ANDERWELT ist ein 2013 gegründetes österreichisches Projekt bzw. eine Band, welche(s) aus festen Größen der Linzer Metalszene besteht. Musiker der Bands In Slumber, Olemus, Reap, Back Then, Kain und Meat Eating Lovemachines taten sich also zusammen und veröffentlichten Ende 2015 ihr, fernab des Mainstream erklingendes Debutwerk “Schattenlichter”, welches im Eigenvertrieb der Band (nur Download) zu erhalten ist. Lyrisch wurden die immerwährenden aktuellen Themen Tierquälerei, Ausbeutung, der Ruf nach Freiheit oder der Wert der Freundschaft aufgegriffen.“Schattenlichter ist vor allem eines: „Kunst!“ Um das Konzept ANDERWELT besser verstehen zu können, hakte ich bei Gitarrero Simon nach…
„Wir diskutierten viel darüber, in welche musikalische Richtung wir gehen wollten. Das Konzept nach dem Buch „Die Hunde des schwarzen Todes“ schweisste uns irgendwie zusammen.“ – Simon über die musikalische Ausrichtung Anderwelts, 2016.
Mayhemer: Hallo Simon, wie geht es dir/euch? Ich hoffe mal gut? Ihr habt Anderwelt 2013 gegründet und nun ist das Debüt „Schattenlichter“ seit Dezember 2015 auf dem Markt. Wie fühlt es sich an, das erste eigene Album eines neuen Projektes in Händen zu halten?
Simon: Sehr angenehm! Vor allem, weil wir diesmal alles in DIY-Manier durchgezogen haben und voll zufrieden sind mit dem Ergebnis. Wir hatten das Glück, mit Andi einen angehenden Produzenten gefunden zu haben, der seine Sache wirklich großartig macht. Obendrein haben wir mit ihm jetzt einen experimentierfreudigen Cellisten im Line-Up! Andi gibt Anderwelt noch eine einzigartige Note mit.
Mayhemer: Apropos Anderwelt: Wie kam es zu diesem Zusammenschluss namens Anderwelt? Ist nichts mehr los bei euren Stammbands? Oder wolltet ihr einfach mal was Neues machen? Existieren z.B. IN SLUMBER oder OLEMUS überhaupt noch richtig?
Simon: Zurzeit tut sich wenig bei In Slumber und Olemus. Wir haben uns lange Zeit mächtig ins Zeug gelegt, viel erreicht, und noch mehr an Erfahrung gesammelt. Irgendwann ist einfach die Luft heraussen gewesen und wir brauchten eine Pause. Ich widmete mich zu dieser Zeit voll meiner Familie.
Mit meinen neuen Bandkollegen Lex und Max (Anm.: Dr. und Git. bei Anderwelt) hab ich vereinbart, es gemütlich anzugehen, sonst wäre ich nicht eingestiegen…
Mayhemer: „Schattenlichter“ wurde als Eigenproduktion und im Selbstvertrieb auf den Markt losgelassen. Habt ihr genug von Plattenfirmen? So verdient ihr doch eindeutig mehr…
Simon: Nein, wir wollten nur so viel wie möglich selbst entscheiden und selbst in der Hand haben, sind aber auf niemanden sauer. Die große Kohle steht bei uns sowieso nicht im Vordergrund.
Euer Debut „Schattenlichter“ beinhaltet 4 Songs auf 40 Minuten Spielzeit. Fans von „Kurz und Prägnant“ seid ihr ja nicht gerade. War das so beabsichtigt oder eher Zufall?
Wir wollten ein emotionales Gesamtkunstwerk kreieren. Die Musik sollte aber einfach gehalten und auf den Punkt gebracht sein. Um eine Emotion aufzubauen und sie wirken zu lassen braucht es Zeit. Die nahmen wir uns bewusst in den Songs.
Die Musik auf Schattenlichter ist eine Mixtur aus Doom Metal, Sludge, irgendwie sogar ein wenig Melodic Death Metal und ganz viel Pathos bzw. Depression und Trauer. Von vornherein so festgelegt worden oder im Laufe des Songwriting – Prozesses einfach so entstanden?
Wir kommen alle aus verschiedenen Musikrichtungen, unsere gemeinsamen Nenner waren also eine Hand voll Bands, wie zb Fall of Efrafa. Wir diskutierten viel darüber, in welche musikalische Richtung wir gehen wollten. Das Konzept nach dem Buch „Die Hunde des schwarzen Todes“ schweisste uns irgendwie zusammen. Wir waren schon überrascht, wie sehr uns diese Geschichte inspiriert hat.
Mir persönlich gefällt diese Mixtur sehr, sehr gut, da hier jeder Ton, jedweder Songaufbau und das Songwriting perfekt miteinander harmonieren und so den Hörer in eine andere Welt abtauchen lassen. Dazu möchte ich hier einfach mal gratulieren. Ist es auch für euch alte Hasen noch schwierig das Songwriting fließen zu lassen oder geht es einfach von der Hand – erfahrungsbedingt?
Danke! Also mir hat die Schaffenspause gut getan. Und der Umstand, einen guten Rahmen und genügend Zeit zu haben, lässt alles leichter entstehen. Es hat keinen Sinn, an etwas verkrampft heranzugehen. Wir haben vor allem Max zu verdanken, nichts zu überstürzen.
Wie habt ihr euch gefunden? Kanntet ihr euch schon und wenn woher?
Lex hat mich angesprochen, als wir einen gemeinsamen Freund trafen. Er kannte mich noch von Olemus und wir saßen ab und zu im selben Bus auf dem Heimweg von der Schule. Er war es auch, der Max kontaktierte. Lex ist also der Firmengründer sozusagen. Die ganze Band wurde so aus unserem Freundeskreis „gecastet“.
Ihr seid alles starke Charaktere. War es da immer einfach, miteinander auszukommen und zu harmonieren oder gab es da schon mal die eine oder andere Differenz oder sogar noch mehr?
Friede, Freude, Eierkuchen… und zwar immer! 😉 Nein, wir stellten uns schon öfters ziemlich auf die Probe. Und hatten in solchen Situationen auch schon überlegt, es sein zu lassen…
Das wäre schade gewesen… . Gibt es einen Teamleader bei euch, eine Art Mastermind, der letztendlich alles bestimmt?
Es ist eher ein Kollektiv.
Je nachdem, worum es geht, gibt es verschiedene Experten.
Zu den Texten. Da mir diese nicht zur Verfügung standen, frage ich mal nach, um was es sich bei Anderwelt an sich und bei Schattenlichter speziell dreht? Soweit ich es verstehen konnte, handelt es sich um durchaus aktuelle Texte. Kläre mich, bzw. die Hörer und Fans doch bitte mal auf?
Es geht im Großen und Ganzen um Ausbeutung, Sehnsucht, die Flucht ins erhoffte Paradies und auch um den Wert einer Freundschaft – also es sind wirklich brennend aktuelle Themen dabei, dessen Ausmaß wir zu Beginn noch nicht erahnten. „Die Hunde des schwarzen Todes“ von Richard Adams war wie gesagt unser Ausgangspunkt. Es handelt von der Flucht zweier Hunde aus einem Versuchslabor, was jetzt in erster Linie mit dem Flüchtlingsthema in Verbindung gebracht werden kann. Jeder kann aber für sich herausfinden, was er noch zwischen den Zeilen liest.
Ich finde, wir als Künstler haben die Aufgabe, die Menschen aufzurütteln, dass sie kurz aus ihrem Trott aussteigen und nachdenken, was alles um sie herum (falsch) läuft. Manche gehören meiner Meinung nach wachgerüttelt. Manche verharren lange in gewohnten Mustern, obwohl alles rundherum den Bach runter geht. Es geht also auch um’s Loslassen.
Im Laufe der Jahre als (Hobby-) Musiker macht man doch vieles durch. Mich interessieren ein paar Anekdoten, die du / ihr nicht mehr vergesst und immer einen Platz am sogenannten „Stammtisch“ haben werden…
Bei uns ist wie gesagt immer Friede Freude Eierkuchen, also gibt’s auch keine nennenswerten
Geschichten 😉
Wer´s glaubt, wird selig...
Nein, da waren zb. sehr heitere Sitzungen in unserem Stammlokal in der „Alten Welt“, wo wir über unsere neue Modekette namens „anderwear“ philosophierten, oder über einen Band-Ausflug nach Anderlusien usw…
Von früher erzähle ich oft von meinem zufälligen Treffen mit Lemmy Kilmister an einem ausgedienten Spielautomat am Metalcamp. Manuel (Anm.: Bassist, In Slumber) und ich haben uns köstlich mit ihm unterhalten, bis die Menschentraube immer größer wurde und ihn seine Bodyguards, vor denen er geflüchtet ist, gefunden hatten. Die hatten ihre Not mit ihm, weil er sich vorm Gehen noch von jedem Anwesenden – höflich, wie er war – verabschiedet hat. Das hat gedauert…
Ja, wie geil ist das denn bitte? Da bin ich direkt neidisch… Geniale Sache also mit Lemmy abzuhängen! Von Anderwelt habe ich auch Live Videos gesehen. Wird es bei einzelnen Konzerten bleiben oder gibt es mal eine Tour im großen bzw. größeren Stil?
Zurzeit sind vier Gigs bis zum Sommer fixiert. Wir wären nicht abgeneigt, bei einer kleinen feinen Tour im Herbst dabei zu sein.
Am 1.4. sind wir in der Kapu in Linz, 30.4. beim HRC in Hofkirchen/Mühlkreis, am 14.5. im Mukuku Kremsmünster und am 24.6. im Venster99 in Wien.
Bei euch wird alles in Schwarz /Weiß gehalten. Auch die Videos. Finde ich ein gutes Konzept. Riecht sehr, sehr stark nach Underground. Ist doch ein Konzept, oder? Was steckt dahinter? Gehört auch euer Bandname in dieses Konzept?
Bei uns ist wirklich überall ein Konzept dahinter. 🙂
Lex (unser Drummer) hat seine grafischen Ideen umgesetzt und macht sich viele Gedanken dazu. Auch alle Merch-Artikel entstehen aus seiner Feder.
Beim Bandnamen haben wir lange überlegt, Max kam dann der passende Einfall mit „Anderwelt“.
SO. genug von meiner Seite. Eure letzten Worte – Also das Interview betreffend…
Vielleicht noch ein politischer Gedanke, weil es viele anscheinend vergessen haben:
Wehrt euch, wenn euch was nicht passt! Das Individuum ist überlebenswichtig für ein System. Jede/r einzelne kann etwas bewirken!
Mit diesem Statement beende ich das Interview nun, denn besser kann man nicht schließen und danke Simon auf diesem Wege für das mir gegebene Interview.Natürlich wünsche ich der Band auch weiterhin viel Erfolg!
Ich habe zu danken!!! LG, Simon
PS:
Hier nochmal unsere Gigs:
1.4. Linz, Kapu
30.4. Hofkirchen/Mühlkreis, HRC
14.5. Kremsmünster, Mukuku
24.6 Wien, Venster99
PS2: Das Album ist auch auf spotify zu finden.