1000 Tag sind vergangen, seit die apokalyptischen Reiter mit Moral & Wahnsinn ihr letztes Album veröffentlicht haben. Die Zeit haben die Jungs intensiv genutzt um nicht nur durch Europa zu touren und die USA zu bereisen, sondern auch um am Nachfolger zu arbeiten. Dieser fällt nun als Doppelalbum aus und wird die Titel Tief und Tiefer tragen. Zwei gute Gründe um bei Drummer Sir G. einmal nachzufragen, welche Einflüsse ein Hausboot und ein abgelegenes Haus auf das Songwriting haben und wie die Live-Termin am Wacken Open Air und der 70000-Tons Of Metal Kreuzfahrt einen begeistern.
Tief.Tiefer wird in ein paar Wochen veröffentlicht, was sind denn so die Erwartungen nach dem doch sehr erfolgreichen Moral & Wahnsinn?
Ja, wir haben natürlich erst einmal große Erwartungen, ich sag einmal so, es ist immer schwierig das selbst einzuschätzen. Das Video ist ja jetzt draußen, zu Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, das wird sehr gut angenommen, was uns natürlich sehr freut, und deshalb sind wir auch sehr optimistisch, dass auch das ganze Album bei den Fans gut ankommt und auch neue Fans erschließen wird. Daher haben wir auch sehr hohe Erwartungen und hoffen auch, dass diese erfüllt werden.
Das letzte Album ist ja vor ca. 3 Jahren veröffentlicht worden. Einen Teil dieser Zeit habt ihr auf einem Hausboot verbracht. Was kannst du mir über die Zeit dort erzählen und wie seid ihr denn überhaupt auf diese Idee gekommen?
Die Idee war einfach, und das machen wir schon lange so, dass wir einfach wegfahren und uns irgendwo einmieten um einfach zu jammen und neue Songs zu schreiben. Wir hatten da diese Idee es einmal auf einem Hausboot zu machen und das hat sich dann als sehr effizient und cool herausgestellt letzen Endes. Dort ist dann auch die Idee entstanden, dass wir die alten Songs ein wenig neu gestalten können, in diesem akustischen Soundgewand. In dem Zuge sind natürlich auch neue Songs entstanden, die auch in diese Soundästhetik reinfallen. Das haben wir dann auf dem zweiten Album Tiefer auch so verarbeitet. Diese Idee ist dann eben auf dem Hausboot entstanden, da wir dort auch anders gespielt haben als sonst. Wir haben dort viel leiser gespielt, auch mit Akustikgitarren, unverstärkt weil es dort einfach nicht anders ging. Es war wirklich cool, dass wir dort diesen Weg gefunden haben und auch einen neuen Weg gefunden haben, wie wir miteinander Musik machen können.
Eine andere Reise ging nach Uckermark, also in eine eher ruhigere Gegend. Wie seid ihr denn auf die Idee gekommen, dass ihr euch ein wenig von der Zivilisation entfernt?
Es ist jetzt nicht so abwegig, man kommt ja sehr gut zum Arbeiten wenn man unter Anführungsstrichen von der Außenwelt getrennt ist und man sich nur auf die Musik konzentrieren kann und auch auf das neue Album, wie sieht das Cover aus, wie sollen die Texte sein, da spielen ja ganz andere Dinge noch mit. Wenn man jetzt so in der Einöde ist kommt man auch auf andere Gedanken als wenn man sich tagtäglich in der Stadt trifft um zu proben oder andere Dinge bespricht als wenn man in der Natur ist und abgekapselt ist. Es ist einfach sehr effektiv und da haben wir uns einfach die Uckermark ausgesucht, das ist ja doch ein relativ menschenleerer Bereich.
Die 70000 Tons Of Metal war ein weiterer Stopp auf eurer Reise. Was hältst du denn prinzipiell von diesem neuen Trend mit Metal-Konzerten auf Kreuzfahrtschiffen?
Ja ich für meinen Teil fand es wirklich sehr cool, ich wusste auch im Vorfeld nicht was ich davon halten soll oder wie ich das einordnen soll weil es für uns ja auch das erste Mal war, dass wir auf so einer Cruise gespielt haben. Aber ich muss sagen es war total geil. Das Feeling auf dem Schiff ist überhaupt nicht zu vergleichen mit einem normalen Festival das man halt so kennt. Das ist wirklich etwas ganz anders. Die Fans können ja wirklich mit den Bands hautnah in Kontakt treten, was für uns auch wirklich cool war, da wir dort auch Fans aus aller Welt getroffen haben, die uns natürlich noch nie vorher gesehen haben. Es ist auch ein total entspanntes Feeling auf diesem Schiff. Ich finde diesen Trend wirklich cool. Es ist natürlich für Leute die Geld haben, das muss man einfach dazu sagen, die Tickets sind teuer, das kann sich nicht jedermann leisten, sollte man aber auf jeden Fall machen, ich kann es nur empfehlen.
