Bands: Rammstein, Iron Maiden, Nightwish, In Extremo, Apocalyptica, Slayer, Anthrax, Tremonti, Shinedown, Gojira, Babymetal, Eisbrecher, Pain Date: 03.06 – 05.06. 2016 Venue: Donauinsel Wien
Konkurrenz belebt das Geschäft. So war es im Jahr 2015 eine großartige Sache, dass sich Blue Moon Entertainment eine Großveranstaltung mitten in Wien – passend Rock in Vienna genannt – einfallen ließ, um dem bisherigen Rock und Metal Großfestival-Monopolisten Nova Rock ein wenig einzuheizen. Mit Metallica, Kiss und Muse wurden im letzten Jahr auch gleich wirkliche Größen in die österreichische Hauptstadt geholt, was zu einer wahren Alternative für alle bisherigen Burgenland-Besucher wurde. Nach dem erfolgreichen Debüt im letzten Jahr konnte man auch in diesem Jahr wieder ein starkes Lineup auf die Beine stellen, wobei natürlich vor allem die beiden größten Namen die meisten Leute ziehen: die deutschen Superstars von Rammstein werden endlich wieder auf einer österreichischen Bühne stehen und die Legende Iron Maiden werden mit ihrem eigenen Flugzeug anreisen und den österreichischen Fans zeigen, dass sie noch lange nicht in Rente gehen wollen.
Der große Vorteil im Vergleich zu anderen Festivals ist natürlich die Lage des Festivalgeländes. Die Wiener Donauinsel ist ja Feste von einer ganz anderen Größe gewohnt und daher auch ideal für ein Rock/Metal-Festival mit ca. 45000 Besuchern am stärksten Tag. Vor allem die ideale Anbindung an den öffentlichen Verkehr in Wien sorgt für eine problemlose An- und Abreise. Auf der anderen Seite haben klassische Festivalgänger, die einfach lieber im Zelt schlafen, nicht so viel Glück am Rock in Vienna. Der Campingplatz ist recht überschaubar und vor allem ist ein campen neben dem Auto (das ohnehin auf nicht mehr so vielen großen Festivals – offiziell – angeboten wird) nicht möglich.
Wie schon kurz erwähnt ist die Anreise wirklich problemlos. Über die Haltestelle Handelskai, wo sowohl U- als auch S-Bahn hält, ist es nur ein kurzer Weg bis man am Festivalgelände ankommt. Am Tag 1 dürften die Veranstalter jedoch nicht mit so viel Andrang gerechnet haben, wie kurz vor Beginn der ersten Hauptbühnen-Band. Eine lange Schlange bildete sich vor der Bandausgabe und Sicherheitskontrolle. Gerade wenn man dann sieht wie ungenau diese Kontrolle von statten ging, ist dies schon ein etwas größeres Wunder. Man kennt lange Wartezeiten bei der Bandausgabe ja auch von anderen Festivals, jedoch haben diese durch den meist vorhandenen Anreisetag und die Campingmöglichkeit einen klaren Vorteil. Auch bei der Sicherheitskontrolle ist man ja schon von vielen Festivals gewohnt, dass relativ schwach kontrolliert wird, jedoch hätte man gerade in der aktuellen Zeit ein wenig mehr erwartet.
Vorbei an der kleinen Jolly Rogers Stage und den zahlreichen Essens- und Getränkeständen geht es dann in Richtung der beiden Hauptbühnen, der Soul Stage und der Mind Stage, auf der mittlerweile schon die Metal Ikone Peter Tägtgren mit seiner Band Pain am Start ist. Noch ohne neues Material, und bei mäßigem Sound startet die Band in ein wahres Best Of Set. Same Old Song, Zombie Slam oder auch Suicide Machine sind zwar immer wieder großartige Songs, die Qualität der Umsetzung ist an diesem Tag jedoch eher schlecht als recht. Der Sound passt nicht wirklich und Peter ist alles andere als gut bei Stimme, so wenige Töne treffend habe ich den Herrn noch nie gehört. Weitere Songs wie The Great Pretender, Dirty Woman oder auch The End Of The Line haben dann zwar immer weniger Probleme mit dem Sound, der Frontmann bessert sich jedoch auch im Laufe der Zeit nicht wirklich. Vielleicht mag es auch daran liegen, dass der Herr doch an diesem Tag seinen Geburtstag feierte und auch dafür gleich mal von seiner Crew eine Torte ins Gesicht bekommt. Mit dem Klassiker Shut Your Mouth ist das Konzert von Pain auch schon relativ schnell wieder zu Ende. Leider kann man hier nur hoffen, dass man sich gegen Ende des Jahrs mit neuem Album im Gepäck ein wenig besser präsentiert.
