Bands: Rammstein, Thirty Seconds To Mars, Airbourne, Within Temptation, A Day To Remember, Sabaton, Five Finger Death Punch, Coal Chamber, Kreator, Anti-Flag, Testament, P.O.D., Gallows, Hellyeah, Heaven’s Basement, The Ghost Inside and more Date: 14.06 – 16.06.13 Venue: Pannonia Fields II, Nickelsdorf
Die Pannonia Fields II im burgenländischen Nickelsdorf sind ja eine ganz normale landwirtschaftliche Fläche ganz nahe an der ungarischen Grenze. An einem Wochenende im Juni verändert sich diese Situation jedoch schlagartig und auf dem riesigen Gelände regiert nur noch ein Begriff: Nova Rock. Zum neunten Mal findet das größte österreichische Rock-Festival unter der Leitung von Ewald Tatar und seiner Crew von Nova Music nun schon statt und wie jedes Jahr sorgt das Team nicht nur für ein starkes Lineup sondern treibt auch einen riesigen Aufwand um Bühnen, Essensstände, Einkaufsmöglichkeiten und sanitäre Anlagen auf das Gelände zu bringen. Nachdem in den letzten Jahren immer ein Feiertag am Nova-Wochenende dabei war und dadurch nicht nur das Gelände früher voll war, sondern auch die Autobahnen aufgrund des Urlauberverkehrs, war die Situation heuer gleich eine andere. Freie Fahrt bis Nickelsdorf und auch bei der Einfahrt zum Caravan-Campingplatz hielt sich der Stau in Grenzen. Es heißt zwar jedes Jahr, dass vor 10:00 Uhr jeder abgewiesen wird, ein Blick als Ankommender um ca. 11 Uhr deutet aber wohl wieder auf einen kleinen Scherz hin. Die erste Reihe des Caravan-Platzes ist schon fast bis nach Ungarn voll, große Zelte stehen schon, die ersten machen schon Party – für eine Stunde Öffnung ganz schön sportlich.
Das Nova Rock ist ja bei genauerer Betrachtung ein Festival voller Verbote: Glasverbot, keine Gaskocher, man darf keine Löcher graben, Pavillions sind nur erlaubt wenn sie die Hälfte des Zeltes verdecken. . Dazu kommt noch die fehlende Möglichkeit neben dem Auto zu campen, wenn man nicht gerade einen Caravan hat (laut Forum wären auch Kombis erlaubt). Das sind nur ein paar Einschränkungen auf dem 50000-Menschen Fest. Wie sieht es nun jedoch in der Realität aus? Ein Glasverbot interessiert nur teilweise, auf dem Caravan wird gar nicht kontrolliert, auf dem normalen Campingplatz auch nur beschränkt. Wenn man die Anzahl der explodierten Gaskartuschen nimmt, kann wohl auch kaum von großartigen Kontrollen gesprochen werden. Ein Blick vom Duschzelt aus auf das Gelände beantwortet auch die Frage des Pavillonverbots und ein Gang über den Caravan-Campingplatz lässt einen wirklich darüber nachdenken, ob heute schon jedes Auto als Kombi durchgeht (auch wenn es sich hier wirklich um Einzelfälle handelt). Ist dies vielleicht der Grund warum auch das Caravan-Ticket in diesem Jahr so eklatant gestiegen ist?
Um auf das Gelände zu kommen benötigt man normalerweise ein Einlassbändchen. Auf dem normalen Campingplatz wird das auch sehr stark kontrolliert, man kommt eigentlich nicht rein ohne vorher das Ticket gegen das Bändchen zu tauschen. Eine verständliche Vorgehensweise, die sich jedoch von der am Caravan-Campground sehr unterscheidet. Es wird zwar das Ticket kontrolliert, jedoch nur ob für das Auto ein Caravan-Ticket gelöst wurde. Wie viele Insassen in dem Fahrzeug sitzen ist zu diesem Zeitpunkt relativ egal. Ist ja so gesehen eigentlich auch egal, vor die Bühne kommt man nur mit Bändchen und das bekommt man in einem Zelt am Campground auch. Warum aber da niemand etwas davon weiß ob ich hier auch zu einem Presseband kommen kann beantworte ich jetzt nicht extra.
Am Caravan-Campground selbst gibt’s dann aber nicht viel zu meckern. Ausreichend Dixis, ein gratis Duschzelt (vielleicht wäre auch ein wenig kühleres Wasser nicht schlecht – ich zum Beispiel stehe nicht auf Verbrennungen) und gespülte Toiletten (die Comfort-Klos um 2€ erwähne ich mal einfach so) und auch Frühstücksmöglichkeiten sollten eigentlich für Zufriedenheit sorgen. Bei einem Spaziergang in Richtung normalem Campground fällt einem eine ähnliche Situation auf: riesiges Duschzelt, gespülte Toiletten und nun aber viel mehr Essesauswahl. Da ist wirklich wieder für jeden was dabei wobei man in diesem Jahr sogar auf steigende Preise im Vergleich zum letzten Jahr verzichtet hat. Der für viele Leute sehr interessante kleine Supermarkt gleich daneben muss natürlich auch extra erwähnt werden, denn auf einem Festival Bier um einen Euro erwerben zu können muss einfach zu einem großen Pluspunkt ernannt werden.
Natürlich haben am Nova Rock auch Bands gespielt. Tag Nummer eins geht für mich los mit den Amerikanern P.O.D., die ich eigentlich seit 10 Jahren, oder besser gesagt seit ihren Hits Alive und Youth Of The Nation schon tod geglaubt hatte. Der Sound der Nu-Metaller aus Kalifornien war zwar zu Zeiten ihres Satellite-Albums, immerhin ein Top-10 Output in Deutschland, noch wirklich cool, was im Jahr 2013 jedoch aus den Boxen der Red Stage tönt schafft es einfach nicht wirklich zu zünden. Wenn man sieht wie es die Helden der Jahrtausendwende wie Limp Bizkit oder auch Papa Roach (dazu später mehr) zeigen, dass sie nicht zum alten Eisen gehören, so ist der Auftritt von P.O.D einfach schwach.
Weiter geht’s auf der großen Blue Stage mit niemand geringeren als der Thrash-Legende Testament. Sänger Chuck Billy und seine Ausnahmemusiker sind ja mit dem starken aktuellen Output Dark Roots Of Earth unterwegs und zeigen dem Publikum abermals, wie richtiger Thrash Metal gespielt werden muss. Bei für Festivals extrem druckvollem Sound beschränken sich nicht auf aktuelles Material sondern schwenken sogar zurück um mit Into The Pit oder Practice What You Preach auch das Ende der 80er-Jahre zu feiern. Großartige Leistung der Band, allen voran Ausnahmegitarrist Alex Skolnick.
Mit Kreator folgt auf derselben Stage gleich der nächste Thrash-Gigant. Mille und seine Mitstreiter sind ja mit Phantom Antichrist im letzten Jahr sogar bis Platz 5 in den deutschen Charts eingestiegen und zeigen an diesem Tag auch, warum sie zu den erfolgreichsten deutschen Metal-Acts zählen. Klar vorher genanntes Album bildet natürlich den Hauptteil der 50-minütigen Show, es dürfen jedoch auch Songs vom Vorgänger Hordes Of Chaos ebenso wenig fehlen wie Klassiker von Pleasure To Kill. Man merkt den Jungs aus Essen einfach die notwendige Live-Routine an und so kann man wirklich von einem gelungenen Aufritt in Nickelsdorf sprechen.
Die nächste Band auf der Blue Stage ist ein in unseren Breitengraden eher seltener gesehener Gast: Five Finger Death Punch. Sänger Ivan Moody, Gitarrist Zoltan Bathory und Co. dürften einigen aus dem Computerspiel Guitar Hero bekannt sein, anderen vielleicht durch das Verwenden ihrer Songs in Filmen und Serien. Auf alle Fälle zeigen die Jungs auch Live, dass sie es wirklich drauf haben. Guter Sound, gute Instrumentalarbeit und natürlich eine Top-Leistung von Ivan am Gesang sorgen im Publikum für großartige Stimmung. Hard To See, Burn It Down oder Lift me Up machen Lust auf mehr und man kann sich nur freuen, dass die Jungs im November zurück kommen um mit Device und Avenged Sevenfold unter anderem in Wien und München zu rocken.
