Eisbrecher – Sturmfahrt
Band: Eisbrecher
Titel: Sturmfahrt
Label: Rca Deutschland (Sony Music)
VÖ: 18.08.2017
Genre: NDH
Bewertung: 3,5/5
Written by: Nicole
Über zwei Jahre nach „Schock“, dieser ist nach wie vor in meinen Gehirnbahnen eingebrannt, werfen die Jungs rund um den Checker Alexx Wesselsky die nächste Scheibe, getauft auf den Namen „Sturmfahrt“ auf den Musikmarkt. War „Schock“ vorangehend ein Werk unter dem Motto in seiner Klasse kaum übertroffen und damals das bedeutendste der Bandgeschichte, war meine Wenigkeit ungeduldig wartend, wie das noch gesteigert werden könnte. Also frisch ran ans Werk und Kopfhörer auf.
Schon der Opener macht Laune. Mit offenem Mund lausche ich „Was ist hier los?“. Sehr harte Töne, annäherungsweise unbestreitbar politischer Text mit viel Platz zur Interpretation und ein Refrain, der bereits beim zweiten Hinhören sitzt. Traut sich heute ja niemand mehr, also macht’s die Combo rund um den Checker. Mussten sich Eisbrecher in der Vergangenheit oft ungerechtfertigter Weise als Abklatsch anderer Genre-Mitglieder bezeichnen lassen, kann ich dieses Mal durchaus Ähnlichkeiten feststellen. Ein Song, der live allemal noch eine Schaufel drauflegt.
„Besser“ hängt da um nichts hinterher, treibt es nichtsdestoweniger in derselben Gangart das Tempo in die Höhe und steigert den Herzschlag des Hörers. Mit „In einem Boot“ (mit Soundtrack vom Film „Das Boot“ hinterlegt), einer approximativ balladigen Nummer und tanzbaren NDH-Klassikern wie „Automat“ oder dem „Eisbär“ –Cover (Grauzone) bieten die Jungs eine bunte Mischung, die ihr ganzes Können zeigt. Streckenweise liefert man dann dessen ungeachtet trotzdem ein paar Klischees ab, die zu einem lästigen Ohrwurm werden könnten.
Das Konzept zieht sich über das gesamte Album, ob es jetzt Uptempo bietet in „Das Gesetz“ oder dem fast Schlager-artigen aufgebauten, balladigen „Wo geht der Teufel hin?“. Zu einer Ballade fehlt aber eben das balladige Tempo, was ich hier dennoch einigermaßen vermisse. Trotzdem ist es mit dem Refrain, der wieder einmal sofort sitzt und den lustigen Elektro-Elementen ein Track, der Laune macht. Natürlich darf außerdem der „Ich-bin-jetzt-da-und-ihr-hört-mir-zu“-Macho-Auftritt nicht fehlen: „Wir sind Rock ’n‘ Roll“ bedient ebenfalls dieses Klischee. Auch melancholische Töne fehlen natürlich nicht, „Das Leben wartet nicht“ ist ein schön gemachter Rausschmeißer dieser Scheibe. Leider wartet man vergeblich auf etwas komplett Balladiges, was zeigen würde, dass Eisbrecher sich ebenso idyllischer rüberkommen können. Auf den letzten Scheiben war davon der eine oder andere Track zu hören, auf „Sturmfahrt“ wird es nie wirklich ruhig. Wenn dazu mit „Herz auf“ wenigstens Text-mäßig ein emotionsgeladener Song gelungen ist, der trotz der dröhnenden Gitarren unter die Haut geht.
Als Fazit kann ich sagen: nichts Neues bei Eisbrecher, gewohnter Stil und unveränderte musikalische Ausrichtung. Es wird mit ein paar Details gespielt, man findet vermehrt Elektro-Elemente, die Keys treten ab und zu sogar dominant in den Vordergrund. Der Fan kriegt, was er verdient, einem Eisbrecher-Neuling würde ich ausnahmslos doch ein früheres Werk der Band empfehlen, um nicht gleich erschlagen zu werden.
Tracklist:
01. Was ist hier los?
02. Besser
03. Sturmfahrt
04. In einem Boot
05. Automat
06. Eisbär
07. Der Wahnsinn
08. Herz auf
09. Krieger
10. Das Gesetz
11. Wo geht der Teufel hin
12. Wir sind „Rock’n’Roll“
13. D-Zug
14. Das Leben wartet nicht
Besetzung:
Alex Wesselsky (voc)
Noel Pix (guit)
Jürgen Plangger (guit)
Rupert Keplinger (bass)
Achim Färber (drums)
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