Locracy ein aufstrebender Melodic Death/Thrash Metal aus Wien ist wieder auf dem Vormarsch. Was sich seit dem letzten Releas getan hat wollten wir wissen und wie es mit neuem Material in naher Zukunft aussieht. Auch die Frage von Livegigs und anderen Dingen brannten auf meiner bösen Zunge und so habe ich mich auf die Versen der Wiener geheftet um die Jungs um Rede und Antwort zu bitten.
Erzählt uns mal ein bisschen über die bisherige Schaffensphase von Locracy
Wir haben zwei Alben und eine Micro EP gemacht, etliche Konzerte bestritten und mehrfache Mitgliederwechsel überstanden. Darüber hinaus haben wir immer versucht, noch mehr aus uns rauszuholen, wenn es um das Schreiben neuer Lieder geht. Unser liebster Meilenstein ist sicher der Typ aus den USA, der in der Schule ein Referat über uns hielt und eines unserer Lieder auf YouTube gecovert hat.
Euer letztes längeres Lebenszeichen Blinded by the Glory Hole liegt ja auch schon fast zwei Jahre zurück, was wird uns in naher Zukuft an neuem Material erwarten
Wir sind dabei, neue Lieder zu schreiben und füllen schon die Tracklist für die nächste Scheibe, die für Ende nächsten Jahres geplant ist. Obwohl wir mittlerweile bei der Hälfte angelangt sein dürften, versprechen wir nichts, da wir wie oben gesagt immer versuchen, uns noch weiter zu treiben und so was halt seine Zeit braucht. Das liegt mitunter auch daran, dass wir zwischen dem Aufstehen und der Bandprobe öfter mal in der Arbeit vorbeischauen, um nicht im Proberaum leben zu müssen, dort gibt es nämlich nur einen Sessel und wir stehen nicht gern.
Ich denke mal dass ihr nicht alle die gleichen Einflüsse habt. Wie stark fanden oder finden persönliche Einflüsse in die Tracks von Locracy?
Natürlich bringt jeder seinen eigenen Rucksack an Vorlieben und Neigungen mit in den Proberaum und öfters wird auch heftigst diskutiert, wie was zu klingen hat. Wir lösen das dann meistens demokratisch. Wie in der Welt außerhalb des Proberaums ist das keine perfekte Methode, weil man es nicht allen recht machen kann, aber uns fällt leider auch nichts Besseres ein. Zum Teil benennen wir einzelne Sektionen oder Riffs in Liedern auch nach den Bands, die sie inspiriert haben. Es gibt zum Beispiel in “Paranoid Masochist” eine Dillinger Section, wobei wir die erst nach dem Schreiben so benannt haben weil sie uns an The Dillinger Escape Plan erinnert hat.
Welche Nummer würdet ihr den Fans ganz besonders ans Herz legen oder welches ist euer absoluter Favorit aus eurem Repertoire?
Ich glaube, hier könnten wir uns nicht auf eine einzige Nummer einigen, jeder hat so seine eigenen Lieder, bei denen ihm warm ums Herz wird. Grundsätzlich sind das aber immer die neueren Lieder, da wir uns doch recht stark weiterentwickeln und wir gegenüber älterem Material gerne recht kritisch sind. Wir halten auch nichts davon, mit neuen Nummern zu warten, bis ein Album komplett ist, sondern bringen alles gleich auf die Bühne, sobald wir es drauf haben. Wenn wir bei einem Konzert sagen, dass die nächste Nummer einen neue ist kann man sich bei der ein Bild machen, auf welchem Entwicklungsstand wir gerade sind. Es gibt natürlich alte Klassiker, aber die fliegen gnadenlos aus der Setlist, wenn was Neueres dazukommt, vor Allem, da die Spielzeit meistens sowieso zu kurz für alles ist.
Stichwort österreichische Metal Szene wie seht ihr selbst ihr sie selbst.
