Scargod Interview mit Dr. Maze Pain

Drei Jahre nach Sacrilegious Symphonies haben Scargod mit Stay in Track wieder ein neues Album veröffentlicht. Wie es dazu kam, was dahintersteckt und was man sonst alles über Stay in Track wissen sollte, klärten wir im Interview mit Martin Moser aka Dr. Maze Pain.

Ich war ehrlich überrascht, dass mit Stay in Track doch flotter wieder ein neues Album rausgebracht wurde. Erklär uns doch mal kurz den Reifeprozess zum neuen Release!

Hallo Robert, naja, ich schreibe ja eigentlich immer an neuen Songs. Fast jeden Tag. Das holt mich vom Stress des Alltags wieder runter. Meine fast 20 Jahre alte Gitarre, die immer verstimmt ist, liegt immer irgendwo rum und danach muss ich regelmäßig greifen. Wenn ich mehrere Riffs gesammelt habe, werde diese erst mal programmiert, um diese ja nicht zu vergessen, dann entsteht schön langsam alles drum herum. Manchmal kann ein Song auch an einem Tag entstehen, je nach Lust und Zeit und Muse. Somit hatte ich ja genug Ideen, die ich eigentlich schon ein Jahr nach „Sacrilegious Symphonies“ veröffentlichen wollte. Aber aufgrund diverser Probleme mit der alten Plattenfirma, Besetzungswechsel und da ich selbst auch nicht immer der einfachste Mensch bin, was die Zufriedenheit angeht, hat das dann halt gedauert.

scargod wolfang und martinGibt es irgendwelche Geheimnisse, welche sich um die einzelnen Tracks ranken?

Nein, nicht wirklich. Also keine wirkliche Geschichte. Naja, vielleicht doch: Es hat solange gedauert, dass die Songs fertig gestellt waren, weil ich diese immer und immer wieder überarbeitet habe, irgendwann das Gefühl dafür verloren habe und dann auch noch Studio gewechselt habe, weil ich mit einem Teil der Produktion nicht zufrieden war. Außerdem habe ich den einen oder anderen Musiker während der Aufnahme als Mies empfunden und musste aber mit seinen Spuren trotzdem was anfangen. Von daher ist es ein Wunder, dass das Album, so wie es jetzt ist, überhaupt auf dem Markt ist. Dafür gilt der Dank vor allem dem Mario. Der hat dann wahre Wunder vollbracht. Ich meine, wenn du anstelle von Gitarrenspuren einzelne cleane Töne bekommst….

Das Album trägt in sich wie viele eurer Werke Querverweise auf etliches aus dem Metal Bereich. Wie ordnest du selbst Stay in Track ein, und in welcher Stimmung warst du beim Kreieren der Songs?

Ja, da geb ich dir recht. Ich lasse mich einfach nicht in einem Genre einsperren. Das ist doch langweilig. Selbst hör ich Musik von A-Z und das nicht nur im Metal. Wenn ein Song gut ist, dann hör ich mir den an und selbst wenn es sich um Ö3-Pop oder Rap handelt. Da bin ich offen für alles und das hört man dann auch in meiner Musik. Und genauso offen ordne ich auch Stay in Track ein. Eine eigene Stimmung für das Songwriting brauche ich nicht. Nur Ruhe. Und selbst die habe ich nicht immer…

„Stay in Track” klingt für mich ein bisschen weniger melodisch und etwas aggressiver als der Vorgänger!

Das hab ich vor allem 2 Leuten zu verdanken. Auf der einen Seite dem George von Vomitile, der aus der Old-School Death Metal Ecke kommt und da natürlich der Einfluss an der Rhythmus Gitarrenfront schon sehr groß war und auch dem Wolfgang, der mit seiner Stimme alles in Grund und Boden walzt. Geplant war das nicht. Ist so passiert. Finde ich aber gut.

Mit Wolfgang Rothbauer (Thirdmoon, In Slumber, Godhatecode, ex-Edenbridge, Zombie Inc., ex-Disbelief, Eisblut, usw.) hast du einen neuen Partner in Crime gefunden. Wie kam es dazu ihn zur engen Zusammenarbeit zu überreden und welchen Einfluss selbst siehst du seine Arbeit am neuen Album?

