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I AM YOUR GOD – Δ (Trinity)

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cover artwork I AM YOUR GOD Δ (Trinity)
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Band: I AM YOUR GOD 🇫🇮
Titel: Δ
Label: Out Of Line Music
VÖ: 18/04/25
Genre: Melodic Death Metal

Bewertung:

3,5/5

Wer den Begriff „Finnischer Melodic Death Metal“ hört, denkt unweigerlich an Children of Bodom oder Insomnium – zwei Bands, die diese Spielart des Metal weltweit bekannt gemacht haben. Auch I AM YOUR GOD bewegen sich in diesem Spannungsfeld, doch in welche Richtung tendiert ihr Sound heute? Finden wir es heraus. Denn: I AM YOUR GOD sind längst keine Neulinge mehr – mit „Δ“ legen sie bereits ihr drittes Album vor und wollen damit ihren Platz in der modernen Metal-Szene weiter festigen.

Langsamer Auftakt, doch das Tempo zieht schnell an.

Der Einstieg klingt zunächst ruhig und melodisch – akustische Gitarren und Keyboards eröffnen das Album –, doch schon bald kippt die Stimmung: Die Musik gewinnt an Fahrt und Durchschlagskraft. „“, der gleichnamige Titeltrack, ist dabei nur das atmosphärische Intro. Der eigentliche Auftakt folgt mit „Haunting Hell“ – komplexe Gitarrenriffs und verschachtelte Solos verweben sich zu einem dichten Klanggeflecht. Wilde Screams wechseln sich mit cleanem Gesang ab, das Tempo ist hoch, der Rhythmus unerbittlich. Tatsächlich sehr melodisch und mit einer klaren Nähe zu Children of Bodom, aber auch mit Einflüssen aus Power Metal und einem Hauch Metalcore. Ein erstes Highlight.

Zum ungewöhnlichen Namen des Albums äußert sich die Band selbst: „Wir wollten ein Album, das die Leute ein wenig verwirrt – denn die meisten Namen heutzutage sind einfach langweilig. Also sollen die Fans selbst entscheiden, wie sie es nennen.

I.A.Y.G.“ erinnert nicht nur an den ebenfalls eigentümlichen Bandnamen, sondern steht als Abkürzung genau dafür. Der Song ist rhythmisch kraftvoll und melodisch arrangiert, etwas langsamer, aber dafür umso schwerer als die vorangegangenen Titel. Sänger Julius Vetämäjärvi bewegt sich hier fast ausschließlich im verzerrten Schrei-Bereich – infernalische Laute, die unverkennbar an Alexi Laiho erinnern. Der Refrain, eine Mischung aus Geschrei und melodischer Eingängigkeit, bleibt hängen und stellt klar, wer hier Gott ist.

Ihre Musik vereint melodischen Death Metal mit klassischen Elementen und einem modernen Ansatz.

Death Row“ kommt mit einem schlichten, aber effektiven Riff daher – erneut dominieren die infernalischen Vocals. Der Song ist insgesamt langsamer, bleibt aber durchweg melodisch. In der Mitte bringt ein clean gesungener Part zusammen mit einer melancholischeren Melodieführung frischen Wind. Klassische Themen, modern interpretiert. Die brüllende Stimme wird von komplexen Gitarren, Riffs und Solos eingerahmt, die sich zu einem weiteren modernen Melodic-Death-Metal-Stück verweben.

Die Band wurde 2018 in Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands, gegründet. Seitdem hat sich die Besetzung nicht geändert: Joonas Roivainen am Bass, Atte Autio (auch bei Accusator und Cepaluss) am Schlagzeug, das Gitarrenduo Joonas Erkkonen und Matti Hietala sowie Sänger Julius Vetämäjärvi komplettieren das Quintett.

Part Of The Ocean“ erinnert stärker an frühe In Flames – sowohl im Sound als auch im Songwriting. Hier zeigen I AM YOUR GOD ihre deutlich deathmetallischere Seite. Sehr gute Riffs und Akkordfolgen, viele Breaks, ein kurzer klar gesungener Abschnitt – der Song vereint zahlreiche Stilrichtungen und Techniken. Die Solos sind gelungen, die Melodielinie steigert sich fast progressiv, der Track bleibt trotz der stilistischen Vielfalt in sich geschlossen und dramatisch.

Ein schnelleres Tempo bringt „‚Til Death Do Us Part“. Wieder dramatisch, mit einem zerrenden Solo und einer melancholischen Note. Die treibenden Drums geben dem Stück eine neue Dynamik. Der Refrain wird herausgeschrien, die Komposition ist komplex – vielleicht sogar etwas überladen, da viele Stilrichtungen und Passagen direkt aneinandergereiht wirken.

Eine Band im Wandel – vielfältige musikalische Elemente und Stile treffen aufeinander

Die Produktion ist gut – leicht roh und ungeschliffen, was dem Sound zusätzliche Wucht verleiht. Insgesamt gibt es bei den Übergängen zwischen den einzelnen Songteilen noch Luft nach oben. War das Debüt The Resurrection noch stark vom Metalcore geprägt und das Folgewerk SINister fast schon eine Children of Bodom-Hommage, so verbindet das aktuelle Album diese beiden Elemente und erweitert sie um klassische Melodic-Death-Metal-Elemente im Göteborger Stil. Eine Band im Wandel, die ihren eigenen Weg sucht – und geht.

Pyre Of Fears“ beginnt mit einem melodischen, vom Klavier getragenen Part, bevor der schwere, dichte Sound die Bühne übernimmt. Die Drums treten hier besonders in Erscheinung, liefern Blastbeats in Serie und tragen maßgeblich zur Dynamik bei. Der Refrain bringt erneut klaren Gesang, jedoch eingebettet in ein Gitarrengeflecht bei hohem Tempo – ein wirkungsvoller Kontrast. Ein weiterer Höhepunkt des Albums, der sich von den offensichtlichen Einflüssen zunehmend emanzipiert.

Laut Aussage der Band handelt es sich bei „Δ“ um das bislang härteste, aber auch schönste Werk ihrer Diskografie. Und der Aufwand dahinter ist hörbar. Inhaltlich handelt es sich um ein Konzeptalbum, das eine Geschichte erzählt – aus einer Epoche, die den Erzähler tief in den Abgrund gezogen hat. Mehrere Perspektiven kommen zu Wort, entfalten sich in Musik und Text auf frische, ungewöhnliche Weise.

Die letzten Songs zeigen nochmals die Stärken des Albums – ein kraftvolles, positives Finale

The Chateau“ bewegt sich klar in Richtung Melodic Death Metal, mit soliden Riffs und verschachtelten, melodischen Gitarrenlinien, die für den roten Faden sorgen. In der Songmitte überrascht ein akustischer Part, der die sensible Seite der Band offenbart. „Kingdom Cold“ knüpft nahtlos an, dynamisch und voller positiver Energie.

Das Finale trägt den passenden Namen „Terminus“. Gewagt, einen Titel zu wählen, der durch Dark Tranquillity bereits prominent besetzt ist – aber letztlich doch nur ein weiteres englisches Wort. Kein Grund zur Klage. Der Song bringt das Album mit voller Wucht zu Ende, alle letzten Tracks markieren noch einmal besondere Höhepunkte und hinterlassen ein positives Gefühl.

„Δ“ ist ein energiegeladenes, mitreißendes Album mit viel Potenzial

Eher als eine konsequente Fortführung des Children of Bodom-Erbes mit einer Prise Modernität zu verstehen. Extreme Power Metal wäre womöglich die passendere Genrebezeichnung als reiner Melodic Death Metal. Die ganz eigene Handschrift, die Children of Bodom einst auszeichnete, bringen I AM YOUR GOD (noch) nicht mit – doch sie zeigen sich als durchweg talentierte junge Musiker. Stilistisch schwer einzuordnen, aber ganz offensichtlich mit Leidenschaft und Überzeugung bei der Sache.

Der nachvollziehbare Drang in ihrem Alter, modern zu klingen und alles zu zeigen, was sie können, lässt auf ein reiferes Werk in naher Zukunft hoffen – und genau das dürfte mit Sicherheit kommen.

