Endseeker sind zerstörerischer Schwedentot aus Deutschland. Mit Flesh Hammer Prophecy haben sie derzeit einen Todeshammer geschmiedet welcher an viele Urgesteine der Szene erinnert. Grund genug, um Gitarristen Jury der Hamburger Todesbleikapellen mit etlichen Fragen zu löchern.
„Also, die Band ist schon genau mit der Intention gegründet worden, dieser Stilistik zu huldigen. Insofern ist das einfach eine korrekte Beschreibung von dem, was wir nun mal machen.“
Metal Underground: Jury, danke, dass du dir Zeit genommen hast. Würdest du bitte kurz Endseeker vorstellen. Gib uns bitte eine Übersicht über Eure Diskographie – wie lange gibt es Euch bereits!
Moin! Also wenn ich mich richtig erinnere, reichen die Anfänge ins Jahr 2013 zurück. Da sind zumindest die ersten Demos für ein schon sehr lange angedachtes Schwedentodprojekt entstanden. Der erste Song, den ich dafür schrieb, war z. B. das Demo für „Consumed By Desire“. Als ein bisschen Rohmaterial stand, habe ich unseren Trommler Kummer gefragt, ob er die Sache mit mir weiterverfolgen mag. Mit ihm habe ich vorher schon in diversen Bands gespielt und er hat „ja“ gesagt. Wir haben dann in 2014 zunächst zu zweit in Bad Kösen mit Alex von Heaven Shall Burn die echten Drums auf meine Gitarrenspuren aufgenommen und uns anschließend mit dem Rough – Mix nach weiteren Mitstreitern umgehört. So konnten wir den von uns favorisierten Leuten gleich aufzeigen, was wir überhaupt mit der Band vorhaben. Es kamen dann zwischen 2014 und Anfang 2015 nacheinander Eggert am Bass, Lenny an den Vocals und Ben an der zweiten Klampfe dazu. Zusammen haben wir dann die Aufnahmen für unsere erste EP „Corrosive Revelation“ mit HSB – Alex und Eike Freese im Frühjahr 2015 in Bad Kösen und Hamburg fertiggestellt. Dann kam die EP im Herbst 2015 bei FDA Records raus. Im Sommer 2015 konnten wir zuvor mit dem Line- Up auch das erste Mal Live auftreten und wir waren ab da quasi ´ne richtige Band. Anschließend haben wir, neben den ganzen Shows, die wir gespielt haben, für ca. 1 ½ Jahre recht fokussiert an unserer Debüt – Full – Lenght „Flesh Hammer Prophecy“ geschrieben und die Platte dann im Frühjahr 2017 mit Eike Freese in Hamburg in den Chameleon Studio aufgenommen. Die neue Platte ist dadurch ziemlich genau 2 Jahre nach der EP am 20.10.2017 veröffentlicht worden, was auch unser Ziel war. Erschienen ist Sie wieder auf FDA Records. Joah, und nu geht’s halt munter weiter, mal schauen!
Metal Underground: Den Begriff Schwedentot nehmen ja viele Kollegen und Fans bei euch recht gerne in den Mund. Nervt euch dass, oder ehrt euch dieser Begriff.
Also, die Band ist schon genau mit der Intention gegründet worden, dieser Stilistik zu huldigen. Insofern ist das einfach eine korrekte Beschreibung von dem, was wir nun mal machen. Es nervt uns also gar nicht. Für uns ist das vielmehr ein Qualitätsbegriff, der verpflichtet. Es freut uns, dass wir da klar zu verorten sind. Das bedeutet aber nicht, dass man keine eigene Identität hat und quasi nur von Früherem abkupfert. Man kann ja auch nicht Entombed, Desultory, Dismember oder Grave über einen Kamm scheren. Deren alten Platten klingen jedenfalls in meinen Ohren alle ganz schön anders, auch wenn es irgendwo alles als „Schwedischer Death Metal“ gehandelt wurde. Dennoch hörte man bei den Bands, insbesondere auf deren glorreichen Platten in den 90ern, ein fast geistesverwandtes Lebensgefühl und eine bestimmte Attitüde heraus. Es geht uns insofern eher um das reine Herz dieses musikalischen Genrebegriffes. Wir möchten diese Leidenschaft in die heutige Zeit übertragen.
Metal Underground: Wurde Flesh Hammer Prophecy von allen Bandmitgliedern gleichberechtigt mitgeschrieben oder gibt es bei euch eine Hierarchie?
