EISENKULT – Die Hölle ist hier

cover artwork EISENKULT Die Hölle ist hier

Band: EISENKULT 🇩🇪
Titel: Die Hölle ist hier
Label: Purity Through Fire
VÖ: 30/04/25
Genre: Black Metal

Bewertung:

4/5

EISENKULT sind bekannt für ihren unkonventionellen Einsatz ungewöhnlicher Instrumente und ihre eigenwillige Herangehensweise an Kompositionen – entsprechend erwartet man bei einem neuen Album der Band eher ein experimentelles Werk als klassischen Black Metal. Oder überhaupt Black Metal – denn schon auf früheren Alben zelebrierte die Band einen exzentrischen Mix verschiedenster Elemente.

Ein Werk zwischen Black Metal und Theatralik

Der Einstieg erfolgt mit “Vigil”, getragen von akustischer Gitarre oder einem ähnlich mittelalterlich klingenden Instrument. Dazu gesellen sich cleane und geflüsterte Vocals. Fast wie ein folkiges, theatralisches Zwischenspiel – ein äußerst ungewöhnlicher Auftakt und ein klares Statement: Hier gibt es keinen typischen Black Metal.

Ich wünsch’ mir alles weg” liefert dann die erwartetetn Black-Metal-Gitarren und keifenden Vocals, eine treibende, zügige Nummer. Dennoch bleibt die theatralische Note spürbar. Die Riffs sind simpel, aber melodisch. Und am Ende: das typische, fast schon kindlich klingende Keyboard – irgendwo zwischen Spielzeug und Schlager-Orgel – das zum Markenzeichen der Band gehört.

Wie es sich für eine Black-Metal-Formation gehört, umgibt EISENKULT eine Aura des Geheimnisvollen. Keine offizielle Website, kein Bandcamp, kaum Social-Media-Präsenz. Was man weiß: Die Band stammt aus Deutschland, wurde vor 2020 gegründet und veröffentlicht nun ihr viertes Album. Das Line-up (wenngleich ohne Klarnamen) ist bekannt: Baptist (Atronos, Mavorim, ex-Trematoda) an Bass, Gitarre, Keyboard und Gesang, Valfor (Asenheim, Atronos, Mavorim, Totenwache, ex-Slagmark) an den Drums – beide Gründungsmitglieder – sowie seit 2022 Tiwaz (Asenheim, ex-Sins of Desire) am Mikrofon. Wie sie selbst sagen würden: Lasst die Musik sprechen.

Der Teufel selbst” startet in hohem Tempo, ist aber abgesehen von den gequälten Vocals kaum ein klassischer Black-Metal-Track. Die Riffs sind klar gespielt und wirken fast „sauber“, das Tempo wechselt mehrfach, und natürlich: das Casio-ähnliche Keyboard darf nicht fehlen. “Die Asche eines Engels” ist da schon eine reinrassige Black-Metal-Nummer – mit dominanten Riffs und einer starken Melodielinie. Ein sehr langes akustisches Outro verwässert das Ganze ein wenig – ein experimenteller, aber ungewöhnlich komponierter Abschluss eines ansonsten sehr soliden Songs.

Kreativität statt Virtuosität

Die Produktion ist stark und fängt den Sound der Band optimal ein. EISENKULT sind keine technisch versierten Virtuosen – bei ihnen stehen eigenwillige musikalische Ideen im Vordergrund, und genau das wird im Mix hervorragend transportiert. Inhaltlich liefern sie vielstimmige Gesänge, die antireligiöse Botschaften verbreiten und mit zynischer, gewalttätiger Lyrik eine satanisch-unangenehme Atmosphäre schaffen – provokativ, verstörend, eindrucksvoll.

Hassgesang” schlägt ein deutlich langsameres Tempo an. Melancholie dominiert, unterstützt von einem klar gesungenen Refrain. Die grellen Schreie im Kontrast dazu verstärken die Dramatik. Im letzten Drittel zieht das Tempo an und verleiht der düsteren Stimmung eine neue, bedrohlichere Dimension. Die dezenten Keyboards setzen feine Akzente und verleihen dem Stück seinen eigentümlichen Reiz. Ein verstörender, aber starker Moment – ein Höhepunkt.

Der Titeltrack “Die Hölle ist hier” beginnt rasant, doch bald übernehmen Tempowechsel und der experimentelle Geist das Kommando. Wieder gibt es cleanen Gesang, starke Riffs und kluge Dynamiken. Die okkulte, dunkle Atmosphäre ist durchgehend präsent und überzeugend umgesetzt. Der cleane Gesang erinnert an Industrial Metal – eine untypische, aber wirkungsvolle Komponente, die dem Track eine kalte, distanzierte Note verleiht. Dass die Band mit wenigen einfachen Riffs, etwas Blastbeat und eindringlichem Kreischen echte Atmosphäre – ja, Emotion – erzeugt, ist beeindruckend.