Ihr habt ja letztes Jahr schon ein paar Konzerte in akustischer Form gespielt, war es aber eigentlich schon auf dem Hausboot klar, dass ihr ein Doppelalbum macht, also den zweiten Teil akustisch?
Das war zum dem Zeitpunkt noch nicht klar, da war es überhaupt noch ungewiss, wie das neue Album denn aussehen wird. Die tatsächliche Idee das als Doppelalbum zu veröffentlichen kam erst später, der Gedanke auch akustische Live-Sets zu spielen war schon eher da, und wir haben dann, wie du schon gesagt hast, im letzten Jahr auch etliche Akustik-Shows gespielt, was auch sehr gut war, da sich die Sache dadurch schon ein wenig herumgesprochen hat, wir konnten auch ausprobieren was funktioniert und was funktioniert nicht, also das war für uns auch sehr gut, von daher war es schon eine gute Sache, dass wir das gemacht haben. Aber tatsächlich war die Idee auf dem Hausboot noch nicht da, die kam erst später.
Wie kam die Idee mit dem Video-Tagebuch zu Stande? War das auch schon früh klar, dass ihr was in diese Richtung machen wollt?
Das ist dann auch so mit der Zeit gewachsen. Du musst ja heute die Fans auch ein wenig am Bandleben teilhaben lassen, natürlich nicht an allem, aber es ist für die Leute natürlich interessant, wie arbeitet die Band, wie schreibt sie überhaupt ihr Album, was erlebt die Band, und das wollten wir einfach in so einer Regelmäßigkeit veröffentlichen. Daher kam die Idee auch das Video-Tagebuch zu machen und auch regelmäßige Folgen zu machen. Die Videos sind ja auch bei den Leuten sehr gut angekommen, daher glaube ich schon, dass es eine sehr gute Idee war.
Du hast ja auch schon das neue Video zu Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit angesprochen. Was wollt ihr mit diesem Video eigentlich aussagen?
Das ist so eine Thematik die die Zeit heut zu Tage sehr gut trifft. Einmal so, dass jemand nachdenkt, die frei bin ich eigentlich, in welchen Zwängen bin ich denn gefangen, es sieht ja alles so easy aus, auch mit den ganzen Social Networks wie Facebook und so weiter, aber was steckt dahinter, wie frei bin ich nun wirklich, was kann ich machen, wie werde ich eigentlich überwacht, das ist eigentlich unsere Idee die Leute ein bisschen zum Nachdenken zu bewegen in welcher Welt sie sich eigentlich bewegen. Das geht dann schon weiter in Richtung Orwell’s 84, Überwachungsstaat, ist zwar heute nicht ganz denkbar, aber es gibt auch heute Aspekte die einen nachdenklich machen und man denkt auch eigentlich sind wir heute auch gar nicht so weit entfernt weil ja doch heute alle möglichen Daten gesammelt werden und so weiter. Wie gesagt, es liegt uns auch ein wenig am Herzen, dass jeder da ein wenig darüber nachdenkt.
Die Live-Premiere des neuen Albums wird ja in wenigen Wochen am Out&Loud Festival stattfinden, zuerst bei der Warmup-Party in akustischer Form. Jetzt wird es ja für auch eher ungewohnt sein, auf einem Metal-Festival ein akustisches Programm zu spielen. Was erwartet ihr euch dort?
Ja das ist für uns auch noch ein bisschen ungewiss alles, ich denke aber es wird ein guter Abend werden. Wir werden ja das Akustik-Set Indoor spielen, in der Eventhalle, und ich denke das wir schon ein guter Ort werden für das Akustik-Set. Es ist natürlich sehr speziell, da es doch ein reines Metal Festival ist, aber an dem Abend wo wir akustisch spielen wird auch die Cover-Band Justice noch ein Akustik-Set spielen, und von daher passt die Sache dann auch sehr gut zusammen.
Kannst du dir auch vorstellen, dass ihr eine reguläre Akustik-Tour machen werden?
Ja, die Akustik-Tour ist sogar schon in Planung, die wird dann im Frühjahr 2015 sein. Es ist also in fester Planung, dass wir damit auch touren werden.
Wir haben ja schon kurz das Out&Loud Festival angesprochen. Das Album wird ja genau an diesem Wochenende veröffentlicht. Jetzt ist es ja so, dass eventuell einige Leute die Songs noch gar nicht kennen. Glaubst du das ist ein kleines Risiko?