Das Album bietet viele eingängige Momente, zahlreiche musikalische Hooks und weckt dadurch stetig das Interesse. Am Ende bleibt ein Lächeln – die Jungs sind talentiert, voller Energie und geben sich sichtlich Mühe, auch wenn sie gelegentlich etwas zu viel wollen und zu viele Stile mischen. Doch gerade diese Vielseitigkeit macht das Album spannend. Diese Band hat enormes Potenzial – und das Zeug, sich wirklich durchzusetzen.

Technisch unkompliziert, aber voller Leidenschaft: „Δ“ ist ein energiegeladenes Album, das die Essenz des Genres feiert. Gute Kompositionen, reich an Melodie und Dynamik. Die positive Grundhaltung der Band ist ansteckend. Mit ihrer stürmischen, jugendlichen Energie kombinieren I AM YOUR GOD eingängige Melodien und schwere Riffs im klassischen skandinavischen Stil – und holen damit den frühen Melodic Death Metal ins Hier und Jetzt.

Fazit: I AM YOUR GOD sind würdige Nachfolger, die Children Of Bodoms ikonische Mischung aus melodischem Death und Power Metal weiterführen – mit Spielfreude und Leidenschaft.

Tracklist

01. △
02. Haunting Hell
03. I.A.Y.G.
04. Death Row
05. Part Of The Ocean
06. ‚Til Death Do Us Part
07. Pyre Of Fears
08. The Chateau
09. Kingdom Cold
10. Terminus

Besetzung

Joonas Roivainen – Bass
Atte Autio – Drums
Joonas Erkkonen – Guitars
Matti Hietala – Guitars
Julius Vetämäjärvi – Vocals

Internet

I AM YOUR GOD – Δ (Trinity) CD Review

DORMANT ORDEAL – Tooth and Nail

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cover artwork DORMANT ORDEAL Tooth and Nail
cover artwork DORMANT ORDEAL Tooth and Nail

Band: DORMANT ORDEAL 🇵🇱
Titel: Tooth and Nail
Label: Willowtip Records
VÖ: 18/04/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

5/5

Ein sanft rezitiertes Gedicht eröffnet „Wije I Mary, Pt. 1“, das Eingangsstück des Albums. Es folgt ein stetiges Crescendo, das sich mit Drums, Gitarren und schließlich entfesseltem Chaos steigert. Übersetzt als „Wind und Mary“ erweist sich der Song als wahrhaft bedrohlich. Die Klangwand aus infernalischem Schlagzeugspiel und sägenden Riffs macht deutlich, dass auf Tooth and Nail Energie und Dynamik auf höchstem Niveau angesiedelt sind. Solide Komposition, dichte Atmosphäre – ein starker Auftakt für das Album.

Energiegeladener Death Metal mit beeindruckender Komposition

Halo Of Bones“ führt diese Energie fort, wenn auch mit leicht gedrosseltem Tempo – was der Dynamik jedoch keinerlei Abbruch tut. Wilde Growls und unbarmherzige Drums dominieren eine überaus eindrucksvolle Komposition, durchzogen von einem Hauch Melancholie – so paradox das bei diesem Tempo und dieser Gewalt auch erscheinen mag. Ein technisch anspruchsvolles und exzellent ausgeführtes Gitarrensolo beendet den Song. Ein echtes Highlight!

DORMANT ORDEAL wurde ursprünglich 2005 als Soloprojekt gegründet – von Radek Kowal, der bis 2023 als Drummer aktiv war. Tooth and Nail ist das erste Album der Band ohne ihr Gründungsmitglied. Stilistisch bewegt sich das Werk in jener Linie, die auch andere polnische Death-Metal-Größen wie Decapitated oder die späten Behemoth bekannt gemacht haben.

Horse Eater“ setzt das gnadenlose, bedrückende Tempo fort – ein völliger Frontalangriff aus Drums und sägenden Gitarren. Ein massiver, knochenzermalmender Song mit gutturalem Gesang und einem schneidenden Gitarrensolo. Der Track unterstreicht eindrucksvoll das technische Können der beiden Bandmitglieder. 2008 wandelte sich DORMANT ORDEAL von einem Ein-Mann-Projekt zu einer festen Band – mit Maciej Nieścioruk (ex-Mortify) an Gitarre, Bass, Songwriting und Texten sowie Maciej Proficz (Cursebinder, ex-Moanaa, ex-Collider) am Mikrofon. Beide prägen bis heute das Vermächtnis der Formation.

Die Produktion ist ausgewogen und betont die technischen wie kompositorischen Stärken der Band.

Orphans“ setzt das erbarmungslose Klangbild des Albums fort – mit einem zermalmenden Tempo, das von der Rhythmussektion vorgegeben wird. Die Gitarren sägen unaufhörlich, der Gesang ist roh und gemein. „Solvent“ beginnt langsamer und gitarrenbetonter, was dem Album eine neue Dynamik verleiht. Beinahe flüsternde Gesangspassagen zeigen die kompositorische Vielschichtigkeit der Band. Tempowechsel sind hier deutlicher spürbar, und erneut blitzt ein kaum greifbarer Hauch von Melancholie in Gitarren und Vocals auf. Besonders hervorzuheben ist die beeindruckende gesangliche Bandbreite, inklusive einer ungewöhnlich klaren und verständlichen Growl-Stimme. Ein besonderes Highlight ist der Gastsänger-Einsatz von Drummer Dominic Nucciarone (Intonate, RGRSS, ex-Deathlehem), der dem Song mit seinen Vocals zusätzliche Tiefe verleiht. Ein weiterer Höhepunkt auf einem ohnehin starken Album.

Eine sehr gelungene Produktion im echten Death-Metal-Stil, dabei mit einer leicht modernen Herangehensweise. Genau das, was die Band braucht, um ihre beeindruckenden Fähigkeiten – sowohl technisch als auch kompositorisch – voll zur Geltung zu bringen. Nicht zu glattgebügelt, sondern genau auf den Punkt produziert: klar, ausgewogen, druckvoll. Die herausragende Schlagzeugarbeit auf dem Album stammt vom erfahrenen Musiker Chason Westmoreland (Burning the Masses, Cambion, Shrine of Skulls, Brand of Sacrifice, Ghost of the Universe, ex-Abigail Williams, ex-Hate Eternal, ex-The Faceless – um nur einige seiner zahlreichen Live- und Studioauftritte zu nennen).

Schwere Klangwände, melodische Strukturen und erdrückendes Drumming

Mit „Dust Crown“ setzt sich der beklemmende Rhythmus fort. Mehrschichtige Gitarrenakkorde tragen die vielschichtige Melodie. Der Fokus liegt hier spürbar auf Atmosphäre und Ambient-Elementen, die dominanten Riffs werden von ausgefeilten Solos und erneutem Blastbeat-Gewitter perfekt ergänzt. Auch der brutale Gesang überzeugt vollends. Dasselbe gilt für die verzerrten Gitarren und die gnadenlose Rhythmussektion.

Against The Dying Of The Light“ bleibt dem bisher etablierten Stil und Rhythmus treu. Schwere Klangtexturen treffen auf melodische Elemente in einem zermalmenden Song mit wuchtigem Drumming und donnerndem Bass. Dazu gesellen sich dämonische Growls, die dem Ganzen eine tiefdüstere Note verleihen.

Das Debütalbum It Rains, It Pours aus dem Jahr 2013 fand sowohl bei Fans als auch Kritikern positive Resonanz und sicherte DORMANT ORDEAL einen festen Platz in der polnischen Death-Metal-Szene – mit wachsendem Einfluss auch auf internationaler Ebene. We Had It Coming, das dritte Werk der Band, gilt bis heute als ihr bisher bestes, auch wenn alle bisherigen Veröffentlichungen weltweit Anerkennung fanden. Diese solide Diskografie wird nun durch Tooth and Nail eindrucksvoll ergänzt.

Ein dynamischer Ansatz, der Aggression, technische Finesse und Ausdrucksstärke vereint

Everything That Isn’t Silence Is Trivial“ beginnt erneut mit einem akustischen Intro, das sich in einen massiven, grindenden Sound verwandelt. Gutturale Growls, komplexe Solos und gegen Ende geschriene, fast gesprochene Passagen bilden eine vielschichtige Komposition. Den Kreis schließt das abschließende „Wije I Mary, Pt. 2“, das diesmal eine introspektivere Perspektive auf die melodische Linie bietet. Eine schwere, dichte Atmosphäre wird getragen von unnachgiebigem Drumming. Ein langes, komplexes Gitarrensolo klingt allmählich aus, bis nur noch einige geflüsterte Worte in einem rein instrumentalen Outro zu hören sind.

