Band: Ragnarök
Titel: Eiskalt
Label: Trollzorn Records
VÖ: 2011
Genre: Medival Metal
Bewertung: 4/5
Written by: Robert
Die Aussaat in Sachen Mittelalter Rock/Metal wurde noch nicht vollends abgeerntet. Nach wie vor erschließt sich dem Musikliebhaber ein breit gefächertes, buntes Feld in diesem Genre. Da ist auch die Qualität fast schon unübersehbar. Mag man meinen, denn immer wieder tun sich Perlen auf die man sich auf den Plattenteller legen sollte. Eine Frucht dieser Ernte sind die Recken vonRagnarök aus Deutschland. Mit „Eiskalt“ präsentieren uns die Jungs ihr neuestes Werk und mit Album Nummer Zwei wird man wohl ein Balzverhalten in Sachen Platzhirsch in Sachen Mittelalter zeigen bzw. einigen Kollegen eben den Platz an der Spitze streitig machen. Dabei bietet die Truppe herrlich, teils Tanzbares Futter für die Säue. Mit festem Tritt wird dabei gerockt und selbstredend das Tanzprogramm amtlich animiert.
Das Titelstück „Eiskalt“ steht gleich zu Beginn an und man rockt mit festem Schritte voran. Die teils etwas gefühlvolleren Breaks sind dennoch sehr rau ausgefallen. So klingt hier nicht alles gleich glatt poliert. Auch wird eine sehr prägende, gut aussortierte Mittelaltermusik eingebaut, was heißt hier nervt man uns nicht mit stetem Gedudel oder Gefidel, sondern baut vielmehr auf eine kompakte Mischung mit rauen Ecken und Kanten.
Hymnischer wird nun „Wahrheitsfinder“ angestimmt. Doch auch hier verbleibt man nicht lange sondern baut erneut auf markerschütternde, beißende Rock Riffs, die mal mehr mal weniger mit findigen Medival Sounds vermischt wurden. Genau dieser Breitengrad den die deutschen Barden durchschreiten finde ich besonders gut, denn so wirkt das Ganze deutlich frischer, als man es von der Vielzahl der nervenden Dudelkollegen kennt.
Mehr mit leichten Viking geschwängerten Sounds rückt man zu Beginn von „Schlachtgebet“ daher. Auch vom Tempo baut man eher auf stampfendes Kraftfutter, welches äußerst groovend durch die Boxen schnalzt. Vom rhythmischen Standpunkt ausgesehen wirkt das Ganze sehr dunkel angehaucht und auch zeigt man sich von den Wechseln her deutlich komplexer. Doch auch im etwas verspielteren Gewässer wissen sich die Jungs locker zu behaupten.
Auf dem Fuße folgt gleich mit moderner Soundtinktur versehen „Mondenkind“, welches auch sogleich melancholischer daher donnert. Dennoch bleibt man dieser Richtung nicht durchwegs treu, vielmehr kehrt man dem Ganzen immer den Rücken und rollt wesentlich mehr und auch hymnische Passagen gesellen sich zum Grundsound hinzu. Somit ein weiterer farbenprächtiger Track der binnen Sekunden durch seine aufbauschende Rhythmuswechsel ins Gehör geht und sich dort fest ankert.
Sehr schwerfällig und leicht Doom lastig wird nun bei „Jagen“ begonnen. Die sehr scharfen Riffs lassen es in der Magengrube ordentlich beben. Weiterhin baut die Mannschaft auch hier auf eine vielschichtige Mischung die man an dieser Stelle wieder wesentlich groovender rüber bringt.
Nach den doch sehr dunklen Vorreitern wird es bei „Wahnsinn“ wieder fröhlicher. Auch Sound mäßig schreitet man trotz vieler Schnitzer und Kerben wieder klarer voran. Tempomäßig baut man auf eine aufbauschende Linie, welche man länger auslaufen lässt. Dieses Spiel wird in mehreren Passagen geboten, bevor man zu stark das Gaspedal tritt bremst man sich immer wieder ein und hat dadurch einen sehr interessanten, aufbauenden Soundfaktor geschaffen der weiterhin eben das Interesse ungemein weckt.
