Bands: Within Temptation, Delain Date: 06.04.14 Venue: Zenith, München
Ein Sonntag in München, genauer gesagt vor dem Zenith im Stadtteil Freimann. Es ist kurz nach 15 Uhr und bereits die ersten Menschen warten vor der Halle um die begehrten Plätze vor der Bühne zu ergattern. Einige Stunden später, mittlerweile ist der Einlass in die Halle geöffnet, steht nicht mehr nur eine Handvoll Menschen vor dem riesigen Gebäude. Eine ca. 200 Meter lange Schlange hat sich gebildet und zeigt, dass an diesem Abend ein echter Kracher in den Norden der bayrischen Landeshauptstadt gekommen ist. Die Rede ist von der niederländischen Chartstürmern Within Temptation, die mit ihrem neuen Album Hydra im Gepäck wieder einmal zeigen dürfen, dass sie die wohl derzeit erfolgreichste Female Fronted Metal Band sind.
Irgendwie konnte man sich an diesem Tag schon fast an den 24.11.2011 zurückerinnern. An diesem Tag war Within Temptation ebenfalls schon zu Gast im Zenith, auch damals schon von der eigentlich geplanten Tonhalle verlegt und auch damals fiel zu Beginn gleich der Beginn des Konzertes ungut auf. Mal wieder wurde die im Internet veröffentlichte Beginnzeit einfach so um eine Stunde nach vorne verlegt, was wie beim letzten Mal einfach dazu geführt hat, dass die lange Schlange vor der Halle das Konzert von Delain nur von außen mitbekommen durfte. Wenn man schon so schnell nach Öffnung der Halle ein Konzert beginnen lässt, wieso kann man dann nicht auch die hinteren Eingänge öffnen?
Kurz nach 20 Uhr durften also die ebenfalls aus Holland stammenden Delain die Bühne betreten. Die Band rund um den ehemaligen Within Temptation Keyboarder Martijn Westerholt (der übrigens der Bruder des bei Within Temptation nicht mehr als Live-Musiker aktiven Robert Westerholt ist) hat erst zwei Tage vor der Show mit The Human Contradiction ein neues Album auf den Markt gebracht und somit war das Münchner Publikum eines der ersten, das mit neuem Material beglückt wurde. Von Beginn an überzeugen die Niederländer mit einem perfekten drückenden Sound, den man sonst im Zenith nicht einmal von Headlinern gewohnt ist. Bei der sympathischen Frontdame Charlotte Wessels sitzt jeder Ton und auch die Songauswahl kann sich durchaus hören lassen. Neben Songs vom bereits vorher erwähnten neuen Album durften auch ältere Songs wie The Gathering vom Debütalbum Lucidity oder auch We Are The Others vom gleichnamigen Vorgängeralbum von The Human Contradiction nicht fehlen. Auch wenn man im Gesamtsound von Delain durchaus ein paar Parallelen zum Headliner des Abends finden kann, so bleibt trotzdem ein wirklich überzeugender Auftritt hängen. Leider dauert das Vergnügen nur ca. 45 Minuten, da das neue Album aber noch frisch ist, kann man ja durchaus noch hoffen, dass der eine oder andere Auftritt in der Gegend noch folgt und dabei auch ein wenig mehr Zeit zur Verfügung steht.
Nach einer für diese Größenordnung relativ kurzen Umbaupause von nicht einmal einer halben Stunde war es nun aber Zeit für die Band, wegen der wohl der Großteil des sehr gut gefüllten Zenith gekommen war: Within Temptation. Mit Let Us Burn vom aktuellen Album Hydra legten die Holländer gleich zu Beginn ordentlich los um mit Pyros und einer riesigen Leinwand unterstütz zu zeigen, wer an diesem Abend der Headliner ist. Es war klar, dass sich beim Großteil der Setlist natürlich um Songs vom aktuellen Output handeln wird, deshalb war es auch nicht verwunderlich dass die erste Single Paradise (What About Us?) gleich darauf folgte (leider, wie bei allen Songs mit Gastbeteiligung, in diesem Fall Tarja nur vom Band bzw. auf Leinwand). Sharon zeigt sich von Beginn an in guter Verfassung, auch wenn sie doch in einigen Fällen (gerade bei Angels tut sie sich hörbar schwer) ein paar Unsicherheiten zeigt. Etwas schlimmer verläuft der Abend aber für Gitarristen Ruud Jolie, der sich am Vortag eine Rückenverletzung zugezogen hat und dadurch nur eingeschränkte Kreise auf der Bühne ziehen kann (er vergleicht seine Beweglichkeit selbst schon mit Ozzy Osbourne). Dem Spiel schadet die Verletzung aber auf keinen Fall und so fehlen weitere neue Songs wie Dangerous (hier kommt Ex-Killswitch-Engage und jetzige Devil You Know Sänger Howard Jones vom Band) oder And We Run (mit Rapper Xzibit) ebenso wenig wie Klassiker a la See Who I Am, Stand My Ground oder Faster. Mit großartiger Lichtshow und immer wieder zu den Songs passenden Videos auf der Leinwand wird auch für eine optisch anspruchsvolle Show gesorgt. Wie schon bei Delain zuvor zeigt sich der Sound im Zenith an diesem Abend von seiner besten Seite. Hier muss ich einmal wirklich meine Vorurteile gegenüber der alten Fabrikhalle wirklich verwerfen. Mit Mother Earth endet das reguläre Set von Within Temptation, die Band lässt sich jedoch nicht lange bitte um noch für einige Zugaben zurückzukommen. Mit What Have You Done? (damals noch Keith, heute Mina Caputo leider nur vom Band bzw. auf Leinwand dabei), Fire and Ice, dem Lana del Rey Cover Somertime Sadness und der Bandhymne Ice Queen endet dann aber ein wieder einmal großartiger Auftritt einer einfach großartigen Live-Band.
Was bleibt nach dem München-Stopp auf der Hydra-Tour noch großartig zu sagen? Auch wenn die schon beim letzten Mal vorhandenen Zeitprobleme wieder einmal dem einen oder anderen den Genuss der Vorband vermiest hat kann doch von einem gelungenen Abend gesprochen werden. Sowohl Delain als auch Within Temptation erweisen sich als starke Live-Bands bei denen einfach alles gepasst hat. Um es mit den Worten von Bayern-Trainer Pep Guardiola zu sagen: waren super, super Konzert.