Kürzlich ist von den Ruhrpott-Blackies Pestlegion deren starkes Debüt Dominus Profundum bei uns inder Redaktion eingetroffen. Da es sich um ein Debüt handelt, und die Truppe dennoch gleich ordentlich auf die schwarze Kacke haute, haben wir uns mit Bassist/Vokalist B. von Doom kurzgeschlossen, um ein bißchen darüber zu erfahren, was im Untergrund des Ruhrpotts so vor sich geht.
Peter Pichler: Ich hatte vor kurzem die große Freude, Euren Albumerstling Dominus Profundum zu reviewen. Das Teil ist wirklich cool geworden – Old School Black Metal der wirklich guten Sorte; ein kleines Genre-Highlight des bisherigen Jahres. Da Ihr mir, und somit vielleicht auch anderen, bis dato nicht untergekommen ward, geb‘ Euch jetzt einfach mal das virtuelle Mikro: Erzählt doch kurz, wer Ihr seid, was Ihr treibt, und was wir sonst noch gleich zu Beginn über Euch wissen müssen!
B. von Doom: Hey Peter! Vielen Dank für das Interview. Nun, wir sind Pestlegion eine Black Metal Band aus Marl, in Nordrhein-Westfalen. Gegründet von Caladrius (Gitarre) und mir selbst (B. von Doom Bass/Vocs.) im Jahre 2012. Ursprünglich war Pestlegion ein Zwei-Mann-Projekt, das seine Songs und Ideen im Homestudio komponierte. Die Ausrichtung war seit jeher klar: Wir wollten den Black Metal kreieren, der uns am besten gefällt. Das ist und bleibt nun mal die sogenannte „Second Wave of Black Metal“ aus den frühen 1990er-Jahren. Als wir die ersten Songs Tyyn (Drums) vorgespielt haben, kam dieser auf die Idee aus dem Studioprojekt eine richtige Band zu formen. Da unsere Musik auf zwei Gitarren ausgelegt ist, fanden wir mit J. schnell einen zweiten Gitarristen und die Band war vorerst komplett. J. hat die Band allerdings Ende 2015 wieder verlassen und seine Aufgaben an der Gitarre wurden von Tenebriz übernommen. Nach der Veröffentlichung unserer EP March to War wurde nun mit Dominus Profundum unser erstes Album auf die Welt losgelassen.
PP: Das Tolle an an diesem erstem Album war in meinen Augen, dass das Songwriting für eine Erst-LP wirklich klasse ist. Daher zur zweiten Frage: Erklärt uns doch kurz, wie das Material auf der Platte zustande gekommen ist! Handelt es sich um Tracks, die jahrelang im Folterkeller reiften, also über einen längeren Zeitraum entstanden, oder sind sie jüngeren Datums? Was war Euer Zugang im Songwriting und dann schließlich in der Auswahl der Tracks für das Album?
B: Die Tracks, die sich auf Dominus Profundum befinden, sind einerseits noch aus der Phase unseres Schaffens beim Homerecording und andererseits sind sie als Band im Proberaum entstanden. Zugegebenermaßen sind wir nicht die schnellsten, was das Songwriting betrifft, da sowohl Caladrius als auch Tyyn noch in der Death Metal Band Sabiendas aktiv sind. An Ideen mangelt es uns jedoch nicht und wir arbeiten bereits an neuen Nummern. Zurück zu Dominus Profundum: Für mich persönlich klingt die Platte wie aus einem Guss. Das bestätigt, dass wir sowohl im Homestudio als auch als Band den richtigen Weg eingeschlagen haben. Tatsächlich haben wir alle Nummern, die wir zu Beginn der Aufnahmen fertig hatten auf das Album gepackt. Es sind alles Songs, die es wert waren veröffentlicht zu werden.
PP: Kommen wir zur inhaltlichen Seite, und da möchte ich es Euch auch etwas ungemütlicher machen: Am Songwriting auf dem Album gibt es wie gesagt nix zu mäkeln; ich habe jedoch im Review etwas lakonisch auch erwähnt, dass Ihr eine „brave“ Black Metal seid, da Ihr „artig“ in Eurem Genre bleibt. Man könnte daher den Vorwurf wagen, dass in Eurem musikalischem Programm etwas anachronistisches, zuwenig kreativ-künstlerisches steckt. Könnt Ihr in diesem Zusammenhang Euren Zugang zur Wahl Eurer Themen, Ästhetiken, Sounds, Cover, dem „Old-Schooligen“ etwas genauer erklären?
