RAVENTHORN – Shadows of Lonehill
Band: Raventhorn
Titel: Shadows of Lonehill
Label: Self-Release
VÖ: 30/10/20
Genre: Symphonic Extreme Metal
Bewertung: 4/5
RAVENTHORN schicken ihre Hörer mit „Shadows of Lonehill” auf eine Abenteuerreise, die jedes Hörbuch in den Schatten stellt.
Die musikalischen Einflüsse von Bands wie CARACH ANGREN und SEPTICFLESH der Zwei-Mann-Formation sind sofort erkennbar: Symphonie trifft auf Death und Black Metal – das Ergebnis ist ein emotionsgeladenes Konzeptalbum mit lebhaften Charakteren und einer packenden Geschichte. Dabei untermalt die Musik die Geschehnisse, die durch die Songtexte Gestalt annehmen.
„Shadows of Lonehill“ ist das zweite Studioalbum von RAVENTHORN und wird dem Vorgänger, „Nightmare in Eden“, sowie dem Konzept der Gruppe treu. Interessanterweise verbergen sich hinter Raventhorn bloß zwei Männer (ähnlich wie momentan bei Carach Angren), die ihr gesamtes musikalisches Talent und Feingefühl für orchestrale Arrangements, sowie Herzblut in ihr Projekt stecken.
„Shadows of Lonehill“ erzählt die fiktive Geschichte von Seth, einem Assassinen in Lonehill, dem Hauptschauplatz des Albums. Obwohl es keine genaue Zeitangabe gibt, ist klar, dass die Story in einem früheren Jahrhundert stattfindet. Zur Verdeutlichung muss man lediglich die Lyrics zu „On Whom the Sword Shall Fall“ lesen. Ich empfehle ohnehin stark, die Lyrics aller Lieder mitzulesen, denn die Vocals sind nicht immer einfach zu verstehen!
Seth entdeckt während einer seiner Aufträge ein Buch, wo er außerdem Zeuge eines Rituals wird, das bei ihm Fragen aufwirft. Er will dem Mysterium auf den Grund gehen und steckt seine Nase in Angelegenheiten, die ihn nichts angehen und muss sich den Konsequenzen stellen. Da ich nichts vorwegnehmen möchte, sage ich nur soviel, dass Blut fließen wird, ein Familiendrama folgt und das Geheimnis um das Ritual gelüftet wird.
Das Auf und Ab, sowie die Stimmungswechsel werden im Großen und Ganzen sehr schön musikalisch begleitet. Das fällt einem am besten auf, wenn man sich den Songtext parallel durchliest und sich auf die Story konzentriert. Die symphonischen Elemente, die sich durch das gesamte Werk ziehen, hauchen dem Album Leben ein. Die Grenzen zwischen Death und Black Metal sind nicht klar abzugrenzen, da sie oft miteinander verschmelzen, oder sich abwechseln.
Klare Vocals bekommt man öfter zu hören als bspw. auf einem Album von Carach Angren. Unter die Death/Black-Vocals wird meistens der klare Gesang gemischt, was mit der Zeit eintönig wird. Die Death/Black-Vocals könnten mehr Variation vertragen und vor allem gerne öfter für sich alleine bleiben. So finde ich, kommen die Vocals in der zweiten Hälfte von „On Whom the Sword Shall Fall“ viel besser zur Geltung als die in der ersten.
Die Symbiose aus Extreme und Symphonic ist Raventhorn sehr gut gelungen. Die Stimmungen werden oft dank Orchester-dominanter Parts deutlicher vermittelt, sowie auch harte Riffs und Tempo-Wechsel dazu beitragen, sich die Geschichte lebhaft vor Augen zu führen. Aber auch hier sehe ich noch mehr Potenzial, das ausgeschöpft werden kann, noch mehr geniale Riffs, Soli und Streicherelemente, die den Songs mehr Eigenständigkeit verleihen.
Gerade zu Beginn des Albums gibt es einige Stellen, die die Story nahezu perfekt musikalisch repräsentieren. In „Fateful Encounter“ wird bspw. Seths Flucht mit schneller, aggressiver Musik und durchdringenden Pausen wunderbar untermalt.
Manche Lieder sind wiederum sehr langatmig und für meinen Geschmack zu theatralisch. „Watershed“ raubt mir immer wieder die Lust, weiterzuhören mit seinen fast elf Minuten, wovon gut fünf nur aus weinerlichem, einschläferndem Storytelling bestehen, die man überstehen muss, bis eine tickende Uhr und sanftes Gitarrengeklimper einen langsam aus dem Koma zerrt.
Von „From the Ashes“ hätte man ebenfalls die erste Hälfte weglassen können oder einfach komplett neu konzipieren. Man bekommt das Gefühl, dass Raventhorn unbedingt die Geschichte weitererzählen wollen, dabei viel zu ausführlich werden, und es an Ideen mangelt, wie man sie mit den Instrumenten pushen kann.
Das zweite Drittel wirkt weniger ausgeklügelt und hat seinen Höhepunkt mit „Blackwood“ erreicht. Sowohl „Confrontation“ als auch „Omnes Una Manet Nox“ haben sehr gute Passagen, sind aber jeweils zu lange geraten.
Zu meinen Favoriten zählen „House of Orchids“ mit seinem unglaublich schönen Intro, „Fateful Encounter“ und „Enigma in Flames“, die allesamt die Geschichte auf einzigartige Weise formen.
Fazit: „Shadows of Lonehill“ von RAVENTHORN ist ein gelungenes Konzeptalbum, das zwar sehr gut Extreme Metal mit klassischer Musik vereint, allerdings noch mehr Variation vertragen hätte.
Tracklist
01. In the Shade of the Crown
02. On Whom the Sword Shall Fall
03. Descent
04. Enigma in Flames
05. House of Orchids
06. Fateful Encounter
07. Watershed
08. From the Ashes
09. Test of Will
10. Blackwood
11. Confrontation
12. Omnes Una Manet Nox
13. Virtues of the Beast (Septicflesh Cover)
Besetzung
Nick Malko (vocals, guitars, bass, drums, orchestrations)
Stephen Morley (clean vocals, guitars, bass, drums, orchestrations)