Überreden brauchte ich ihn gar nicht. Wir sind schon lange Freunde und ich habe vor vielen Jahren mal ein Thirdmoon Album auf den Markt gebracht. Ich war schon eigentlich seit Beginn ein Thirdmoon Fan und wie sich herausstellte, er auch von Scargod. Ihm gefiel eben dieses Vertrackte, nicht so einfach (er-)hörbare. Ich wollte ihn ursprünglich für 2 Songs auf dem Album haben und den Rest wollte ich singen, dann hat aber er mich angerufen und meinte, er wollte mehr machen und so, nach einigen Verhandlungen, wenn man das so nennen kann, war er auf einmal fix mit dabei. Und mit seinem Idol aus der österreichischen Musikszene hat auch nicht jeder ein gemeinsames Album.

Was seine Arbeit bzw. seinen Einfluss angeht? Ganz klar die Texte und die Stimmen. Beides ist jetzt wesentlich besser und interessanter als ich das noch alleine gemacht habe. Jetzt hat das Ganze Album einfach mehr Aggressivität und Tiefe. SO klingt es einfach geiler! Er arbeitet hochprofessionell und weiß ganz genau was er will. Hervorragend.

scargod wolfgangIn Welchem Zusammenhang steht das Coverartwork von Stay in Track zu den Songs! Was kannst du uns darüber erzählen?

Der Titel Stay in Track kam mir im Winter beim Schifahren. Dort steht bei jedem Schlepplift „Stay in Track“ – also in der Spur bleiben. Ich bin aber keiner, der gerne in der Spur bleibt, nicht mal beim Schlepplift fahren. Ich fahre gerne meine eigenen Wege und so ist das auch im Leben. Obwohl ich aufgrund meiner Arbeit und meiner Familie eben in der Spur bleiben muss, bin ich doch ein Rebell, der gerne gegen den Strom schwimmt. So ist der Titel entstanden, denn irgendwie müssen wir alle halbwegs in der Spur bleiben, ob wir wollen oder nicht. Bzw. wird uns diese Spur vorgegeben. Ob wir wollen oder nicht.

Cover und Titel passen daher gut zusammen, denn das Kind spielt rigoros in seinem Zimmer weiter, obwohl ringsherum dessen Welt aufgrund von Terror, Angst, Zerstörung kaputt geht. Es lässt sich nicht beirren. Auch wenn es ihm anders diktiert werden soll. Das Kind sucht sich seinen eigenen Weg um glücklich zu sein. Nur, und das ist das Dunkle an dem Bild. Irgendwann heißt es dann aber auch da: Stay in Track.

Du wohnst ja in Zell/See (Selamsi 🙂 ) inwieweit ist das doch eher idyllische Fleckchen im Pinzgau für deine Triebfeder bei den Songs?

Zell am See spielt für das Songwriting gar keine Rolle. Wo ich wohne ist mir für meine Musik egal. Sonst genieße ich es schon hier. Wir haben ja alles. Die Gäste kommen ja zu uns. Der Nachteil ist eher der, dass es einfach nicht, zumindest für mich, genügend Musiker gibt, die es hochprofessionell angehen wollen bzw. auch oft die Möglichkeiten, trotz Internet nicht haben sich von hier in die Welt hinaus Gehör zu verschaffen. Die Szene ist gut und es gibt viele wirklich gute Bands, aber vielen reicht es, hier bekannt zu sein. Nur mir ist die Garagenband – Mucke einfach zu wenig. Wer es wirklich wissen will, muss sowieso nach Wien oder nach Deutschland.

Mit George Haigaz Yildizian (Vomitile), Malthus Unholytoxicomaniac (ex-Hellsaw, Groteskh, ex – Irdorath und Sakrileg, Candles & Wraiths) Dominik Sebastian (Serious Black, Edenbridge, Thirdmoon), Jon Soti (Floating Worlds, Quadrus) Jan Vacik (Serious Black, ex-Dreamscape) konntest du einige Gäste für den neuen Output verpflichten. Wie konntest du all diese Gäste, welche ja nicht in deiner unmittelbaren Nachbarschaft wohnen für die einzelnen Beiträge vereinen?

scargod martinDas war nicht schwer. Und verpflichten würd ich auch nicht sagen. Malthus kenne ich schon seit der letzten SCARGOD Produktion. Da war der Weg zu ihm schnell gefunden. Dominik kenne ich seit den Anfangstagen von SCARGOD und SHADOW´S GREY. Also seit 2004. Der ist immer mit dabei. Ob er will oder nicht 😉 Wir haben schon eine gute Freundschaft entwickelt. Wolfgang wurde eh schon erwähnt. Jon habe ich auf dem letzten Output von ACID DEATH gehört, die mit uns auf Europatour waren. Da genügte auch ein Anruf und genauso war es bei George. Der war mit uns auch auf Europatour und wir haben eine angenehme Freundschaft entwickelt. Von daher, war er auch Feuer und Flamme. Er konnte es kaum erwarten, endlich Material zu bekommen. Jan und auch Mario kenne ich schon sehr lange. Die beiden haben das Shadows Grey Album „Bonjour Tristesse“ (2011) gemixt und gemastert. Seit damals arbeite ich immer wieder mit den beiden im Dreamsound Studio in München zusammen. In ein anderes Studio will ich nicht mehr. Den Fehler habe ich einmal gemacht und das hat Zeit und Nerven gekostet. Jan war dabei, kam zwischen zwei Auftritten mit seiner Cover Band vorbei und fertig war die Sache.

Ja, Nachbarschaft: Wie vorher erwähnt. Als Musiker musst du, meiner Meinung nach (es gibt auch Ausnahmen) dir die Musiker von weiter weg suchen, denn mir kommt vor, die sind allesamt hochprofessionell und wollen das auch! Und da sich unter meinen Musikerkollegen wirklich ein paar Kapazunder bewegen… Naja, da brauch ich nicht lange suchen. UND BIN MÄCHTIG STOLZ DARAUF!! Es handelt sich bei SCARGOD ja um Underground!

Mario Lochert (Serious Black, Emergency Gate, ex Visions of Atlantis) und Jürgen “Eerie” Klier (Horns of Hattin, Obsidian Chamber, Candles & Wraiths) waren ja für einiges an der Produktionsphase selbst beteiligt. Wie verlief hier die Zusammenarbeit?

Mario hat sich zu einem wirklich guten Freund entwickelt. Auch wir beide hatten unseren großen Streit, der sich aber zum Positiven entwickelt hat und ich von daher auch kein anderes Studio mehr aufsuchen möchte und werde. Er macht seine Arbeit hochprofessionell und hat Stay in Track wirklich gerettet. Dafür kann ich ihm nie genug danken. Er hat auch seinen Beitrag am Bass leisten wollen (Intro). Das war auch geil!

Eerie hingegen ist der Bruder von Malthus. Den hat mir Malthus empfohlen, da er viel mit Orchester macht und ich meine Orchestersachen ausgebaut haben wollte und das zu einer Zeit, wo ich mit dem Album nicht mehr zufrieden war. Er hat wirklich gute Arbeit geleistet und darauf bin ich megastolz, dass ich mit ihm zusammenarbeiten durfte. Auch wir hatten unsere kleinen Meinungsverschiedenheiten bzw. ich hab mich von anderen Leuten beeinflussen lassen, dass ich andere Künstler ihm vorziehe, dies auch schon fast getan hätte, aber letztendlich wusste ich, was ich an ihm hatte/habe. Von daher wurde alles bereinigt und bin sehr glücklich.

Scargod - Stay in Track album artwork, Scargod - Stay in Track album cover, Scargod - Stay in Track cover artwork, Scargod - Stay in Track cd coverBands die dich selbst beim neuen Alben beeinflusst haben waren?

Alle und keine!

