RED EYE TEMPLE – Vortex
Band: Red Eye Temple
Titel: Vortex
Label: Mars Music
VÖ: 12/03/21
Genre: Progressive Rock/Metal
Bewertung: 4/5
Aus den Tiefen Sibiriens sind RED EYE TEMPLE hervorgekrochen und veröffentlichen nun ihr Debütalbum „Vortex“. Das Geschwistertrio, das jetzt in Österreich wohnhaft ist, kredenzt uns eine wilde Mischung aus Progressive Rock, Metal und psychedelischen Elementen mit viel Hirnschmalz und musikalischem Know-How.
Trotz meiner Liebe zu Extreme Metal finde ich immer wieder spannende Bands, die dieser Richtung nicht entsprechen – Bands wie RED EYE TEMPLE. Anfangs war ich skeptisch und es hat einige Durchläufe gebraucht, bis mir „Vortex“ gefallen hat. Wahrscheinlich liegt es gerade an den Progressive-Metal-Elementen, die ich schlechter verdauen kann.
Mit der Zeit habe ich großes Gefallen an der CD gefunden und einige Songs und Passagen entdeckt, bei denen ich die Lautstärke extra noch einmal hochschraube, um völlig in die Musik eintauchen zu können.
Thematisch orientiert sich „Vortex“ an Carl Gustav Jungs Studien der Archetypen, Tiefenpsychologie im Allgemeinen und metaphysischen Aspekten von Philosophie und Religion. Dieses ausgeklügelte inhaltliche Konstrukt wird fabelhaft von den Instrumenten begleitet und verstärkt.
Meist sind es gerade die Instrumente – die Riffs, Rhythmuswechsel, Gitarrensoli und Basslines – die den Liedern ihre individuelle Note verleihen. Hinzu kommt Marias Gesang, der etwas Altmodisches und gleichzeitig Modernes hat. Maria hat ordentlich Power in ihrer Stimme und obwohl sie nicht allzu viel Variation bietet, ist es doch genug, um nicht das Gefühl zu bekommen, sie würde immer auf dieselbe Art und Weise singen. Es gibt keinen engelsgleichen Gesang, auch keine dämonischen Growls, sondern hauptsächlich raue, tiefe Töne, die schwer mit Worten zu beschreiben sind. Die Vocals sind zwar gewöhnungsbedürftig, manchmal wirken sie ein bisschen gepresst, aber sie sind einzigartig.
Auf „Vortex“ gibt es Lieder wie „Mind and Matter“, „Flow“ oder „Proteus“, wo absolut geniale Passagen auf eher mittelmäßige stoßen, was die Gesamtbewertung leider nach unten drückt. Gerade, wenn ich „Proteus“ höre, denke ich fast bis zu den ersten zwei Minuten, dass es mein Lieblingstitel von dem Album sein könnte. Das Intro und die erste Strophe sind extrem gut, danach folgt allerdings eine weniger spannende Passage, die zu schwammig und weinerlich klingt. Nach dieser Phase, die ca. anderthalb Minuten dauert, geht’s wieder bergauf, obwohl der Schluss auch etwas schwächelt.
Bei „Mind and Matter“ ist es ähnlich: toller Einstieg, gute Strophen, zäher Refrain aber dafür wieder ein guter Schluss. „Flow“ klingt mir wieder zu weinerlich bis auf den unfassbar geilen Refrain und die Gitarrensoli.
Müsste ich ein Lieblingslied auserkoren, wäre es tatsächlich das siebenminütige Instrumental-Biest „Monomyth“, wo RED EYE TEMPLE ihr musikalisches Talent und ihre Versiertheit beweisen. Der Song ist böse, dynamisch, unvorhersehbar und macht verdammt viel Spaß!
Mit „Patterns“ hat die Band voll ins Schwarze getroffen und sich als Verstärkung Sänger Siegfried Samer der Power-Metal-Band DRAGONY ins Boot geholt. Das Lied hat etwas Dramatisches und Nachdenkliches, wo Siegfrieds theatralische Vocals perfekt zur Geltung kommen und sich ganz selbstverständlich in die akustische Kulisse einfügen.
Fazit: „Vortex“ von RED EYE TEMPLE ist eine überaus vielseitige Mischung aus Progressive Rock und Metal, die von Fans dieses Genres unbedingt angespielt werden sollte!
Tracklist
01. Pareidolia
02. Mind and Matter
03. Flow
04. Vortex
05. Patterns (feat. Siegfried Samer)
06. Proteus
07. Monomyth
08. Ashes Fall
Besetzung
Maria Nesh (Vocals)
Mat Plekhanov (Guitar)
Sam Plekhanov (Bass)