Der Sound, den uns CYTOTOXIN über die Jahre hinweg serviert haben, ist ein kompromisslos aggressiver, technischer und brutaler Death Metal – von der Band selbst als „Chernobyl Death Metal“ bezeichnet. Mit Biographyte präsentieren die Sachsen ihr fünftes Studioalbum und vervollständigen damit eine qualitativ ohnehin schon beeindruckende Diskografie.
Komplexe Orchestrierungen, eine massive und rohe Erfahrung.
Technische Gitarrenriffs und Solos treffen auf raue Growls – und das von der allerersten Sekunde an. Für Intros ist hier kein Platz, keine Zeit. Gut so. „Hope Terminator“ eröffnet das neue Werk Biographyte mit einer Soundwand aus komplexen Arrangements und harschen Vocals. Gewaltiges, hämmerndes Drumming ergänzt die vielschichtige Klanglandschaft und verstärkt die wilde Atmosphäre. Bereits einer der Höhepunkte des Albums.
Wenn CYTOTOXIN loslegen, bleibt kein Gehörgang verschont – so viel steht fest. Zwar ist die Basis Death Metal, doch die Grindcore-Einflüsse sind unverkennbar, vor allem in den besonders schnellen und aggressiven Momenten. Technische Raffinesse und brutale Energie verschmelzen zu einem gewaltigen, rohen Hörerlebnis.
„Condemnesia“ liefert komplexe Riffs und einen markant hervortretenden Bass. Die detailreiche Textur, die die Leadgitarre erschafft, wirkt wie eine undurchdringliche Mauer. Breaks und Tempiwechsel sorgen für Dynamik, bleiben aber stets im brutalen Fahrwasser. Dämonische Vocals verleihen dem abgründigen Stück zusätzliche Tiefe.
Hohes Tempo und mahlender Rhythmus.
Die Produktion ist roh und direkt ins Gesicht – typisch für das Genre und vertraut von früheren CYTOTOXIN-Veröffentlichungen. Kein auf Hochglanz polierter Sound, sondern pure Aggression und Gewalt. Und das passt perfekt zu technischem/brutalem Death Metal. Aufgenommen wurde das Album von Kohle und Daniel in den Kohlekeller Studios, gemixt und gemastert bei Mendel Audio.
Der radioaktive Grindsturm tobt weiter mit „Behind Armored Doors“, in dem Grimo erneut seine beeindruckende stimmliche Bandbreite unter Beweis stellt und sämtliche Extreme seiner Vocal-Techniken ausschöpft. Neuzugang Maximilian Panzer am Schlagzeug hat sich nahtlos eingefügt und ergänzt das Gesamtbild mit seinem unerbittlichen, kraftvollen Spiel.
Der Titeltrack „Biographyte“ setzt die Reise durch den nuklear verseuchten Wahnsinn mit noch höherem Tempo fort. Ein mahlender Rhythmus, getrieben von donnerndem Schlagzeug und Bass. Das Gitarrensolo bleibt auf gleich hohem Niveau. Und wieder diese beeindruckenden, markerschütternden Vocals – definitiv ein weiteres Highlight des Albums.
„Biographyte“ ist eine eindrucksvolle Demonstration des charakteristischen CYTOTOXIN-Stils.
Fünf Jahre sind seit dem letzten Album Nuklearth vergangen – für die eingefleischten Fans eine lange Durststrecke. Mit Maximilian Panzer (u. a. Dying Empire, Led Astray) ist ein neues Bandmitglied am Schlagzeug eingestiegen, der auf diesem Album einen herausragenden Job macht. Ansonsten bleibt die Besetzung, wie man sie aus früheren Veröffentlichungen kennt: Vitalis am Bass, Fonzo an der Gitarre und Grimo (ehemals Extinctionist) als Frontmann – alle drei auch Gründungsmitglieder. Seit über einem Jahrzehnt ist Jason (ex-The Last Hangmen, Weazel Project) für die Leadgitarre verantwortlich.
„Deadzone Desert“ bildet eine willkommene Atempause – ein sensibles Akustikgitarrensolo, untermalt von cineastischen Klängen, die – wie der Titel nahelegt – an bedrohlich flirrende Wüstenlandschaften erinnern. Doch die Ruhe währt nicht lange. „The Everslave“ führt mit infernalischem Rhythmus und roher Aggressivität zurück in den Abgrund. Dissonante Gitarren, erstickende Vocals und erbarmungsloses Drumming erschaffen eine von Doom durchzogene Atmosphäre. Ein starker Moment des Albums mit stabilem Rhythmus und – wie gewohnt – eindrucksvollen Solos.
„Eventless Horizon“ hält das Folterriff- und Druckpegelniveau hoch. Ein melodisches Gitarrensolo, das sich später in eine prägende Melodielinie verwandelt, sorgt für einen der Höhepunkte des Albums. Das Stück ist etwas langsamer, bleibt aber technisch anspruchsvoll. „Bulloverdozed“ und „Transition Of The Staring Dead“ setzen den infernalischen Rhythmus fort. Die Mahlmaschine CYTOTOXIN kennt kein Erbarmen und hält das hohe Tempo gnadenlos aufrecht.
Name und lyrisches Konzept der Band sind vom Tschernobyl-Unglück inspiriert, weshalb sie ihre Musik auch als „Chernobyl Death Metal“ bezeichnen. Seit dem Debüt Plutonium Heaven liefern CYTOTOXIN regelmäßig hochklassige und vielgelobte Alben – Biographyte reiht sich nahtlos in diese Serie ein. Kein Zeichen von Müdigkeit oder musikalischer Kursänderung, vielmehr gelingt es ihnen, mit jedem Release frisch zu klingen.
Beeindruckende Einzelleistungen aller Bandmitglieder.
Mit „Revelation“ folgt eine weitere cineastisch aufbereitete Geschichte rund um Radioaktivität, die nahtlos in den Abschlusstrack „From Bitter Rivers“ übergeht. Harte Vocals, zerstörerische Atmosphäre, dicke Orchestrierung. Ein langsameres Stück, das mit seiner introspektiven Stimmung einen perfekten Abschluss für dieses verstörende Album bildet.
Getragen von einer druckvollen Produktion ist Biographyte ein wuchtiges Statement im Bereich des brutalen Death Metal. Ein kraftvolles Album, das jeden Hörer erschüttert zurücklässt. Unter dem Etikett „präzise deutsche Ingenieurskunst“ liefern CYTOTOXIN eine extreme, bestens geölte Maschine, bei der jede Note zählt – und exakt an der richtigen Stelle sitzt.
Jede einzelne Sektion der Band überzeugt, und zwar nicht nur auf technischer Ebene. Kein Instrument sticht auf Kosten der anderen hervor – Bass, Gitarren und Drums agieren als perfekt eingespieltes Team. Und die unirdischen, abscheulichen Vocals sind schlicht überragend. CYTOTOXIN zeigen echte kompositorische Klasse und haben ein durch und durch kompromissloses Hörerlebnis geschaffen.
Fazit: Biographyte ist ein gewaltiges und verstörendes Statement im Brutal Death Metal.
Tracklist
01. Hope Terminator
02. Condemnesia
03. Behind Armored Doors
04. Biographyte
05. Deadzone Desert
06. The Everslave
07. Eventless Horizon
08. Bulloverdozed
09. Transition Of The Staring Dead
10. Revelation
11. From Bitter Rivers
Besetzung
Vitalis – Bass
Fonzo – Guitars
Grimo – Vocals
Jason – Guitars
Maximilian Panzer – Drums