Die Hälfte der Einnahmen egal ob online oder als CD gekauft werden an DEBRA Austria gestiftet. Wie kam es zu dieser Idee?

DEBRA AUSTRIA sind die allseits bekannten „Schmetterlingskinder“ bzw. die DEBRA Austria bietet diesen Kindern Hilfe im Bereich der Linderung der Schmerzen und eben im Bereich der Forschung an. Mal ganz salopp gesagt. Die Idee entstand, da wir beide gesund sind. Unsere Familien sind gesund und wir haben alles, was wir brauchen bzw. haben wir auch schon zu viel. Uns geht es einfach gut. Und das soll auch so bleiben. Darauf hoffe ich jeden Tag. Nur, es gibt halt andere Menschen und Tiere, denen es nicht gut geht, die nichts haben, die Schmerzen haben und die vielleicht auch bald sterben bzw. ein Leben lang leiden müssen.

Wir, als Familienväter denken da eben dann schon anders und wollten mit den Einnahmen einfach was zurückgeben. Auch wenn es nicht viel sein wird am Ende des Jahres. Aber es ist mehr als Nichts und es kommt zu 100% dort an. Wir haben die Möglichkeit. Also tun wir es einfach.

Kann man, wenn doch die Hälfte gespendet wird, mit den Einnahmen überhaupt überleben?

Haha, nein! Nie und nimmer. SCARGOD ist das teuerste Hobby das ich je hatte bzw. haben werde. Ich decke ja nicht einmal die Ausgaben damit ab. Aber es ist mein Baby, das zu einem Teeny gereift ist und das ich einfach großziehen muss. SCARGOD gehört zu meiner Familie. Sein Kinder verhungern zu lassen? Nein, das geht wirklich nicht…

Live technisch ist immer eine schwierige Sache, vor allem wie beim Projekt Scargod, wird es in Zukunft Live Gigs geben, wenn ja wann und wo?

Angedacht war das schon. Aber aufgrund der vielen Musiker (auf allen Outputs seit 2004) und dem Live-Aufwand in Form der Orchesterspuren und, und, und… gebe ich hiermit ein klares Nein von mir. In der heutigen Zeit ist das zwar locker möglich, dass ich mit allen Musikern, Sängern usw. auftrete, aber das kostet alles Geld, das in der Kasse nicht vorhanden ist. Und Zeit, die wir alle zusammen nicht haben.

Dass du ja unter dem Motto „Wer rastet, der rostet“ fungierst, ist uns allen bekannt. Welche anderen Projekte, mit dir als Beteiligung, dürfen wir in Erfahrung bringen, welche in Zukunft auf uns zukommen?

Ja, das dürfte wirklich mein Motto sein 😉 Sehr treffend. Abgesehen von meiner Tätigkeit bei SCARGOD versuche ich schon seit einem Jahr oder noch länger wieder ein Album für Shadows´ Grey zu schreiben, aber das kann noch dauern, denn so wirklich komme ich da nicht in die Gänge. Außerdem fehlt mir da der Dominik, der sich derzeit einfach nicht wirklich auf SG konzentrieren kann.

Ein Projekt, das sich mittlerweile zu einer Band geformt hat, nennt sich A GHOST NAMED ALICE (Trademark). Die Band setzt sich zusammen aus eben mir, dem Jürgen Dachl (ex-Stormhammer) an den Vocals, dem B. Aaron Resch (Craving for Chaos) an den Drums und dem Dominik (Serious Black) an der Gitarrenfront. Ist so eine Mischung aus Power Metal, Melodic Metal und ein wenig Melodic Thrash Metal. Das wird extrem geil!! Wann da genau was auf dem Markt erscheinen wird, kann ich leider noch nicht sagen. Jetzt sind wir mitten im Songwriting-Prozess.

Stay Metal!! Seid offen für Alles und Rock on!!

Dr. Maze Pain!

Robert
Roberthttps://www.metalunderground.at
Soldat unter dem Motto morituri te salutant sich als Chefredakteur bemühender Metalverrückter. Passion und Leidenschaft wurden fusioniert in der Verwirklichung dieses Magazins.

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