Die Leute sind super und es gibt motivierte Fans, Veranstalter und Bands. Trotzdem gibt es immer wieder Unmut und es wird im Dreieck mit dem Finger aufeinander gezeigt aber ich glaube, das ist eh überall so. Ich finde es seltsam, dass hier so eine Art Inseltum herrscht. Wir könnten hier in Wien jeden Monat ein Konzert spielen aber sobald wir in Linz spielen wollen, bleibt der Posteingang leer. Die Veranstalter wollen lieber lokale Bands, da die mehr Leute bringen, und fühlen sich dann auch denen verpflichtet, wenn mal was Größeres kommt, das sich sowieso von selbst verkauft. Musikalisch gibt es immer wieder Großartiges wie zum Beispiel das neue Reanima Album, dass sich mühelos neben die letzte ( 🙁 ) Despised Icon Scheibe ins Regal stellen lässt.
Eine Frage die ich den österreichischen Metal Bands immer gerne stelle. Wie seht ihr sie, die Bandkontests und dem pushen von Formationen bei Kontests (sinnlos-überflüssig oder sinnvol-unabdingbar)?
Die Antwort wird wahrscheinlich auch eine sein, die du schon öfter gehört hast: Für den Anfang sind sie gut, um Bühnenerfahrung zu sammeln aber man darf sich das nicht zu Herzen gehen lassen, wenn man raus fliegt. Wir haben schon an etlichen teilgenommen und noch keinen gewonnen. Bei dem einen gewinnt die Band, die mit einem Bus voller Leute anreist, bei einem anderen stehen die Jurymitglieder an der Bar, während man spielt. Trotzdem macht das Auftreten immer Spaß, man lernt was und anschließend wird gefeiert, egal ob man gewonnen hat oder nicht.
Was wäre euer Wunschkanditat, für wen würdet ihr als Support fungieren, wenn ein Wunschtraum war würde.
Da gibt es viele, die sich untereinander nicht mehr reihen lassen: Von Converge über Man Must Die bis Meshuggah und Between The Buried And Me. Wir spielen nächstes Jahr mit Lock Up und freuen uns schon wahnsinnig drauf. Vielleicht geht sich ja irgendwann noch At The Gates aus.
Stichwort Pay to Play. Stößt ja vielen jungen Nachwuchstruppen, als auch Magazinen sauer auf, hattet ihr schon selbst Erfahrung damit und wie steht ihr zu dieser Art des Preis dumpings.
Wir haben so was noch nicht gemacht. Wir müssen zwar oft Tickets verkaufen, können dafür aber einen Teil des Gewinnes einstreichen. Ab und zu bekommen wir per Mail Angebote, wo wir mit einem Bus herumfahren und mit irgendeiner namhaften Band Gigs spielen könnten. Wir haben uns auch schon überlegt ob wir mitmachen würden, wenn wir das Geld dazu hätten. Wenn eine Band das machen will, soll sie doch. Wenn sie scheiße sind, wird’s ihnen nichts bringen und wenn sie gut sind vielleicht schon. Wichtiger ist, dass die Ticketpreise für Shows nicht explodieren.
Wie sieht es in der Zukunft mit Auftritten aus, wo kann man euch in naher Zukunft live begutachten (kleine Tour geplant?)
Ein Freund von uns hat gerade Frostbite Booking ins Leben gerufen und uns mit ins Boot geholt. Dadurch spielen wir im Jänner in Lustenau und im März in Berlin. Den Gig mit Lock Up habe ich eh schon erwähnt. Aber dadurch, dass jetzt nicht mehr wir faulen Säcke das Booking machen, sollte da noch Einiges nachkommen.
Habt ihr selbst musikalische Vorbilder denen ihr gerne nacheifert?
Hunderte. Das hat mit At The Gates angefangen und bewegt sich heute irgendwo in den Gefilden zwischen Djent, Grindcore und Technical Death Metal.
Vier kurze Worte die Locracy beschreiben
Als Supportband ist es nicht immer leicht, habt ihr da schon selbst negative Erfahrungen gemacht, oder seid ihr immer fair behandelt worden.
