Myrkur – Mareridt
Band: Myrkur
Titel: Mareridt
Label: Relapse Records
VÖ: 15.09.2017
Genre: Black Metal/Folk Metal/Extreme Metal
Bewertung: 5/5
Written by: Peter
Normalerweise herrscht in meinen Reviews ein Ton vor, der die Kunst im Metal schon ernstnimmt, aber den Bierernst vermeidet und daher zuweilen flapsig ist. In diesem Review zur neuen Scheiben Mareridt der dänischen Black Metal-Dame Myrkur, bürgerlich Amalie Bruun, wird’s weniger flapsig als sonst. Myrkur, eines der wenigen One-Woman-Projekte im Bereich des Schwarzmetalls, verleitet mich dazu, mehr noch als sonst über die Musik, die geboten wird, nachzudenken; sogar soviel, dass ich mich zu wissenschaftlicher Textproduktion hinreissen ließ.
Frau Bruun erschien 2014 mit einer EP auf der Bildfläche, es folgten Debüt, eine Live-EP und jetzt das zweite Langeisen. Gerade das Faktum, dass die Dame als solche Black Metal machen will, und auch teils kompromisslos umsetzte, stieß einigen Die-Hard-Black-Metal-Manowarriors, die über mehr Penis als Gehirn verfügen, negativ auf. Vieles der folgenden Diskussionen seither ist in die Kategorien „Bullshit“, „Unnötig“ oder gar des strafrechtlich Relevanten einzuordnen. Was doch die kleine Kategorie Geschlecht, gar noch böser: „gender“, so alles ausmachen kann! Soll uns hier nun aber nicht weiter beschäftigen.
Das Spannende an dem Projekt ist 2017 wirklich die Musik. Myrkur macht auf ihrem neuen Langeisen da weiter, wo sie mit M 2015 begonnen hatte; nur stehen auf dem Zweitling die Black Metal-Parts, wüstes Gekeife, Blastbeats und Schrammelgitarren, weniger plakativ dar. Die Schwärze ist nach wie vor da, tritt auch teils ungefiltert auf, aber sie entsteht vor allem aus Atmosphäre, Atmosphäre und, ja, nochmals Atmosphäre. Auf ihrer Website berichtet Amalie, dass sie nach der Tour zum Debüt in Dunkelheit versank – kann ich so nicht beurteilen, aber dunkel ist das Teil.
Diesen Effekt der Düsternis nordlicher Prägung erreichte Myrkur dadurch, dass sie in meinen Ohren als Songwriterin enorm wuchs. Nun steht der weiche Klang ihres ätherischen Gesangs, atmosphärischer und folkiger Piano- oder Violinenparts der Schroffheit des Schwarzmetalls synthetisch gegnüber und beides zusammen erzeugt tiefe Vielschichtigkeit. Beide Ebenen wechseln sich in den Songs, aber auch teils in nur wüsten oder nur sanften Stücken gleichberechitigt und ergänzend ab. Dadurch entstand ein Album zum im Herbst und Winter per Kopfhörer durchzuhören. Die Eigenmarke Myrkur entsteht für mich erst wirklich mit Mareridt, da jetzt die Identität der Künstlerin voll durchschlägt.
Tracklist:
01. Mareridt
02. Måneblôt
03. The Serpent
04. Crown
05. Elleskudt
06. De tre piker
07. Funeral
08. Ulvinde 04:24
09. Gladiatrix
10. Kætteren
11. Børnehjem
Besetzung:
Myrkur (Amalie Bruun) – vocals, piano, nyckelharpa, violin, guitar, percussion, synths, organ
Myrkur im Internet: