Zuerst wird ein neues Album auf den Markt gebracht und dann geht’s ab auf Europatour mit der amerikanischen Legende Overkill – das sind natürlich zwei gute Gründe um mal bei Destruction-Chef Schmier anzuklopfen.
Hallo Schmier, in einer Woche geht es ja schon mit der Tour los, wie laufen denn die Vorbereitungen?
Ach alles ganz normal, wir spielen ja das ganze Jahr, da passiert dann ja nicht so viel. Wir proben zwar, haben auch die Setlist etwas umgestellt und aktualisiert, das muss ja auch sein, da wir ja nicht so eine lange Spielzeit auf der Tour mit Overkill haben, sonst freut man sich natürlich mal wieder in Europa zu touren, ist ja doch schon eine Weile her.
Wie sind eigentlich so die Erwartungen?
Die Erwartungen sind natürlich hoch, man hat ja nicht allzu oft ein solches Package in Europa, es ist schon fast sowas wie Sodom und Kreater, aber mit dem Album war ja jetzt die Frage wer Verfügbar ist und da ist schon Heathen und Overkill ein wirkliches Highlight.
Es ist dann ja noch eine Tour in Süd- und Lateinamerika bestätigt und natürlich noch ein paar Festivals, aber in Europa ist sonst noch nicht viel los, kommt da noch was – die Tour jetzt ist ja nicht unbedingt die längste?
Ja die Tour jetzt ist viel zu kurz, wir haben auch viele Beschwerden aus England, Spanien oder dem Ostblock bekommen, warum wir so wenige Shows spielen, aber es ist halt die Overkill-Tour und wir sind da nur als Special Guest dabei, aber wir werden schon noch versuchen im zweiten Halbjahr als Headliner zu kommen.
Werdet ihr da eigentlich ein Best-Of Set spielen oder werdet ihr euch eher auf das neue Album konzentrieren?
Das Best-Of Set spielen wir ja eigentlich das ganze Jahr über, jetzt werden halt ein paar Songs rausfliegen müssen, geht ja auch nicht anders, aber es werden auch ein paar neue Songs in die Setlist aufgenommen, wie viele es werden kann ich noch nicht sagen, da sind wir noch am Proben, aber es könnten wohl zwei jetzt schon werden, in Zukunft vielleicht sogar drei. Für die Overkill-Tour bekommen wir ja nur 45 Minuten was schon enttäuschend ist.
Das neue Album Days Of Reckoning ist jetzt gut eine Woche am Markt, wie ist so die Resonanz der Fans?
Ja ein Großteil der Fans ist begeistert, weil die Platte einfach hart und schnell ist und voll auf die Fresse geht, es sind dann auch noch ein paar wirklich gute Songs drauf. Natürlich gibt es dann immer wieder Leute die das Haar in der Suppe suchen und sagen, dass die Produktion zu aufgepumpt ist, aber wir wollen unseren eigenen Weg gehen. Man kann ja einfach nicht mehr wie in den 80ern klingen, denn jede Band die das probiert hat einfach nur einen Rumpelsound und das ist dann schon lächerlich. Man sollte einfach die beste Mischung aus 80ern und dem Jahr 2011 finden, da ist es doch wichtig dass die Produktion kracht und das tut Days Of Reckoning auch.
Was habt ihr beim Songwriting anders gemacht als bei D.E.V.O.L.U.T.I.O.N. vorher?
Wir wussten ja, dass wir keinen Schlagzeuger haben, der rummäkelt wenn etwas zu schnell wird, und so konnten wir einfach Vollgas geben beim Songwriting. Wir haben die Songs als Demo aufgenommen und danach doch noch verändert. Wir wollten Songs schreiben, die Anspruch haben brutal sind aber doch flüssig klingen und das schaffst du nur wenn du die Songs schon aufgenommen hast und dann noch verändern kannst.
Wann sind eigentlich die Songs entstanden? Ihr habt ja vorher an der DVD gearbeitet, dann das Live-Album und dann noch die vielen Touren?
Das passiert immer so temporär. Ich sammle zwar das ganze Jahr über Ideen, aber wenn ich mich dann mit Mike treffe wird das Ganze dann konkreter. Wir haben im Jänner angefangen mit den Songs und haben schon Ende Februar Anfang März die erste Demo aufgenommen. Anfang April waren wir dann fertig und haben dann auch mit den ersten Recordings begonnen. Die Songs sind also in 3 Monaten entstanden, in denen wir wirklich fast jeden Tag daran gearbeitet haben, und das hat sich auf alle Fälle ausgezahlt.
Produziert hat ja wieder der Jacob Hansen
Da muss ich dich korrigieren, produziert haben wir selber, der Jacob war nur für den Mix zuständig. Produzieren heißt ja dass du das Ganze arrangierst, die Sounds auswählst und auch schaust dass das auch eingehalten wird. Das haben wir eben dieses Mal selber gemacht, wir haben auch in Deutschland aufgenommen, und Jacob hat dann den Mix gemacht. Er hat wirklich einen guten Job gemacht. Wir wollten auch nur zwei Gitarren haben, eine links, eine rechts, direkt in den Amp rein und Jacob hat das gemacht, ohne mit der Wimper zu zucken. Heutzutage macht man sowas ja eigentlich nicht mehr.
Ja da stimme ich dir zu, das Album klingt alles andere als überproduziert.