Von Gott gehasst” knüpft mit markerschütternden Schreien und kraftvollem Riffing nahtlos an die düstere Linie an. Die trostlose Grundstimmung wird hier jedoch durch einen kurzen sakralen Chor, inspiriert von klassischer Musik, durchbrochen – ein engelsgleicher Kontrast zu den Blastbeats. Das Resultat ist ein fesselndes Klangbild, das verstört und fasziniert zugleich. Ein absoluter Höhepunkt – ein gespenstischer Song, in dem sich die Wucht klassischer Kompositionskunst mit der Urgewalt der Riffs verbindet. Ganz zu schweigen von den blasphemischen Texten.

Ein einzigartiger Sound, der sich Genregrenzen verweigert

Die Hölle ist hier“ ist ein Werk, das mit jedem Hördurchlauf wächst. Musikalisch ungewöhnlich, experimentell und doch immer fesselnd – wie schon die Vorgängeralben, die durchweg positiv aufgenommen wurden. Je öfter man sich dem Album widmet, desto tiefer gräbt es sich ins Bewusstsein. Was zunächst wie ein Mosaik wirkt, entfaltet mit der Zeit seine innere Geschlossenheit.

Mit „Kreuzböser Dämon“ kehrt die totale Finsternis zurück. Eine der schnelleren Nummern des Albums – radikal und direkt. EISENKULT überraschen einmal mehr, und das im besten Sinne. Kein Platz für Clean-Gesang, nur dämonische Schreie, rasende Drums und ein bedrohliches Klangbild.

Töte mich“ beginnt mit einer akustischen Passage. Was folgt, ist ein weiterer eindringlicher Song voller Leid und geisterhafter Schreie. Der permanente Wechsel zwischen fast lautlosen Momenten und infernalischem Geschrei, zwischen zerbrechlichen Chören, gesprochenen Passagen und abgründigem Grollen – das ist nicht nur Kontrast, sondern emotionale Wucht. Wieder ein Song, der unter die Haut geht. Mit „Eine Handvoll Nägel“ setzt sich die Linie fort. Aggressiv, voller Hass im Gesang, doch auch hier tauchen chorale Echo-Gesänge auf, die dem Song einen unheimlichen Widerhall verleihen und das bisher etablierte Klangbild konsequent fortführen.

In der Vergangenheit wurde oft die Frage gestellt, ob EISENKULT vielleicht eine Art Parodie auf das Genre seien. Die Antwort ist: nein. Hier macht sich niemand über Black Metal lustig – es ist schlicht die Form, in der sich diese Band am besten ausdrücken kann. Ohne Regeln, ohne Grenzen. Elemente, die auf früheren Alben noch roh und losgelöst wirkten, fügen sich jetzt zu einem stimmigen Gesamtbild. Ein klares Zeichen künstlerischer Reife.

Flügel tragen mich hinfort“ bildet den Abschluss. Der Song beginnt mit Schreien und sakralen Gesängen, bevor Gitarren und Drums das Ruder übernehmen. Geschriene Vocals, Dialoge zwischen Gitarrenlinien, aggressive Drums – und erneut tauchen diese kirchenorgelartigen, unheimlichen Klänge auf, nur kurz, aber wirkungsvoll. Danach explodiert der Song mit neuer Kraft und Aggression. Ein würdiger Abschluss.

Ein gelungenes Beispiel für Experimentierfreude im Black Metal

Die Art, wie EISENKULT akustische Elemente und Gesangstechniken miteinander verweben, ihre Herangehensweise an Kompositionen – all das hebt dieses Album aus der Masse hervor. Unterschiedlichste Stimmungen werden nicht nur angedeutet, sondern eindrucksvoll transportiert. Die Band zeigt ein erstaunliches Gespür für Melodien, die gleichzeitig verstörend und fesselnd sind.

Ein Album, das mit jedem Song an Stärke gewinnt. Nach und nach erkennt man: das hier ist wirklich stark – und mehr noch: ein Erlebnis. EISENKULT schreiben die Regeln des Genres nicht neu, aber sie ordnen sie anders – und schaffen dabei ein einzigartiges Stück Klangkunst. Sägende Riffs, finstere Grundstimmung, drückende Schwere, primitive, aber effektive Melodik und ein dominanter Gesang – all das greift ineinander und ergibt einen bemerkenswerten Sound.

Fazit: Die Hölle ist hier ist ein verstörendes, unvergessliches Erlebnis – voller eindrücklicher Momente.

Tracklist

01. Vigil
02. Ich wünsch‘ mir alles weg
03. Der Teufel selbst
04. Die Asche eines Engels
05. Hassgesang
06. Die Hölle ist hier
07. Von Gott gehasst
08. Kreuzböser Dämon
09. Töte mich
10. Eine Handvoll Nägel
11. Flügel tragen mich hinfort

Besetzung

Baptist – Bass, Guitars, Keyboards, Vocals
Valfor – Drums
Tiwaz – Vocals

Internet

EISENKULT – Die Hölle ist hier CD Review

Related Articles

- Advertisement -spot_img

Latest Articles