Dream Theater gehören mittlerweile seit fast 25 Jahren zur Spitze des Progressive Metals. Die Ausnahmemusiker schaffen es auf 10 Studioalben und unzähligen weiteren Veröffentlichungen stets ein extrem hohes musikalisches Niveau mit eingängigen Melodien zu kombinieren und dadurch bei vielen Menschen jedes Alters zu punkten. Nicht nur ein Grund um beim ersten Auftritt des neuen Drummers Mike Mangini einmal bei den Amerikanern anzuklopfen. So unterhielt ich mich vor dem Auftritt mit Keyboard-Virtuosen Jordan Rudess um mit ihm über Neo-Drummer Mike, das neue Album und die Herausforderung für junge Musiker Dream Theater Songs zu spielen zu sprechen.
Danke, dass du dir so kurz vor der Show noch Zeit nimmst, ihr seid ja jetzt seit ca. 3 Wochen in Europa unterwegs, wie läuft es bisher?
Es läuft wirklich sehr gut, wir haben bisher wirklich eine gute Zeit auf Tour. Es ist ja nicht immer so einfach, wenn ein Teil einer Tour startet, vor allem wenn es ein Teil ist in dem es sehr große Veränderungen innerhalb der Band gab. Der Anfang war also schon viel Arbeit, jetzt haben wir aber eine wirklich schöne Zeit.
Es ist ja auch die erste Tour mit Mike Mangini am Schlagzeug, wie kommt er bisher beim Publikum so an?
Ja er erhält jeden Abend einen wirklich warmen Empfang. Wir stellen ihn immer kurz vor, also so ungefähr „please welcome our new drummer Mike Mangini“ und die Leute feuern ihn immer richtig an, das ist echt eine tolle Sache.
Welche Show würdest du sagen war bisher die Beste auf dieser Tour?
Die Beste? Also ich kann mal sagen, die größte Show die wir jetzt auf dieser Tour gespielt haben war die am High Voltage vor ein paar Tagen. Das war auch eine wirklich gute Show, wir waren Headliner und haben vor ca. 15000 Leuten gespielt.
Werden außer dieser Tour noch ein paar weitere Konzerte in Europa folgen?
Oh ja, wir werden schon nochmal nach Europa kommen, ich glaube es wird so im Jänner oder Februar werden.
Aber es ist noch nichts fixiert?
Nein, noch nichts, das ich ankündigen kann.
Dream Theater ist ja dafür bekannt, dass sich die Konzerte voneinander unterscheiden, was die Setlist betrifft. Wie werdet ihr das zukünftig handhaben – werdet ihr weiterhin für jedes Konzert eine eigene Setlist haben?
Naja, man kann ja nie sagen was in Zukunft passieren wird, aber jetzt ist es einfach so, dass wir einen neuen Drummer haben und dazu sehr sehr viel Repertoire. Da macht es schon mehr Sinn, dass wir ihn eine Liste von Songs geben, die er für diese Tour lernen muss. Das ist er eine Grund warum wir nicht variieren werden. Der andere Grund ist einfach, dass es für uns auch angenehmer ist, wenn wir eine fixe passende Setlist haben, damit auch unsere Crew einen leichteren Job hat. Das dauernde Wechseln ist eben für die Crew auch keine angenehme Sache. Da muss das Licht immer passen, egal welcher Song kommt, wenn dann auch noch ein paar technische Feinheiten dabei sind ist das nicht einfach. Es ist einfach so, wie wenn du zu einem Rush Konzert gehst, da wirst du auch nicht jeden Tag verschiedene Songs hören. Wir schauen uns jetzt diesen Sommer mal an, wie die statische Setlist ankommt und dann sehen wir wie wir weitermachen.
Wenn wir zurück zu eurem neuen Drummer kommen, man kann ja in der Dokumentation The Spirit Carries On auch sehen, wie es zur Wahl von Mike gekommen ist. Die Frage ist aber, wie habt ihr diese 7 Schlagzeuger ausgewählt?
Diese sieben Schlagzeuger kamen im Grunde alle aus internen Diskussionen zur Sprache, die einen kannte John Petrucci, dann wiederum ich, bei anderen kam die Idee von der Plattenfirma, da haben wir dann diskutiert, ja der muss unbedingt kommen, er ist ein großartiger Drummer. John Petrucci zum Beispiel wollte unbedingt Thomas Lang einladen, er hat schon so viel von ihm gehört und möchte ihn unbedingt ausprobieren. Ja und diese sieben waren einfach ganz oben auf unserer Liste und das war es dann auch, es wurden wirklich nur diese zum Vorspielen eingeladen.
