Band: Edguy
Titel: Tinnitus Sanctus
Label: Nuclear Blast
VÖ: 2008
Genre: Power Metal
Bewertung: 4,5/5
Written by: Robert
In zwei Jahresrhythmen veröffentlicht das Fulderaner Power Melodic Metal Flaggschiff Edguy ihre Alben. Aus den Ende der 90er gestarteten Metal Rockies Tobias Sammet (voc), Jens Ludwig (guit), Dirk Sauer (guit), Tobias Exxel (bass) und Felix Bohnke (drums) sind nun durchaus Erwachsene Metaller geworden. Zwar werden die Jungs immer wieder belächelt, aber dies nehmen die Herrschaften immer gern auf die Schippe und das ist auch gut so, denn bis dato wurde kein einziger Rohrkrepierer von ihnen veröffentlicht. Der neuste Streich hört auf den Namen „Tinnitus Sanctus“ und klingt wirklich durchwachsen und wird am 14. November via Nuclear Blast in den Plattenläden stehen.
Eigentlich, wenn man Edguy kennt würde man glauben, ja da bekommt man immer das, was man von ihnen gewohnt ist. Well, das mag in qualitativer Hinsicht wohl stimmen, dennoch das neue Album ist aus einem besonderen Kerbholz geschnitzt. „Ministry Of Saints“ ist am Beginn gleich der blühende Beweis dafür. Zwar erschallen auch hier die gewohnten Chorlastigen Refrains, dennoch die düstere Härte die hier aufgefahren wird ist unglaublich. Dieser Spagat soll laut Fronthampelmann Tobi Sammet durch Zufall entstanden sein. Gut das glauben wir dem sympathischen Fronter. Der Track wartet zusätzlich zu den erwähnten Trademarks mit einer flotten Geschwindigkeit auf und diese wird an und ab immer wieder durch erdige, groovige Riffs unterbrochen. Superbe Mischung mit denen viele Nörgler der Truppe sicher nicht gerechnet hätten. Ein ordentlich, stampfender Track folgt nun mit „Sex Fire Religion“. Einige Gitarrenlinien erinnern mich öfters an Aerosmith, im Gesamten serviert man uns aber ein recht rockiges Midtemporockstück, welches mit einigen bombastischen Elementen angereichert wurde. Die raue Härte die ebenfalls immer wieder aufgefahren wird, macht diese Nummer zu einem recht modernen Melodic Rockstück, das zu gefallen weis. Nach diesem Ausflug in Midtempogefilde, galoppiert nun „The Pride Of Creation“ sehr speedig und deutlich klarer aus den Boxen. Deutlich gewohnter klingt diese Nummer und die Chorlastigen Refrains kommen hier verstärkter zum Einsatz. Gutes Bangerstück, zu dem man wieder die Fäuste zum Anfeuern strecken kann. Der beschauliche Mittelpart ist eine willkommene Abwechslung, bevor wieder munter weiter gewerkelt wird. „Nine Lives“ steht schon in den Startlöchern. Hier serviert man uns wieder eine modernere Melodic Metal Nummer. Der Fronthampelmann wechselt immer wieder von flotten und sanften Gesängen und seine Mitstreiter folgen ihm auf dem Fuße. Deutlichere härtere und rauere Geschütze werden hier einmal mehr aufgefahren, die, die Nummer recht modern erstrahlen lassen. Die Bandbreite die hier geboten wird ist wirklich unglaublich und so ist zwar der Erkennungswert vorhanden, jedoch klingt das Stück viel komplexer als bis dato bekanntes Material. Fröhlicher und traditioneller klingt der Beginn von „Wake Up Dreaming Blac“. Doch lange bleibt man hier nicht in dieser Ecke und so steuern die Herrschaften aus Deutschland wieder modernere und erdigere Gefilde an. Mehrere Wechsel stehen hier am Programm, so knallt man uns immer wieder den Change zwischen schnellen und rockigen Midtempopfaden vor den Latz. Eine solide Mischung macht es aus und dadurch unterstreichen die Herrschaften, dass sie mittlerweile zu den ganz Großen in der Szene gehören und vor allem Mr. Sammet muss dies schon lange nicht mehr unter Beweis stellen. Sehr rockig geht es nun über zu „Dragonfly“. Das Steuer hält man auch weiter in diese Richtung, jedoch wurden an und ab einige Bombastarrangements eingebaut und dadurch bekommt man ein sehr fettes, amtliches Rockstück, welches mit einigen Mitsingparts zusätzlich ausgestattet wurde. Eine Ballade hat auch diesmal auf den Longplayer gefunden. „Thorn Without A Rose“ nennt sich der beschauliche Track. Eher untypisch, sehr modern klingt dieser ruhige Song. Einige flottere Ausbrecher unterbrechen immer wieder die Besonnenheit. Vom Gesamteindruck erinnern mich die Herrschaften hier an ruhige Tracks von Europe. Toll in Szene gesetzte Ballade. Bei „9-2-9″ werden nun wieder flotte Gefilde aufgesucht. Gleich aus den vollen wird jedoch nicht geschöpft und so entfaltet man das Ganze mit einer gemütlichen Ruhe bis das Dampfschiff wieder volle Fahrt aufgenommen hat. Die erdigen Arrangements seitens der Gitarren passen wie die Faust aufs Auge und werten den Song um Ecken auf. „Speedhoven“ ist nun eher für alte Edguy Fans gedacht, viele fröhliche Rhythmen hat man hier für uns parat. Gewohnte Arbeit im Stile alter Edguy Hits mit etlichen Geschwindigkeitskorrekturen. „Dead Or Rock“ ist eine recht speedige Rocknummer mit viel Feuer unterm Hintern. Der Track ist zum Abshaken bestens geeignet und wartet mit vielen Spielereien auf. Zu guter letzt gibt es noch „Aren’t You A Little Pervert Too“. Hier beweist uns Tobi wieder das man doch die Welt nicht immer so ernst nehmen sollte. Sicher doch sind wir doch alle kleine Perverslinge Herr Sammet oder nicht? Bei dieser Nummer wird eine recht witzige Mischung aus Southern und Bluesrock geboten.
Fazit: Sicher Edguy bleiben ihren Roots treu und dennoch ist das nunmehr neunte Album eine sehr neue Seite von der sich die Fulderaner zeigen. Mission granted at ease be seated Gentlemen. Kaufen, hören und süchtig werden. Einen Anspieltipp zu geben ist äußerst schwierig, denn beim mehrmaligen Durchhören entdeckt man immer wieder neue Sachen die zu Gefallen wissen. Langeweile überall anders, nur nicht im Hause Edguy.
Tracklist:
01. Ministry Of Saints 05:02
02. Sex Fire Religion 05:57
03. The Pride Of Creation 05:29
04. Nine Lives 04:27
05. Wake Up Dreaming Black 04:06
06. Dragonfly 04:57
07. Thorn Without A Rose 04:47
08. 9-2-9 03:48
09. Speedhoven 07:43
10. Dead Or Rock 05:00
11. Aren’t You A Little Pervert Too 02:20
Besetzung:
Tobias Sammet (voc)
Jens Ludwig (guit)
Dirk Sauer (guit)
Tobias Exxel (bass)
Felix Bohnke (drums)
Internet:
Edguy @ MySpace