Mehr dem fröhlichen Tanz widmet man nun dieser Fanfraktion „Lanze“, welches mit rotzig – dreckigen Soundbeats daher rattert. Obwohl man hier etwas Party getrimmter daher kommt, nervt man abermals nicht mit sinnlosem Mittelaltergedudel. Somit dürfte der Track auch dem noch so verfeindeten Musikfreund dieser Richtung jedes Gemecker von der Zunge schnalzen. Denn passender könnte eine Mittelaltermusikmischung nicht klingen.
Auf in die Schlacht ihr Seefahrer und das kann man nur mit „Piratenbrut“ empfehlen. Knackiger Partykracher und dabei achtet die Formation das man auch etwas von einem Saufsong geschwängerten Einfluss reinbringt. Das tut man sehr glänzend und immer wieder bremst man sich stark ein, bevor man mit wilderen Abgehrhythmen ordentlich aufstachelt. Tolles Spektakel das bei keiner Wikinger Party fehlen sollte.
Weiterhin mit flottem, festem Schritt wird die Abgehthematik bei „Neid“ fortgesetzt. Diesmal aber nicht mehr mit Partymucke, sondern mit teils sehr tiefgründig zündenden Effekten. Auch vom Gesamtbild gesehen wird eine rauere, durchaus teilweise dunkel entpuppende Linie zum Besten gegeben.
Das vorhin begonnene Konzept wird erneut bei „Furchtlos“ aufgegriffen. Die Abwechslung, die ja sehr schwierig ist in dieser Richtung wird durch eine sehr runter ziehende, teils dunkel romantische Linie locker aus dem Ärmel geschüttelt. Bevor man allerdings zu stark im runter ziehenden Eck verharrt macht man sich immer wieder auf sehr durchgreifend die Balken zum Einsturz zu bringen. Dies gelingt, jedoch erfolgt ein sofortiger Wiederaufbau der tiefgründigen Soundverstrebungen immer wieder. Sehr gleichberechtigt und handübergreifend wird hier genussvoll übergeleitet und somit wird im letzten Drittel noch einmal etwas verspielteres Klangfutter zum Besten gegeben.
Bei „Meer“ wird vom Fleck weg auf eine sehr idyllische, teils sehr liebliche Linie gebaut. Das lässt viel Ruhe und wohlige Wärme aufkommen. Diese Linie zieht man vom ersten bis zum Letzen Ton durch und so gibt es eine dunkel, romantische Ode an das innerste Seelenheil. Reinziehen, zurücklehnen und genießen ist hier angesagt.
Mit „Electrowahn“ wird ein elektronischer Ausklang des Albums geboten. Die Techno Beats lassen durchaus Gothic Feeling aufkommen. Bin ja nicht jetzt unbedingt der Freund dieser Klangrichtung, jedoch finde ich es als Draufgabe durchaus findig eingesetzt. Wem solche Sachen nicht gefallen, der kann ja wieder das Album von vorne starten, das zahlt sich allemal aus.
Fazit: Sehr ausgefeilte Mittelalterkost die man jedem Fan locker empfehlen kann. Auch kompletten Verweigerern kann man das Album für die Abwechslung des Alltags ans Herz, denn knackiger und ausgefeilter wird man diese Richtung wohl von niemandem anderen geboten bekommen.
Tracklist:
01. Eiskalt
02. Wahrheitsfinder
03. Schlachtgebet
04. Mondenkind
05. Jagen
06. Wahnsinn
07. Lanze
08. Piratenbrut
09. Neid
10. Furchtlos
11. Meer
12. Electrowahn
Besetzung:
Charon (II) (voc & bag pipes)
Der Koenig (guit)
Der Schnitter (guit)
Rondall Der Schläger (drums)
Bazuli Derol (bass)
Internet:
Ragnarök Website
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