Band: The Very End
Titel: Mercy & Misery
Label: SPV/Steamhammer
VÖ: 2011
Genre: Groove Metal
Bewertung: 4,5/5
Written by: Thomas Neumayr
Am Ende ist „The Very End“ mit ihrer Schaffenszeit noch kein bisschen. Denn die Thrash Metalformation aus Essen, haben mit ihrem zweiten Silberling „Mercy & Misery“ eine nahezu perfekte Sprengstoffmischung abgeliefert, bei der kein Ziegel auf dem anderen. Die Herren führen somit keine unbeschriebenen Blätter mit sich und blicken in ihrer mittlerweile 7 jährigen Bandgeschichte auf einige beachtliche Momente zurück.
Schon das Intro „Memento“ lässt einem die Haare zu Berge stehen den der Sound ist schlichtweg genial! Mit feiner Akustikgitarre wird der Hörer in den Bann der Platte gezogen, welcher einem bis zum letzen Ton nicht mehr loslässt.
Mit Nadel und Faden geht man nahtlos zu „Ball And Chain“ über, wo man kräftig auf die Tube drückt. Hier treffen Death Metal alias Ball und Thrash Metal alias Chain aufeinander und verschmelzen zu einer unzertrennlichen Struktur welche bis zum Schluss hält. Mit feinen Überraschungen wie Downtempo parts und Gitarrensoli wird „Ball And Chain“ zu einem wahren musikalischen Festmahl angerichtet und lädt zum fröhlichen Headbangen ein.
Die Soundwalze wird mit „The Leper“ weiter über den Asphalt geschoben und zerkleinert alles was ihr in die Fittiche kommt. Der fulminante Opener „Ball And Chain“ gestaltet es seinen Nachfolgern äußerst schwierig aber das ist dem Aussätzigen völlig egal. Mit mächtigem Midtempo Groove setzt er sich in Gang und verbreitet mit einer Ladung Gitarrensolo Angst und Schrecken. Mächtig angefangen, setzt man sich auch mächtig fort und zieht bis zum Schluss alle in den Bann des Aussätzigen und singt den eingängigen Refrain im Chor – ein echter Ohrwurmsong.
Bleifuß raus, Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten, jede noch so heiße Braut stehen lassen und ab in die Nation des richtig heißen Geschehens – „Rat Nation“! Hier wird das Tempo deutlich hochgefahren und eine fette Thrash Nummer aus den Fingern gezaubert. Aber es wäre nicht The Very End, wenn sie nicht noch ein Ass im Ärmel hätten. Mit viel Liebe zum Detail wird hier eine filigrane Spanische Gitarre hingeschleudert als wäre es an der Tagesordnung. Dieser Teil macht „Rat Nation“ zu einem echten Album-Highlight und sorgte für Gänsehaut pur.
Mit „Dead Is The New Alive“ haben die Herren einen sehr rockigen Song am Start. Die Songstruktur ist wie bei den Vorgängern sehr kompakt, gut durchdacht und lässt den Song sehr stimmig wirken. Zu diesem Song gibt es von meiner Seite nicht viel zu sagen, weil es wirklich ein extrem gelungener Song ist der die Vielfalt der Band wiederspiegelt und auch andere Musikgenre einfließen lassen. Somit einer der Höhepunkte des Silberlings in dem man hört dass „The Very End“ ihr Fach wirklich beherrschen.
In „Letters To The Living“ wird die Brieftaube aus dem Grabe geschickt um den Lebenden eine Botschaft zu senden welche musikalisch gesehen jeglichem Lebenden Wesen der Erde den Atem raubt. Der doomige Anfang läutet einen der genialsten Songs ein die ich seit langem gehört habe! Hier erlebt man eine Soundvielfalt von welcher sich einige eine große Scheibe abschneiden können. Wenn im melodischen Part Soundtechnisch In Flames auf kurz Besuch vorbeischaut und Björn Gooßes seine Clean Vocals auspackt ist für Gänsehaut pur gesorgt. Das Volumen seiner Stimme kommt hier richtig zur Geltung. Die Gitarrenläufe sind schlichtweg grandios – mehr will und kann man gar nicht sagen, sonst nimmt man dem Hörer die Spannung des Songs weg.
„A Hole In The Sun“ ist der erste Song welchem ein Video gespendet wurde. Sehr Thrashige Nummer die sehr stark an Testament erinnert. Groovige Gitarrenline, donnernde Drums und grandiose Stimme formen den Grundstock dieser Katz & Maus Jagd (Video). Es kann ein noch so gut gedrehtes Video sein wenn die Musik nicht zündet. In diesem Fall braucht man an so ein Horrorszenario erst gar nicht denken. Dieses erste Video ist ein FETTES Aushängeschild an Skeptiker – nach dem ersten Durchgang will man mehr und mehr. Obwohl „A Hole In The Sun“ Songtechnisch einer der schwächeren Songs ist, zieht er trotzdem in seinen Bann.