Für mich als Österreicher ist es ja interessant, dass Thomas Lang dabei war, warum habt ihr nicht ihn ausgewählt?
Thomas Lang ist ein außergewöhnlicher Schlagzeuger, das waren die Jungs alle, es war aber einfach wie ein Casting. Es war nicht nur der musikalische Part, es waren auch andere Dinge wie die Persönlichkeit, der Lebenslauf, wo man wohnt, wie schaut es mit Familie aus, wie alt ist man, was denkst du über touren, was denkst du über Dream Theater, da kommt einfach viel zusammen. Der Grund warum wir die anderen nicht genommen haben, naja es waren alle großartige Drummer und sind auch gute Freunde, aber Mike Mangini hat einfach am meisten Sinn gemacht.
Im September kommt ja euer neues Album, A Dramatic Turn Of Events, wann habt ihr die Songs dafür geschrieben?
Das Ganze war eher kurzfristig. Nachdem die Entscheidung für den neuen Drummer gefallen ist haben wir das Studio gemietet und da haben wir auch angefangen die neuen Songs zu schreiben.
Also hatte Mike Portnoy auch keinen Einfluss mehr auf die neuen Songs?
Nein.
Wer war am meisten in das Songwriting involviert?
Die Haupt-Songwriter bei Dream Theater sind John Petrucci und ich. Viele Leute wissen nicht, dass es eigentlich schon immer so war. Mike Portnoy ist ein sehr talentierter Musiker und starker Charakter, er war auch quasi das Gesicht von Dream Theater, da er auch sehr viele Interviews gemacht hat. Er war zwar ins Songwriting auch involviert, aber mehr als Regisseur. Er ist einfach ein Drummer, den musikalischen Teil haben John und ich gemacht, er hat dann zwar auch eine wichtige Rolle gehabt in dem er ein paar Beats beigesteuert hat oder das Ganze dann in eine progressivere Richtung gesteuert hat. Ein großer Grund warum wir weitermachen konnten war, dass John und ich sowieso einen großen Teil der Musik schreiben, wir haben jetzt nur Mikes Meinung und seine Energie nicht mehr. Aber wir können das dann auch als Band dann immer noch, auch mit John Myung und James LaBrie.
Auch auf Produzentenseite habt ihr mit Mike die Hälfte eures Produzententeams verloren. Hat dann John die Produktion alleine übernommen?
Ja genau und er hat einen fantastischen Job gemacht.
Was kannst du mir über die Songtexte des neuen Albums sagen?
Naja, ich befasse mich mit den Texten eigentlich weniger, das machen John Petrucci, James LaBrie und auch John Myung, ich bin eher der, der sich auf die musikalische Seite der Songs konzentriert. Alles was ich dir dazu sagen kann ist, dass sich die Songtexte um den Titel des Albums handeln, also eine dramatische Wende der Ereignisse.
Der erste Song ist ja bereits online, habt ihr da bereits ein paar Reaktionen, gefällt das Stück den Fans?
Es hat ja schon eine gute Million an Views und ich denke das kann man dann schon als Erfolg werten. Auch die Leute die das Album bereits gehört haben sind wirklich sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Das neue Album kommt in einer Special Edition mit etwas von dem ich in dieser Art noch nicht gehört habe, dem Ticket For A Life, was kannst du mir darüber erzählen?
Ich kann mich nur erinnern, dass die Plattenfirma erwähnt hat, dass sie sowas machen wollen, ich finde es aber eine wirklich coole Sache.
Ihr habt ja in kurzer Zeit drei DVDs veröffentlicht, von der letzten Tour zu Black Clouds And Silver Linings jedoch keine. Wird bei dieser Tour wieder etwas in diese Richtung passieren?
Wir haben eigentlich noch nicht daran gedacht. Es gab einfach durch die neue Band-Situation viel Organisatorisches zu erledigen, da haben wir auch gar nichts in dieser Richtung geplant. Wir haben auch noch nicht darüber gesprochen wann wir die nächste DVD machen werden.
Wenn wir auch gerade von DVDs reden, eine Show die ihr auf DVD veröffentlicht habt, habt ihr ja mit Orchester gespielt. Kannst du dir vorstellen etwas in diese Richtung wieder zu machen?