Die durchdachten Kompositionen und der äußerst dynamische Ansatz machen Tooth and Nail zu einem rundum bemerkenswerten Album. Die überzeugende Produktion und die technisch hervorragend umgesetzten Songs verstärken den Gesamteindruck. Gewaltig, energetisch, aber zugleich komplex und stellenweise überraschend melodisch. All diese scheinbar widersprüchlichen Elemente gehen nahtlos ineinander über – ohne jemals die Aggressivität zu verlieren, die guten Death Metal ausmacht.

Der wahre Geist des polnischen Death Metals ist in diesem Werk eingefangen. Ein Headbanger von Anfang bis Ende und eine sehr starke Ergänzung zu einer ohnehin schon beeindruckenden Diskografie. Philosophisch angehauchte, tiefgründige Texte über die menschliche Natur verleihen dem Album eine zusätzliche Tiefe. Jeder einzelne Song verdient es, als „Highlight“ bezeichnet zu werden – keine Füller, nur Qualität. Tooth and Nail vereint alle essenziellen Elemente, um sich einen festen Platz in jeder gut sortierten Death-Metal-Playlist zu sichern.

Fazit: Kein Blendwerk, nur Qualität: DORMANT ORDEAL machen mit „Tooth and Nail“ alles richtig.

Tracklist

01. Wije I Mary, Pt. 1
02. Halo Of Bones
03. Horse Eater
04. Orphans
05. Solvent
06. Dust Crown
07. Against The Dying Of The Light
08. Everything That Isn’t Silence Is Trivial
09. Wije I Mary, Pt. 2

Besetzung

Maciej NieściorukGuitars, Bass, Songwriting, Lyrics
Maciej ProficzVocals

Schlagzeug gespielt und aufgenommen von Chason Westmoreland.

Gastgesang bei „Solvent“ von Dominic Nucciarone.

Internet

DORMANT ORDEAL – Tooth and Nail CD Review

ROARS FROM THE DEPTHS: Die dritte Ausgabe erwartet euch!

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ROARS FROM THE DEPTHS III

Die Veranstaltungsreihe ROARS FROM THE DEPTHS findet am 26.04.2025 zum dritten Mal im Wiener Escape statt. An diesem Abend dürft ihr euch auf IRDORATH, SECRET OF DARKNESS, DYSTERSOL und GRÜMPHRÖ freuen!

ROARS FROM THE DEPTHS III

Spätestens nach den ersten beiden erfolgreichen Ausgaben ist eines klar: Die österreichische Metal-Szene giert nach Underground-Musik! Die Veranstaltungsreihe ROARS FROM THE DEPTHS findet am 26.04.2025 zum dritten Mal im Wiener Escape statt. Für diesen Abend wurden drei heimische Bands (IRDORATH, DYSTERSOL, GRÜMPHRÖ) sowie eine tschechische (SECRET OF DARKNESS) eingeladen. Karten sind bei den teilnehmenden Bands, dem Veranstalter und an der Abendkassa verfügbar!

ROARS FROM THE DEPTHS wurde als Veranstaltungsreihe eines treuen Mitglieds der Wiener Metal-Szene ins Leben gerufen. Am 16. November 2024 fand das erste Konzert statt. Hier waren die Österreicher HORNS OF HATTIN Headliner des Abends. Zu ihnen gesellten sich die Wiener ZERLEGER sowie INCEPTION OF FALL aus Tschechien und HELLMETALL aus Italien.

In der zweiten Ausgabe dominierten internationale Acts das Line-Up. Als Headliner wurden die deutschen Egyptian Death Metaller MAAT eingeladen. Außerdem mit am Start waren INDIGNITY aus Polen und SYMBTOMY aus Tschechien. Beide präsentierten uns ihre individuellen Interpretationen von Death Metal. Den Abend durften WRATHCAST aus Wien eröffnen.

Beide Veranstaltungen waren gut besucht und so freut es die Fans des Untergrunds, dass die dritte Ausgabe nicht mehr lange auf sich warten lässt. Dieses Mal ist die Kärntner-Partie IRDORATH Headliner des Abends. Ihre dynamische Mischung aus Death und Black Metal begeistert die österreichische Szene seit vielen Jahren. Nichtsdestotrotz beweisen die Kärntner seit jeher, dass ihre blasphemischen Töne auch Anklang außerhalb von Österreich finden. Seit ihrem letzten Studioalbum „The Final Sin“ (2020) hat es kleine Veränderungen im Line-Up gegeben. Ich bin jedoch optimistisch, dass dadurch die Bühnenperformance von IRDORATH nichts an Vehemenz verloren hat.  

Die aus Tschechien stammenden SECRET OF DARKNESS servieren uns eine melodische Mischung aus Death und Black Metal. Die Band wurde vor 20 Jahren gegründet und hat seitdem drei Studioalben veröffentlicht. Ihr jüngstes Werk „Blacksun Rising“ (2023) überzeugt mit klarem Soundprofil und einem Feingespür für melodische Akzente inmitten brachialer Riffs. Man darf gespannt bleiben auf ihre Live-Inszenierung!

Die nächste Band im Line-Up kommt aus der Steiermark. DYSTERSOL gibt es bereits seit über zehn Jahren. Mit ihrem letzten Album „Anaemic“ (2023) haben sie einen Meilenstein in ihrer Historie erreicht und den Weg für ihre musikalische Zukunft geebnet. In ihren Anfängen war die Band eher dem Folk-Metal zuzuordnen. Mittlerweile vereinen DYSTERSOL technische Komplexität mit verführerischen Grooves, die zum Headbangen einladen. Im Vordergrund stehen Inspirationen aus dem Death Metal und ein moderner, fetter Sound.

Zu guter Letzt vervollständigen die Black Metaller GRÜMPHRÖ das Line-Up. Die Wiener haben die Ehre, den Abend zu eröffnen. Wenn man nach ihrem Sound geht, wird dieser Auftakt satanisch und ohrenzermürbend. Der ranzige Black Metal wird durch eine überraschende Komponente, nämlich einer Violinistin, entschärft. Trotz melodischer Elemente dominiert ein harscher Sound, der an die skandinavischen Black-Metal-Veteranen der 90er erinnert. Bis auf eine EP namens „Ußtrieba“ (2023) gibt es leider keine Hörproben auf Tonträgern. Umso wichtiger ist es, sich von GRÜMPHRÖ ein lebendes Bild zu machen!

ROARS FROM THE DEPTHS III

Eckdaten

Eintritt VVK: 15€ – Bitte direkt die Bands oder den Veranstalter anschreiben. Ihr kommt dann bei der Kassa zum VVK-Preis rein.

Abendkassa: 18€

Beginn: 19 Uhr

Ort: Escape Metalcorner
Neustiftgasse 116-118, 1070 Wien

 

CRYPTS OF DESPAIR – We Belong In The Grave

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Cover artwork CRYPTS OF DESPAIR We Belong In The Grave
Cover artwork CRYPTS OF DESPAIR We Belong In The Grave

Band: CRYPTS OF DESPAIR 🇱🇹
Titel: We Belong In The Grave
Label: Transcending Obscurity Records
VÖ: 18/04/25
Genre: Death Metal

Bewertung:

3/5

Ungewöhnlich für ein Death-Metal-Album steht hier zunächst die Atmosphäre im Mittelpunkt: dicht, bedrückend und düster. Der Opener „We Belong In The Grave“ ist weit mehr als nur ein Intro – er etabliert von Beginn an eine finstere, ambientgetränkte Klanglandschaft. Auch wenn die eigentlichen Songs einsetzen, dominiert weiterhin dieser bedrohlich-schwere Sound. Wuchtige Gitarren, ein träger Rhythmus und eine massive Soundwand treffen auf zwei Growl-Vocals in unterschiedlichen Tonlagen, was das Klangbild noch bedrohlicher und vielschichtiger macht.

Die Musik ist dynamisch und intensiv, mit wuchtigen Rhythmen und markerschütterndem Drumming.