Wir haben nie wirklich schlechte Erfahrungen gemacht. Einmal wollte der Headliner sein Schlagzeug nach dem Soundcheck nicht wegräumen und wollte auch nicht, dass wir es benutzen. Somit standen auf der Bühne zwei Schlagzeuger hintereinander und das war’s dann mit dem Platz auf der Bühne – der stehende Teil der Band war vor der Bühne im Publikum. Hat aber schlussendlich immens Spaß gemacht.
Gibt es ein paar spezielle peinliche Momente bzw. eine lustige Anekdote aus eurer Karriere die ihr uns erzählen könnt/wollt.
Wir haben in einem Jugendkeller bei einer Geburtstagsparty gespielt und bei den Vorbands ist uns aufgefallen, dass die Bühne etwas kahl aussah. Drum sind wir dann in die Bar, die im Nebenraum war und haben uns dort alles an Lampen und so Zeugs geschnappt was rumhing und sogar noch eine Nebelmaschine gefunden. Letztere ist dann während der Show Amok gelaufen und wir konnten weder das Publikum, noch sie uns sehen.
Am gleichen Gig war noch dazu während des 1. Songs das Schlagzeug so schnell Richtung Publikum gewandert, dass unser Schlagzeuger schon fast nachlaufen musste. Dieser fragte nach dem 1. Song mehr oder weniger spaßhalber ins Publikum, ob sich nicht jemand für den restlichen Gig vor die Bassdrum setzen wolle, um zu verhindern, dass die Leute in der 1. Reihe vom Schlagzeug erschlagen werden. Zu unserer Verwunderung meldete sich nach nur wenigen Augenblicken ein mutiger Fan, der dann wirklich den restlichen Gig die Bassdrum umarmte und ein Blutbad verhinderte.
War aber alles in allem auch eine Riesengaudi.
Geht ihr selber noch auf Konzerte, wenn ja was war euer letztes Konzert?
Was heißt hier “noch”? Das klingt ja fast so, als würden wir irgendwann damit aufhören..?
Peters letztes war Steel Panther, davor Between The Buried And Me und davor Refused – ein bunter Blumenstrauß ohne Enttäuschungen.
Kevin war bei Cemetery Garden und der Bassklinik von T.M. Stevens.
Stefan war auch bei Between The Buried And Me und davor bei Sybreed und Mnemic.
Und was war die letzte gekaufte Scheibe?
Reanima – Great Whore Of Babylon
Meshuggah – Koloss
Wie denkt ihr denn über Medien wie YouTube, MySpace, Facebook und wie die alle heißen, sind die eher gut für die Musikszene?
In unserer Größenordnung sind sie auf jeden Fall gut. Ich habe auch kein Mitleid mit dem einen oder anderen Superstar oder Label, der/das dadurch finanzielle Einbußen hinnehmen muss. Das Ganze ist ein unausweichlicher Prozess, dem man sich ständig anpassen muss. Auf der Kehrseite verdienen natürlich die Plattformen ein Heidengeld auf dem Rücken vieler kleinerer Künstler ohne sich da erkenntlich zu zeigen. Trotzdem bleibt das Internet und all seine Möglichkeiten ein Segen für jeden, der es sich zu nutzen machen kann.
Welche Szenegröße würdet ihr mal selber, persönlich kennen lernen und was würdet ihr ihn fragen?
Peter fallen keine Einzelpersonen ein, er würde gerne mit den Leuten von Genghis Tron, Sikth, Converge oder The Dillinger Escape Plan ein Bier trinken und quatschen.
Kevin würde gerne Mike Flores, Ryan Martinie und John Campbell treffen.
Stefan würde sich mit Corey Taylor oder Cattle Decapitation unterhalten.
Ja dann wären wir schon am Ende – ich überlasse dir die letzten Worte.
Danke fürs Interview bzw. danke fürs Lesen!
Wir verneigen uns vor den Leuten, die sich unser Material anhören (egal ob gekauft, geklaut oder geliehen) und unsere Konzerte besuchen. Wenn dann sogar noch Geld für eines unserer T-Shirts übrig bleibt, verkaufen wir ihnen die natürlich gerne; aber primär sind wir schon zufrieden, wenn die Leute uns ihr Ohr leihen.