Das wäre eine großartige Geschichte. Ich habe selber erst vor kurzem was für Orchester geschrieben, es nennt sich Explorations for Keyboard And Orchestra. Ich habe da mit einem großen türkischen Talent namens Eren Basbug zusammen gearbeitet, er hat auch die Premiere davon dirigiert. Ja und seit ich mit Eren zusammengearbeitet habe macht es mir noch mehr Spaß. Ja aber das ist jetzt nur meine Meinung, die hat jetzt nichts mit der Band zu tun.
Wenn ihr das machen würdet, wäre es aber auch wieder nur eine einzelne Show oder würdet ihr versuchen eine solche Tour zu machen?
Naja schwer zu sagen, weil die Vorstellung einfach nicht existiert. Da kann ich also wenig dazu sagen. Es ist zwar in meinem Kopf, dass wir sowas machen könnten, ich habe aber noch nicht mit den Jungs darüber gesprochen.
Einige eurer Songs sind ja auch in Computerspielen wie Rock Band oder Guitar Hero vertreten. Was hältst du davon? Spielst du solche Spiele auch selber?
Ich finde es natürlich sehr gut, es ist ja auch ein ganz neuer Markt für Dream Theater. Das tolle daran ist dann ja auch noch, dass Dream Theater Songs immer am Ende kommen und immer zu dem schwierigen zählen, das ist wirklich eine tolle Sache.
Viele eurer Fans versuchen ja immer wieder eure Songs nachzuspielen, was eine riesige Herausforderung ist. Welche Tipps würdest du einem jungen Musiker geben, der versucht ein Stück von euch zu lernen?
Ja, wenn man als junger Musiker unsere Sachen nachspielen will, wird man bald merken, dass einfach ein John Petrucci oder Mike Mangini, oder jeder von uns, wir sind einfach Vollblutmusiker, wir üben jeden Tag haben eine großartige Ausbildung, ich zum Beispiel war am Juilliard wo ich vom wahrscheinlich besten Lehrer der letzten 100 Jahre in klassischen Klavier unterrichtet wurde. Jeder in der Band hat einfach auf technischer Seite auch einen sehr starken Hintergrund. Wenn du also Dream Theater Songs spielen willst musst du einfach üben und ernst an die Sache rangehen. Da kommst du mit ein paar Unterrichtsstunden einfach nicht weit.
Was würdest du sagen, ist der härteste Dream Theater Song für dich? Bei welchem tust du dir am Schwersten?
Ja es gibt da schon einige Teile in den Songs, die doch eine kleine Herausforderung für mich sind. Am härtesten tu ich mir bei Orchester-Parts, wie das Ende von The Count Of Tuscany,.
Ihr habt ja immer mal wieder Songs oder gar Alben von anderen Bands gespielt, wie Metallica, Pink Floyd oder Iron Maiden. Habt ihr vor das Ganze mal zu wiederholen?
Naja, das war doch eher ein Portnoy-Ding. Ich will jetzt nichts ausschließen, aber ich glaube eher nicht. Es kann zwar als Überraschung durchaus mal vorkommen, aber es ist einfach eine neue Situation, da kann man nicht sagen, ob wir es machen. Es gibt aber auch noch Dinge über die wir eher begeistert sind als diese Geschichte.
Wenn wir jetzt mal auf dein Equipment schauen, ist ja eigentlich auf jeder Tour immer was Neues dabei, da war die Keytar, dann die IPhone App, hast du auf dieser Tour auch wieder was Neues dabei?
Oh ja ich habe jetzt ein IPad auf der Bühne das ich mit meiner neuen App SampleWiz spielen werde. Ich verwende es in einigen Songs, zum Beispiel am Anfang von Endless Sacrifice, ich verwende es in Caught In A Web, dann auch in Count Of Tuscany für den Glocken-Sound am Ende, das das zum IPad, das übrigens in einer passenden Halterung am Keyboardständer fixiert ist. Dann hab ich noch einen neuen Keyboardständer, der nicht nur das bekannte 360-Grad Ding kann sondern bei dem auch noch eine kleine Neigung möglich ist.
Ja dann wären wir schon am Ende unseres Interviews angekommen, die letzten Worte überlasse ich dir.
Ja es macht Spaß wieder unterwegs zu sein und vor allem freue ich mich, dass wir ein sehr gutes Album aufgenommen haben, dass ihr auch hoffentlich bald alle hören könnt.