Band: Gefrierbrand 🇩🇪
Titel: … vor langer Zeit
Label: Self-Released
VÖ: 24/02/24
Genre: Melodic Death/Pagan Metal
GEFRIERBRAND knüpfen mit „… vor langer Zeit” an ihren Vorgänger „Es war einmal…” (2020) an. Märchen und Sagen werden abermals von ihren düsteren Seiten beleuchtet und musikalisch fein untermalt. Werfen wir also einen Blick in den zweiten Abschnitt des Metal-Märchenbuchs!
Prolog
Jede gute Geschichte beginnt mit einem Prolog und jener auf „… vor langer Zeit” hört sich noch unheilvoller an als das Intro von „Es war einmal…”. Das Knistern des Feuers im Hintergrund lässt mich an einen Schaukelstuhl vor einem Kamin in einem gemütlichen Zimmer denken. Aber die geheimnisvollen Melodien, die sich leise durch die Gehörgänge schlängeln, verraten, dass man sich in Acht nehmen muss. Die Pforzheimer sind immerhin auch nicht für Kuschelrock bekannt, sondern für melodisch-düsteren Death und Pagan Metal!
Von alten Geschichten
Der Titelsong „… vor langer Zeit“ bestimmt gleich einmal die Richtung, in die sich dieses Album bewegt. Fulminant hämmernde Drums und schwarzmetallisch-kreischende Gitarren heißen uns willkommen. Für eingängige Grooves und Melodien ist ebenso genügend Platz geschaffen worden. Im Refrain erkennt man, dass „… vor langer Zeit“ eher einer thematischen Überschau gleicht und an sich keine Geschichte wiedergibt – genauso wie auf „Es war einmal…”. Man erkennt außerdem, dass GEFRIERBRAND ihren Sound aufpoliert haben. Im Gegensatz zum Vorgänger klingen die neuen Lieder klarer und dynamischer. Besonders die Gitarren und der Gesang, die hier jeweils eine bedeutende Rolle spielen, sind gut zu hören.
Musikalisch geführte Märchenstunde
„Totenvogel“ ist das erste Lied, das tatsächlich eine Sage oder ein Märchen behandelt. Ich muss vorweg gestehen, dass ich bei den meisten Liedern nicht weiß, auf welche Geschichten sie anspielen. Nichtsdestotrotz erlaubt der deutliche Gesang von Tom, dass man versteht, worum es geht. Die Dramatik der Songs wird wunderbar musikalisch begleitet. Gerade die Riffs und Melodien sowie das Schlagzeug hauchen dem Text leben ein. Das Gefühl, von etwas Bedrohlichem beobachtet zu werden, die Panik, die damit einhergeht und die Warnung, von diesem Etwas wegzulaufen, werden in „Totenvogel“ grandios musikalisch begleitet.
Von böse bis bitterböse
Nachdem „Totenvogel“ und „Wacht im Berge“ sich für mich in ihrer Songstruktur und Stimmung ähneln, sticht „Mörderhaus“ sofort heraus. Es beginnt mit einem dröhnenden Bass-Intro, welches von stampfenden Drums und einem dazu passenden Riff abgelöst wird. Der Refrain ist wieder eher klassisch gestaltet mit Blast Beats und schnell gespielten Gitarren. Die langsamen Parts klingen jedenfalls wunderbar böse. „Spielmann“ klingt für mich sogar noch böser. Das Hauptriff, welches bei ca. 50 Sekunden vorgestellt wird, ist unglaublich cool und taucht an der Stelle unerwartet auf. Immerhin beginnt der Song melancholisch und schleppend. Danach nimmt das Lied aber Fahrt auf. Der Wechsel zwischen den schleppend düsteren und gehetzten Passagen fesselt einen mit den Lauschern an das musikalische Geschehen.
Eine großartige Fortsetzung
Insgesamt ist „… vor langer Zeit” eine großartige Fortsetzung des Vorgängers „Es war einmal…”. GEFRIERBRAND sind ihrem melodischen Death Metal, der auch Elemente des Pagan und Black Metals aufweist, treu geblieben. Auf „… vor langer Zeit” sind mir die Gitarrenmelodien und Riffs besonders positiv aufgefallen, da sie die Stimmungen fabelhaft unterstreichen und nicht 08/15 klingen. Soundtechnisch ist das neue Werk definierter und besser ausgewogen. Songs wie „Spielmann“, „Totenhemdchen II“ und „Wacht im Berge“, bleiben durch feine musikalische Details sofort im Gedächtnis. „Es war einmal…” hatte für mich allerdings noch mehr eigenständige Songs. Lieder wie „Rabenherzen“, „Ach wie gut…“ und „Die wilde Jagd“ sind recht ähnlich im Aufbau und grenzen sich nicht so gut voneinander ab. Für mich ergibt sich dadurch ein Gefühl von Déjà vu, das auf „… vor langer Zeit” etwas schwerer wiegt.
Fazit:
GEFRIERBRAND ergänzen ihr Metal-Märchenbuch mit „… vor langer Zeit” und beweisen erneut musikalisches sowie lyrisches Feingespür.
Tracklist
01. Prolog
02. … vor langer Zeit
03. Totenvogel
04. Wacht im Berge
05. Mörderhaus
06. Die wilde Jagd
07. Totenhemdchen II
08. Ach wie gut…
09. Rabenherzen
10. Spielmann
11. Weiß (wie Schnee)
Besetzung
Tom Seyfarth (Lead-Vocals)
Julian Fröschle (Guitar)
Valentin Traunfelder (Guitar)
Ingo Pfisterer (Bass)
Yannick Argast (Drums)