrack HissThroughRottenTeeth, der im Vergleich zum restlichen Set ein deutlich langsameres Tempo hatte. Das kühlte die aufgeheizte Stimmung etwas ab, während sich das Publikum allmählich für den weiteren Abend sammelte.

Alles in allem ein guter, wenn auch kurzer Auftakt für die folgenden Bands.

Setlist

01. Horror_Ethereal
02. Dread Will Follow
03. God Tongue
04. HissThroughRottenTeeth

Carcosa Live

Carcosa

Als Nächstes betraten Carcosa die Bühne – eine Deathcore-/Progressive-Deathcore-Band aus Vancouver, Kanada. Ihr Set bestand hauptsächlich aus Songs ihres einzigen Albums Anthology (2021), ergänzt durch ihre beiden Singles.

Frontmann Johnny Ciardullo überzeugte nicht nur mit seiner Bühnenpräsenz, sondern auch mit einer enormen stimmlichen Bandbreite. Von tiefsten Growls über Screams bis hin zu Pig Squeals deckte er alles ab und dominierte mit seiner Energie das Geschehen.

Wie es sich für eine Deathcore-Band gehört, war der Auftritt geprägt von abrupten Tempowechseln, Breakdowns und zahlreichen Interaktionen mit dem Publikum. Eine Besonderheit: Carcosa spielen live ohne Bassisten, was für eine gewisse klangliche Lücke sorgt – zumindest für diejenigen, die darauf achten.

Obwohl dies ihre erste Europatour war, hatten sie bereits eine kleine, aber engagierte Fangemeinde. Ein dynamischer und kraftvoller Auftritt, auch wenn die Instrumentierung auf der Bühne etwas ungewohnt wirkte.

Setlist

01. Born to Lose
02. Vanta Black
03. Our Scars
04. A Plague
05. Nihilus
06. Vermin

Fuming Mouth

Weiter ging es mit Fuming Mouth, einer Death Metal/Crust-Hardcore-Band aus den USA. Die 2013 gegründete Truppe hat bislang zwei Alben und diverse EPs veröffentlicht.

Musikalisch bewegte sich das Ganze in typischer Hardcore-Manier: Konfrontative Attitüde, einfache, aber druckvolle Riffs und aggressive Vocals von Sänger/Gitarrist Mark Whelan, dem man seinen Frust und seine Wut in jeder Zeile anmerkte. Obwohl das Tempo der Songs eher gemächlich war, gelang es ihnen, das Publikum anzuheizen und schließlich mit dem letzten Song einen soliden Moshpit zu entfachen.

Fuming Mouth Live

Etwas untypisch für die rohe Hardcore-Ästhetik war der Einsatz von Playbacks – sowohl zu Beginn des Sets als auch zwischen und während der Songs. Das ließ die Live-Performance stellenweise etwas weniger organisch wirken. Trotzdem punkteten sie mit einer kompromisslosen Punk-Attitude.

 

Setlist

01. Nothing to Bleed
02. Master of Extremity
03. Out of Time
04. I’ll Find You
05. Burial Practices
06. The Silence Beyond Life
07. Visions of Purgatory

AngelMaker

Kaum war die Bühne frei, wurde es plötzlich eng: AngelMaker aus Kanada, eine siebenköpfige Deathcore-Band, nahmen nahezu den gesamten Platz ein. 2011 gegründet, brachten sie deutlich mehr Erfahrung mit als die vorherigen Acts.

AngelMaker Live

Mit drei Alben im Gepäck sind sie längst eine etablierte Größe – nicht nur in ihrer Heimat. Auch im Publikum waren viele Fans auszumachen, die direkt beim ersten Song einen Moshpit starteten. Die Band enttäuschte nicht: Hohe Energie auf der Bühne, technisch anspruchsvolle Songs und ein insgesamt abwechslungsreiches Set.

Ein Markenzeichen von AngelMaker sind ihre zwei Sänger, Casey Tyson-Pearce und Ian Bearer. Ihr Zusammenspiel funktionierte gut, auch wenn sich ihre Stimmen im Refrain oft stark ähnelten. Stilistisch deckten sie von hohen Screams über tiefe Growls bis hin zu Hardcore-Shouts alles ab – manchmal fast schon zu viel des Guten.

Sie haben einen druckvollen, schweren Basssound, für den Cole Rideout verantwortlich ist, während die Gitarren solide Riffs mit ausgefeilten Solos verbinden, die an manchen Stellen besonders hervorstechen. Bemerkenswert ist, dass Johnny Ciardullo – der zuvor bei Carcosa als Sänger auftrat – hier die Gitarre übernahm und damit seine Vielseitigkeit unter Beweis stellte. Und als kleines Spoiler-Detail: Später kehrte er noch einmal als Gastsänger für einen Suffocation-Klassiker zurück.