Terminal Dais“ hebt das Tempo deutlich an und wirkt insgesamt druckvoller und energiegeladener. Auch gesanglich wird hier eine neue Facette offenbart – weiterhin technisch versiert, aber variantenreicher. Technische Finesse ist ohnehin ein Merkmal, das sich durch das gesamte Album zieht. Immer wieder schimmern auch brutalere Elemente durch, wobei der aggressive Drive mit morbiden, atmosphärischen Passagen konterkariert wird. Kompositorisch wirkt der Track geschlossen und komplex – ein klarer Höhepunkt des Albums.

CRYPTS OF DESPAIR stammen aus Litauen – genauer gesagt aus Kaunas – und wurden 2009 gegründet. Anfangs bewegte sich ihr Stil zwischen verschiedenen Extreme-Metal-Spielarten. Nach einer kurzen Pause (2013–2016) fand sich die Band wieder zusammen und entwickelte sich endgültig in Richtung Death Metal. Von der Urbesetzung blieb einzig Dovydas Auglys (D.A. – u.a. Cold Embrace, Luctus, Nahash, ex-Metempsychos, ex-Sisyphean). Ergänzt wird die Band durch Simonas Jurkevičius (S.J.) am Bass (u.a. Luctus, Stellardoom, Svartthron), Henri MällH.M. am Schlagzeug (u.a. Sociasylum), Tautvydas Kartanas (T.K.) an der Gitarre (u.a. Sisyphean, Cold Embrace) sowie den (inzwischen ausgestiegenen) Sänger Jonas Kanevičius (ex-Dark Presence), der auf diesem Album zu hören ist.

Viele atmosphärische Elemente unterstreichen die komplexen Kompositionen.

Obliteration Of The Impure“ setzt die Linie der ersten beiden Tracks fort – düster, morbide, finster. Hier beginnt sich jedoch der bis dahin kompakte Sound stärker aufzulösen. Brüche und cineastisch-ambientale Zwischenspiele nehmen nun mehr Raum ein.

In Vergleichen werden CRYPTS OF DESPAIR oft mit Immolation, Incantation oder Anaal Nathrakh genannt – und irgendwo zwischen all dem lässt sich ihre Musik tatsächlich verorten. Ihr Tempo ist eher verhalten, was sie stilistisch an Ulcerate heranrücken lässt. Dennoch unterscheiden sie sich kompositorisch deutlich, vor allem durch die starke Betonung der Atmosphäre. Dieser Fokus sowie die lyrische Ausrichtung (Tod, Misanthropie, Leid und menschlicher Zerfall) lassen sie dem Death/Doom-Spektrum näher erscheinen.

Expulsion To Purgatory“ feuert gnadenlos weiter – das Drumming bleibt erbarmungslos, die aggressiven Growls schrauben die Intensität weiter nach oben. Die Komposition ist komplex und variiert geschickt zwischen schnellen und schleppenden Tempos. Tiefe Growls verdichten das ohnehin massive Klangbild. „Undisillusioned“ hält das Tempo hoch und bleibt dabei finster und höllisch. Der Bass setzt starke Akzente, und die Gitarren erreichen mit einfallsreichen und packenden Riffs einen der stärksten Momente des Albums – ein weiteres Highlight.

Klarer Sound mit eindrucksvollem Bass und starken Vocals.

Die Produktion ist äußerst transparent und durchdacht: Die Soundeffekte, die dem Album seine ganz eigene Note verleihen, sind nahtlos ins Gesamtbild integriert. Jedes Instrument, jede Stimme ist klar herauszuhören und perfekt abgemischt. Der Bass ist nicht nur technisch beeindruckend gespielt, sondern auch hervorragend im Mix positioniert. Die beiden Gesangsstimmen sind deutlich unterscheidbar und ergänzen sich auf wirkungsvolle Weise.

Seizures“ rückt erneut die Atmosphäre in den Fokus. Die Komposition ist ungewöhnlich, mit vielen Brüchen und Tempowechseln. Die Rhythmussektion zeigt sich gewohnt kompromisslos, während die Vocals erneut beeindrucken. Gleichzeitig wirkt der Song etwas überladen – viele Soundeffekte, ein wenig zu experimentell. Dieses Muster zieht sich durch die gesamte zweite Albumhälfte. „Precipitous“ bringt den Wechselgesang zurück: ein tiefes, intensives Growl trifft auf eine grelle, boshafte Screaming-Stimme. Dämonisches Geschrei, begleitet von cineastischen Flüstermomenten und knallenden Drums, durchbricht den Rhythmus und leitet über zum nächsten Stück – „Gaze Of The Adversary“, das in ähnlicher Manier fortfährt. „Burial Of The World“ beendet das Album mit einem nochmaligen stilistischen Bruch: Ein tremolierter Gitarrenpart zieht sich wie ein melodischer Faden durch das gesamte Stück, das insgesamt eher wie ein Outro wirkt.

Trotz Eigenständigkeit fehlt es dem neuen Album von Crypts of Despair an kompositorischem Zusammenhalt.

Die Band hatte bereits angekündigt, dass ihr neuer Stil sich vom bisherigen unterscheide – und das ist unüberhörbar. Immer wieder entsteht der Eindruck, dass sie gerade dann, wenn sie einen packenden Rhythmus oder eine fesselnde Melodie gefunden haben, abrupt die Richtung wechseln. Der erwartete Höhepunkt bleibt oft aus – es fehlt der befreiende Ausbruch, auf den die Songs hinarbeiten. Dieses ständige Innehalten lässt die Energie schnell verpuffen. Der eigentliche Schwachpunkt liegt in den Kompositionen: Der Wille, um jeden Preis anders und eigenständig zu klingen, sorgt letztlich für ein zerfahrenes Gesamtbild. Sie sind tatsächlich einzigartig – aber das allein ergibt noch kein gutes Album.

Ihr Debüt „The Stench Of The Earth“ wurde seinerzeit mit viel Lob bedacht und positionierte CRYPTS OF DESPAIR als eine Band mit großem Potenzial. Doch anstatt sich auf den Lorbeeren vergangener Werke auszuruhen, setzen sie ihren Weg der ständigen Wandlung unbeirrt fort.

Was CRYPTS OF DESPAIR heute spielen, ist im Kern brutaler, schwerer Death Metal – angereichert mit cineastischen Elementen, temporeichen Attacken und schleppenden Passagen. Besonders herausragend sind Bass und Drums, ergänzt durch das fesselnde Wechselspiel der Vocals. Die Ausführung bleibt kraftvoll, die Riffs drücken, angetrieben von einem bestialischen Gesangsgewitter.

Fazit: „We Belong In The Grave“ ist ein mutiger Schritt in eine neue Richtung für CRYPTS OF DESPAIR.

Tracklist

01. We Belong In The Grave
02. Terminal Dais
03. Obliteration Of The Impure
04. Expulsion To Purgatory
05. Undisillusioned
06. Seizures
07. Precipitous
08. Gaze Of The Adversary
09. Burial Of The World

Besetzung

Dovydas Auglys – Guitars, Vocals
Tautvydas Kartanas – Guitars
Simonas Jurkevičius – Bass, Vocals
Henri Mäll – Drums
Jonas Kanevičius – Vocals

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CRYPTS OF DESPAIR – We Belong In The Grave CD Review

VETUS SANGUIS – Capítulo I – Dimensão Horrenda

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Cover artwork VETUS SANGUIS Capítulo I - Dimensão Horrenda
Cover artwork VETUS SANGUIS Capítulo I - Dimensão Horrenda

Band: VETUS SANGUIS 🇵🇹
Titel: Capítulo I – Dimensão Horrenda
Label: Helldprod Records
VÖ: 16/04/25
Genre: Black Metal

Bewertung:

4,5/5

Ein Album, das vom ersten Moment an verspricht, tief im alten Geist des Black Metal zu wurzeln. Gleich zu Beginn setzt „Campos Infernais“ mit einem einfachen, aber wirkungsvollen Riff ein, bevor der klassische Old-School-Black-Metal voll durchschlägt. Der Song überzeugt durch ein solides Rhythmusfundament, geisterhafte Schreie aus einer anderen Welt und vor allem durch eine dunkle, mystisch aufgeladene Atmosphäre. Auch die Komposition wirkt durchdacht: ein melodischer Einstieg, ein starker Aufbau.