Ich sehe es eher als Risiko sondern eher als spannend für die Leute wenn sie das neue Material noch gar nicht gehört haben. Also ich sehe es eher spannend wenn du das dann gleich live hörst. Für uns ist es natürlich eine andere Situation als wenn das Album schon eine Zeit unterwegs ist wenn man spielt, aber ich denke es wird trotzdem interessant und sehe es nicht als Risiko. Ich denke das wird schon cool und die Leute nehmen das gut auf.
Es geht dann ja auch bald wieder nach Russland, wo ja die politische Situation derzeit nicht so einfach ist, gerade wenn man den Konflikt in der Ukraine ansieht. In wie fern beeinflusst euch das als Band oder besser gesagt, ist das bei euch ein wenig in den Hinterköpfen?
Es ist ja sogar so, dass die Tour auch einmal in der Ukraine geplant war. Die Termine sind dann natürlich abgesagt worden, da ja zum jetzigen Zeitpunkt gar nichts geht. Vor einiger Zeit war ja noch nicht ganz unklar, ob wir die Konzerte jetzt spielen können oder nicht. Ja und wir werden sehen wie die Situation da in Russland nun ist, wie die Leute das aufnehmen. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass mir die Leute selbst in der Ukraine einfach leidtun. Alle reden immer nur über die Politiker, über die einzelnen Machtpole, was macht der, was macht der, aber an die eigentlichen Menschen denkt keiner, die sind aber die Leidtragenden die da gerade den ganzen Dreck abkriegen. Es ist ja auch nicht klar, wie sich die Situation in naher Zukunft entspannt oder ob sie sich entspannt. Aber wir werden sehen wie es dann in Russland ist, es ist ja so, dass das Nationalbewusstsein dort gerade sehr gestärkt ist durch die ganzen Aktionen die Putin da auch gemacht hat, es gibt dann aber auch viele Putin-Gegner. Aber man wird dann eh sehen wie die Situation dann vor Ort ist.
Kommen wir aber wieder zu positiveren Themen, Die Welt ist Tief Tour wird dann ja im Herbst stattfinden, jedoch im Vergleich zur Best-Of Tour dieses Mal nur in deutschsprachigen Ländern. Kommt hier noch was oder habt ihr auf der letzten Tour schlechte Erfahrungen gemacht und wollt es deshalb nicht mehr machen?
Das würde ich so jetzt nicht sagen, aber es ist für uns natürlich schwieriger im europäischen Ausland zu touren, da wir ja dort noch Aufbauarbeit leisten müssen, da wir dort auch nicht die Platten verkaufen, die wir jetzt in Deutschland verkaufen und auch nicht die Fanbase haben, die wir hier im deutschsprachigen Raum haben. Von daher muss man auch schauen wie man so eine Tour zusammengestrickt bekommt. Wir sind da aber dran und wollen auch das europäische Ausland separat betouren, wahrscheinlich auch nicht alleine als Headliner sondern in einem Package, das ist aber noch nicht so ganz spruchreif, aber das wird auf alle Fälle noch passieren.
Ihr habt ja auch letztes Jahr wieder in Wacken gespielt. Wenn du jetzt auf all die Jahre zurückblickst, ist es immer noch ein spezielles Gefühlt vor so vielen Leuten zu spielen?
Ja das hat wirklich nie abgenommen, dieses Gefühl vor dieser riesigen Menschenmasse zu spielen, weil es ja auch für uns das größte Festival ist, wo wir spielen können. Es ist einfach immer wieder überwältigend diese Menschenmasse. Natürlich, wenn man da zum ersten Mal spielt ist es noch imposanter, aber man hat schon noch immer diesen Eindruck, wow so viele Menschen auf einem Fleck.
Eure letzte DVD ist nun schon seit 6 Jahren am Markt, gibt es da denn schon neue Ideen, dass ihr da etwas macht?
Ja, es ist zwar noch nicht konkret, aber ich denke schon, dass wir demnächst etwas machen werden. Gerade jetzt wenn wir mit zwei verschiedenen Shows, also der Rock Show und der Akustik Show auf der Straße sind ist es auch interessant, davon auch die Konzerte festzuhalten. Es ist zwar jetzt noch nicht spruchreif, aber ich denke schon, dass wir etwas in diese Richtung machen werden.
Ja, dann wäre ich mit meinen Fragen auch schon am Ende, die letzten Worte würde ich aber dir überlassen.
Ja, ich hoffe dass die Fans das neue Album auch gut aufnehmen werden. Wir sind auf jeden Fall super zufrieden mit dem Album, es war ein geiler kreativer Prozess das Album zu schreiben und auch die Zeit im Studio war sehr kreativ. Wir haben mehr als 100 Prozent gegeben und hoffen dass es den Fans gefällt und wir auch eventuell ein paar neue Fans gewinnen.