FRYKTELIG STØY – Incandescent

cover artwork FRYKTELIG STØY Incandescent

Band: FRYKTELIG STØY 🇦🇺
Titel: Incandescent
Label: I, Voidhanger Records
VÖ: 11/04/25
Genre: Black/Doom Metal

Bewertung:

4/5

Hinter FRYKTELIG STØY – Norwegisch für „Schrecklicher Lärm“ – verbirgt sich das Soloprojekt von Emily Støy (Oligarch, ex-Thrall), das sich seit seiner Gründung 2022 in Melbourne jeglicher Kategorisierung verweigert. „Incandescent“ ist nach dem vielbeachteten Debüt Disappointment aus dem Jahr 2023 das zweite Album der Künstlerin – eine weitere radikale Klangreise in finstere Gefilde zwischen Black und Doom Metal. Oder wie Emily selbst es nennt: One woman black doom.

Eine düstere, abgründige Atmosphäre, verzerrte Vocals, drückende Rhythmen – Incandescent ist ein finsteres Manifest, das zwischen Klanggewalt und klanglicher Leere wandelt.

Der Opener „Black Swan“ entfesselt sofort einen Sturm aus Gutturals, Tremolo-Gitarren und zähem Doom-Tempo. Die groteske Stimmung zieht den Hörer in ein schwarzes, bedrohliches Klangbild. Feine Melodien schweben nur am Rande, während brummende Gitarren und dröhnende Drums das Geschehen dominieren. Der titelgebende schwarze Schwan steht hier symbolisch für das Ende einer falschen Realität – und den Beginn einer vernichtenden, unvorhersehbaren Zukunft.

Be Cursed“ ist noch verzerrter, mit schleppenden, dissonanten Rhythmen und flüsternden, unheilvollen Vocals. Die verfluchten Texte werden dem Hörer entgegengeschleudert – was die Höllenvision nur noch greifbarer macht. Heulende Schreie und klagende Stimmen durchziehen diesen unorthodoxen, aber beeindruckenden Track.

Mit „Twilight Kingdom“ geht die Reise in ebenso düsteren Sphären weiter: Langsam, bedrückend, funeral-doom-artig in Struktur und Melodik. Ein Trauergedicht zeichnet das Bild eines Reiches des Zwielichts – ein Raum von Abwesenheit und Verlust. Die nachfolgende Nummer „The Ocean“ nimmt das Thema auf, doch das Tempo zieht leicht an. Emilys gesprochene und geschriene Worte vermitteln eindrucksvoll eine geisterhafte Präsenz. Auch hier dominiert die Black-Metal-Dramaturgie, doch der Text spricht von Trauer, Entwurzelung und Einsamkeit.

Radiant“ offenbart eine neue Facette: Emilys klare Gesangsstimme tritt in den Vordergrund, ohne den albtraumhaften Grundton zu verlassen. Akustische Gitarren setzen einen anderen, beinahe sakralen Ton – doch sobald Schlagzeug und Bass einsetzen, verdichtet sich die Musik ins Noch-Düsterere. Das Gedicht spricht von der Kraft der Flügel, von Anmut und Rückzug, und die verzerrt-gesungenen Vocals geben dem Song eine überirdisch-transzendentale Note. Nahtlos geht „Radiant“ in „Guide“ über – rhythmischer, komplexer, melodischer. Das Licht wird hier zum Wegweiser, das von einer namenlosen Präsenz fortführt.

Birthing“ bringt melancholische Nuancen ins Spiel. Schmerz, Angst, Anspannung – all das schwingen sowohl in der Musik als auch in den Texten mit. „Helix“ steht im Kontrast dazu: ein zartes, fast gothisches Stück, getragen von Bassläufen und fernen Stimmen. Nur die typische Black-Metal-Tremolo-Gitarre verbindet es klanglich mit dem Rest des Albums. Das lyrische Thema – zwei Körper, verbunden wie eine Helix – reflektiert Leben, Lust, Schmerz und die Sinnlosigkeit aller Träume vor dem Vergehen der Zeit.

Das abschließende „Manifest“ wirkt wie ein düsteres musikalisches Nachwort. Verzweifelte Schreie, höllische Growls, ein langsamer, peinigender Rhythmus, der plötzlich in eine Lärmlawine explodiert – ein kathartischer Ausbruch, der die Kälte und Dichte des Albums perfekt abschließt.

Ein Werk von dunkler Ausdruckskraft, das Doom und Black Metal mit eindrucksvoller Stimmgewalt und konzeptioneller Tiefe verbindet.

Jeder Track bewahrt seine Eigenständigkeit und fügt sich zugleich in das Gesamtbild ein. Støy bringt ihre gesanglichen Fähigkeiten und musikalische Ausdruckskraft noch deutlicher zur Geltung als auf dem Debüt. Rasende Passagen stürzen in infernalische Leeren, engelsgleiche Harmonien prallen auf Schreie des Schreckens, klug getextet und tief empfunden.

Die Produktion fängt den Geist des Albums gut ein – besonders Basslinien und Gesang entfalten ihre volle, bedrückende Wirkung. Lyrisch bewegen wir uns fast im poetischen Bereich: Eine konzeptuelle Reise durch Trauer, Verlust, Angst und die Verzweiflung über die Bedeutungslosigkeit der Welt.

Ein beeindruckendes Werk von FRYKTELIG STØY – düster, beklemmend, aber auch voller Melodie und emotionaler Tiefe. Jede Note atmet diese andere, unheimliche Welt. Ein musikalisches Kunstwerk, das Verzweiflung in Klang verwandelt.

Incandescent ist bis zu einem gewissen Grad ein experimentelles Album, bleibt jedoch stets den Grundfesten von Black und Doom Metal verbunden. Und dennoch – Støy sprengt Grenzen, verweigert sich Konventionen. Sie hat das Rad nicht neu erfunden, aber in diesem stilistischen Mikrokosmos ihre ganz eigene Stimme gefunden. Musik voller Seele, voller Ausdruck.

Fazit: FRYKTELIG STØY ignoriert die Begrenzungen des Genres und führt uns mit Incandescent durch finsterste emotionale Landschaften.

Tracklist

01. Black Swan
02. Be Cursed
03. Twilight Kingdom
04. The Ocean
05. Radiant
06. Guide
07. Birthing
08. Helix
09. Manifest

Besetzung

Emily StøyGuitars, Bass, Drums, Keyboards, Vocals

Internet

FRYKTELIG STØY – Incandescent CD Review

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