Band: VALDRIN
Titel: Throne of the Lunar Soul
Label: Blood Harvest
VÖ: 24/11/23
Genre: Melodic Black Metal
VALDRIN setzen die Geschichte ihres selbst ausgedachten Mythos in ihrem neuesten Werk „Throne of the Lunar Soul“ fort. Die Black-Metal-Formation demonstriert hier abermals ihr musikalisches Feingefühl und ihre Detailverliebtheit.
90-er Melodic Black Metal aus den USA
Für eine US-amerikanische Band, die 2010 gegründet worden ist, klingen VALDRIN sehr nach schwedischem bzw. norwegischem spät-90-er Black Metal. Dies wird einem ab der ersten Sekunde bewusst, denn soundtechnisch hätte dieses Album auch vor 25 Jahren zeitgemäß geklungen. Meiner Meinung nach passt es großartig zu der Atmosphäre, die VALDRIN in ihrer Musik wiedergeben möchten. Hinzu kommt, dass sie ähnlich wie z.B. DIMMU BORGIR viele Akzente mit Synthesizern und Gitarrenmelodien setzen. Dadurch werden Stimmungswechsel in ihren Liedern atmosphärisch unterfüttert und lassen den Hörer in ihr akustisches Universum versinken.
Fortsetzung des Ausadjur-Mythos
Ähnlich wie IMMORTAL haben VALDRIN einen eigenen thematischen Kosmos erschaffen. Jedes Album erzählt die Geschichte eines Protagonisten, welcher in ihrem „Ausadjur“-Mythos mitwirkt. In „Throne of the Lunar Soul“ ist Valdrin der Protagonist, der in seine königliche Heimat Ausadjur zurückkehrt. Dort wartet er auf sein Urteil, da er bei seiner Mission, das Böse in der „Orcus“-Unterwelt zu besiegen, gescheitert ist. Obwohl Ausadjur als Ort des Gleichgewichts gilt, liegt bei Valdrins Rückkehr eine seltsam feierliche Aura in der Luft. Im Vergleich dazu war im Vorgänger, „Effigy of Nightmares“ (2020), die Orcus-Unterwelt Hauptschauplatz der Geschichte.
Überraschender Kontrast zum Vorgänger
Dass sich „Throne of the Lunar Soul“ relativ stark von „Effigy of Nightmares“ unterscheiden würde, wurde mir klar, als VALDRIN ihre erste Single veröffentlichten. „Seven Swords (In the Arsenal of Steel)” beginnt mit einem heiteren Synthesizer-Intro, gemäßigtem Drum-Beat und melodiösem Klaviergeklimper. Die schwarzmetallische Essenz in Form von dämonischen Growls, furiosen Blast Beats und verzerrten Riffs manifestiert sich erst nach ungefähr einer Minute. Im Hintergrund erhalten die Synthesizer bis zur letzten Sekunde eine melodische Aura aufrecht. Die Gitarrenharmonien sorgen dafür, dass sich der Song ins Gedächtnis gräbt und nicht im schwarzen Shred- und Trommelwerk untergeht.
Melodisch aber trotzdem böse
„Effigy of Nightmares“ war im Gegensatz dazu roher und brutaler, weniger melodisch. Zwar wurde es genauso von Synthesizern und Gitarrenmelodien untermalt, aber die Stimmung war insgesamt um einiges düsterer. Rein thematisch haben VALDRIN den Unterschied der Alben daher musikalisch fabelhaft umgesetzt. Optisch sind die beiden Alben wie Tag und Nacht. Während die Hauptfarben in „Effigy of Nightmares“ schwarz und rot sind, dominieren in „Throne of the Lunar Soul“ weiß und gold. Nichtsdestotrotz schwört die Band musikalisch dem alten skandinavischen Kern Treue.
Fehlender Fokus
Obwohl es in „Throne of the Lunar Soul“ über das gesamte Album verteilt musikalisch akzentuierte Höhen und Tiefen gibt, verliert man rasch den Faden. Die elf Lieder dauern im Schnitt sieben Minuten. Ich bin zwar kein Feind langer Songs, aber ich bin der Meinung, dass die Länge eines Songs gerechtfertigt sein sollte. Es ist eine Kunst, ein langes Lied zu schreiben, das die Aufmerksamkeit des Hörers durchgehend fesselt. VALDRIN haben das hier nicht ganz so gut hinbekommen, finde ich. Es gibt natürlich Songs, in denen es gut funktioniert hat, bspw. in „Seven Swords (In the Arsenal of Steel)”.
Interessanter Black Metal, nur leider zu langwierig
Der fehlende Fokus mancher Lieder ist tatsächlich der einzige Kritikpunkt, den ich gegenüber „Throne of the Lunar Soul“ äußern kann. Allerdings wiegt er für mich verhältnismäßig schwer, da es mich davon abhält, mir das Album in seiner vollen Länge anzuhören. Dabei ist es musikalisch unglaublich interessant, weil es nicht der typische Black Metal ist, den der Durchschnitts-Metalhead erwarten würde. Alleine die Stimme von Carter finde ich extrem beeindruckend. Sie klingt so vehement böse, aber ist gleichzeitig klar genug, dass man die Wörter recht gut versteht. Zudem ist die eigentümliche Atmosphäre auf dem Album spannend und einzigartig.
Fazit: „Throne of the Lunar Soul“ von VALDRIN bietet musikalisch eindrucksvollen Melo-Black-Metal, der Durchhaltevermögen verlangt.
Tracklist
01. Neverafter
02. Golden Walls of Ausadjur
03. Seven Swords (In the Arsenal of Steel)
04. Paladins of Ausadjur
05. Sojourner Wolf
06. The Hierophant
07. Vagrant in the Chamber of Night
08. Holy Matricide
09. Throne of the Lunar Soul
10. Two Carrion Talismans
11. Hymn to the Convergence
Besetzung
Carter Hicks (Vocals)
Colton Deem (Guitar)
James Lewis (Bass)
Ryan Maurmeier (Drums)