POVERTY’S NO CRIME – A Secret to Hide
Band: Poverty’s No Crime
Titel: A Secret to Hide
Label: Metalville
VÖ: 30/04/21
Genre: Progressive Rock/Metal
Bewertung: 4/5
POVERTY’S NO CRIME veröffentlichen pünktlich zu ihrem 30-jährigen Bandjubiläum ihr achtes Studioalbum „A Secret to Hide“. Entstanden ist ihr neues Werk 2020 inmitten der Corona-Pandemie. Die Progressive-Rocker aus Deutschland haben das Beste aus dieser Zeit gemacht und konnten so mehr Zeit ins Ausarbeiten einzelner Passagen und Instrumente stecken, die in einem Studio nicht verfügbar gewesen wäre.
Ich kannte POVERTY’S NO CRIME vorher nicht, deswegen habe ich ein bisschen in ihrer Diskographie gebohrt und bin zum Schluss gelangt, dass die Band definitiv ihrer melodischen Ader treu geblieben ist. Die Portion an Metal variiert offensichtlich. So klangen für mich manche Songs auf „The Autumn Years“ (insbesondere „Future in My Hands“) rauer und gleichzeitig fielen mir symphonische Elemente auf, die auf „A Secret to Hide“ nicht unbedingt zu finden sind.
Generell findet man auf „A Secret to Hide“ reichlich Abwechslung zwischen den Songs, die mir allerdings innerhalb der Songs gefehlt hat (dazu gleich mehr). In den Texten werden Themen verarbeitet, die einem in einer normalen Konversation nicht so einfach über die Lippen gehen. Das Thema Organspende wurde bspw. genannt, dem sich der Titel „Flesh and Bone“ widmet. Mit diesem Hintergrundwissen wirkt das Lied gleich ganz anders.
Der Musikstil von POVERTY’S NO CRIME ist eine Mischung aus klassischem Heavy Metal, Progressive Rock, einer Prise härterem Metal und einer großen Ladung Melodie. Technische Rumgeklimper, das mir meistens die Lust an progressiven Metal und Rock verdirbt, gibt es hier kaum. Die Lieder wirken nicht gezwungen zusammengestückelt und ausgekoppelt, damit sie ja keiner klassischen Songstruktur ähneln.
Allerdings empfinde ich einige der Lieder als zu lange. Nichts gegen lange Lieder, aber die Länge muss für mich immer berechtigt sein. Wenn sich ständig alles wiederholt und es keine richtigen Höhen und Tiefen gibt, ist alles über vier Minuten nur mehr langweilig. „Supernatural“, „Within the Veil“ und „In the Shade“ sind für mich eindeutig zu lange geraten.
„Supernatural“ ist sehr brav, heroisch, etwas kitschig und bietet insgesamt wenige Überraschungen. Die letzten zwei Minuten kommen mir komplett überflüssig vor, da hätte man definitiv etwas weglassen können, um den Song knackiger zu machen.
Ähnlich geht es mir bei „Within the Veil“, das insgesamt sehr ruhig, aber leider auch ziemlich langweilig ist. So ein typisches Lied, das ich allerspätestens nach dem ersten Refrain wegdrücken würde, weil ich das Gefühl habe, alles Wichtige gehört zu haben.
Das Intro von „In the Shade“ hört sich für mich nach einem typischen „letzten Lied“ an. Das epische Intro wird von einer mysteriösen, ruhigen Strophe verschluckt. Hier ist zwar ein Spannungsbogen erkennbar, allerdings nicht so schön ausgeführt wie etwa bei „Grey to Green“. Es hätte noch dramatischer sein können mit mehr Power und Variation in den einzelnen Komponenten. Es ist auch nicht so, dass eine unglaublich gute Stelle dabei ist, auf die man sich konzentriert und an der man sich ergötzen kann.
Nach sechs Minuten lohnt sich das Hinhören wieder, wo sich die Stimmung ändert und es offensichtlich wird, dass das Lied zu Ende geht. Bei ca. 7 ½ Minuten nimmt das Lied noch einmal kurz Fahrt auf, bis man ein Déjà vu erlebt und wieder altbekannte Parts des Songs wiederholt und ausgelutscht werden.
Somit sind sowohl Anfangs- als auch Schlusslied nur mäßig überzeugend. In der Mitte von „A Secret to Hide“ gibt es dann doch ein paar Schätze zu finden.
„Grey to Green“ hat ein geniales, düster anmutendes Intro mit zeitweilig orientalischem Flair, das wohl die Lyrics widerspiegeln soll. Hier finde ich die fast neun Minuten völlig berechtigt, weil es immer wieder Stimmungswechsel gibt und reichlich Variation.
„Hollow Phrases“ klingt gerade in den Strophen wunderschön unbeschwert. Im Hintergrund sind eigentümliche Instrumente zu hören, die die Atmosphäre zusätzlich pushen.
„Flesh and Bone“ ist um einiges härter im Anklang. Es wirkt wie ein Instrumentallied, weil die Instrumente alleine ihre eigene Geschichte erzählen. Außerdem dauert es fast zwei Minuten bis der Gesang einsetzt. Insgesamt ein sehr eingängiges Lied gerade wegen des Refrains und der harten Riffs, die einen immer wieder begrüßen.
Die Rolle des Instrumentallieds nimmt „The Great Escape“ ein. Ein Instrumentallied muss für mich mitreißend sein und einem das Gefühl vermitteln, eine Geschichte zu hören. Das ist hier gut gelungen. Harte Riffs treffen auf sanftere Passagen und melodische Gitarrensoli. So entsteht ein spannender Mix, der zwar teilweise chaotisch klingt, aber im Großen und Ganzen harmonisch wirkt.
„Schizophrenic“ startet unheilverkündend mit einem Riff, das sehr vertraut klingt, aber mir will natürlich wieder nicht einfallen, an welches Lied bzw. an welche Lieder es mich konkret erinnert. Es hat einen schönen Aufbau, der gespannt auf den weiteren Verlauf macht. Die Strophen sind mysteriös und gewinnen zunehmend an Härte. Der Refrain ist verdammt eingängig und manifestiert sich schnell im Gedächtnis.
Fazit: Prog-Rocker POVERTY’S NO CRIME zelebrieren ihr dreißigstes Bandjubiläum mit ihrem neuesten Werk „A Secret to Hide“, das mit viel Abwechslung punktet!
Tracklist
01. Supernatural
02. Hollow Phrases
03. Flesh and Bone
04. Grey to Green
05. Within the Veil
06. The Great Escape
07. Schizophrenic
08. In the Shade
Besetzung
Volker Walsemann (vocals & guitars)
Marco Ahrens (guitars)
Heiko Spaarmann (bass)
Jörg Springub (keyboards)
Andreas Tegeler (drums)