Die Soul Stage bietet nun Platz für eine Legende. Die Amerikaner Anthrax gehören zu den wichtigsten Vertretern des Thrash Metal und sind mit ihrem hochgelobten vor Kurzem veröffentlichten Album For All Kings nach Wien gereist. Joey Belladonna ist von Beginn an gut drauf und zeigt auch schon bei den ersten Klassikern Among The Living und Caught In A Mosh eine engagierte Leistung. Über die Gitarrenkünste von Scott Ian muss man ja generell wenig erwähnen und auch die restliche Besetzung der Band um Bassisten Frank Bello zeigen sich von ihrer besten Seite. Es sitzen nicht nur Klassiker, sondern auch das neuere Material wie Fight ‚em Till You Can’t oder Evil Twin. Auch wenn der Sound mit der Zeit doch etwas eintönig wird und die Ansprachen von Joey ein wenig anstrengend sind, bleibt der Auftritt trotzdem gelungen. Man merkt jedoch an den Songs, wieso Anthrax nur die Nummer 4 in der Reihenfolge der Big 4 darstellt.
Man liebt sie oder man hasst sie. Viele halten sie für eine wichtige Neuerscheinung, andere halten sie für die sinnloseste Erfindung seit es Metal-Musik gibt. Die Rede ist in diesem Fall von den japanischen Manga-Mädels von Babymetal. Man kann hier ja sagen was man will, die Mädels sind doch von Beginn an sehr professionell am Werk und auch die Musiker im Hintergrund verstehen ihr Handwerk ziemlich. Die Tanzvorführung und der Gesang – den man überhaupt kaum raushört – gehen jedoch überhaupt nicht. Man versteht hier nicht, wieso diese Band eine bessere Spielzeit bekommt als Anthrax oder Pain. Natürlich, der Hype um die Mädels ist schon groß, der Sound drückt auch schön, im Großen und Ganzen ist das aber zu wenig für 1 Stunde Spielzeit, gerade wenn man bedenkt, dass US-Superstars Shinedown oder der große Zakk Wylde viel weniger Spielzeit bekommen.
Nach einer unspektakulären Skydive Show ist es aber wieder Zeit für eine Legende. Tom Araya, Kerry King (wie Peter Tägtgren an diesem Tag Geburtstagskind), Gary Holt und Paul Bostaph , auch besser bekannt unter dem Namen Slayer, legen gleich mit der ersten Single des aktuellen Albums Repentless los und zeigen sofort, dass es einen Grund hat wieso Slayer auch nach fast 35 Jahren immer noch zu den wichtigsten Metal-Acts zählen. Tom ist wieder bestens gelaunt und gut bei Stimme und auch die restliche Band zeigt eine engagierte Leistung. Gary Holt hat sich mittlerweile komplett eingelebt und ersetzt den leider viel zu früh verstorbenen Jeff Hanneman sehr gut. Klassiker wie War Ensemble, Angel Of Death oder natürlich Raining Blood werden ebenso routiniert heruntergespielt wie neue Songs aus der Richtung You Against You. Dort haben wir auch vielleicht das größte Problem eines Slayer-Auftrittes (wenn wir mal die geringe Lautstärke ausnehmen): es wirkt schon fast zu routiniert, hier jammern wir jedoch auf hohem Niveau.
