SADIST ist eine der renommiertesten italienischen Metal-Bands und ein prägender Vertreter der Progressive-Death-Metal-Szene. Mit einer beeindruckenden Diskografie im Rücken präsentieren sie nun ihr zehntes Album: Something To Pierce.
Schwerer und grooviger als zuvor
Gegründet in Genua Anfang der 90er von Gitarrist und Keyboarder Tommy Talamanca (Morgana, Crystal Sun, Tommy Talamanca, ex-Athlantis), zeichnete sich SADIST bereits mit dem Debütalbum Above the Light durch einen seiner Zeit vorausgehenden Sound aus. Talamanca ist als Hauptkomponist und Co-Produzent das konstante Herzstück der Band, während Trevor Nadir (ex-Allhelluja, Crystal Sun, Nufutic, Trevor and the Wolves, ex-Athlantis, ex-Hastur, ex-The Famili) seit 1996 als markante Stimme von SADIST fungiert. Nach einer Pause ab dem Jahr 2000 fand die Band 2005 wieder zusammen und setzte ihre musikalische Reise fort.
Seit 2023 vervollständigen Davide Piccolo (Fate Unburied, Grinder) am Bass und Giorgio „Jenny“ Piva (Fate Unburied, Grinder, High Bridge, ex-Death from Above, Gomity, ex-Sinatras) am Schlagzeug das Line-up. Beide sind erfahrene Musiker, die ihre technischen Fähigkeiten eindrucksvoll in die Band einbringen. SADIST haben sich einen festen Platz in der Metal-Szene erarbeitet, mit Auftritten auf namhaften Festivals und als Support für einige der größten Bands der Branche. Something To Pierce, ihr bislang schwerstes und groovigstes Album, erscheint 2025 über Agonia Records.
Progressive, aber mit technischer Präzision
Das Album bewegt sich an der Grenze zwischen Technical Death Metal und Progressive Metal. Besonders die hymnischen, mitreißenden Bridges verleihen den Songs eine eindrucksvolle Dynamik, insbesondere wenn sie in effektive, aber schlichte Gitarrensolos übergehen. Der Sound wirkt insgesamt schwerer und direkter als auf den vorherigen Veröffentlichungen. Tech-Death-typische Riffs, düstere Atmosphären und packende Grooves bestimmen das Klangbild. Besonders bemerkenswert sind die vielseitigen Gesangsleistungen von Trevor, der eine beeindruckende Bandbreite abruft. Die Gesangslinien erinnern in ihrer Ausgestaltung an spätere Werke von IHSAHN, was als Kompliment für eine progressive Metal-Band zu verstehen ist. Ein technisches, bis ins Detail ausgefeiltes Album.
Beeindruckende Rhythmussektion und facettenreicher Gesang
Der Opener und Titeltrack Something To Pierce beginnt vergleichsweise langsam und groovig, doch bereits hier setzt Trevors Gesang starke Akzente – von brutalen Growls bis hin zu schrillen Screams. Besonders hervorzuheben sind Bass und Schlagzeug, die eine bemerkenswerte Präsenz haben. Nach einem einfachen, aber effektiven Gitarrensolo setzen chorale Passagen und aggressive Growls ein, untermalt von komplexen Gitarrenlinien.
Blastbeats, treibende Riffs und wechselnde Gesangsstile ziehen sich durch die folgenden Tracks. Deprived präsentiert klassische progressive Gitarrensolos, während der Bass die Melodieführung unterstützt. Nach einer schnellen Rhythmussektion folgt ein akustisches Intermezzo, das sanft in eine neue, wuchtige Passage übergeht.
Eines der Highlights des Albums ist No Feast For Flies, das durch die sauberen, weiblichen Gästevocals von Gloria Rossi besonders hervorsticht. Hier bekommt der Bass sogar einen fast jazzigen Charakter. The Sun God bringt zusätzliche Geschwindigkeit ins Spiel. Rasend schnelle Riffs wechseln sich mit fast folkloristischen Passagen ab, bevor die Hochgeschwindigkeitsrhythmen erneut dominieren. Erneut sind jazzig anmutende Elemente zu hören.
In Dume Kike erreicht das Wechselspiel zwischen unterschiedlichen Tempos seinen Höhepunkt: Ein furioser Auftakt mit rasenden Riffs führt in eine beinahe lautlose Passage mit sanfter Melodie, bevor das volle Tempo zurückkehrt und den Song zu einem packenden Abschluss bringt. Die Komplexität dieser Komposition macht sie zur längsten, aber auch eine der beeindruckendsten Nummern des Albums.
The Best Part Is The Brain bietet einige der ungewöhnlichsten Klänge der Platte und zeigt die ganze Bandbreite von Tommy Talamancas Kompositionskunst. Ein wahres Klangfeuerwerk und eines der spannendsten Stücke auf der Platte. Nove Strade integriert arabeske Melodien, die jedoch eher an Nile als an folkloristische Elemente erinnern. Ein durchweg technischer Track. Das abschließende Respirium drosselt das Tempo im Vergleich zum Rest des Albums, behält jedoch die prägnanten progressiven Elemente bei und dient als stimmiger Ausklang.
Eindrucksvolle und vielschichtige Kompositionen
Obwohl Something To Pierce durchweg unterhält, ist vor allem die Fülle an Ideen bemerkenswert. Alle Elemente dienen dem melodischen Gesamtkonzept. Komplexe Songstrukturen, rhythmische Wechsel und rohe Growls prägen das Klangbild. Schlichte, aber wirkungsvolle Riffs in Kombination mit detailreichen Basslinien und massiven Vocals definieren das Album.
Ein solch facettenreiches Werk zu produzieren ist keine leichte Aufgabe, doch SADIST meistern sie bravourös. Die Rhythmussektion ist klar herauszuhören, und die Vielzahl zusätzlicher Effekte wurde exzellent in den Mix integriert. Textlich bewegt sich die Band in gewohnten Gefilden – Themen wie dunkle Emotionen, Perversion und Tod dominieren. Doch hier steht die Musik klar im Vordergrund.
Manche werden argumentieren, dass die Hochphase von SADIST in den frühen Jahren lag, doch mit diesem Album zeigen sie eine klare Rückkehr zur alten Form. Something To Pierce ist ein weiteres starkes Werk der Band und beweist erneut ihre Qualitäten. Anspruchsvolle Kompositionen und zahlreiche Tempowechsel unterstreichen die progressiven Elemente und machen die Platte zu einem Hörerlebnis.
Fazit: Ein kraftvolles Progressive-Death-Metal-Statement
Tracklist
01. Something To Pierce
02. Deprived
03. No Feast For Flies
04. Kill Devour Dissect
05. The Sun God
06. Dume Kike
07. One Shot Closer
08. The Best Part Is The Brain
09. Nove Strade
10. Respirium
11. Latex Hood [bonus]
12. The Unsmiling Windows [bonus]
Besetzung
Trevor – Vocals
Tommy Talamanca – Guitar & Keyboards
Davide Piccolo – Bass
Giorgio „Jenny“ Piva – Drums