Bei Endseeker hat schon jeder seine ganz bestimmte Hauptaufgabe. Das ist aber weniger als Hierarchie zu verstehen, sondern bündelt ganz einfach unsere Stärken, ohne dass unnötig rumgedödelt wird. Lenny schreibt z. B. die Texte und ich mehrheitlich die Songs. Ben macht unseren visuellen Content und kümmert sich ums Merchandise. Ben hat für „Flesh Hammer Prophecy“ aber ebenso einige großartige Songideen eingebracht. Insofern sind wir auch gegenseitig offen für Veränderungen, wenn es der Band dient. Kummer und Eggert sind Teamplayer, bilden mit Drums und Bass unser verlässliches Fundament und übernehmen hier und da weitere organisatorische Sachen. Wir alle versuchen dann auch noch, uns gemeinsam um das Buchen von Shows zu kümmern. Und sowieso: Unsere Demos werden, trotz der unterschiedlichen Aufgabenverteilungen, immer gemeinsam mit der ganzen Band eingeprobt und jeder gibt seinen Senf dazu ab. Letztlicht erwacht ein im Homestudio entstandenes Demo immer erst im Proberaum zum wirklichen Leben. Insbesondere im Death Metal muss es unserer Meinung nach handgemachte Musik mit der dementsprechenden rotzigen Attitüde sein.
Metal Underground: Worum geht es inhaltlich in euren Tracks?
Das könnte Lenny jetzt im Detail sicher am besten beantworten. Er sucht sich in jedem Falle immer recht bizarre Themen aus, die auch in Death Metal – Nähe liegen. Zunächst ist das also zumeist todernstes und ultraböses bis ekelhaftes Zeug, das wird dann aber von ihm in der Regel mit so viel Sarkasmus und Humor garniert, dass man sich auch gut kaputtlachen kann, weil es einfach so skurril zu lesen ist. Für mich ist er irgendwie so ´ne Art abstruser Mini – Till Lindemann, haha…
Metal Underground: Wer ist für den recht fetten Sound verantwortlich gewesen? Wie lange haben die Aufnahmen gedauert?
Das war unser Produzent Eike Freese aus Hamburg. Ein langjähriger Gefährte und Freund der Band. Er war früher Sänger von Dark Age und hat z. B. auch die aktuelle Platte der Apokalyptischen Reiter gemacht. Wir müssten mit einigen Unterbrechungen insgesamt so etwas über 3 Wochen mit den Aufnahmen und dem Mix beschäftigt gewesen sein.
Metal Underground: Soundtechnisch an sich würde ich euch zusätzlich zu Klassikern der Schwedentot Szene einiges aus dem leider aufgelösten Bolt Thrower Lager zuordnen. Wie siehst du das und woher holt ihr euch die Inspiration für den Endseeker Death Metal?
Hm, ich glaube nicht. Ich bin zwar beinharter Fan vom „For Victory“ Album und insbesondere Ben ist sowieso „Die Hard Fan“ der Band und feiert von BT absolut alles ab. Ich kann aber nicht behaupten, dass BT nun ein großer Einfluss für uns wären. Von unserem Cover von „Powder Burns“ auf der neuen Pladde natürlich mal abgesehen… Ich glaube, wir nehmen als Ausgangsbasis eher die Stockholm- Szene und Slayer in den Blick, dann vielleicht noch etwas Gorefest- und Hypocrisy – Attitüde und dann kommt da natürlich unsere ureigene DNA dazu. BT sind ja eher Doublebass-orientiert und ich bin der Ansicht, dass überhandnehmende Doublebass im klassischen Schwedentod eigentlich nicht so viel zu suchen hat. Es sollte dann eher ein Stilmittel sein. Unser Stil sollte als Basis eher die „Slayer – Ufta – Ufta – Beats“ in den Vordergrund rücken, wenn du verstehst, was ich meine. Aber hey, insbesondere „The IVth Crusade“ und „For Victory“ bieten durchweg übermächtigste Killer – Riffs, die einfach nicht von dieser Welt sind. Insofern knien wir vor dieser Band absolut nieder!
Metal Underground: Was würdest du behaupten, welche Bands oder Erlebnisse / Gegebenheiten nahmen auf Euer Songwriting Einfluss?
Ich würde sagen, das Lebensgefühl unserer Jugend. Die damalige Death Metal Szene und ihr Einfluss auf unser Leben. Diese Phase ist einfach Bestandteil unserer Identität geworden und war unsere musikalische Sozialisation. Der Weg mit dem Bus nach der Schule zum Plattenladen des Vertrauens z. B. , in der Hoffnung, dass der Laden zum Release – Tag gegen 14 Uhr schon die Lieferung mit der neuen Entombed erhalten hat. Diese Riesenfanfreude, die CD dann in der Hand zu halten, sofort das Booklet durchzugucken und die Musik aufzusaugen. Wenn ich darüber gerade nachdenke, was mir das damals bedeutet hat, wie wichtig das war, dann bekomme ich immer noch Gänsehaut!