Mit „Ódio Viciante“ zieht das Tempo merklich an – das Schlagzeug hämmert unerbittlich, begleitet von sägendem Gitarrenriffing. Wieder sind es diese rauen, kratzenden Schreie, die eine unheimliche und trostlose Stimmung erzeugen. Wer hier an die frühen Werke von Burzum oder Thorns denkt, liegt genau richtig: „Capítulo I – Dimensão Horrenda“ ist klanglich eine nahezu perfekte Verkörperung der norwegischen Second Wave des Black Metal.

Ein portugiesisches Debüt mit nordischer Seele

Hinter VETUS SANGUIS steckt ein Ein-Mann-Projekt aus dem Norden Portugals, genauer gesagt aus Braga. Gegründet wurde es 2021 von Perversus, auch bekannt von Sumbra. Er spielt alle Instrumente, komponiert die Songs – kurzum: alles stammt aus einer Hand. Nach einem Demotape im Jahr 2022, das auf positive Resonanz stieß, folgt nun das erste Album: Capítulo I – Dimensão Horrenda. Der Bandname VETUS SANGUIS lässt sich mit „altes Blut“ übersetzen – und auch das deutet bereits klar auf die musikalische Ausrichtung hin.

Intensive Riffs und dynamische Tempowechsel

Gritos Silenciosos“ glänzt mit einem starken Crescendo und prägnantem Gitarrenriffing. Eine deutliche Tempoverschiebung und eine veränderte Songstruktur bringen neue Dynamik ins Geschehen und gestalten die Klanglandschaft vielschichtig und spannend. Obsessive Riffs und tremolierte Gitarrensolos machen diesen Track zu einem der Höhepunkte des Albums.

Auch textlich bewegt sich VETUS SANGUIS ganz in der Tradition der norwegischen Urväter: Anti-Christentum, Hexerei, Misanthropie, Heidentum – zentrale Themen, die sich konsequent durch das Album ziehen.

Höllisches Tempo und düstere Klangfarben

Trombetas Diabólicas“ – zugleich die erste Single des Albums – bringt ein noch höheres Tempo, das vom Schlagzeug unerbittlich vorgegeben wird. Das Gitarrenriff trägt die musikalische Linie voran und entwickelt sich in infernalischer Black-Metal-Manier weiter. Die Gitarre wechselt dabei geschickt zwischen Riff, Rhythmusarbeit und Solo-Passagen, während das dominante Drumming den Song antreibt. Ein kaum hörbarer Chor verleiht der Komposition zusätzliche Tiefe und Atmosphäre – ein weiterer starker Moment dieser LP.

Ein bemerkenswertes Solo-Werk

Die Produktion ist roh und orientiert sich hörbar an den Traditionen des norwegischen und schwedischen Black Metal der 90er-Jahre. Die Gitarren wurden klanglich gut eingefangen und harmonieren mit dem Gesamtbild, das Schlagzeug ist allerdings sehr weit im Hintergrund, der Bass nahezu unhörbar. Auch die Vocals könnten eine Spur präsenter sein. Insgesamt jedoch ist der Sound erwartungsgemäß lo-fi und dissonant – wie es sich für ein Werk dieser Spielart gehört. Für Mix und Mastering war – natürlich – ebenfalls Perversus verantwortlich, womit „Capítulo I – Dimensão Horrenda“ ein durch und durch eigenständiges und überraschend überzeugendes Werk eines Einzelnen darstellt.

Ein völlig aus dem Rahmen fallender Track ist „The Possibility of Life’s Destruction“. Das liegt daran, dass es sich hier um ein Cover handelt – und zwar des gleichnamigen Songs der Hardcore-Punk-Legende Discharge vom 1982er Album Hear Nothing See Nothing Say Nothing. Durch den musikalischen Ursprung im Punk ergibt sich ein gänzlich anderer Grundcharakter, der von VETUS SANGUIS jedoch radikal in ein schwarzes Gewand gehüllt wird. Eine interessante Wahl – und ebenso eine mutige Herangehensweise, die zeigt, wie wandelbar die schwarzmetallische Ausdrucksform sein kann.

Sperrige Härte trifft auf melancholische Tiefe.

Saturno“ knüpft lose an die Energie des Covers an: hohes Tempo, deutlich abrasiver als die vorherigen Stücke. Die Gitarre übernimmt erneut die volle Kontrolle über das Geschehen. „Nada, Faz Sentido“ hingegen schlägt melancholischere Töne an – ein insgesamt langsamerer, auf Atmosphäre fokussierter Song mit einer kalten, traurigen Grundstimmung. Der Titel lässt sich übersetzen mit: Nichts ergibt Sinn. Zittrige Tremolo-Soli und geisterhafte Vocals prägen einen weiteren Höhepunkt der Platte.

Dimensão Horrenda“, der titelgebende Track, führt das musikalische Manifest konsequent weiter – rauer, aggressiver und deutlich dissonanter als seine Vorgänger. Der Song wirkt weniger harmonisch, aber genau das scheint hier das gestalterische Prinzip zu sein. Es entfaltet sich eine andere, düstere Atmosphäre: okkult, misanthropisch, kalt. „Jardim de Mármore“ hält das hohe Tempo, bringt geschriene Vocals und ein scharfes Klangbild, das perfekt ins Gesamtgefüge des Albums passt.

Mit „Transcendência“ endet das Album auf überraschende Weise: kalte Akustikgitarren, hallende Klangflächen und verschachtelte Akkordschichten bilden ein kurzes, hypnotisches Outro. Die Atmosphäre ist entrückt und fast meditativ – ein gelungener Kontrast zu den restlichen Songs und ein stimmiger Abschluss.

Ein dunkler Tribut an die Tradition

Diese Songs rufen gleichermaßen mystische wie archaische Emotionen hervor. Die Gitarren – in verschiedenen Klangebenen und mit intensiver Präsenz – tragen das Werk und sind das dominierende Element. Trotz der starken Verankerung im traditionellen Black Metal bietet das Album genug frische Ansätze, um sich von älteren Genrevertretern abzuheben. Ohne wie eine Kopie zu wirken, ist es zugleich eine Hommage an Bösartigkeit, Zorn und Verderben.

Capítulo I – Dimensão Horrenda ist ein Pflichtalbum für alle Black-Metal-Fans. Perversus fängt auf diesem Werk den Geist des Genres mit beeindruckender Treue ein und ehrt seine düstere Pracht. Das Album erinnert uns daran, dass die charakteristischen Sägezahn-Riffs von VETUS SANGUIS meisterhaft dazu dienen, Finsternis und Qual heraufzubeschwören – unterstützt von durchgehend portugiesisch gesungenen, markerschütternden Vocals. Ein Debütalbum, das das norwegische Black Metal-Erbe lebendig hält

Fazit: Ein trve Black Metal-Album, das frische Impulse setzt, ohne seine traditionellen Wurzeln zu verleugnen.

Tracklist

01. Campos Infernais
02. Ódio Viciante
03. Gritos Silenciosos
04. Trombetas Diabólicas
05. The Possibility of Life’s Destruction (Discharge cover)
06. Saturno
07. Nada, Faz Sentido
08. Dimensão Horrenda
09. Jardim de Mármore
10. Transcendência

Besetzung

Perversus – Vocals, all instruments

Internet

VETUS SANGUIS – Capítulo I – Dimensão Horrenda CD Review

INNISTRAD/ATOMIC/EFFRONTERY live @ Vegallomas Klub (HU)

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INNISTRAD / ATOMIC & EFFRONTERY live @ Thrash til death

12. 04. 25, Vegallomas Klub/Stein am Anger (HU)

Es ist total spannend, wenn man über den Tellerrand schaut und im Metal- Untergrund seine Fühler ausstreckt. Aus diesem Grund begab sich meine Reise wieder ins benachbarte Ungarn zu der am 12. April 2025 stattfindenden THRASH TIL DEATH Night im Vegallomas Klub Stein am Anger (Szombathely).

INNISTRAD

Zwar war die Besucherzahl etwas mau, jedoch ließen sich die wenigen Metalheads die Stimmung nicht trüben und feierten eine fette Metalparty. Mit ein wenig Verspätung eröffnete die aus Ödenburg (Sopron) stammenden INNISTRAD den Konzertabend und wärmten das Publikum mit einer ungarischen Thrash Attitüde auf.