Erfahrung zahlt sich aus: Die Band wusste genau, wie sie das Publikum mitreißen konnte, und brachte es mit den letzten beiden Songs endgültig zum Kochen. Vielleicht eine etwas unkonventionelle Wahl als Support für Suffocation, aber spätestens jetzt war jeder bereit für das große Finale des Abends.

Setlist

01. Creators Conscience
02. Hollow Heart
03. Relinquished
04. Suffer Forever
05. Bloodthirster
06. A Dark Omen
07. Lazarus
08. Day/Day
09. Leech

Suffocation Live

Suffocation

Endlich Zeit für echten Death Metal!

Die legendären Suffocation zählen zu den Pionieren des Death Metal. Als Innovatoren des Genres haben sie nicht nur einen bleibenden Einfluss hinterlassen, sondern auch einige der Schlüsselelemente des technischen und brutalen Death Metal geprägt.

Gegründet 1988 in New York, galt ihr ursprünglicher Sänger Frank Mullen als einer der markantesten Death-Metal-Frontmänner überhaupt. Er wird oft als Pionier des tiefen, gurgelnden „Death Growls“ bezeichnet. Kurz nach der Bandgründung stieß sein Schulfreund Terrance Hobbs dazu, und wenig später erschien die EP Human Waste. Ihr darauffolgendes Debütalbum Effigy of the Forgotten wurde rasch zu einem Genre-Klassiker. Es folgten zwei weitere ikonische Alben: Breeding the Spawn und Pierced from Within, die Suffocation endgültig zu einer der angesehensten Death-Metal-Bands machten.

Nach ihrer Auflösung 1998 kehrten sie 2003 zurück und setzen seitdem ihren Weg im Königreich des Death Metal fort. Bassist Derek Boyer ist seit 2004 fester Bestandteil der Band. 2013 kündigte Frank Mullen an, nicht mehr regelmäßig mit der Band zu touren, 2019 verabschiedete er sich endgültig von Suffocation und der Musik.

Die aktuelle Besetzung, die auch an diesem Abend auf der Bühne stand:

  • Terrance Hobbs (Gitarre, seit 1990)
  • Derek Boyer (Bass, seit 2004)
  • Eric Morotti (Schlagzeug, seit 2016)
  • Charlie Errigo (Gitarre, seit 2016)
  • Ricky Myers (Gesang, seit 2019)

Suffocation entfesseln das Chaos

Vom ersten Ton an brachten Suffocation das Publikum in Bewegung. Ihr Sound ist pure Energie: Rasend schnelle Rhythmen, knallharte Riffs, finstere und erdrückende Atmosphäre, gutturale Vocals und erbarmungsloses Drumming – all das macht einen Suffocation-Gig aus.

Ricky Myers lieferte eine beeindruckende Gesangsperformance ab und bewies, dass er der Herausforderung als neuer Frontmann mehr als gewachsen ist. Es war eine Freude, Terrance Hobbs zu beobachten, der mit spürbarer Begeisterung die Klassiker spielte. Die Soli saßen perfekt zwischen den tief gestimmten, technisch ausgefeilten Riffs, während das Schlagzeug unerbittlich auf das Publikum einhämmerte. Selbst in langsameren Passagen verloren Suffocation nichts von ihrer Intensität – gemeinsam mit Derek Boyer mahlte Morotti das Publikum förmlich nieder.

Die Setlist war eine Reise durch ihre Bandgeschichte und bot eine starke Auswahl an Klassikern. Doch auch die neueren Songs wurden begeistert aufgenommen, auch wenn sie (noch) nicht den Kultstatus der älteren Tracks erreicht haben.

Ricky Myers LiveÜber eine Stunde lang gab es vernichtende Riffs, brutale Vocals und eine ungeheure Energie. Der Höhepunkt: das Finale mit „Liege of Inveracity“ und „Infecting the Crypts“ – ein gewaltiges Ende eines mitreißenden Konzerts!

Jeder, der glaubt, dass sich ein Suffocation-Konzert ohne Frank Mullen nicht lohnt (übrigens hat er sich komplett aus der Musik zurückgezogen), sollte seine Meinung überdenken. Ricky Myers liefert nicht nur stimmlich eine grandiose Leistung ab, sondern überzeugt auch mit seiner Bühnenpräsenz.

Ein Circle Pit von der ersten bis zur letzten Sekunde – etwas, das man nicht oft sieht, ohne dass eine Band explizit dazu aufruft. Suffocation bewiesen einmal mehr, warum sie zur Elite des Death Metal gehören. Was für ein Set!

Suffocation Live

Setlist

01. Thrones of Blood
02. Seraphim Enslavement
03. Effigy of the Forgotten
04. Dim Veil of Obscurity
05. Entrails of You
06. Hymns From the Apocrypha
07. Funeral Inception
08. Pierced From Within
09. Catatonia
10. Clarity Through Deprivation
11. Breeding the Spawn
12. Liege of Inveracity
13. Infecting the Crypts

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