Einen kompletten Kontrast zum Thrash-Feuerwerk von Slayer liefern anschließend Apocalyptica. Die finnischen Top-Musiker können zwar mittlerweile schon auf ein großes Song-Repertoire aufbauen, sorgen jedoch immer noch für die beste Stimmung, wenn man Cover-Songs darbietet. Mit Refuse/Resist von Sepultura, dem Metallica-Doppel Master Of Puppets und Seek & Destroy und auch dem Klassiker Hall Of The Mountain King hat man auch einiges im Live-Programm und zeigt dies auch wieder in einer beeindruckenden Performance. Es sind jedoch auch die eigenen Songs, die perfekt rüberkommen. Dank Franky Perez am Gesang , der jetzt natürlich die Studio Sänger nicht 1:1 ersetzen kann – gerade I Don’t Care kommt von Adam Gontier doch stärker rüber – sorgt die Band dann auch noch für etwas Abwechslung, reine Instrumental-Konzerte von Apocalyptica sind doch auf Dauer nicht ganz so einfach. Apocalyptica sind jetzt vielleicht nicht die ideale Wahl als Anheizer für den Headliner, ein gelungener Auftritt war das jedoch schon.
Auf eine feurige Show kann man sich beim Headliner wie immer einstellen. Die deutschen Superstars Rammstein sind zurück und zeigen auch bei Zimmerlautstärke, dass der Ruhm der Band nicht von ungefähr kommt. Egal ob Reise, Reise, Keine Lust, Feuer Frei! oder auch Zerstören, die Band zeigt ein wahres Best Of Set, was jedoch bei der Anzahl an Hits, die Rammstein mittlerweile zu bieten haben, auch keine schwierige Angelegenheit ist. Till Lindemann ist wieder sehr gut in Form und bei der restlichen Band sitzen natürlich die Instrumente. Das wichtigste Element, die Show, kommt auch bei weiteren Songs wie Ich tu dir weh, Links-2-3-4 oder auch Mein Herz brennt einfach perfekt rüber. Nach Du hast und Stripped ist der reguläre Teil des Sets auch schon viel zu schnell vorbei, jedoch lassen sich die Musiker auch relativ schnell zu einer Rückkehr bewegen. Auch wenn es genau dann noch zu Sonne gröbere Probleme mit Till’s Mikrofon gibt, bleiben die Musiker Profi genug, ehe man für Ohne dich sogar zu Akustikgitarren greift. Mit Engel endet dann aber auch ein 1,5 stündiges Spektakel viel zu früh. Auch wenn einige Songs wie Pussy, Asche zu Asche oder auch Mein Teil im Set fehlen, bleibt der Auftritt wirklich stark. Mehr als der etwas zu leise Sound bleibt da als Kritikpunkt wirklich nicht übrig.
Somit endet der mit 45000 Anwesenden besucherstärkste Tag bereits aufgrund von Auflagen um 23 Uhr und hier kann man gleich die Wiener Linien sehr loben. Eine problemlose Abreise bei dieser Menschenmasse ist nämlich nicht immer garantiert.
Tag 2 wurde aufgrund des eher nicht Metalunderground-spezifischen Programmes ausgelassen, weshalb es an Tag 3 mit den Isländern The Vintage Caravan losgeht. Mit ihrem Retro Rock zeigt das Trio von Anfang an bei glühender Hitze eine engagierte Leistung. Instrumental zeigen sie einiges, Bassist Alexander groovt, Gitarrist/Sänger Oskar zeigt das eine oder andere klassische Solo und Drummer Stefan sorgt für ordentlich Druck. Ein wirklich guter Start in den letzten Festivaltag.