Metal Underground: Wie viele andere Bands auch, könnt ihr euren Lebensunterhalt wahrscheinlich nicht alleine durch die Musik bestreiten. Welche Jobs übt ihr im normalen Alltag aus, wenn ihr nicht als engagierte Musiker unterwegs seid?
Nein, leben kann man vom Death Metal nicht. Muss aber ja auch nicht sein. Dadurch bleibt es ein Spaß und wird zu keiner Abhängigkeit. Da müsste für 5 Bandmitglieder ja auch monatlich echt einiges an Kohle zusammenkommen…das ist einfach illusorisch. Aber es ist auch so schon cool genug, dass die Band sich zumindest überwiegend selbst tragen kann und die Fans uns durch Merchandise – Einkäufe und die Veranstalter uns durch etwas Gage bewusst unterstützen, sodass wir gut produzierte Alben und Merchandise machen, einen Sprinter und ggf. Mischer anmieten können usw…da haben wir ja alle was von!
Wir haben alle reguläre Jobs, sind z. B. Journalist, Lagerist, Sozialarbeiter, Wissenschaftlicher Mitarbeiter oder im Videoproduktionsbereich selbstständig.
Metal Underground: Das Cover Artwork ist richtig Kultig im Death Metal Bereich der Spätachtziger, Frühneunzier verankert. Von wem stammt es und wie seid ihr auf diesen Künstler gekommen?
Das Artwork stammt von Albert Che, einem Künstler aus Südkorea. Wir haben ihn über Instagram entdeckt, als wir uns, nachdem unser Albumtitel feststand, auf die Suche nach passenden Künstlern für unser Artwork gemacht haben. Das war eine wahnsinnig gute Zusammenarbeit mit ihm und wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein.
Metal Underground: Aufmachung ist immer alles, wird des euer Langeisen auch auf Vinyl gehen und wo siehst du selbst den Unterschied zwischen CD und Vinyl Scheiben?
Ja klar, die Platte ist bereits am 20.10.2017 auf Vinyl erschienen, z. B. als limitiertes Red Marbled Vinyl sowie natürlich in der normal schwarzen Variante. Ich glaube, die limitierten Vinyls sind nun auch schon fast ausverkauft. Wer noch eine davon abgreifen will, sollte schnell bei FDA Records in deren Store vorbeischauen. Wir haben nun zumindest keine mehr davon in unserem Shop.
Ich selbst bin kein Vinylprofi, was seine notgedrungenen Gründe hat. Ich hab zwar totales Grundinteresse, mir ´nen Plattenspieler zu kaufen und mir irgendwann mal wieder ein richtig gutes Hörgenusszimmer einzurichten, aber ich habe zurzeit als Pendler und noch recht junger Vater überwiegend im Auto die Zeit, um laute Musik zu hören. Insofern nutze ich eher CDs und auch Spotify, auch wenn ich die Geschäftsbedingungen der digitalen Auslieferer ziemlich kritisch sehe.
Ben sagt aber, dass die LPs von uns Hammer klingen und aufgrund des Materials des Vinyls auch ´nen geileren Bassbereich haben. Ich glaube, zu unserem Style passt Vinyl sowieso sehr gut, es verstärkt sicher das Feeling der Musik. Das detaillierte Artwork wirkt natürlich auch viel besser in dieser Größe.
Metal Underground: In den letzten Jahren blühen viele Old School Death Metal ja wieder ordentlich auf. Verfolgt Ihr diese Entwicklung intensiv und steht ihr im Regen Kontakt mit Gesinnungsbrüdern?
Nee, das verfolgen wir eigentlich nicht soooo bewusst. Natürlich sind wir jetzt mehr drin als noch vor 2 -3 Jahren und wissen mittlerweile auch besser Bescheid, weil wir ja seit 2015 zur Szene gehören, mit vielen Weggefährten zusammen gespielt und dadurch auf der Bühne und am Tresen auch Freundschaften geschlossen haben. Unsere Labelmates von Slaughterday waren z. B. neulich auf unseren Wunsch hin bei unserer Release – Party dabei, mit unseren Labelmates von Lifeless spielen wir im Dezember wieder zusammen, worauf wir uns sehr freuen! Mit Demonbreed und Dehuman Reign haben wir auch gut gefeiert, hoffentlich bald wieder! Insofern besteht da zu diversen Bands natürlich der Kontakt. Aber weißt du, als wir die Band gründeten, wussten wir ehrlich gesagt noch nicht mal, dass es gerade eine ziemlich aktive „OSDM“ – Szene gibt, so raus waren wir, haha…Wir haben die Band echt nur gegründet, weil wir der 90er Stockholmszene huldigen wollten und nicht, weil wir Teil einer aktuellen Bewegung sein wollten. Wir waren da ziemlich in unserer eigenen Blase.