B: Wie ich oben bereits erwähnte, richten wir sowohl unsere Musik als auch die Ästhetik an der „Second Wave of Black Metal“ aus, ohne dabei unsere Eigenständigkeit aufs Spiel zu setzen. Eine Ode an die Heroen der 1990-Jahre. Daraus kann man eine große Menge Inspiration ziehen! Lyrisch reichen die Texte von nordischen Themen über Dämonologie bis hin zu allgegenwärtigen Themen wie Krieg und Misanthropie. Das Auftreten von Pestlegion bei Gigis besteht auch grundsätzlich immer aus Corpsepaint und Nieten. Das ist zwar heute wieder etwas mehr im Kommen, allerdings wurden wir für unser Auftreten in den Anfangstagen etwas belächelt, nach dem Motto „Wer macht das heute denn noch?“. Gerade diesen Leuten ist das Lachen im Halse stecken geblieben, als sie uns live gesehen haben und von unserem Sound niedergewalzt wurden! Was das Cover angeht: Das hat ein mexikanischer Künstler namens Agustin Romero Alemsahim entworfen. Agustin zeichnet alles per Hand und ist unglaublich kreativ. Wir sind sehr zufrieden damit, trotz ein paar Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Deutschland und Mexiko.
So ganz kann ich deinen Ansatz der „braven“ und „artigen“ Black Metal Band also nicht teilen. Wir wollen das Rad selbstverständlich nicht neu erfinden. Das ist heutzutage eh so gut wie unmöglich. Es geht um „pure Black Metal Destruction“. Wer etwas vermeintlich innovatives sucht, kann sich wohl eher mit diesem Post-Black-Metal Hipster Kram auseinandersetzen. Diese Typen scheinen ja alles künstlerische wie ein Schwamm aufzusaugen (Achtung! Ironie!).
PP: Hieran anschließend: Auch Black Metal wird noch kommerzieller. So habe ich etwa vor kurzem auf dem Fratzenbuch gelesen, dass die österreichische „Kronen Zeitung“ (das Pendant zur deutschen „Bild“-Zeitung, nur noch meinungsbildender im kleinen Austria) Mayhem super findet und ein Mayhem-Tattoo verlost. Herzlichen Glückwunsch an Mayhem, erstmal! Aber hierzu: Wie seht Ihr allgemein, als junge Untergrund-Truppe, die Entwicklung von Black Metal und wie wollt Ihr Euch in diesem Bereich positionieren?
B: Nun, dass Thema Kommerz und Black Metal ist ja nicht wirklich neu. Es gab auch schon Ende der 1990er den Vorwurf des „Sell-Outs“ an Bands wie beispielsweise Dimmu Borgir. Heutzutage ist das natürlich alles etwas umfangreicher geworden, da man Artikel wie „Saytricon Wein“ oder „Abbath Socken“ kaufen kann. Es bleibt einem ja als Konsumenten schlussendlich selbst überlassen, ob man dieses Spielchen mitspielt oder eben nicht. Pestlegion sehe ich fernab von all diesen Dingen. Wir ziehen einfach unser Ding durch und machen, was immer uns gefällt. Wir würden unseren Sound niemals anpassen nur um kommerziell erfolgreicher zu sein. Wenn man sich von extern vorgegebenen Mustern einengen lässt, verliert man schnell die Motivation und den Spaß an der Sache.
PP: Tjo, das wars dann wohl auch schon. Danke! Gibt es noch irgendwas, dass Ihr uns gerne auf den Weg in die Hölle mitgeben wollt, kommt Ihr vielleicht mal auf Tour?
B: Eine Tournee wird aufgrund des engen Zeitfensters leider etwas schwierig. Auf der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten sind wir hingegen immer. Wenn sich jemand berufen fühlt uns zu buchen, dann kann er das gerne tun. Wir würden uns freuen mal nach Österreich zu kommen. Die Kontaktdaten sind für jedermann über Facebook abrufbar . Ansonsten möchte ich mich nochmals für das Interview bedanken und den Lesern meinen fast schon obligatorischen Abschluss eines Gesprächs mit auf den Weg geben: Support the Underground! Besucht die Gigs in eurer Nähe und wenn Euch gefällt, was ihr seht und hört, dann unterstützt die Bands und kauft CDs und Shirts! Keep the flame burning!
Fotocredits & Copyright: Dennis Hundenborn