ATOMIC

Die bereits 1983 gegründete Thrash Kombo ATOMIC sind definitv keine Anfänger mehr, da sie schon etliche Tonaufnahmen in ihrer Diskografie vorweisen können  und in all den Jahren schon einiges an Bühnenerfahrung mit sich bringen. Trotzdem zählen ATOMIC noch lange nicht zum alten Eisen und brennen den Vegallomas Klub sprichwörtlich ab. Als kleine Zugabe performen ATOMIC gemeinsam mit dem Support INNISTRAD den letzten Song und bieten dem Publikum eine fette Show.

EFFRONTERY

Trotz späten Stunde zeigen sich die Headbanger keineswegs müde und die Extrem- Death- Metal Formation EFFRONTERY beschallen als letzte Band des Abends den Saal. EFFRONTERY ist eine der härtesten Bands der ungarischen Metalszene und bringen seit 2001 das steifste Genick zum Bangen. Auch im Vegallomas Klub geht das Publikum ab und mosht was das Zeug hält. Als Höhepunkt mischt sich der Sänger beim letzten Song direkt unter das Publikum und mosht mit der Menge mit. Was für ein Show!

CYTOTOXIN – Biographyte

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cover artwork CYTOTOXIN Biographyte
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Band: CYTOTOXIN 🇩🇪
Titel: Biographyte
Label: Unique Leader Records
VÖ: 11/04/25
Genre: Technical/Brutal Death Metal

Bewertung:

4,5/5

Der Sound, den uns CYTOTOXIN über die Jahre hinweg serviert haben, ist ein kompromisslos aggressiver, technischer und brutaler Death Metal – von der Band selbst als „Chernobyl Death Metal“ bezeichnet. Mit Biographyte präsentieren die Sachsen ihr fünftes Studioalbum und vervollständigen damit eine qualitativ ohnehin schon beeindruckende Diskografie.

Komplexe Orchestrierungen, eine massive und rohe Erfahrung.

Technische Gitarrenriffs und Solos treffen auf raue Growls – und das von der allerersten Sekunde an. Für Intros ist hier kein Platz, keine Zeit. Gut so. „Hope Terminator“ eröffnet das neue Werk Biographyte mit einer Soundwand aus komplexen Arrangements und harschen Vocals. Gewaltiges, hämmerndes Drumming ergänzt die vielschichtige Klanglandschaft und verstärkt die wilde Atmosphäre. Bereits einer der Höhepunkte des Albums.

Wenn CYTOTOXIN loslegen, bleibt kein Gehörgang verschont – so viel steht fest. Zwar ist die Basis Death Metal, doch die Grindcore-Einflüsse sind unverkennbar, vor allem in den besonders schnellen und aggressiven Momenten. Technische Raffinesse und brutale Energie verschmelzen zu einem gewaltigen, rohen Hörerlebnis.

„Condemnesia“ liefert komplexe Riffs und einen markant hervortretenden Bass. Die detailreiche Textur, die die Leadgitarre erschafft, wirkt wie eine undurchdringliche Mauer. Breaks und Tempiwechsel sorgen für Dynamik, bleiben aber stets im brutalen Fahrwasser. Dämonische Vocals verleihen dem abgründigen Stück zusätzliche Tiefe.

Hohes Tempo und mahlender Rhythmus.

Die Produktion ist roh und direkt ins Gesicht – typisch für das Genre und vertraut von früheren CYTOTOXIN-Veröffentlichungen. Kein auf Hochglanz polierter Sound, sondern pure Aggression und Gewalt. Und das passt perfekt zu technischem/brutalem Death Metal. Aufgenommen wurde das Album von Kohle und Daniel in den Kohlekeller Studios, gemixt und gemastert bei Mendel Audio.

Der radioaktive Grindsturm tobt weiter mit „Behind Armored Doors“, in dem Grimo erneut seine beeindruckende stimmliche Bandbreite unter Beweis stellt und sämtliche Extreme seiner Vocal-Techniken ausschöpft. Neuzugang Maximilian Panzer am Schlagzeug hat sich nahtlos eingefügt und ergänzt das Gesamtbild mit seinem unerbittlichen, kraftvollen Spiel.

Der Titeltrack „Biographyte“ setzt die Reise durch den nuklear verseuchten Wahnsinn mit noch höherem Tempo fort. Ein mahlender Rhythmus, getrieben von donnerndem Schlagzeug und Bass. Das Gitarrensolo bleibt auf gleich hohem Niveau. Und wieder diese beeindruckenden, markerschütternden Vocals – definitiv ein weiteres Highlight des Albums.

„Biographyte“ ist eine eindrucksvolle Demonstration des charakteristischen CYTOTOXIN-Stils.

Fünf Jahre sind seit dem letzten Album Nuklearth vergangen – für die eingefleischten Fans eine lange Durststrecke. Mit Maximilian Panzer (u. a. Dying Empire, Led Astray) ist ein neues Bandmitglied am Schlagzeug eingestiegen, der auf diesem Album einen herausragenden Job macht. Ansonsten bleibt die Besetzung, wie man sie aus früheren Veröffentlichungen kennt: Vitalis am Bass, Fonzo an der Gitarre und Grimo (ehemals Extinctionist) als Frontmann – alle drei auch Gründungsmitglieder. Seit über einem Jahrzehnt ist Jason (ex-The Last Hangmen, Weazel Project) für die Leadgitarre verantwortlich.

„Deadzone Desert“ bildet eine willkommene Atempause – ein sensibles Akustikgitarrensolo, untermalt von cineastischen Klängen, die – wie der Titel nahelegt – an bedrohlich flirrende Wüstenlandschaften erinnern. Doch die Ruhe währt nicht lange. „The Everslave“ führt mit infernalischem Rhythmus und roher Aggressivität zurück in den Abgrund. Dissonante Gitarren, erstickende Vocals und erbarmungsloses Drumming erschaffen eine von Doom durchzogene Atmosphäre. Ein starker Moment des Albums mit stabilem Rhythmus und – wie gewohnt – eindrucksvollen Solos.

„Eventless Horizon“ hält das Folterriff- und Druckpegelniveau hoch. Ein melodisches Gitarrensolo, das sich später in eine prägende Melodielinie verwandelt, sorgt für einen der Höhepunkte des Albums. Das Stück ist etwas langsamer, bleibt aber technisch anspruchsvoll. „Bulloverdozed“ und „Transition Of The Staring Dead“ setzen den infernalischen Rhythmus fort. Die Mahlmaschine CYTOTOXIN kennt kein Erbarmen und hält das hohe Tempo gnadenlos aufrecht.

Name und lyrisches Konzept der Band sind vom Tschernobyl-Unglück inspiriert, weshalb sie ihre Musik auch als „Chernobyl Death Metal“ bezeichnen. Seit dem Debüt Plutonium Heaven liefern CYTOTOXIN regelmäßig hochklassige und vielgelobte Alben – Biographyte reiht sich nahtlos in diese Serie ein. Kein Zeichen von Müdigkeit oder musikalischer Kursänderung, vielmehr gelingt es ihnen, mit jedem Release frisch zu klingen.

Beeindruckende Einzelleistungen aller Bandmitglieder.

Mit „Revelation“ folgt eine weitere cineastisch aufbereitete Geschichte rund um Radioaktivität, die nahtlos in den Abschlusstrack „From Bitter Rivers“ übergeht. Harte Vocals, zerstörerische Atmosphäre, dicke Orchestrierung. Ein langsameres Stück, das mit seiner introspektiven Stimmung einen perfekten Abschluss für dieses verstörende Album bildet.

Getragen von einer druckvollen Produktion ist Biographyte ein wuchtiges Statement im Bereich des brutalen Death Metal. Ein kraftvolles Album, das jeden Hörer erschüttert zurücklässt. Unter dem Etikett „präzise deutsche Ingenieurskunst“ liefern CYTOTOXIN eine extreme, bestens geölte Maschine, bei der jede Note zählt – und exakt an der richtigen Stelle sitzt.

Jede einzelne Sektion der Band überzeugt, und zwar nicht nur auf technischer Ebene. Kein Instrument sticht auf Kosten der anderen hervor – Bass, Gitarren und Drums agieren als perfekt eingespieltes Team. Und die unirdischen, abscheulichen Vocals sind schlicht überragend. CYTOTOXIN zeigen echte kompositorische Klasse und haben ein durch und durch kompromissloses Hörerlebnis geschaffen.

Fazit: Biographyte ist ein gewaltiges und verstörendes Statement im Brutal Death Metal.