Eigentlich wäre nun Sabaton die nächste Wahl geworden, aufgrund der massiven Live-Präsenz von Joacim und Co. in diesem Jahr musst einfach wieder der weite Weg in Richtung Red Stage angetreten werden. Der erfolgreichste musikalische Export-Act der Niederlande war nach dem abgesagten Auftritt des letzten Jahres heuer endlich bereit für die Nova-Bühne und zeigten in ihrem kurzen Auftritt, warum sie den Ruf als exzellente Live-Band haben. Beschränkt auf Songs vom (noch) aktuellen Album The Unforgiving sowie die größten Hits wie Mother Earth und Ice Queen zeigt nicht nur Sharon eine Topleistung, auch die Herren an den Instrumenten lassen nichts anbrennen. Was an diesem Abend schade ist: die beschränkte Spielzeit, die aufgrund von Verzögerungen nicht gerade großzügig ausfällt.
Damit ist der Weg frei für die große Show von Rammstein. Es wird voll vor der Blue Stage und vor allem: es wird heiß. Mit dem wohl besten Festival-Sound den ich je gehört habe starten die Berliner mit Ich tu dir weh in die großartige Show, deren Setlist ja bereits im Vorfeld des Auftrittes veröffentlicht wurde. Egal ob Mein Teil (mit Keyboarder Flake gewohnt im Kochtopf), Benzin (ein Roadie wird von der Zapfsäule gegrillt) oder die riesigen Pyro-Einlagen bei Feuer Frei, die Show hält einfach was sie verspricht. Musikalisch muss zu Till Lindemann, Richard Kruspe & Co. auch rein gar nichts mehr gesagt werden: da gibt es kaum Fehler, das ist einfach großes Kino. Vor allem die Piano-Version von Mein Herz brennt, nur mit Flake und Till auf der Bühne zeigt dir große Klasse, vor allem vom Mann am Mikrofon. Bei Rammstein in dieser Form kann man wirklich nur noch hoffen, dass eine baldige Rückkehr nach Österreich folgt. Ganz klar ein würdiger Headliner und ein grandioser Abschluss von Tag Nummer 1.
An Tag Nummer 2 herrscht im Grunde eine strikte Stiltrennung. Auf der Blue Stage herrschen die Metaller auf der Red Stage läuft von Reggae über Electro-Punk und A-Capella Sound so ziemlich alles was eigentlich auf den ersten Blick nicht so ganz zum Nova Rock passt. Deshalb führt der Weg auch gleich zur blauen Bühne und zu 69 Eyes. Die finnischen Glam-Rocker posen zwar ordentlich vor sich hin, schaffen es jedoch nicht wirklich, dass sie das österreichische Publikum so richtig wach bekommen.
Amaranthe aus Schweden haben kurz drauf auch nicht allzu viel Glück. Mit großen Soundproblemen trotz langer Umbaupause (ganz ehrlich: wieso muss man in der Umbaupause für einen Nachmittagsact irgenwelche Stage-Gimmicks des Headliners testen, vor allem wenn eh erst um 14 Uhr Start ist? Da leidet die kleine Band doch klar) startet die Band in ihr nur ca. halbstündiges Set und kann zwar durchaus durch eine engagierte Leistung punkten, der viel zu leise Gesang des gut aufgelegten Gesangtrios Elize Ryd, Jake Lundberg und Andy Solveström sorgt aber einfach für Minuspunkte.
Amon Amarth sind dann die nächsten auf meiner Liste. Wie gewohnt zeigen Johan Hegg und seine Wikinger eine starke Leistung bei der man einfach die jahrelange Live-Erfahrung der Schweden erkennt. Klassiker wie Death In Fire oder Pursuit Of Vikings werden ebenso in beeindruckender Qualität dargeboten wie auch der einzige Song vom kommenden Album Deceiver Of The Gods. Großartige Leistung, da kommt natürlich Freude auf die Headliner-Tour im Herbst auf, wo es mit starkem Support Carcass durch Europa geht.
