„In Leipzig entstand anno 2014 in einer kleinen Bar bei Bier und metallischen Klängen die Idee, der stets nach neuen Pilgerstätten dürstenden Metalgemeinde einen einzigartigen Anlaufpunkt zu präsentieren. Gut erreichbar sollte er sein, mehrere Stilrichtungen des Genres vereinen und dennoch mit erschwinglichen Preisen überzeugen. International renommierte Bands sollten dabei ebenso Instrumente und raue Kehlen sprechen lassen wie der talentierte Nachwuchs, der aufgrund mangelnder Auftrittschancen leider viel zu oft ungehört in Garagen und Vorstadtkneipen verkommt. Aus dieser Vision erwuchs das Brann Open Air zu einer Realität, die nun im Juni 2015 zum ersten Mal in Sachsen entfesselt wird.“
Am 12.06. dieses Jahr ist die Feuertaufe für das Brann Open Air. Die besten Ideen kommen bekanntlich spontan, doch es erfordert viel Mut und eine Menge Leidenschaft, diese in die Tat umzusetzen. Malo, Claus und Thomas, die Veranstalter des Brann Open Air, gehören zu dieser Sorte Mensch. Warum das neue Festival so besonders ist und es für jedermann aus aller Welt problemlos erreichbar ist, erfahrt ihr hier im Interview mit Thomas und Malo:
Wenn man den Infotext auf Eurer Webseite liest, dann könnte man denken, dass es eine Schnapsidee war.
Malo: Ja, das kann man so sagen.
Das ist aber eine ganz schön teure Idee, oder?
Malo: Mmh, angefangen hatte das Ganze damals im Vmax (eine Musikkneipe, die leider ihre Pforten schließen musste – Anm. d. Verf.). Wir hatten da mit dem Claus gesessen und einfach mal überlegt wieder was zu machen. Wir sind ja vorher schon Veranstalter gewesen (u. a. Wickies Erben) und haben uns gesagt: „ Ja, lass uns mal wirklich wieder was kleines zusammen machen.“ Irgendwann haben wir dann überlegt, dass jeder schon kleine Konzerte und Festivals gemacht hat. Und die Erfahrung, dass solche Sachen meistens mehr Aufwand machen als sie Nutzen haben. Also nicht mal vom Geld her gesehen, die Relation von Arbeitsaufwand und Spaß stimmte halt nicht immer. Und so beschlossen wir etwas größeres zu machen. Es gibt ja hier in Leipzig nichts, mal abgesehen vom WGT.
Das ja wiederum ein anderes Klientel für sich beansprucht…
Malo: Genau! Das nächste, was extrem in unsere Richtung geht, ist ja das Rock Harz Open Air. Es gibt zwar noch ein paar kleinere Sachen ringsherum, aber das Rock Harz ist das einzige, das in etwa unseren Vorstellungen entspricht.
Auskunftsfreudig gibt Malo die Entstehungsgeschichte des Brann Open Air zu Protokoll:
Malo: Dann haben Claus und ich noch Thomas mit ins Boot geholt und uns gefragt wie groß wir es machen wollen. Als nächstes haben wir unsere Bandideen auf den Tisch gepackt, da sagte ich zu Claus aus Spaß, dass ich mal anfrage ob von Seiten der Bands Interesse besteht. Zu meiner Überraschung kamen dann tatsächlich nur positve Rückmeldungen! Als nächstes einigten wir uns auf die Bands, so begann das Ding. Ich glaube wir hatten mal eine Sitzung, die ging vier oder fünf Stunden. Da entstand dann der Name, die Bands wurden endgültig festgelegt und ein Gelände gesucht. Das war zwar ein anstrengender Nachmittag, aber dann war das Festival innerhalb von ein paar Stunden geboren.
„Der Gedanke war, ein Line Up zu präsentieren das wirklich zu je einem Drittel aus großen Bands, aus international bekannten Bands und aus jungen Bands, die Erfahrungen auf einem Festival sammeln wollen und die Potenzial haben.“
Ohne die offensichtliche Euphorie ausbremsen zu wollen, schmeiße ich das Thema Festivalsterben in die Runde, das dem Überangebotangebot an solchen Events geschuldet ist.
Malo: Ja, das Überangebot ist definitv da.Aber die Nachfrage auch, so das wir täglich Karten verkaufen. Es läuft an. So richtig gut läuft es seit der Bärenherz Aktion, die sehr gut ankam (bei dieser Aktion gingen für 14 Tage 10 % von jeder verkauften Karte als Spende an ein Kinderhospiz, 200 Euro kamen zusammen).
Was das BOA auszeichnet, ist die Mischung aus Folk und Power Metal und guten Bands, egal ob diese bekannt sind oder (noch) nicht.
Malo: Der Gedanke war, ein Line Up zu präsentieren das wirklich zu je einem Drittel aus großen Bands, aus international bekannten Bands und aus jungen Bands, die Erfahrungen auf einem Festival sammeln wollen und die Potenzial haben.
Kommen wir zum Festival an sich. Wie schaut es mit den Bühnen aus?
Malo: Nach reiflicher Überlegung haben wir uns für zwei Bühnen entschieden. Diese werden abwechselnd bespielt werden. So haben die Techniker genug Zeit, die andere Bühne vernünftig vorzubereiten, so das keine Soundfehler passieren können.
„Pay To Play gibt es nicht, den Ticketverkauf machen wir selber.“
Bei den Campingtickets gab es am Anfang einige Kommunikationsschwierigkeiten. War echt toll umschrieben, da musste man dreimal überlegen…
Malo (amüsiert): Ja, das war wirklich abschreckend! Aber wir hatten erst keine andere Möglichkeit, weil wir von dem Platzkontingent noch ein anderes hatten als jetzt. Glücklicherweise kam uns dann der Flughafen entgegen und konnte uns noch Platz dazu geben. Nun können wir normal Campingtickets anbieten und haben sogar noch Luft nach hinten.
