HEXABROT ist eine junge Band, die sich ihren Platz in der stetig wachsenden italienischen Metal-Szene erkämpfen will. Gegründet 2023 in Turin von Paolo Jansen (Gitarre, Synths), vervollständigen Samuele Forte (Gitarre), Mattia Caporrella (Schlagzeug), Gael Finauri (Bass, Keyboards) und Nicola Miceli (Vocals) das Line-up.
Ein ambitioniertes Projekt
HEXABROT verfolgt eine klare Vision: Ein Sound, der zwischen Dark Tranquillity und In Flames angesiedelt ist – klassischer Melodic Death Metal, angereichert mit progressiven Elementen und orchestralen Klanglandschaften.
Tatsächlich erinnert Nicola Micelis Gesang stark an Mikael Stanne. Da dieser eine der markantesten und ausdrucksstärksten Stimmen des Genres besitzt, ist das für eine junge Band bereits ein großes Kompliment. Generell klingt die gesamte Instrumentierung und Komposition wie eine Hommage an Dark Tranquillity. Daran ist nichts auszusetzen – schließlich vermisst die Szene das unverkennbare Riffing von Sundin/Henriksson. Die große Frage bleibt: Bringt HEXABROT eine eigene Note ins Spiel oder bleibt es nur bei der Inspiration?
Eine dynamische Hörerfahrung
„Adamstown“ eröffnet das Album mit einer eingängigen Melodie, die eine Brücke zwischen alten und neuen Dark Tranquillity schlägt. Eine interessante Herangehensweise, die das kompositorische Talent der Band unterstreicht. Das Tempo bleibt verhalten, doch der Rhythmus treibt die Spannung voran. Die Gitarrenarbeit überzeugt mit ausdrucksstarken Riffs und Solos. Zur Mitte hin wird es noch ruhiger: Keyboard-Passagen, cleane Vocals und eine melancholische Grundstimmung prägen das Stück – eine epische, hymnische Nummer.
„Sunken Codes“ setzt zunächst auf eine In-Flames-Atmosphäre, doch schnell wird klar: Es bleibt bei der Dark-Tranquillity-Schlagseite. Das Riffing lehnt sich stark an Niklas Sundins Handschrift an, während Miceli mit abwechslungsreichen Gesangstechniken beeindruckt – von klassischen Melodic-Death-Growls bis hin zu schrillen Screams. Die durchdachte Struktur und der prägnante Rhythmus machen den Song zu einem Highlight.
„Opal Light“ beginnt mit einer tremolierten Gitarrenlinie, die fast an Black Metal erinnert, begleitet von einem pianogestützten Melodiebogen. Die cleane Gesangseinlage sowie das Gastfeature von Giulia Rabozzi verleihen dem Song eine zusätzliche, fast gespenstische Dimension. Stilistisch entfernt sich der Track allerdings vom übrigen Album: Folk- und Gothic-Metal-Einflüsse mischen sich unter die düstere Melodieführung. Ein eigenwilliges Stück, das zwar emotional tiefgreifend ist, aber die Kohärenz des Albums ein wenig ins Wanken bringt.
Mit „Lullaby Of The Descent“ kehrt HEXABROT zum klassischen Melodic Death Metal zurück. Hier ist die In-Flames-Affinität am deutlichsten hörbar. Härtere und schnellere Riffs treiben den Song voran, aggressive Passagen wechseln sich mit atmosphärischen Keyboard-Elementen ab. Die Mischung aus melancholischer Melodik und intensiver Dynamik verleiht der Komposition eine mitreißende Kraft.
„Eita“ bringt die Band schließlich an ihre aggressivste Grenze. Rasante Riffs und eine variantenreiche Gesangsperformance prägen den Song. Hier erhält Micelis ohnehin expressive Darbietung durch das Gastfeature von Edoardo Trauzzi eine zusätzliche, tief grollende Schärfe. Ein explosives Finale.
Vielschichtige lyrische Themen
Die Produktion ist solide: Klarheit und Transparenz lassen die verschiedenen Soundlayer gut zur Geltung kommen. Natürlich gibt es noch Elemente, die darauf hindeuten, dass HEXABROT eine junge Band ist und sich weiterentwickeln muss – doch daran liegt der Charme eines Debütalbums.
Textlich bewegt sich das Album zwischen klassischen Metal-Themen, historischen Bezügen und fiktionalen Erzählungen. Besonders die Single-Tracks widmen sich Themen wie Rebellion, Untergang und zwischenmenschlichen Konflikten. „Sunken Codes“ und „Eita“ schließen das Album mit Erzählungen über den Zerfall einer versunkenen Zivilisation und den menschlichen Kampf gegen den eigenen Hass ab.
Gothenburg Death Metal als Fundament
Ist HEXABROT lediglich eine Kopie der Göteborg-Legenden? Die Ähnlichkeiten sind unverkennbar, doch die Band bringt eine eigene kompositorische Handschrift mit ein. Strukturell fühlt sich die Musik nach klassischem Melodic Death Metal an, während das Riffing eher an moderne Vertreter des Genres erinnert. Die Vocals erinnern stark an Mikael Stannes Gesang, insbesondere in der gutturalen Growl-Technik – fast wie eine direkte Reproduktion. Vielleicht haben sie für ihr erstes Release ein wenig zu sehr versucht, diesen Stil nachzuahmen.
HEXABROT gelingt mit ihrem Debüt-EP „The Order of Things“ eine Mischung aus Melodic Death Metal, progressiven Elementen und cineastischen Klanglandschaften.
Nicht das originellste Material, aber ein solider Start mit Potenzial für die Zukunft. Auch wenn die EP kein Meilenstein des Melodic Death Metal ist, zeigt die Band großes Versprechen und weckt Neugier auf kommende Veröffentlichungen. Man kann erwarten, dass ihre zukünftigen Werke noch ambitionierter und intensiver ausfallen. Es sind definitiv Qualitäten vorhanden, und die Kompositionen sind professionell umgesetzt.
Fazit: Ein solider Auftakt mit Potenzial für mehr.
Tracklist
1. Adamstown
2. Sunken Codes
3. Opal Light
4. Lullaby Of The Descent
5. Eita
Besetzung
Nicola Miceli – Vocals
Paolo Jansen – Guitar, Synth
Samuele Forte – Guitar
Gael Finauri – Bass, Synths, Piano
Mattia Caporrella – Drums