Der Co-Headliner des zweiten Abends durften Ausnahmesänger Ville Valo und HIM sein. Eigentlich sind die guten Zeiten der Finnen auch schon seit Jahren vorbei, wodurch es nicht ganz klar war, was einen da eigentlich erwarten wird. Um es kurz zu halten: die Leistung war gar nicht mal so schlecht. Ville ist ein Top-Sänger, die Band spielt gut und auch die Setlist hat mit vielen Klassikern wie Join Me, Right Here In My Arms oder Wicked Game durchaus etwas zu bieten.
Man mag von Gene Simmons, Paul Stanley, Tommy Thayer und Eric Singer halten was man will, wenn es um die Show geht so macht Kiss niemand so schnell etwas vor. Mit riesiger Leinwand, großzügigem Einsatz von Pyros und übers Publikum schwebenden Sänger zeigt das amerikanische Quartett, dass man auch nach 40 Jahren im Geschäft nicht zum alten Eisen zählt. Auch wenn an der Decke angebrachte Riesenspinne sich nicht bewegen wollte, als Bühnendekoration reichte sie. Da ich jedoch mit dem Sound einer der erfolgreichsten Rock-Bands nicht viel anfangen kann, wage ich die Qualität der Darbietung nicht zu beurteilen. Auf alle Fälle bleibt hängen: geile Show.
Tag Nummer drei startet für mich mit Porcupine Tree Mastermind Steven Wilson, der mit seinem Soloprojekt die Blue Stage beschallen darf. Die wenigen Besucher vor der riesigen Bühne durften zwar eine musikalische Glanzleistung der gesamten Band bewundern, man muss jedoch trotzdem sagen, dass es sich hier einfach um keinen einfachen Sound handelt. Ein Wort passt hier perfekt: schräg. Es ist einfach sehr schwierig diese komplexen Songs zu verstehen.
Ganz anders die folgenden Coheed and Cambria auf der Blue Stage. Wuschelkopf Claudio Sanchez und seine Jungs sorgten mit einer engagierten Leistung auf der immer noch vor kleinem Publikum thronenden Blue Stage bei mir zwar für Begeisterung , so richtig mochte der Funke auf die wenigen Leute vor der Bühne aber auch nicht springen.
Man mag sich nun wundern wo alle Menschen sind, da es bei den letzten beiden Bands so leer vor der Blue Stage war. Wenn man aber einfach den Weg zur Blue Stage antritt so ahnt man schon, wer die Leute anzieht: Papa Roach. Schon sehr voll ist es vor der Red Stage als die Kalifornier die Bühne betreten und spätestens mit Between Angels and Insects kennt das Publikum kein Halten mehr. Sänger Jacoby Shaddix hat seine Zuschauer sofort im Griff und sorgt von Anfang an für eine großartige Stimmung. Auch wenn man sich mehr auf das neue Material konzentriert dürfen auch Songs vom genialen Infest-Album nicht fehlen. Spätestens als der Überhit Last Resort angestimmt wird merkt man, wie cool Papa Roach nach all den Jahren noch immer sind.
Für mich endet das Festival an diesem Zeitpunkt und es bleibt nur wieder Danke zu sagen. Danke Ewald, danke Nova Music es war wieder ein großartiges Fest. Es bleibt nur noch abzuwarten, welche Bands uns die Crew für das Jubiläum im Jahr 2014 bescheren wird.
Die obligatorischen Pros und Contras natürlich zum Schluss:
+
Auswahl alkoholischer Getränke
Essensauswahl
Gratis Spülklos und Duschen
Gratis Trinkwasser
Keine Preiserhöhung bei Getränken zum Jahr 2012
–
Schlechte Sicherheitskontrollen bei den Eingängen
Kaum Kontrolle der Verbote
Weite Wege