Metal Underground: Wenn du eine Alltime Death Metal Favoritenliste erstellen müsstest, welche fünf Alben sind das Non plus Ultra für jeden Todesblei Puristen?
5 Alben reichen absolut gar nicht…ich erweitere mal auf 15, selbst das tut aber noch weh:
1. Entombed – Clandestine
2. Entombed – Wolverine Blues
3. Grave – Soulless
4. Dismember – Indecent & Obscene
5. Desultory – Bitterness
6. Gorefest – False
7. Hypocrisy – Abducted
8. Morbid Angel – Covenant
9. At The Gates – Slaughter Of The Soul
10. Necrophobic – The Nocturnal Silence
11. Amorphis – The Karelian Isthmus
12. Morgoth – Odium
13. Edge Of Sanity – Purgatory Afterglow
14. Unanimated – Ancient God Of Evil
15. Bolt Thrower – For Victory
Metal Underground: Wo wird man euch 2017/2018 Live zu Gesicht bekommen, stehen schon ein paar Highlights bzw. etwa eine Tournee an?
Klar, wir haben schon ein paar Dates für 2017/2018 veröffentlicht, am besten mal fix unseren Header auf unserer Facebookpage anglotzen, der immer aktualisiert wird: www.facebook.com/endseekermusic
Highlight ist sicher unsere Teilnahme am „Party.San Open Air“ im August 2018. Das wir uns da dann auch Unanimated angucken dürfen, ist sowieso ein Traum!
Booking – Anfragen sind übrigens sehr willkommen, wir haben Bock auf noch viel mehr Shows in 2018, kontaktiert uns also gerne hier: booking@endseeker.de
Metal Underground: Was denkst du denn generell über soziale Medien und den Fluch den man oftmals damit herbeibeschwört?
Ich nutze insbesondere Facebook recht viel und auch gerne. Ich finde, dass bei einem bewussten Umgang der Nutzen überwiegt. Gleichermaßen sollte man sich aber auch bewusst sein, welche Folgen ein zu transparenter und unbedachter Umgang haben kann. Man sollte insbesondere die Sicherheitseinstellungen kennen und auch wissen, wann man lieber nicht über die Netzwerke kommunizieren sollte. Man wird halt von verschiedenen Unternehmen vermessen, das muss man im Blick haben. Die Angebote werden sicher auch für die politische Einflussnahme benutzt und es besteht die Gefahr, manipuliert zu werden. Insofern muss man sich auch woanders bilden bzw. die dortigen Fakten überprüfen. Man sollte sich halt auch nicht der Illusion hingeben, dass der Service umsonst wäre, nur weil man kein Geld zahlen muss. Wenn man das aber begriffen hat, ist es meiner Meinung nach eine gute Möglichkeit, um mit Freunden oder auch der Szene unkompliziert zu kontakten.
Metal Underground: Zu guter Letzt die Frage die oftmals bei uns in der Redaktion auftaucht Politik im Metal ja oder nein und warm nicht oder schon?
In jeder Szene sollte eine akzeptable politische Grundhaltung wichtig sein. Ich finde, eine Band und ihr Konzept kann und darf davon ab aber auch unpolitisch sein, was die verarbeiteten Themen angeht. Wäre auch langweilig, wenn jetzt jeder über dieses Medium seine politische Meinung rausposaunen müsste. Wir als Band sagen aber klar „Nein!“ zu rechten Strömungen und haben auch bereits Shows abgesagt, wenn wir nach einigen Recherchen nicht klar sehen konnten, für wen wir da überhaupt spielen würden. Dennoch sind Endseeker halt keine vordergründig politische Band. Wir sind aber politisch interessiert und wie gesagt in einer Spur, was unsere Haltung angeht. Es gilt insofern immer aufzustehen, wenn Minderheiten drangsaliert werden und Hetze wieder salonfähig wird. Das ist ja leider wieder ein topaktuelles und trauriges Thema. Ich finde Menschlichkeit und gegenseitige Empathie einfach zu wichtig für uns alle, um den Mund zu halten.
Metal Underground: Danke dir fürs Interview, die letzten psalmenden Worte gehören dir!
Vielen Dank für das Interview! Death Metal Victory!