Band: Alice Cooper
Titel: Welcome 2 My Nightmare
Label: Universal Music
VÖ: 2011
Genre: Hard Rock
Bewertung: 4/5
Written by: Robert
Mein Geburtsjahr meine Götter. Wie ich das meine? Nun kurz erklärt es war das Jahr 1975 als der Schrecken der Mütter/Großmütter Vincent Fournier alias Alice Cooper mit „Welcome to my Nightmare“die heil zu scheinende Welt schockierte. Dennoch und das muss man sagen selbst Kermit der Frosch und die Muppets Show wussten von dem Potential des Großmeisters und luden ihn ein. Danach folgte eine Bilderbuchkarriere eines Rockstars wie sie im Buche stand. Hallen die aus allen Nähten platzten und Mörderscheibletten die in keiner Sammlung eines Rock/Metal Liebhabers fehlen dürfen. Mittlerweile ist es doch etwas leiser um die Legende geworden. Dennoch und mit zielstrebiger Genauigkeit kehrt Alice immer wieder zurück und beliefert uns auch heute noch mit guter Musik. Sicherlich und da muss man den alten Fans recht geben, wird eine deutlich massentaugliche Audience angesprochen. Dennoch und das muss man dem guten Alice hoch anrechnen wird ein breites Sammelsurium in Sachen Rockgeschichte auch weiterhin geboten und somit reiht sich „Welcome 2 My Nightmare“ da nahtlos ein. Nach „Along Came a Spider“ gingen drei Jahre ins Land und man musste sich die Durststrecke mit den alten Scheibletten vertrösten, doch nun darf wieder gehörig die Bude gerockt werden, wenn auch deutlich kommerzieller als man es bis vor gut 10 Jahren gewohnt war.
Das hymnische „I Am Made Of You“ macht im etwas idyllischeren Soundkleid den Anfang. Eine sehr sanftmütige, teils entspannende Nummer wird uns dabei nahe gelegt. Bei den leicht kräftig – hymnischen Ausreißern wird dem Altfan eine leichte Gänsehaut beschert. Dennoch und das muss gleich fest gehalten werden, ganz astrein den alten Traditionen sieht sich der Mastermind nicht mehr verpflichtet. Vielmehr hat der moderne Sound auch bei Mister Cooper Einzug gehalten. Man mag dies als schlecht ansehen oder auch nicht, persönlich finde ich, passt dieser Einfluss sehr gut zur Scheiblette und eben zu diesem Stück.
„Caffeine“ ist ein leicht Blues angehauchter Rotzrocker mit groovenden Ecken und Kanten. War man noch vorhin bestrebt sehr warmherzig rüber zu kommen, so schert man sich hierbei um unser Seelenheil einen feuchten Kehricht. Amtlich wird hier Abgehmucke geboten, die etwas mehr an ältere Aktionen von Alice erinnert. Dennoch wird auch hier eine sehr stark moderne Abform zum Besten gegeben, doch diese geballte Ladung Dynamit explodiert mit geballter Kraft.
Im konzeptionellen Klang kommt die Zwischenunterbrechung „The Nightmare Returns“ rüber und erinnert etwas mehr an das Konzept aus dem Jahre 1975. Guter Stimmungsmacher der laut aufhorchen lässt und auf den Folgetrack Gusto macht.
„A Runaway Train“ rollt wie es der Titel schon aussagt wie eine Rockdampflock daher. Flotte, fetzige Hard Rock Rhythmen werden hierbei versiert durch die Boxen gejagt. Das leichte Rock n‘ Roll und deutlich Southern angelehnte Kraftfutter macht viel Lauen und klingt sehr stark nach Partymucke. Deshalb auch das folgende zucken in den Beinen, denn das Stück geht dermaßen unter die Haut das man sogleich seine Holde um einige Drehungen bitten möchte.
Mehr in Richtung Dixie, denn „Last Man On Earth“ ist stark New Orleans Jazz geschwängert wird in der Folge weiter gemacht. Das stimmige, teils lustig opulente Klangmahl macht richtig Laune, denn durch pfiffige Ansätze wird einem hier gute Laune Musik zu Teil. Hat zwar weniger mit Rock zu tun, ist aber und das muss schon erwähnt sein ein absolut kompetenter Unterbrecher den man sich nur wünschen kann. Selbstredend hinterlässt das Stück nach etlichen Sekunden ein breites Grinsen, denn die Ansteckungsgefahr ist hier sehr groß.
Komplett das Rad wird bei „The Congregation“ nun gedreht. Rotzige Rockmischung, welche mit sehr stark hymnischen Allüren ausgestattet wurde, wird einem hier zu teil. Die immer wieder gute, wenn auch Midtempo ausgelegte Berg und Talfahrt hinterlässt seine Spuren und so wird auch hier gute Laune voraus gesetzt. Dieser folgt man selbstredend, denn der Track macht sein Übriges und animiert dazu bestens.
ZZ Top wussten es schon und auch Alice Cooper war sich schon vor vielen Jahren bewusst, welches Potential im Southern Rock liegt. Dementsprechend kommt „I’ll Bite Your Face Off“ genau aus dieser Ecke. Weiterhin baut man auf die Laune des Zuhörers und serviert ihm weiterhin mit viel Spaß in den Backen Material zum Abhotten. Die sehr kerbigen Solis und Abrundungen lassen einen sofort zur nächsten Whiskey Flasche greifen und auf den Mastermind anstoßen.
