Band: Slytract
Titel: Existing Unreal
Label: Noisehead Records
VÖ: 2011
Genre: Technical Death/Thrash
Bewertung: 3,5/5
Written by: Robert
Ein Death/Thrash Trio aus Ungarn wurde dieser Tage bei uns vorstellig. In Miskolc war meine Wenigkeit schon mal, das aber eine Metal Band aus diesem idyllischen Städtchen kommt war weniger bekannt. Generell ist es mit dem Metal Made aus Ungarn so, dass man genau eine Band genauer kennt. Der Rest tümpelt leider so vor sich hin, aber völlig zu Unrecht, denn die Truppen von dort haben ebenso eine hochprofessionelle Qualität wie die Zigeuner Metaller von Ektomorf, wenn nicht noch stärker. Während die einen sich in der Sonne aalen und vom alten Rum zehren, verbessern die anderen stets ihre Linie und versuchen sich zu etablieren. „Existing Unreal“ ist mittlerweile der zweite Langstreich in der Bandhistorie und man kann sich schon mal den Gurt umschnallen, denn man bläst mit einem infernalen Tempo dahin. Zwischen mal mehr oder weniger melodischer Death Metal, mit den üblichen Thrash Elementen angereichert tschingelt und rasselt es gehörig.
Kurz und ganz rasant schnell eröffnet man den Silberling mit dem mechanischen Intro „Aura“.
Sehr melodisch angehaucht rattert nun „Null & Void“ daher. Durch die Bank drücken die Ungarn gehörig auf die Tube und ballern in einem atemberaubenden Tempo dahin. Dabei regiert aber nicht nur die pure Härte, nein auch leichtere, verspielte Züge wurden ganz sachte, mal mehr, mal weniger stark darüber gelegt. Gutes facettenreiches Stück bei dem man nicht kleckert und für einen amtlichen Bangerfaktor sorgt.
Noch um Ecken melodischer abgerundet wird „Recognize“ eröffnet. Vor allem der weitläufig – orientalische Soundtouch den man dadurch geschaffen hat weiß ganz besonders zu gefallen. Man tendiert aber nicht nur durchgehend in diese Richtung, nein zeitgerecht rückt man den Track immer wieder in eine deutlich herbere Richtung. Zwischendurch gibt es dann erschlagenden Blast Beats wo man uns gänzlich den Atem raubt, bevor man etwas besonnener weiter macht.
Vom Fleck weg mit einer wilden Metzelei wird nun „Prevailing millions“ nachgejagt. Der deutlich schwindende Melodiefaktor wird durch eine Breitseite aus dem Groove Bereich verfeinert. Durch diese Veränderung wirkt alles deutlich härter und ungestümer. In Solchen Gestaden wissen die Ungarn ganz besonders zu glänzen und das mit einem Erscheinungsbild das stattlicher nicht sein könnte.
Mit merklich gedrosseltem Tempo wird bei „Nothing seen within“ weiter fungiert. Weiterhin wurden die verspielteren Melodien etwas ins Abseits gedrängt und schaffen es nur mehr in gewissen Passagen in den Vordergrund. Auch hier regiert deutlich mehr die ungeschliffene Härte, wobei man aber deutlich schleppender voran schreitet. Solche Midtempo Tracks sind aber immer so eine Sache, denn trotz verminderter Geschwindigkeit mag man noch locker Mark und Bein erschüttern und das steht hier für die Jungs aus unserem Nachbarland.
Kurz die Zügel gehalten und schon wieder los gelassen gehen die Pferde mit den Burschen nun bei „Shall they learn war anymore“ durch. Der Melodiefaktor bekommt erneut etwas mehr Augenmerk und wird zusammen mit leicht verspielteren Zügen ganz schmuck auf einen Nenner gebracht. Nach diesen Eskapaden wird eifrigst geprügelt, bevor man das Wechselspiel von neuem durchführt.
„Millenary Venus“ ist ein Blast Beat orientierter Brettertrack bei der man über das Tempolimit hinaus jagt. Zwar werden auch einige Breaks eingehalten, doch schon drückt man das Pedal bis zum Anschlag. Dadurch gelangt man aus dem astreinen Death/Thrash Bereich weg und schlittert unvermindert mehr in einen Black/Death ausgerichtetes Eck. Auch in diesem wissen die Miskolcer hervor zu stechen und für einen guten Hörgenuss zu sorgen. Die teils sehr verspielten Melodie Breaks runden das Ganze noch gut ab und somit gibt es eine saubere, sehr farbenbunte Farbmischung, mit äußerst schlagenden Argumenten.
Zurück in den astreineren Death/Thrash Bereich kehrt man mit „My mist“ zurück. Simple, straighte Vibes peitscht man uns hier hinterher und zusätzlich spielt man sich einmal mehr mit satteren Melodieergänzungen. Gut auf einen Konsens gebracht geht’s mit jagendem Tempo dahin und so darf weiterhin locker gebangt werden und das bis zum Exzess.
Äußerst progressiv erschließt sich einem nun „Behind the closed“ wo man mit einer breite Facetten an Melodiespielereien vorstellig wird. Doch das alleine macht es noch nicht aus und so kommen noch leicht diabolisch angehauchte Soundzüge, als auch satte Groovezusätze zum Tragen. Sehr farbenbunt vermischt ist dies wohl der experimentellste Track auf dem ganzen Album. Doch auch mit komplexeren Stücken wissen die Herrschaften zu überzeugen und zeigen ein gutes Händchen für durchdachtere Strukturen.
Sehr fröhlich und skandinavisch beeinflusst wird „Nexus“ begonnen. Um ehrlich zu sein, mag zwar etwas lustig sein, klingt aber meiner Meinung nach nicht sonderlich erbauend, denn zu stark von skandinavischen Melodien aus dem Death als auch Melodic Bereich der Frühphase abgekuckt kommt dies rüber. Vielmehr schon überzeugt der Fortgang wo man alles über Bord wirft und wieder mit eigenen, innovativen Soundzügen das Feld durchpflügt. Auch der groovig – rollende Soundbeat kommt in dieser Phase wieder merklicher zum Tragen und wird noch durch leichte, progressive Abrundungen verstärkt.
Fazit: Sicher mögen die Jungs das Rad nicht neu erfinden, aber das Album ist eine prächtige Abrissbirne mit der man nichts falsch machen kann. Guter, aussortierter Death/Thrash wird von dem Trio geboten. Dabei kommt man mal mehr, mal weniger verspielter daher und schafft sich so einen eigenen Namen. Da kann man nur hoffen dass dies nicht das einzige aus Ungarn ist neben Ektomorf und Dalriada das es in unsere Gefilde schafft.
Tracklist:
01 Aura
02 Null & Void
03 Recognize
04 Prevailing millions
05 Nothing seen within
06 Shall they learn war anymore
07 Millenary Venus
08 My mist
09 Behind the closed
10 Nexus
Besetzung:
Gábor B. Melegh (voc & guit)
Tamás Galántay (drums)
Szabolcs Zsengellér (bass)
Gyula Czeglédi (live guit)
Internet:
Slytract @ MySpace