Pay To Play oder ein Ticketkontingent, das die Bands Euch abkaufen müssen, gibt es nicht?
Malo: Pay To Play gibt es nicht, den Ticketverkauf machen wir selber. Das läuft alles über unsere Homepage und Metaltix. Die einzige Voraussetzung ist natürlich, das die Bands Werbung für sich selbst machen.
Deswegen gibt es ja das System mit den Ticketkontingents, das viele kleine Bands als gerechte Chance sehen, sich einen guten Slot zu ergattern.
Malo: Dieses System haben wir als Veranstalter noch nie gemacht, ob sich das in den nächsten Jahren ändert, weiß ich natürlich nicht.
Stichwort junge Bands mit Potenzial: The Privateer und Prowler sind auch gebucht, das zeichnet Euch wirklich als Kenner aus. Viele besuchen solche Events natürlich vor allem wegen der bekannteren Bands. Wie habt ihr das Billing gestaffelt?
Malo: Tagsüber wird überwiegend der Nachwuchs rocken, je später es wird, desto bekannter werden die Bands sein. Wir haben auch thematisch grob vorsortiert, es wird einen Tag mehr altes Zeug geben, einen mehr Pagan und Mittelalter.
„…keiner soll auf seine Nieten oder sein Trinkhorn verzichten, nimmt es aber auf eigene Gefahr mit rein. Wir als Fans haben das auch schon öfter durch. Was man uns schon auf einem Mittelaltermarkt die Hörner abnehmen wollte… Das gehört nun mal dazu!“
Wie werden sich die Bier- und Essenspreise gestalten? Und das wichtigste: Was wird es für Bier geben?
Thomas: Es wird auf jeden Fall nur Köstritzer geben, als Pils und als Schwarzbier. Beim Essen wird es eine reichhaltige Auswahl geben, da sind wir noch mit einigen Ständen am verhandeln.
Malo: Es wird auf jeden Fall keine 4 oder 5 Euro Biere geben, das wollen wir nicht! Es soll für die Leute ja auch erschwinglich bleiben.
Wie wird es mit der Security aussehen? An manches Festival denke ich mit Kopfschütteln zurück: mit Nieten rein, kurz wieder raus zum Zelt, dann Einlassverbot wegen der Nieten, sind ja gefährlich… Auch wenn die Damen den kompletten Inhalt ihrer Handtasche preisgeben müssen, ist das nicht immer schön…
Malo: Es wird eine professionelle Security aus dem Veranstaltungsbereich Metalfestivals sein. Wir hatten mit unseren AGBs da auch für etwas Verwirrtheit gesorgt, was als Waffe definiert ist. Das haben wir natürlich geändert, keiner soll auf seine Nieten oder sein Trinkhorn verzichten, nimmt es aber auf eigene Gefahr mit rein. Wir als Fans haben das auch schon öfter durch. Was man uns schon auf einem Mittelaltermarkt die Hörner abnehmen wollte… Das gehört nun mal dazu!
Feine Einstellung, und alt genug um auf sich aufzupassen, sind die Metalheads. Wie ist das Feedback der Zielgruppe?
Malo: Durchweg positiv, wir wurden sofort akzeptiert. Besonders ein größeres, alteingesessenes Festival hier in der Nähe scheint vielen aufgrund seiner immer mehr Richtung Core tendierenden Ausrichtung auf den Sack zu gehen. Von den Leuten hören wir viel positives, denn die scheinen auf so etwas gewartet zu haben.
Ja, das glaube ich aufs Wort, denn hier sitzt einer davon. Roitzschjora ist schon lange nichts mehr für Metaller. Kommen wir zur Geländestruktur, wie wird die Area aufgeteilt sein?
Malo: Man kann das schlecht erklären, wenn man den Plan nicht sieht. Man läuft ca. 100 Meter vom Parkplatz zum Gelände, wenn man pech hat und ganz hinten parkt sind es allerhöchstens 400. Es wird eine Meile mit Merch geben, die direkt im Festivalgelände integriert ist, eine Fressmeile und den Zeltplatz. Mittendrin wird es noch ein Partyzelt geben, in dem nachts nach demn Konzerten Musik laufen wird. Wir gehen ja davon aus, das die Leute, die nach den Konzerten ins Zelt gehen auch schlafen wollen. So kommt man sich nicht in die Quere. Ich kann das wirklich schwer umschreiben, es wird anders als man es sonst kennt. Definitiv etwas neues.
Das macht neugierig, bestaunen kann man das übrigens schon am 11.06. (ab 16 Uhr ist Einlass), da steigt im Festzelt die Openerparty, wo laut Thomas ein DJ für amtliche Beschallung sorgen wird.
Abschließend frage ich die beiden noch nach dem ultimativen Grund, warum sich eine Anreise von weit her lohnen soll.
Es ist etwas Neues, die Lage direkt am Flughafen macht es für jeden problemlos erreichbar. Egal ob man mit Bahn, Auto oder Flugzeug anreist. Und, so oft wie es auch schon erwähnt wurde, wir können es nur immer wieder betonen:
Es ist ein Festival von Fans für Fans! Wir sind mit dem ganzen Herzen bei der Sache und freuen uns auf Euch.
Worte, die ich den beiden sofort glaube, das ganze Interview über leuchten die Augen, bei den Antworten merkt man, dass hier viel Herzblut drin steckt. Ein zweites Brann wird es 2016 übrigens geben, die Planungen laufen schon. Hier könnte aus einer spontanen Idee wirklich etwas großartiges entstehen.
Das Brann Open Air im Internet:
Homepage