Als Gitarrist von Creed und Alter Bridge ist es Mark Tremonti durchaus gewohnt auf großen Bühnen zu stehen. Was der talentierte Musiker jedoch wohl eher nicht gewohnt ist, ist um ca. 14 Uhr für ca. 30 Minuten aufzutreten. Mit seiner großartigen Band um Eric Friedman, Garret Whitlock und Tanner Keegan zeigt er jedoch von Beginn an, dass das für einen Profi wie ihn kein Problem ist. Mit dem Doppel Another Heart und Cauterize vom gleichnamigen Album präsentiert sich die Band von Beginn an doch relativ heftig und druckvoll. Die Drums von Garret sind teilweise schon fast zu druckvoll und auch die Gitarren von Mark kommen doch sehr laut. Mit You Waste Your Time, der ersten Single vom ersten Album All I Was, geht es auch mit einer Topleistung weiter ehe die ersten Songs vom aktuellen Album Dust, Betray Me und Once Dead folgen. Auch diese Songs zeigen ihre wahre Live-Tauglichkeit, auch wenn man vielleicht auch auf die ruhigeren Songs wie Dust gehofft hätte. Mit Wish You Well ist der kurze aber beeindruckende Auftritt jedoch schon wieder viel zu schnell zu Ende. Im Interview hat uns Mark ja verraten, dass er nicht nur mit Alter Bridge bald zurück kommt, sondern auch mit der Band Tremonti. Da kann man sich bei solchen Performances wirklich nur freuen.
Die nächste Band gehört in ihrer Heimat zu den ganz großen der Rock- und Metalszene. Die Rede ist von den Amerikanern Shinedown. Die Band um den charismatischen Frontmann Brent Smith hat das Publikum am Rock in Vienna von Beginn an total im Griff. Man merkt der Band gleich bei Sound Of Madness vom gleichnamigen Album an, dass hier wahre Profis am Werk sind. Zack Myers sorgt nicht nur für den passenden Gitarrensound, er unterstützt Brent am Gesang ebenso, wie Bassist Eric Bass. Für den nötigen Druck sorgt dann auch noch Drummer Barry Kerch in einem doch sehr kurzen Set, wenn man bedenkt, dass die Band in ihrer Heimat gerade erst eine Arena-Tour hinter sich hat und demnächst auch noch im Paket mit Five Finger Death Punch durch die größeren Hallen der USA ziehen wird. Schade natürlich auch, dass die von Barry im Interview beschriebene große Show leider in Europa nicht so durchgezogen wird. Mit extrem guter Stimmung nach perfektem Anheizen durch Brent (das Trennen des Publikums im Wall Of Death-Style wo er anschließend durchmarschiert sieht man auch nicht auf jedem Konzert) endet das Konzert aber nach einer halben Stunde mit Enemies schon wieder. Man kann wirklich auch hier nur hoffen, dass die Ankündigung von Barry, dass die Band bald wieder nach Europa kommt, auch wirklich wahr wird.
Jeffrey Phillip Wielandt, viel besser bekannt als Zakk Wylde, war mit seinem Solo-Projekt und dem dazugehörigen frisch veröffentlichten Book Of Shadows II nach Wien gekommen. Beim bärtigen Hünen ist es von Anfang an klar worum es hier eigentlich geht: das ausgezeichnete Gitarrenspiel des Amerikaners, welches doch den Hauptteil des Sets bestimmt. Ja, Zakk kann auch sehr gut singen. Ja, Zakk kann auch sehr gut Klavier spielen. Ja, seine Mitmusiker – normalerweise sind Gitarrist Dario Lorina, Bassist John DeServio und Drummer Chad Szeliga mit Zakk auch unter dem Namen Black Label Society unterwegs – haben einiges auf dem Kasten. Trotzdem bleibt das Hauptaugenmerk auf dem Frontmann und seiner Gitarrenarbeit hängen. Sold My Soul oder auch das neue Sleeping Dogs sind starke Songs die jedem Fan von Southern Rock Einflüssen gefallen können. Es ist jetzt vielleicht nicht das ultimative Festivalprogramm, einen Künstler wie Zakk auf der Bühne zu sehen bleibt jedoch eine tolle Geschichte.