Tja in den Siebzigern war die Dico Ära wohl ein Graus vieler Musikfans. Genau deshalb wurden viele Truppen geboren die dieser Ära ein Ende setzten. „Disco Bloodbath Boogie Fever“ ist eine Hommage an die alten Schandtaten zu denen auch Alice anno dazumal seine Schandtaten beisteuerte. Das Stück an sich klingt wie ein Comic Track und erinnert mich an meine Kindheit als Alice mit Kermit und dem Rest der Muppets Show abfeierte. Es gibt einfach Tracks da spielt sich die Fantasie und so stellt sich meine Wenigkeit hier den Alice mitsamt der Muppets Show 2011 vor wie man hier abrockt und das auf allerhöchstem Niveau.
„Ghouls Gone Wild“ ist weiterhin dem siebziger Rock angelehnt, dieses Mal aber mit leichten, punkigen Einschlägen. Erneut bietet man Abgehmucke zu der man Mitklatschen, Tanzen und Abgehen muss. Viel Spaß im Gepäck ist dabei vorprogrammiert. Vor allem der mitsingorientierte Refrainteil lässt den Spirit aus den guten alten Tagen noch einmal so richtig schön hochleben (vor allem Schools Out lässt ganz stark grüßen). Somit haben wohl die Ghouls Schulschluss und machen dabei die Straßen unsicher.
Mit „Something To Remember By“ wird ein idyllischer Ruhepol geboten. Mit teils sehr balladesken Klängen wird der Fortgang bestritten. Das Ganze wird noch durch satte Streichereinlagen gestärkt die etwas dezenter im Hintergrund mitlaufen, aber dennoch an und ab etwas stärker nach vorne drängen. Genuss wie man ihn brauch und er tief in den Körper vordringt.
Messerscharf, dreckig und mit leicht Doom angehauchten Klangtechniken wird nun bei „When Hell Comes Home“ jongliert. Das sehr experimentell angehauchte Stück hat eine Progressive Breitseite drauf die sehr schön und annehmbar aufzunehmen ist. Weiterhin baut man wohl auf viel Abwechslung und das ist mit dieser Kurskorrektur vollends geglückt.
Leichte Elektro Beats, gestärkt mit klassischem Hard Rock steht bei „What Baby Wants“ im Vordergrund. Weg vom zu starken Experimentalklang hinüber in ein solideres Gewässer wird dadurch gelenkt. Somit gibt es wieder kompakteres Material das zwar weiterhin sehr farbenfroh durch die Speaker schallt, allerdings leichter rüber kommt. Der etwas poppige Mittelteil erschreckt beim ersten Anlauf, aber bereits beim zweiten, dritten Durchlauf wippen die Füße von ganz alleine mit.
Glockenschläge, gefolgt von leicht verdaulichen, massentauglichen Rockklängen eröffnen „I Gotta Get Outta Here“. Vermehrt bleibt man auch hier in der begonnen Richtung und hält das Ruder eisern in der Hand. Dennoch werden immer mehr unkommerzielle Rockklänge hinzugegeben und diese duellieren sich bis zum Ende hin immer mehr mit den Anfangs gebotenen Vibes.
Das monumental wirkende Instrumental „The Underture“ ist ein episches Stück das durchaus auch aus der Feder des Trans Siberian Orchestra stammen könnte. Sehr stark Bombast ausgelegte Beats und Verstrebungen geleiten durch diese Klangmelange, die mich persönlich unglaublich fasziniert. Eine wahre Rock Opera in kürzerer Spielzeit wird hier abgehalten die mit beeindruckenden Soundarrangierungen superb und mit viel Wiedererkennungswert einen fassungslos dasitzen lassen.
Den Schlussstrich zieht man mit dem kernigen „We Gotta Get Out Of This Place“ welches ein Klassikrocker zu sein scheint. Doch auch hier braucht man auf modernere Einflüsse nicht lange warten und diese bietet man durch sehr verzerrte und progressive wirkende Ansätze und Erweiterungen. Alles in allem hat man aber ein sehr gleichberechtigtes Auslangen gefunden und so wirkt der Track nicht zu komplex ausgerichtet. Natürlich, wenn man an das Original des auf vielen Vietnam Compilations vertretenen The Animals Tracks denkt, dann wirkt das Ganze deutlich experimenteller. Somit bietet man zu guter Letzt ein sehr eigenständiges Cover das gut dargeboten wird.
Fazit: Tja was bleibt da noch zu sagen, man sollte sich schon vorher in das Album reinhören. Es ist und bleibt mit Sicherheit ein Klassiker, wenn auch in moderner Form. Meiner Meinung nach muss man sich mit dem Album schon mehrmals auseinander setzten. Denn beim ersten Durchlauf erschrickt man als klassischer Fan von Alice Cooper etwas. Allerdings nach dem zweiten, dritten Durchhören wird der Silberling immer besser.
Tracklist:
01. I Am Made Of You
02. Caffeine
03. The Nightmare Returns
04. A Runaway Train
05. Last Man On Earth
06. The Congregation
07. I’ll Bite Your Face Off
08. Disco Bloodbath Boogie Fever
09. Ghouls Gone Wild
10. Something To Remember By
11. When Hell Comes Home
12. What Baby Wants
13. I Gotta Get Outta Here
14. The Underture (Instrumental)
15. We Gotta Get Out Of This Place
Besetzung:
Alice Cooper (voc)
Tommy Henriksen (guit, bass & keys)
Michael Bruce (guit & keys)
Dennis Dunaway (bass)
Neal Smith (drums)
Internet:
Alice Cooper Website
Alice Cooper @ MySpace