Um die Band selbst zur Still Scum EP zu zitieren: „Wir bestehen aus Erinnerungen, und wir sind die Letzten, die sich erinnern werden. In dieser schnelllebigen Welt verblasst und verlangsamt sich diese Szene.“
WHISKEY RITUAL, eine energiegeladene Black-Metal-Band, gegründet 2008, vereint Mitglieder von Forgotten Tomb mit weiteren talentierten Musikern. Ihr Sound ist stark von der Black-’n‘-Roll-Szene geprägt und zieht seine Inspiration sowohl aus dem kompromisslosen Punkrock als auch aus frostigen Black-Metal-Elementen.
Ursprünglich als Nebenprojekt ins Leben gerufen, entwickelte sich Whiskey Ritual mit der Zeit zu einer vollwertigen Band. Gegründet wurde sie 2008 in Parma, Italien, und drei der ursprünglichen Mitglieder sind bis heute dabei: Asher (Caronte, ex-Domina Noctis, ex-Willow at Moon, Kirlian Camera, ex-Dunkel Nacht, ex-Forgotten Tomb, ex-Tulpa, ex-Nocturnal Depression (live), ex-Congregation of Misery, ex-Psycho ’78) am Schlagzeug, A. (ex-Forgotten Tomb) an der Leadgitarre und Dorian Bones (Caronte, ex-Speed Dragons, ex-The Wraiths Orchestra) am Gesang. 2015 stieß H. Desecrator (ex-From the Depth) als Rhythmusgitarrist hinzu, und 2019 wurde die Besetzung durch Bassist Mitja (Death SS, Distruzione, Beggars On Highway, Browbeat) vervollständigt.
Die Definition von Black ’n‘ Roll lautet: ein Stil des Black Metal, der Elemente des 1970er-Hard-Rock und Rock ’n‘ Roll integriert. Bei WHISKEY RITUAL nehmen die Punkrock-Elemente jedoch eine zentrale Rolle ein.
Cover-Versionen bekannter Punk- und Hard-Rock-Songs
Still Scum ist eine EP, die sich Cover-Versionen bekannter Punk-Songs widmet. Der Einfluss des Punkrock auf die Anfänge des Metal ist unbestreitbar, und es ist interessant, diese Verbindung hin und wieder erneut zu hören. Alles natürlich überlagert mit dem typischen Black-Metal-Sound.
„Borstal Breakout“ eröffnet die EP im klassischen Black-’n‘-Roll-Stil mit einer guten Prise Punk. Ein sehr lebendiger Song, im Original eine Single aus dem Jahr 1978 von Sham 69, einer britischen Punkrock-Band.
„Real Wild Child“ bringt etwas Ruhe ins Spiel. Das Tempo wird gedrosselt, die Vocals brüllen den Hörer direkt an. Der von Iggy Pop berühmt gemachte Song ist eigentlich eine Cover-Version eines Originals von 1958, geschrieben und interpretiert von Johnny O’Keefe. Ein waschechter Rock-’n‘-Roll-Song mit einem einfachen, aber effektiven, sich wiederholenden Riff. Das Gesamtbild ist positiv, der Refrain (mit einer klaren Iggy-Pop-Atmosphäre) erinnert an einen feuchtfröhlichen Kneipenchor. Musikalisch bewegt sich das Stück eher in Richtung Hardrock mit einem Black-Metal-Tremolo-Lead. Die Mischung der Einflüsse führt zu einer beeindruckenden Neuinterpretation eines Klassikers.
„We’re Coming Back“ ist eine weitere Punkrock-Cover-Version, dieses Mal vom britischen Punk-Urgestein Cock Sparrer, aus dem 1982 erschienenen Album Shock Troops. Ein markanter Basslauf, schnelle Riffs und eine aufrührerische Gangshout-Passage am Ende verleihen dem Track seine besondere Note.
Mit „Get Off My Back“ bewegt sich die Band in den Hardcore-Punk-Bereich. Das Original stammt von The Casualties aus dem Jahr 2001. Schnelle Riffs, verzerrter Sound, harsche Vocals und aggressive Shout-Parts prägen das Bild. Ein kurzer, aber energiegeladener Song, der mitreißt.
„Mongoloid“ beginnt mit einer markanten Basslinie, die von einer blackened Gitarre begleitet wird. Growl- und Screaming-Vocals sorgen für eine völlig andere Atmosphäre als die vorherigen Tracks. Das Original stammt von Devo und war deren erste Single im Jahr 1977, später auf dem 1978er Album „Q: Are We Not Men? A: We Are Devo!“ enthalten. Hier wird das Terrain von New Wave und Post-Punk betreten, und der Song hebt sich deutlich von den übrigen Stücken ab.
„Who Will Save Rock ’n‘ Roll“ bildet den Abschluss der kurzen EP. Rock ’n‘ Roll muss gerettet werden – und WHISKEY RITUAL stellt erneut die Frage, wer das tun wird. Die Frage (und der Song) stammen ursprünglich von The Dictators aus dem Jahr 1997, und die Antwort bleibt weiter offen. Doch keine Sorge, Rock ’n‘ Roll ist gerettet und wohlauf. Musikalisch geht es hier stark in Richtung Hardrock mit Rock-’n‘-Roll-Einflüssen und nur einem Hauch Punkrock. Ein schönes Gitarrensolo rundet den Song und damit das Album mit einer positiven Note ab.
Frische Klänge, Energie – ein Genuss.
Die Produktion ist solide, die Mischung der verschiedenen Instrumente und musikalischen Einflüsse ist gelungen. Die Gitarren klingen scharf und druckvoll, während Bass und Drums eine leichte, gewollte Rohheit mitbringen. Die Vocals sind überwiegend harsche Growls und Snarls, doch einige Refrains setzen auf markante Gangshouts. Obwohl die EP eine fast schon historische Reise durch verschiedene Musikstile unternimmt, bleibt der Sound durchweg einheitlich.
Textlich orientiert sich das Werk an klassischen Punk-Themen: Drogen, Trunkenheit, Negativität und gesellschaftliche Missstände. Wie die Band selbst erklärt: „Niemals anpassen, immer gegen den Strom. Eine Frage der Attitüde. Eine nervige, verdammte Haltung, um am Ende allein und tot anzukommen.“
High-Energy-Metal mit elektrisierender Schärfe. Die hektische Mischung aus punkigem Rock und Black Metal sorgt für eine dynamische Klangkulisse. Ein gelungenes Experiment der Band – es gibt immer Songs, die mit einer neuen Orchestrierung und Interpretation zurückgebracht werden können.
Das beeindruckendste Element dieses Werks ist die unbändige Energie, die es entfacht. Frischer Sound, ein Genuss beim Hören.
Fazit: WHISKEY RITUAL haben mit dieser EP ihr Ziel erreicht – Nostalgie zu wecken und Erinnerungen an die Vergangenheit aufleben zu lassen.
Tracklist
01. Borstal Breakout (Sham 69 cover)
02. Real Wild Child (Iggy Pop cover)
03. We’re Coming Back (Cock Sparrer cover)
04. Get Off My Back (The Casualties cover)
05. Mongoloid (Devo cover)
06. Who Will Save Rock`n`Roll (The Dictators cover)
Besetzung
Asher – Drums
A. – Lead Guitar
Dorian Bones – Vocals
H. Desecrator – Rythm Guitar
Mitja – Bass