Ein ziemlicher Kontrast wird der nächste Act: die deutsche Power Metal Institution Powerwolf ist wieder für eine ihrer Messen angereist und zeigt auch gleich von Beginn, warum die Band zu den Top-Live-Acts der Szene gehört. Von Beginn an hat Attila Dorn die Menge voll im Griff und die Stimmung steigt von Song zu Song. Der klassisch ausgebildete Frontmann liefert wie immer eine großartige Leistung ab und wird von einer präzisen und hochmotivierten Instrumentaltruppe unterstützt. Egal ob die Songs vom letzten Album Blessed & Possesed oder auch älteres Material wie Resurrection by Erection oder We Drink Your Blood, der Sound macht einfach Spaß. Wenn man noch die immer wieder unterhaltsamen Ansagen von Attila mitrechnet, bleibt einfach nur eine typischer hochklassiger Powerwolf-Auftritt hängen.
Wieder in eine ganz andere Richtung geht die französische Abrissbirne Gojira. Die Brüder Duplantier stehen bei diesem Auftritt kurz vor dem Release ihres neuen Outputs Magma, für das sich die Musiker doch ein wenig Zeit gelassen hatten. Mit Toxic Garbage Island drücken die Franzosen gleich zu Beginn richtig aufs Gas. Frontmann Joe Duplantier brüllt sich wahrlich die Seele aus dem Leib und sein Bruder Mario an den Drums zeigt, dass das im Interview beschriebene hartnäckige Üben wirklich Früchte trägt. Nach dem Über-Song L’Enfant Sauvage folgt auch gleich das erste Doppel vom neuen Album. Die beiden bereits erfolgreich vorgestellten Songs Silvera und Stranded zeigen eine Band, die einfach ihren eigenen Stil hat und diesen auch konsequent verfolgt. Für viele mag Gojira nach dem eingängigen Powerwolf etwas heftig kommen, für andere jedoch ist die Rückkehr der Franzosen eine wahre Freude.
Kreator oder Dragonforce. Diese Frage musste man sich nun stellen, trat doch nun zum ersten Mal eine wirklich namhafte Band auf der Jolly Rogers Stage auf. Oder sollte man eher sagen: sollte auftreten? Zu Beginn der eigentlichen Spielzeit war zwar die Bühne noch aufgebaut, die Techniker versuchten es aber immer weiter mit einem Soundcheck. Nach einer halben Stunde war weiterhin nicht mehr zu sehen. Ein guter Grund dann doch wieder zurück in Richtung Hauptbühnen zu gehen. Wieso Dragonforce nicht pünktlich waren kann ich nicht beurteilen, trotzdem bei vermutlich einer Stunde geplanter Spielzeit gleich mal eine halbe Stunde zu spät anfangen zeugt entweder von unfähiger Technik oder unprofessioneller Band.
Aufgrund eines kurzen Regenschauers mussten Nightwish dann etwas verspätet mit ihrem Auftritt beginnen. Die finnischen Superstars mit ihrer (nicht mehr ganz so) neuen Sängerin Floor Jansen und Ersatzdrummer Kai Hahto mussten wetterbedingt auf die sonst eigentlich stark vertretenen Pyros verzichten, was jetzt aber eigentlich nur der Show selbst ein wenig schadet. Musikalisch hat man sich dank Frau Jansen um einiges gesteigert, zeigt die Niederländerin doch durchaus mehr als ihre Vorgängerin. Instrumental kann man gegen die Herren sowieso nicht viel sagen, wobei sich jedoch der Sound der Band mit der Zeit schon sehr gewandelt hat. Da man sich hauptsächlich auf neueres Material konzentriert, fallen natürlich die „härteren“ Songs aus der Tarja-Ära weg. Ja, Storytime drückt schon auch ein wenig, wenn man aber den direkten Vergleich mit Ghost Love Score hört und dann neueres Material wie Elan oder Yours Is an Empty Hope, dann hört man schon eher ein wenig weichgespülten Sound. Dies soll jetzt natürlich nicht an die große Glocke gehängt werden, Nightwish sind auch weiterhin ein Band mit Ohrwurm-Songs und einer starken Live-Performance, trotzdem muss man sagen, dass es die Band auch anders könnte.
