Band: Unherz
Titel: Jetzt oder nie
Label: Massacre Records
VÖ: 30.10. 2015
Genre: Hard Rock
Bewertung: 4/5
Written by: Daniel
Ich habe keine Ahnung, warum mir die Rheinland Pfälzer seit ihrem Debüt Unherzlich Willkommen so symphatisch sind.
Liegt es an der „dorfschen“ Herkunft, die ich selber habe? An der Bodenständigkeit der Musiker?
Oder daran, das man nicht wie die Böhsen Ausverkäufer, Frei.Hirn, Schmalzdegen und Quarg unbedingt Kohle scheffeln will sondern „sein Ding“ konsequent durchzieht?
Höchst wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allen, aber vor allem bieten die Jungs auf Album Nummer 5 wieder einmal abwechslungsreichen Hard Rock, der kompositorisch internationale Klasse beweist.
Gut, die Stimme von Felix Orschel ist austauschbar und wenig flexibel, das Niveau der Instrumentalisten kann er nicht ansatzweise halten.
Aber mal ehrlich, wann musste man sich man nicht wegen Plattitüden oder Proletenstrassenkampflyriks bei einer deutschsprachigen Rockband fremdschämen?
Die Ärzte und die ein Patent auf billige Provokationen besitzenden Rammstein mal ausgenommen, fallen mir da wenige ein, die Sozialkritik vernüftig verpacken können. Und die paar Bands haben das kompositorische Niveau von UNHERZ bei Weitem nicht!
So bieten Jetzt Oder Nie und Das Leben Ist So Wie Es Ist adäquaten, straighten Rock und zeigen in den Lyriks sowohl Dankbarkeit und den Aufruf an alle, die Jungs weiter zu unterstützen als auch Lebensweisheiten ohne die Arroganz eines Allwissenden.
In Meinen Träumen zeigt die ganze Klasse der Band auf, die hier musikalisch zwischen 90er Rockmusik und Def Leppard – schen Harmonien als auch Gosenpoesie eine Komposition erschaffen hat, die Live wohl Pflicht wird!
Zumal die Träume Orschels, in denen es um Loyalität untereinander geht, sicher viele teilen.
Ebenfalls genial ist die Interpretation des Sommerhits Sweet Home Alabama. Hier heißt er Damoklesschwert, dessen Grundgerüst verwurstet wurde und sehr gelungen Gesellschaftskritik mit Partyflair verbindet.
Auch der Song über den ewigen Looser Ronny, einem Mix aus Hard Rock, Metal und Ska – Untertönen, der im wilden Rock N Roll verendet, ist sehr gelungen.
Aber den Vogel schießt wirklich Mann Gegen Mann ab. Authentisch und eigenständig zeigt der nämlich auf, was Haudegen seit ihrem Debüt falsch machten. Statt Schmalz gibt es hier famose Gitarren und pure Gänsehaut. Eine fette Halbballade, die an die Klasse alter Böhse Onkelz heranreicht und ich meine der beste Gossentreter seit Wir gegen den Rest ist!
Auch ein bisschen Selbstbeweihräucherung, welche hier natürlich mit einem Augenzwinkern zu sehen ist, gestattet man den Jungs mit dem Text von Never Walk Alone („Wenn unsere Stimmen erklingen wird es euch nicht gelingen. Ihr könnt uns nicht zerstören“), einer weiteren zukünftigen Livekür, gerne.
Zumal man sich hier an Kritik am Musikbuisiness nicht zurücknimmt.
JETZT ODER NIE scheint Programm zu sein. Wann, wenn nicht jetzt wird es Zeit, UNHERZ zu entdecken?
Der Hard Rock ist mit Einflüseen durch alle Dekaden gesegnet und die Texte versumpfen mal nicht am braunen Rand oder ertrinken im einem Meer aus Selbstmitleid.
Deutschsprachiger Hard Rock, der nicht die Wegbereiter der Szene kopiert ist selten, und das macht dieses Album zur Pflicht für Genrefans.
PS: Das einzige, was wirklich, aber wirklich absolut garnicht geht, ist das in der Digiversion enthalten „Anders Gelee“ – Cover Ich Sing Ein Lied Für Dich. Geht`s noch?!?!!!!
Trackliste:
01. Jetzt Oder Nie
02. Das Leben Ist So Wie Es Ist
03. In Meinen Träumen
04. Alles Wird Gut
05. Damoklesschwert
06. Ronny
07. Mann Gegen Mann
08. Volle Kraft Voraus
09. Schrot Und Korn
10. Never Walk Allone
11. Nie Allein
12. Ich Sing Ein Lied Für Dich (Cover, Bonustrack)
13. Seite An Seite (Bonustrack)
Besetzung:
Felix Orschel – vocals
Andy Arnold – guitar
Jochen Wallauer – bass
Christian Bogert – drums
Unherz im Internet:
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