Band: Letzte Instanz
Titel: Liebe im Krieg
Label: AFM Records
VÖ: 12.08.16
Genre: Alternative Rock/ Pop
Bewertung: 2,5/5
Written by: Daniel
Die Dresdner habe ich nach Heilig aus den Augen verloren, weil sie mir nicht mehr in`s Ohr gingen. Insofern teile ich als ehemaliger Fan die Ansicht der Kritiker, das LETZTE INSTANZ mittlerweile musikalisch überwiegend belanglos sind. Lyrisch sieht das Ganze anders aus, doch was nützt Poesie auf hohem Niveau, wenn die Musik als Übermittler nicht funktioniert?
Auf dem zwölftem Album, LIEBE IM KRIEG, legt man trotz der Androhung aus dem Labelwaschzettel, dass „das Sextett dabei pop-rockig wie selten“ agiert, zunächst mit dem Titeltrack schön knackig los. Das beruhigt erst einmal, vor allem die folgenden Tränen aus Stein und Steh auf! sind nicht nur musikalisch befriedigend, sie sind textlich mutig und wichtig. Das gilt umso mehr für Das Gerücht, welches sich dem im Heimatland der Band immer offensichtlicher werdenden Meinungsfaschismus widmet und mahnt, dass Meinungspluralismus die Grundlage echter Demokratie ist. Auch Blutmond kommt mit einer gesunden Härte rüber, hat eine wunderschöne Bridge und einen vereinnahmenden Refrain.
Wer jetzt denkt, „Mensch, das klingt doch supi!“, der hat zu früh gefreut. Während ich Tageslicht noch als typisch für diese Band sehe, erwecken Wir sind Eins und Reise den Eindruck, als wolle man den Grafen von Unheilig in der Radio Airplayliste beerben. Warum?
Warum kommen mit Ich werde vor dir untergehen und Weite Welt am Ende die finalen Todesstöße, weil sie eher an eine Weihnachtsplatte denn an ein Rockalbum erinnern? Kalkühl, Midlifecrisis, Stromausfall?
Und nicht das man mich hier falsch versteht, solche Elemente wären akzeptabel, legitim sind sie abseits des subjektiven Geschmacks ohnehin. Aber wenn ich anhand des Härtegrades einmal Heinz Rudolph Kunzes (!!!) aktuelles Album als Vergleich heranziehe, gewinnt der Deutschrocker qualitativ um Längen!
Auch bei Weiß wie der Schnee, das ebenfalls melancholisch daherkommt, ist musikalisch zwar wieder mehr LETZTE INSTANZ anwesend, aber kompositorisch reicht es hier abermals nicht über Mittelmaß.
Dagegen ist die – ebenfalls musikalisch seichte – Suche nach Zuspruch und dem Sinn des eigenen Tuns bei Unsere Tage im Gesamtbild geradezu überzeugend, wenn auch nicht sensationell.
Bleibt als Fazit nur, dass die Band hier ein Experiment gestartet hat, welches größtenteils misslingt. Es bringt sie vielleicht in`s Radio (im TV war man ja schon) oder erschliesst neue Hörerschichten, aber könnte sie auch um einige Fans bringen. Ob LIEBE IM KRIEG der Ausverkauf oder eine natürliche Entwicklung ist, das muss man selbst entscheiden. Und egal zu welchem Schluss man kommt, eines bleibt:
musikalisch ist es teilweise sehr gut, teilsweise sehr poppig (im negativen Sinn) und daher insgesamt eher enttäuschend ausgefallen.
Trackliste:
01. Liebe im Krieg
02. Tränen aus Stein
03. Steh auf!
04. Tageslicht
05. Wir sind eins
06. Reise
07. Weiß wie der Schnee
08. Das Gerücht
09. Blutmond
10. Unsere Tage
11. Ich werde vor dir untergehen
12. Weite Welt
Besetzung:
Holly Loose – vocals
Benni Cellini – cello
M. Stolz – violine
Bernie Geef – guitar
Andy Horst – drums
Letzte Instanz im Internet:
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