Das größte Pech des Abends haben jedoch die Mittelalter-Metaller von In Extremo. Aufgrund eines kurzen aber heftigen Wetters musste der Auftritt relativ schnell abgebrochen werden. Ein wenig unglücklich hier vielleicht, dass die Band einfach so von der Bildfläche verschwunden ist. Ein wenig mehr Kommunikation hätte man sich hier schon wünschen können.
Bis zum großen Headliner war jedoch alles wieder in Ordnung und als die Töne zum obligatorischen Intro – Doctor, Doctor – ertönen, steigt die Stimmung von 0 auf 100. Iron Maiden waren Tags zuvor mit ihrer eigenen Boeing 747 in Wien angekommen und zeigen einmal mehr, wieso die alten Herren noch immer zum Besten gehören, was Live so geboten wird. Gleich mit einem Fünferpack vom aktuellen Album The Book Of Souls (nur unterbrochen durch Children of The Damned), If Eternity Should Fail und der ersten Single Speed Of Light, dem Robin Williams gewidmeten Tears Of A Clown, und The Red and the Black gibt es eine Darbietung von Bruce Dickinson, Steve Harris, Adrian Smith, Dave Murray, Janick Gers und Geburtstagskind Nicko McBrain, die man einfach nur als großes Kino bezeichnen kann. Auch wenn Bruce ab und zu stimmlich nicht so ganz an seine Glanzzeit herankommt, sorgen zumindest die Instrumentalisen für staunende Besucher. Mit The Tropper und Powerslave dürfen auch ein paar Klassiker nicht fehlen, ehe es wieder mit Death Or Glory und The Book Of Souls zum erfolgreichen Output des letzten Jahres zurück geht. Die Show der Briten ist ja altbekannt, da gibt es viel Feuer, einen kilometerfressenden Bruce Dickinson und natürlich immer wieder wechselnde Backdrops. Spätestens bei Fear Of The Dark kennt das Publikum aber dann kein Halten mehr, ehe dann aber mit Iron Maiden auch schon das reguläre Set sehr schnell zu Ende geht. Für The Number Of The Beast, Blood Brothers und auch Wasted Years kommen die Jungs jedoch auch nochmal zurück um sich nochmal vom Publikum zu verabschieden. Iron Maiden bleiben so auch auf ihrer aktuellen Tour einfach eine der besten Live-Bands, die es zur Zeit zu sehen gibt. Auch wenn bei der Setlist der eine oder andere Hit doch gefehlt hat, kann man sich auch über die Live-Tauglichkeit des neuen Materials gar nicht beschweren.
So endet die zweite Ausgabe des Rock in Vienna und man kann durchaus sagen, dass das Festival sehr gelungen war. Es gibt zwar natürlich ein paar Kritikpunkte wie die problematische Situation in Bezug auf die Tickets für den Wellenbrecher (hierfür musste man extra bezahlen, hatte jedoch oft das Pech, dass der Wellenbrecher schon mit nicht-zahlenden Besuchern voll war), die langen Wartezeiten bei der Ticketkontrolle am ersten Tag oder auch die etwas schwache Kommunikation im Vorfeld des Festivals (Running Order erst 1 Woche vor dem Festival, Geländeplan wenige Tage vorher). Trotzdem bleibt das Konzept mit einem Festival in der Stadt interessant und man kann nur hoffen, dass das Team von Blue Moon Entertainment bei der Ausgabe im Jahr 2017 wieder hochkarätige Bands an Land zieht.
Am Ende wie immer die obligatorischen Pros und Contras:
+ Bandauswahl
+ Essens- und Getränkeauswahl
+ Konzept mit 2 Bühnen nebeneinander
+ Öffentliche Verkehrsanbindung
– Essens- und Getränkepreise (ich bleibe dabei – 5€ für ein Bier ist zu viel)
– Aufpreis für Wellenbrecher ohne Möglichkeit diesen zu nutzen
– Wartezeiten bei Ticketkontrolle und Getränkeständen