Ja genau, und da ärgert es mich einfach, dass in Deutschland in vielen Foren dann wieder diskutiert wird, dass unser Album überproduziert ist, wohl einfach nur weil es so fett klingt. Mir fällt ja auf die Schnelle auch keine aktuelle Produktion ein, auf der wirklich nur zwei Gitarren eingesetzt werden. Es ist ja heute schon normal, dass 4 Gitarren verwendet werden. Wir wollten halt etwas mehr thrash-appeal und wollten auch dass die Gitarren klarer und aggressiver klingen und das schaffst du nur mit zwei Gitarren und einen richtig geilen Sound. Wir haben ja auch bewusst auf alle Effekte wir Hall und so verzichtet. Aber ich finde es echt cool dass du das auch so siehst, dass es nicht überproduziert ist.
Auf dem Cover fehlt ja der Mad Butcher, auf der Website wäre aber ein Artwork auf dem er dabei ist – warum habt ihr auf ihn dieses Mal verzichtet?
Naja wenn du das Cover aufmachst ist er schon dabei, es gibt dann auch ein Tourshirt auf dem er drauf ist, aber beim Album wollten wir einfach mal etwas Unerwartetes. Das Album ist ja doch härter geworden und da wollten wir auch beim Cover dass es ordentlich knallt. Aber der Butcher ist ja im Coverdesign eingearbeitet und wird auch sicher mal wieder vorne auf einem Cover dabei sein.
Deine Texte sind ja eher gesellschaftskritisch, was willst du genau damit aussagen?
Ich gebe damit einfach die Message weiter wie ich die Welt sehe. Als Deutscher denkst du ja immer, dass du in einem Land lebst in dem alles abgesichert ist und so weiter, aber natürlich macht man sich Gedanken über andere Sachen und warum es dazu kommt, vor allem in ärmeren Ländern, und meine Texte sollen da so eine Art Strohhalm sein, wo die Leute aus den ärmeren Ländern auch sehen, dass sich Personen in reicheren Ländern auch damit beschäftigen. Ich bin ja mit dem Punkrock Ende der 70er und Anfang der 80ern aufgewachsen und die sozialkritische Message soll auch im Thrash Metal beibehalten werden. Ich kann dadurch zwar die Welt nicht verbessern, aber ich kann mir dadurch den Frust von der Seele schreiben oder brüllen. Das ist für mich auch irgendwie Therapie.
Es ist ja auch das erste Album zurück bei Nuclear Blast – warum seid ihr wieder von AFM zurückgekehrt?
Wir verdienen ja unser Geld im internationalen Tourgeschäft, und es ist als Metal-Musiker ohnehin schwer sein Geld zu verdienen, vor allem wenn dein Album in weit entfernten Ländern nicht rauskommt, da führt dann auch keine Tour hin. AFM hat zwar für uns einen wirklich guten Job gemacht, sie haben aber einfach nicht den Vertriebspower den Nuclear Blast hat. Die haben auch einen super Vertrieb in Südamerika oder USA, was ja für uns riesige Märkte sind. Wir sind ja damals auch nicht im Streit gegangen, wir haben ja auch in anderen Bereichen wie Mailorder noch ganz normal zusammen gearbeitet und was auch immer die Leute über Nuclear Blast sagen, dass sind durch und durch Metalheads und die wissen echt was sie tun.
Es gab ja auch kleine Line up-Probleme, ihr habt in Polen einen neuen Schlagzeuger gefunden – warum wurde gerade er der neue Drummer?
Wir haben einige Leute ausprobiert, er war aber unter anderem technisch der Beste und da er ein sehr grooviger, tighter und sehr hart anschlagender Schlagzeuger ist, es ist ja im Thrash auch sehr wichtig, dass der Schlagzeuger richtig Attack hat. Er ist ja außerdem sehr gut ausgebildet, hat Schlagzeug studiert und spielt nebenbei noch im Warschauer Symphonieorchester, außerdem, da er ja Pole ist, Polen können auch ordentlich saufen, er ist auch einer der Party machen kann.
Da wird’s ja eine harte Umstellung für ihn sein, wenn er normalerweise im Orchester spielt und dann in einer Thrash Metal Band.
Naja er ist ja Metalfan, hat auch deswegen in Kanada Schlagzeug studiert, aber er kann das sehr gut trennen. Ich würde ihn ja auch gerne mal im Orchester sehen, das würde ich mir sogar mal antun.
Bisher sind ja ein paar Festivals bestätigt, das Metalfest-Paket, dann Summer Breeze, kommt da noch mehr?
Ja ich glaube schon, es ist zwar so, dass wir in den letzten Jahren sehr viele Festivals gespielt haben, da hilft es auch nicht viel, wenn man jedes Festival 3mal spielt, also so Sachen wie Wacken werden wir eher erst nächstes Jahr wieder spielen. Ich denke aber es werden noch 4-5 Festivals dazu kommen dieses Jahr, aber wir werden es da etwas ruhiger angehen, da wir ja noch eine Tour machen wollen und da wäre es natürlich schlecht, wenn keine Leute kommen, da uns ja alle schon auf Festivals gesehen haben.
Ja dann wären wir schon am Ende unseres Interviews, die letzten Worte gehören natürlich dir.
Ich freu mich wirklich, endlich mal wieder in Österreich zu spielen, das ist ja in den letzten Jahren immer etwas rar gewesen, und vielleicht schaffen wir es ja endlich mal wieder in Salzburg zu spielen, da würde ich echt gerne mal wieder hinkommen. Ja und hört euch die neue Platte an, da gibt’s wieder ordentlich eins auf die Glocke.