Band: Underjord
Titel: Sheol
Label: Masssacre Records
VÖ: 2014
Genre: Metal/Doom/Experimental
Bewertung: 3.5/5
Written by: Lex
Eine dunkle Kreuzung aus Ambiente(!), Weltmusik (!!?), Metal und Doom inspiriert von Mythen, Legenden und Monstern haben sich UNDERJORD mit „Sheol“ vorgenommen. Der eine blickt an der Stelle von seinem Exemplar der „Kritik der reinen Vernunft“ auf, drückt gespannt auf „PLAY“ und analysiert begeistert die Vielseitigkeit der tiefschichtigen Plörre, möge da aus den Boxen dröhnen was wolle. Ich dagegen wappne mich für das zu erwartende Grauen, das aus solch viehischen klanglichen Transspezies-Exzessen entstehen könnte. Besonders die Ankündigung von Weltmusik(!?)-Einflüssen wirkt abschreckend – Ist das nicht die Marschmusik jener Fairtrade-Schokolade verzehrenden Fleischverweigerer, die daran schuld sind, dass es nirgendwo Socken aus Babyrobben zu kaufen gibt, weil sie schilderschwenkend und zugedröhnt jeden Kleiderbaur belagern?
Diese Befürchtungen waren allerdings unbegründet. Gleich bei den totenbeschwörenden Klängen von „Book Of The Dead“ wird klar: Das hat mit Ambiente und dergleichen so viel zu tun wie schwarze Messen mit heiligen Messen. Und bei dem Eindruck bleibt es auch. Lyrisch wie musikalisch werden von UNDERJORD wie versprochen statt netten Delphinen und fernen Ländereien voll blühender Wiesen vergessene Monstren aus verlassen geglaubten Katakomben beschworen, die nie sterben weil sie nie wirklich lebten. Den Sound von „Sheol“ zu beschreiben ist schwer; als Referenz könnte ich allenfalls die großartigen Berliner Newcomer LIGHT nennen, die allerdings vitaler und bösartiger zu Werke gehen als die modrigen, von uralten Geheimnissen umstaubten UNDERJORD es hier tun. Ich kann an der Stelle nur sagen, dass – sofern man bereit ist sich auf eine neue Art musikalischer Finsternis einzulassen – „Sheol“ die Aufmerksamkeit gekonnt gefangen nimmt, bis dass die Zeit das Album besiegt und das Werk ohne Hilfe der Skip-Taste zu Ende vernommen wurde.
Das Experiment ist somit klanglich erfolgreich geglückt, und die widernatürliche Kreatur namens „Sheol“ wird erfolgreich seine fremdartigen Laute in manches Sterblichen Ohr raunen, um seine Saat des Verderbens zu verbreiten. Noch fehlt den Beschwörungen der dunklen Adepten UNDERJORD´s die nötige Durchschlagskraft, um die Finsternis zwischen den Sternen vollends zu bündeln. (Anders gesagt: Es fehlt über die ganze Spielzeit etwas an Abwechslung). Warten wir ab, was die finsteren Finnen bei ihrer nächsten Zusammenkunft in die Welt beschwören.
Tracklist:
01. Book Of The Dead
02. Erebus
03. Hunt Of The Death God
04. To Death I
05. To Death II
06. To Death III
07. Sheol
08. Dance Of Death
09. Epilogue
Besetzung:
Thomas Finholm (vocals)
Joakim Finholm (Synths, Sampling)
Jonas Frilund (bass)
Niklas Norrgrann (guitars)
Markus Rosenberg (drums)
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