Tracklist

01. Hope Terminator
02. Condemnesia
03. Behind Armored Doors
04. Biographyte
05. Deadzone Desert
06. The Everslave
07. Eventless Horizon
08. Bulloverdozed
09. Transition Of The Staring Dead
10. Revelation
11. From Bitter Rivers

Besetzung

Vitalis – Bass
Fonzo – Guitars
Grimo – Vocals
Jason – Guitars
Maximilian Panzer – Drums

Internet

CYTOTOXIN – Biographyte CD Review

DESTINITY – Ascension

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cover artwork DESTINITY Ascension
cover artwork DESTINITY Ascension

Band: DESTINITY 🇫🇷
Titel: Ascension
Label: Crimson Productions
VÖ: 11/04/25
Genre: Melodic Death Metal

Bewertung:

4/5

Seit fast 30 Jahren ist die Band DESTINITY Teil der Metalszene, ihr musikalischer Weg führte sie dabei durch unterschiedlichste Facetten des extremen Metals – vom frühen Black Metal über symphonisch geprägten Black/Death bis hin zu den melodischen Thrash/Death-Klanglandschaften der letzten Alben.

Das neue Werk bietet gut gemachte Musik mit hohem Melodieniveau.

Schon die ersten Takte des Openers „Ascension“, der auch dem Album seinen Namen verleiht, machen klar, dass wir uns hier im Fahrwasser des Göteborger Melodic Death Metal befinden. Ein deutlich spürbarer – im besten Sinne – Dark Tranquillity-Vibe bestätigt diesen Eindruck. Melodisches Songwriting, harsche Growls und treibendes Drumming schaffen eine dichte, leicht melancholische Atmosphäre. „Light Up Your Sky“ intensiviert diesen Auftakt mit soliden Riffs und einem weiterhin hohen melodischen Anspruch. Die Growls klingen intensiv und leidenschaftlich, das Songwriting ist komplexer – besonders das Schlagzeug beeindruckt mit feiner Arbeit. Die Keyboards halten die Melodielinien zusammen, während die leicht tiefer gestimmten Gitarren dafür sorgen, dass das Tempo aggressiv bleibt. Die Gitarrensolos sind technisch versiert und gut platziert.

DESTINITY muss man vielleicht mangelnde Originalität vorwerfen – sie haben ihre Nische im riesigen Universum des Death Metal gefunden. Zwar wirken sie manchmal wie ein musikalischer Doppelgänger (Dark Tranquillity lässt wieder grüßen), doch das ändert nichts daran, dass hier ein solides, hörenswertes Album entstanden ist. In einem Melodeath-Genre, in dem Fans schnell enttäuscht sein können, ist „Ascension“ definitiv eine gelungene Ergänzung zur DESTINITY-Diskografie.

Dying Light“ bringt tiefer gestimmte Gitarren und aggressivere Solos mit, bleibt aber im Grundton des Albums. Die Growls und ein markantes Solo stechen hervor und halten das Klangbild zusammen. Ein starker, gut konstruierter Song – ein echtes Highlight. Mit „Crimson Portrait“ setzt sich DESTINITYs Klangreise fort, weniger melodisch, dafür mit tieferen Riffs und dunklerer Grundstimmung. Im Refrain wandeln sich schnelle Riffs in ein beinahe tremoloartiges Solo, begleitet von fein gesponnenen Keyboardflächen.

Die Band wurde 1996 in Lyon gegründet, drei Gründungsmitglieder sind bis heute dabei: Florent Barboni – Keyboards (früher viele Jahre auch Drummer, bekannt als Morteüs, u. a. bei The Reversionist), Stephan BarboniRhythmusgitarre und Backing Vocals (alias Zephiros) und Sänger Mick Caesare (auch bekannt als Michaël Rignanese, ex-Tenebrum Infectus, ex-No Return). Seit 2009 übernimmt Sébastien Vom Scheidt (Seb V.S., u. a. The Reversionist, ex-In Arkadia, ex-Catalyst) die Leadgitarre, der Bass liegt inzwischen bei David Richer (Dave), und 2024 fand auch das Schlagzeug mit Florent Marzais (Zaimar, ex-In Arkadia, ex-Catalyst) seinen festen Platz.

Trotz klarer Göteborger Einflüsse ist das Songwriting detailreich und gelungen – was das Album absolut hörenswert macht.

Children of the Sun“ beginnt erneut mit starken melodischen Solos und temporeichem Drumming. Hier taucht der einzige Klargesang des Albums auf – beigesteuert von Steva, Sängerin der italienischen Heavy-Metal-Band Deathless Legacy. Das bringt, ganz im Geiste der Göteborger Klangwelt, etwas Kontrast ins Geschehen. Der Song ist langsamer und melancholischer als die vorherigen Titel. Doch mit „Final Fiction“ kehren Tempo und Dringlichkeit zurück – ein weiteres Stück im Geiste schwedischer Vorbilder. Wenn schon keine neuen Akzente, so doch Leidenschaft pur.

Es stellt sich die alte Frage: Wie sehr darf Musik an Vorbilder erinnern, ohne dass sie an Reiz verliert? Die Meinungen werden sich da wie immer unterscheiden. Aber wenn die Qualität stimmt – wie hier –, spricht nichts dagegen. „Ascension“ macht einfach Spaß.

Silver Shades“ führt den wilden und melodischen Ritt fort: kraftvolles Drumming, starke Growls, ein technisch brillantes Solo, ein dynamischer Refrain und eingängige Riffs – alles auf den Punkt. Auch „Hollow Intent“ folgt diesem Muster: hohe Geschwindigkeit, solide Riffs, gute Stimmung – Melodic Death Metal als universelle Sprache.

Everdark“ vereint nochmals alle typischen Genre-Elemente: eingängiger Refrain, melodische Keys, melancholisches Solo, wuchtiges Drumming, harsche Growls. Die Formel wird befolgt, ohne Überraschungen – und genau das macht den Song angenehm. Ein Hauch von frühen In Flames ist zu spüren. Auch „The Wolf Within“ bleibt dieser Linie treu und liefert ab.

Ascension“ ist ein durchweg solides Melodic Death Metal-Album.

Die Produktion ist glasklar. Im Gegensatz zu vielen aktuellen Werken der nordischen Genre-Größen liegt der Fokus bei DESTINITY eher auf den Gitarren als auf den Keyboards. Auch die fast ausschließlich growlenden Vocals bringen eine gewisse Frische ins Klangbild. Inhaltlich pendelt das Album zwischen sozialen Themen und klassischen Motiven wie Tod, Erinnerung, Rache und Verzweiflung – und bleibt so den Vorbildern treu.

Das Album endet auf einem Höhepunkt: „In Thorns“ zählt zu den besten Songs des Albums. Mitreißende Melodiebögen und ein leidenschaftliches Klangbild heben ihn hervor. Wieder zeigt sich das technische Können der Band: schnelle Riffs, durchdachtes Songwriting, und eine positive, energiegeladene Atmosphäre.

Man stelle sich einen Metalhead vor, der noch nie von Dark Tranquillity, In Flames oder At The Gates gehört hat – diese Person wäre von „Ascension“ mit Sicherheit beeindruckt. DESTINITY ist nicht die erste – und sicher nicht die letzte – Band, die sich stark inspirieren lässt. Doch wenn es ums Nachahmen geht, dann gehören sie zweifellos zur oberen Liga. Stanne & Co könnten stolz auf dieses Album sein.

Wer nur die Qualität der Musik bewertet, bekommt mit „Ascension“ ein melodisches Death Metal-Album voller starker, eingängiger Songs. Wer hingegen nach Originalität und Innovation sucht, ist hier weniger gut aufgehoben.

Fazit: Ein gutes Album, das den Klang und Geist des Göteborger Melodic Death Metal überzeugend einfängt.

