Bands: Gotthard, Hardcore Superstar Date: 16.11.2014 Venue: Gemeindesaal Kundl
In einem Gemeindesaal einer 4000-Einwohner Gemeinde in Tirol zu spielen, wenn man am Vortag ungefähr 200 Kilometer entfernt in einer für Konzerte schon allseits bekannten Kart-Halle aufgetreten ist klingt ungewöhnlich. Wenn man dann noch einige Tage später in der nur gut 100 Kilometer entfernten bayrischen Landeshauptstadt in einer fast 2000 Menschen fassenden Halle spielt, klingt der Schritt noch mutiger. Bereits vor 2 Jahren konnte das Publikum in Kundl jedoch schon zeigen, dass die Frage „warum kommt eine solche Band nach Kundl“ eigentlich ziemlich sinnlos ist. Die 15-fach-Nummer-1-Band Gotthard konnten damals schon den Gemeindesaal sehr gut füllen, und wenn man bedenkt, dass dort über 1000 Leute reinpassen so wundert es keinen, warum die Schweizer auch im Jahr 2014 gerne wieder kommen.
Im Gegensatz zum 2012er-Auftritt, als eine lokale Coverband den Abend eröffnen durfte, haben Gotthard in diesem Jahr sogar einen Support mit am Start, der durchaus einen Namen hat. Die Schwedischen Sleaze-Rocker Hardcore Superstar, immerhin in ihrer Heimat schon mit Gold ausgezeichnet, absolvierten die Österreich und Deutschland-Termine im Vorprogramm und hatten wohl den einen oder anderen Fan angelockt, der Saal war trotz Sonntags-Termins bereits richtig voll. Musikalisch sitzt der Auftritt von Beginn an, Songs wie My Good Reputation oder Dreamin‘ in a Casket machen nicht nur der Band Spaß sondern punkten auch gleich beim teilweise lautstark mitsingenden Publikum. Auch wenn Sänger Jocke Berg gesanglich nicht immer 100%ig auf der Höhe ist und Gitarrist Vic Zino teilweise etwas übertrieben agiert (ich finde es nicht so cool wenn man überall in der Gegend rumspuckt – die armen Leute in der ersten Reihe die durchaus getroffen werden können, außerdem findet es sein Techniker wohl auch weniger spaßig wenn er dauern auf die Bühne muss um seinen Mikrofonständer in einen verwendbaren Zustand zu bringen), macht es im großen und ganzen doch Spaß.
Auch wenn im Vergleich zum Auftritt vor 2 Jahren etwas weniger los ist, waren doch wieder sehr viele Leute gekommen, um den Schweizer Headliner zu sehen. Mit Cadillac-Imitation auf der Bühne und Einschusslöchern und Polizeiabsperrband auf den Verstärkern starten Gotthard passend mit dem Titelstück vom im April veröffentlichten Album Bang! in ein Set, dass von Anfang an sitzt. Man sieht Leo Leoni mal wieder an, wie viel Spaß dem Mann die Arbeit mit seiner Gitarre macht. Bei Bassisten Marc Lynn sitzen nicht nur die Bassspuren, auch der Backgroundgesang fügt sich perfekt in den Gesamtsound der Band ein. Freddy Scherer unterstützt mit seinen Rhythmusparts gekonnt die Leadgitarren von Leo und Drummer Hena Habegger sorgt für den nötigen Druck durch sein Drumspiel. Nicht vergessen darf man auch einen Mann, der eher im Hintergrund der Band arbeitet und von der linken Seite vor der Bühne sogar schwer wahrzunehmen war – Gastkeyboarder Ernesto Ghezzi sorgte mit dem einen oder anderen Solo auch für ein wenig Abwechslung und bei einigen Balladen für die perfekte musikalische Untermalung. Der wichtigste Mann des Abends war aber ein anderer: natürlich Frontmann Nic Maeder. Der australische Ausnahmesänger zeigt mal wieder, dass er ein würdiger Ersatz für den leider zu früh verstorbenen Steve Lee ist. Egal ob in rockigeren Nummern wie Masters Of Illusion oder Fist In Your face oder in Balladen wie Heaven oder seiner Interpretation von The Call, hier passt einfach alles. Dass er zusätzlich auch noch ein paar mal die Gitarre in die Hand nimmt, wie bei seiner Debut-Single Remember It’s Me, oder auch einmal das Akkordeon für die neue Single C’est La Vie zeichnet den Australier zusätzlich aus. Für die Gesangsparts zu Starlight holen sich die Schweizer noch zahlreiche Damen aus dem Publikum auf die Bühne ehe auch Hena Habegger noch einmal seine Fähigkeiten bei einem Drumsolo zeigen darf (auch wenn er hierfür wohl laut seiner Reaktion mehr Begeisterung beim Publikum erwartet hätte). Nach fast 2 Stunden ist das Set der Schweizer aber schon wieder fast zu Ende. Nach dem neuen Song Thank You, einem kurzen (gespielten) Streit zwischen Leo und seinem Techniker, der Band-Hymne Anytime Anywhere und, dank tobendem Publikum, The Mighty Quinn ist jedoch auch der Stopp von Gotthard vorbei.
Nach diesem Auftritt kann ich wirklich fast mein Fazit des 2012er-Auftrittes in Kundl wiederholen. Eine großartige Show, eine starke Setlist (vielleicht nicht ganz so viele Balladen das nächste mal) und eine musikalisch überragende Leistung. Auch der Gemeindesaal in Kundl hat sich wieder als Konzert-Location bewährt. Ich wäre also wirklich nicht traurig, wenn Gotthard auf ihrer nächsten Tour wieder dort stehen bleiben.