Tempo runter, Groove an – so könnte man „For All Things Undone“ mit 4 Worten beschreiben. Sehr geile Hooklines werden hier wie ein nie endender Kettenkracher abgefeuert und erinnern sehr stark an die Megaformation Kingdom of Sorrow. Der Song weiß seine dunkle Seite zu zeigen und entführt den Hörer in die Dunkelsten Ecken die man sich nur vorstellen kann. Kein zweiter Song bringt einen derartig Dicken Sound, dass er einen schlichtweg umrollt.
In „Volture“ geben The Very End alles was in ihrer Macht und schießen scharf um sich. Ein wahres Thrash Feuer wird eröffnet dessen Schöpfer genauso gut größere Genre-Kollegen sein könnten. Peitschende Drumbeats treiben die Pferde nach vorne, gibt den Riffs den nötigen Pfeffer und lassen keinen Headbanger still stehen.
„Immigrant Song“ – ist der nicht von Led Zeppelin? Ja; mit dieser Cover-Version traut man sich einiges – eine der legendärsten Bands des Planeten zu schnappen und in metallisches Gewand packen kann furchtbar in die Hose gehen. Zwar hat man sich hier die Zähne etwas ausgebissen aber klingt im neuen Gewand anfangs etwas ungewöhnlich, entfaltet sich nach mehreren Durchläufen zu einem stattlichen Cover
Modern Thrash gibt es mit „Three Zero Nine“ mitten ins Gesicht. Der Song prescht nur so aus den Boxen was einen wahren Hörgenuss bietet und ein breites Grinsen zaubert. Ein richtiger Partykracher der jede Metalparty in Schwung bringt. Hoch die Hörner und Gläser und ab geht’s. Die Shoutparts stechen durch ihren gemeinsamen Chor voll ins Auge und haben einen hohen Wiedererkennungswert. Somit ein sehr gelungener Song der den anderen in nichts nachsteht.
Das Anfänglich Thrashige „Blackened“ bringt Metalheads sofort zum brüderlichen Headbangen und setzt einen Genremix sondergleichen fort. Mit einem extrem derb fetten Groove verankert sich„The Very End“ fest im Erdboden und schiebt eine Druckwelle raus welche jeden noch so starren Grashalm zum Biegen bringt. Das Ende des Songs trumpft nochmal mit einem Gitarrensolo in besten Manieren auf und kündigt somit auch das nahe Ende des Albums an.
Mit „Maniac“ von Michael Sambello haben The Very End einen zweiten Coversong am Start. Naja – das Urteil fällt eher Mau aus. Musikalisch zwar gekonnt umgesetzt aber es Fehlt dass gewisse etwas damit der Funken überspringen kann. Der letzte Song ist gleichzeitig der letzte und Schwächste Titel des Albums. Sie hätten es eigentlich nicht mal nötig Coversongs zu spielen bei dem Niveau mit dem hier gespielt wird.
Fazit: The Very End ist mit ihrem zweiten Silberling ein Meisterwerk erster Güte gelungen! Fette Riffs, donnernde Drums, sehr geile Hooks und eine Hammer Stimme machen diese Band zum einzigartigen Hörgenuss. „Dead Is The New Alive“, „Letters To The Living“, „Rat Nation“ und „For All The Things Undone“ sind Titel welche nicht mehr aus dem Kopf gehen. Generell ist dieses Album sehr ausgereift, ausgefeilt und vor allem gut durchdacht. Diese Band wird sich schnell vom Geheimtipp nach oben zu ihren Kollegen von Testament, In Flames, Exodus und Co. Hochkatapultieren. Schade dass ich ihnen meine Aufmerksamkeit nicht schon früher geschenkt habe.
Tracklist:
01. Memento
02. Ball And Chain
03. The Leper
04. Rat Nation
05. Dead Is The New Alive
06. Letters To The Living
07. A Hole In The Sun
08. For All Things Undone
09. Vultures
10. Immigrant Song (LED ZEPPELIN Cover)
11. Three Zero Nine
12. Blacklisted
13. Maniac (MICHAEL SEMBELLO Cover)
Besetzung:
Bjoern Goosses (voice)
René Bogdanski (guitars)
Volker Rummel (guitars)
Marc Beste (bass)
Lars Janosch (drums)
Internet:
The Very End Website
The Very End @ Myspace