Tracklist

01. Ascension
02. Light Up Your Sky
03. Dying Light
04. Crimson Portrait
05. Children Of The Sun
06. Final Fiction
07. Silver Shades
08. Hollow Intent
09. Everdark
10. The Wolf Within
11. In Thorns

Besetzung

Mick Caesare – Vocals
Stephan Barboni – Guitars
Florent Barboni – Keyboards
Sébastien Vom Scheidt – Lead Guitars
David Richer – Bass
Florent Marzais – Drums

Internet

DESTINITY – Ascension CD Review

MALPHAS – Extinct

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Cover artwork MALPHAS Extinct
Cover artwork MALPHAS Extinct

Band: MALPHAS 🇨🇭
Titel: Extinct
Label: Soulseller Records
VÖ: 11/04/25
Genre: Black Metal

Bewertung:

4/5

Zehn Jahre zählt die Band mittlerweile – noch immer jung, aber keineswegs unerfahren. Nach einem erfolgreichen Start und drei Alben, die durchweg positive Reaktionen hervorriefen, präsentiert MALPHAS nun ihr viertes Werk: Extinct. Eine durchaus spannende Band, die mit kompromissloser Haltung und einer ordentlichen Portion Weltverachtung auf sich aufmerksam macht. Mit Extinct zeigen sie sich nicht nur technisch gereifter, sondern auch kompositorisch vielseitiger denn je.

Aggressive Songs mit eingängigen Refrains und groovigen Gitarrensolos

Bereits der Opener „Psychomachia“ beeindruckt mit kompromisslosen Drums und offenbart das kompositorische Können der Band. Stilistisch kein reiner Black Metal, sondern eher ein eklektischer Mix mit thrashigem Grundgerüst und heavy-metallischer Songstruktur. Die kratzige, schneidende Stimme ist zwar rau, aber nicht durchweg black-metallisch. Auffällig ist der starke Fokus auf die Gitarren – besonders auf die melodischen Solos, die dem Song eine zusätzliche Ebene verleihen.

Mit „Eradicate.Manifest.Define“ nähern wir uns dem Sound, den man von MALPHAS erwartet. Hier dominieren Tempo, Aggression und ein deutlich schwarzerer Vibe. Sowohl das Schlagzeug als auch die Gitarren treiben mit hoher Geschwindigkeit voran, und die harschen Vocals setzen ein klares Zeichen. Der eingängige Refrain macht den Song zu einem der Highlights des Albums. Ein grooviges Solo bildet die perfekte Brücke zwischen den Songteilen.

Gegründet 2014 in Lausanne, verfolgten MALPHAS von Beginn an das Ziel, schwedisch inspirierten Black Metal zu spielen – und dabei vor allem eines: den Hörern die Ohren wegzufegen. Näbugring (Taubrą, ex-Chimæra, ex-Chotzä) am Bass, Xezbeth an Gitarre und Piano sowie Raven Dust (Chotzä, Ravendust, Satanic Violence, Temple, Thron, ex-Chimæra) an Gitarre und Gesang gehören seit der ersten Stunde zur Besetzung. Schlagzeuger J – ebenfalls an Gitarre und Gesang aktiv – stieß 2019 hinzu und bringt reichlich Erfahrung aus Bands wie Aara, Forgotten Tomb, Ghörnt, Grusig oder Macabre Idolatry mit.

Melancholischer Sound mit Black-Metal-Einflüssen

Trenches“ beginnt mit einer akustischen Passage und schlägt eine deutlich melancholischere Richtung ein. Die spürbaren Einflüsse der späten zweiten Black-Metal-Welle entfalten sich durch orchestrale Elemente und dynamische Tempowechsel.

Ein besonderes Highlight des Albums ist „Majestic Moon“. Die klagenden Gitarrenmelodien tragen einen ausgeprägt melancholischen Ton, während das Piano eine positive, fast hoffnungsvolle Stimmung aufbaut – eine ungewohnte, aber gelungene Facette. Das Gitarrensolo ist einfühlsam und melodisch, fast zart. Trotz aller Wut, die das Album eigentlich transportieren will, ist dies ein gefühlvoller, beinahe sanfter Song – abgesehen von wenigen kreischenden Vocals und einem kurzen Blastbeat-Abschnitt. Ein starker Kontrast, der sich dennoch stimmig in das Gesamtbild des Albums einfügt.

Consumed“ setzt diese Linie fort – treibende, aggressive Drums halten das hohe Tempo aufrecht, während die Gesangsparts ungefilterte Rohheit und Wut vermitteln. Die Gitarren schaffen eine dichte, raue Klangtextur, in der sich Tremolo-Picking und hämmernde Riffs abwechseln. Der fast gebrüllte Gesang verstärkt das Gefühl von Aggression und Hass. Vor allem das Wechselspiel der Gitarren prägt hier den charakteristischen Sound der Band.

Kompositorisch dynamisch

Gamygyn“ fährt von der ersten Sekunde an eine dichte Klangwand auf, die alles niederwalzt. Doublebass-Drums treiben den Song in einem gnadenlos hohen Tempo voran. Aggressiv und erbarmungslos. Auch „Butcher’s Broom“ setzt dieses extreme Tempo fort, geht jedoch kompositorisch einen etwas anderen Weg. Das Rhythmusgewitter ist hier noch rauer, noch wilder – ein infernaler Sog. Die Drums sind beeindruckend: Sie gönnen dem Hörer keine Sekunde Ruhe, prügeln und treiben den Sound unaufhörlich weiter. Ein überraschend melancholisches Solo bildet den Kontrast zum radikalen Auftakt des Stücks.

Vertrackte Gitarrensolos und das charakteristische Grollen der Vocals sind die prägenden Elemente des Albums. MALPHAS überlassen den Gitarrensolos ein Drittel jedes Songs – mitunter ein wenig zu viel. Man wünscht sich an manchen Stellen mehr rhythmische Vielfalt oder Kontraste zwischen den Songs. Zwar ist das Album dynamisch aufgebaut, doch das wiederkehrende Muster aus laut-leise-laut (oder umgekehrt) wirkt stellenweise wie aus dem Lehrbuch übernommen. Das bezieht sich jedoch rein auf die Struktur – kompositorisch bleibt jeder Song eigenständig mit individueller Note.

High-Speed-Riffs und komplexe Gitarrensolos

Gerade wenn man denkt, die Höllenfahrt würde nun abflachen, folgt „Armada Christi“ – und legt noch eine Schippe drauf. Noch schneller, noch dichter, eine wahre Klangmauer aus rasenden Riffs. In der Mitte des Songs dann ein Bruch: Die Gitarren beruhigen sich, tragen ein langsam gespieltes, melodisches Solo im Heavy-Metal-Stil vor. Und auch wenn sich dieses Spannungsverhältnis aus Zerstörung und Ruhe durch das ganze Album zieht, wird es nie vorhersehbar oder langweilig. Im Gegenteil: Man erwartet fast schon sehnsüchtig, dass die alles zermalmende Atmosphäre zurückkehrt – und sie tut es. Ein echtes Opus innerhalb des Albums.

Astral Dissonance“ beschließt das Album mit einer akustischen Passage – nach all dem Lärm fast surreal. Doch keine Sorge: Die unerbittlichen Riffs kehren zurück, und ein unheimlicher Chor begleitet sie. Insgesamt bringt der Song noch einmal Abwechslung ins Geschehen und beendet dieses Black-Metal-Manifest in einer düsteren, beinahe feierlichen Atmosphäre.

Starke Gitarrenproduktion

Die Produktion ist gelungen – erneut liegt der Fokus ganz klar auf den Gitarren. Bei drei Gitarristen unter vier Bandmitgliedern ist das nachvollziehbar. Die Produktion ist nicht übermäßig poliert, sondern lässt bewusst noch genügend Rohheit zu – genau die richtige Mischung für dieses Genre. Inhaltlich bleiben MALPHAS ihren Wurzeln treu: Death, Satanismus, Okkultismus – klassisch black-metallisch.

Ein beeindruckendes Album, das eine Band zeigt, die technisch wie kompositorisch ihre Reife erreicht hat. Wie bereits erwähnt, hätte eine geringere Gewichtung der Gitarrensolos der Balance gutgetan. Insgesamt jedoch ein starkes Album mit vielen Hooks und einer druckvollen Energie.

Fazit: Dicht, wild, voll Solos: Extinct ist ein Höhepunkt von MALPHAS – ein lohnender Trip durch rasende Dunkelheit und melancholische Melodien.

Tracklist

01. Psychomachia
02. Eradicate.Manifest.Define
03. Trenches
04. Majestic Moon
05. Consumed
06. Gamygyn
07. Butcher’s Broom
08. Armada Christi
09. Astral Dissonance

Besetzung

Raven Dust – Guitars, Vocals
Xezbeth – Guitars, Piano
J – Drums, Guitars, Vocals
Näbugring – Bass

Internet

MALPHAS – Extinct CD Review