HOLLYWOOD UNDEAD – New Empire Vol. 1
Band: Hollywood Undead
Titel: New Empire, Vol. 1
Label: BMG Rights Management
VÖ: 14/02/20
Genre: Rap Rock
Bewertung: 3,5/5
„New Empire, Vol. 1“ verspricht zumindest dem Titel nach ein neues Kapitel, eine neue Ära. Ob sich HOLLYWOOD UNDEAD mit ihrem sechsten Studioalbum tatsächlich neu erfunden haben? Naja…
Seit dem Release ihres Debüts „Swan Songs“ sind die Kalifornier für dreckige, kritische, philosophische und teilweise herzzerreißende Texte bekannt. Gesungen wird normalerweise nur im Refrain, in den Strophen gerappt, mal gemeinsam, mal bekommt einer der Herren seine Solo-Nummer. Die Musik selbst ist schwer zu definieren – ein bisschen Rock, ein bisschen Metal, hier und da mal elektronische Einflüsse, Gangsta-Rap-mäßige Töne in Maßen. Wer offen für alles ist, sollte auf jeden Fall etwas finden.
Ähnlich divers hört sich „New Empire, Vol. 1“ an – in diesem Sinne also keine Revolution.
„Time Bomb“ hat einen verdammt eingängigen Refrain. Der Rest ist weniger spektakulär. Das ewige „I wanna live before I die“-Thema kann auch keine Sau mehr hören. Positiv finde ich an diesem Song, dass man alle aus der Band zu hören bekommt. J-Dogs Stimme hört sich in meinen Ohren leider noch immer wie eine nervige Kreissäge an, dafür sind die anderen umso besser.
„Heart of a Champion“ ist eines der stärkeren Lieder von „New Empire“. Es wirkt sehr vertraut und hätte locker auf einem früheren Album veröffentlicht werden können. Starke Strophen und ein Refrain, der sich im Gehirn einbrennt. Es ist ein bisschen düster und sorgt gleichzeitig für Gänsehaut.
„Already Dead“, das bereits letztes Jahr an Halloween mit Musikvideo veröffentlicht worden ist, hört sich sehr nach Metalcore an. Mit „You can’t kill me ‘cause I’m already dead“ passt das auch gut zu dem Genre. Gleichzeitig regt mich dieser Satz nur mehr auf, weil man ihn in schon tausendmal in etlichen Varianten gehört hat. Lasst euch mal was Neues einfallen…
„Empire“ geht mit Startschwierigkeiten los wie eine Granate. Die Strophen sind in-your-face wie man es von HOLLYWOOD UNDEAD gewohnt ist. Der Refrain… Dieses komisch verzerrte Gestöhne von „empire“ macht mich fertig. Der Rest des Songs ist ziemlich gut und sollte den Fans gefallen.
„New Empire, Vol. 1“ darf natürlich nicht ohne Gangsta-Track auskommen (oder wie man das sonst bezeichnen könnte). Für mich ist „Killin It“ das „Black Cadillac“ oder „Cashed Out“ vom Vorreiter „Five“, vielleicht beschreibt es das besser. Sehr elektronisch, fetter Bass, hat nicht viel mit Metal oder Rock zu tun, hört sich aber geil an, wenn man offen dafür ist.
„Enemy“ hat wieder einen sehr verzerrten Sound und ist ziemlich schnell unterwegs. Diese Kombination macht die Strophen etwas chaotisch und gewöhnungsbedürftig. Textlich handelt es sich wieder um ein Thema, das im Metal und Rock schon etliche Male behandelt worden ist.
„Upside Down“ ist ruhiger und nachdenklicher mit tollen, ausdrucksstarken Strophen. Der Refrain hinkt dem nach, was schade ist. Ein weiterer Minuspunkt – zumindest für mich – ist der Part, in dem Kellin Quinn, Frontman von Sleeping With Sirens, singt. Schrecklich. Hört sich an wie ein postpubertärer Junge, der noch mitten im Stimmbruch hängt. Dazu wird diese Heulerei auch noch elektronisch verzerrt. Das versaut mir das ganze Lied.
Nach diesem Schock folgt das absolute Highlight von „New Empire, Vol. 1“ – „Second Chances“. Das Intro baut Spannung auf und beginnt ganz zart. Dann der erste Gänsehautmoment als Johnny 3 Tears seine Stimme zum Besten gibt. Der zweite Gänsehautmoment startet mit Charlie Scenes Gesang, der gleichzeitig das musikalische Donnerwetter ankündigt. Das wird wiederum von Dannys engelsgleicher Stimme und leisem atmosphärischer Hintergrundmusik abgelöst. Der Refrain bringt schließlich eine Ladung Power in den Track. So verhält sich das Lied bis zum Ende mit kraftvollen und gefühlvollen Passagen – traumhaft.
„Nightmare“ startet mit Klavierklängen, die sich durch das gesamte Lied ziehen. Die Strophen gleichen dem üblichen HOLLYWOOD UNDEAD-Hip-Hop-Sound. Der Refrain ist mir sofort im Gedächtnis geblieben. Dannys softer Gesang ist einfach wunderschön. Dazu der musikalische Widerspruch in den Strophen macht „Nightmare“ zu einen der besten Songs. Was mich allerdings stört ist, dass er so abrupt aufhört – und damit auch das gesamte Album.
Eine neue Ära leitet „New Empire, Vol. 1“ definitiv nicht ein. HOLLYWOOD UNDEAD haben sich weiterentwickelt, was sie allerdings seit „Swan Songs“ machen. Die neue CD klingt zeitgemäß und bietet einige Tracks, die herausstechen und die man öfter hören will und muss. Textlich hätten sich die Männer ein bisschen mehr anstrengen und Kreativeres zu Tage liefern können.
Fazit: „New Empire, Vol. 1“ trifft den Nerv der Zeit und wird gleichzeitig dem alten HOLLYWOOD UNDEAD-Sound gerecht. Es ist nichts völlig Neues, sondern eine Weiterentwicklung, die neugierig auf die Zukunft der Band macht.
PS: HOLLYWOOD UNDEAD begeben sich demnächst auf Europa-Tour mit PAPA ROACH als Headliner!
Tracklist
01. Time Bomb
02. Heart of a Champion
03. Already Dead
04. Empire
05. Killin It
06. Enemy
07. Upside Down
08. Second Chances
09. Nightmare
Besetzung
Danny (vocals)
Charlie Scene (vocals, guitar)
Johnny 3 Tears (vocals, bass)
J-Dog (vocals, guitar)
Funny Man (vocals)