Interview mit Eternal Winter (Matthew Knight) 2020

Interview mit Eternal Winter (Matthew Knight) 2020

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Photocredit: Band

Manchmal suche ich auf Bandcamp nach verborgenen Perlen und vielversprechenden Newcomern. So bin ich schließlich auf Eternal Winter aus Maryland (USA) mit ihrem neuen Album “Archaic Lore Enshrined – Songs Of Savage Swords And Dark Mysticism” (2020) gestoßen. Der Sound der Band erinnert zeitweise an die guten Zeiten von Virgin Steele. Letztlich spielen Eternal Winter in ihrer eigenen unverwechselbaren Liga, die vor keinem Stilmittel zurückscheut und ein jedes Trademark mit durchgetretenem Pedal ausreizt. Nach einem entsprechend begeisterten Review, war somit nun auch ein Interview mit Songschreiber und Mastermind Matthew Knight fällig…

Hallo Matthew! Ich gratuliere zu eure neuen Album „Archaic Lore Enshrined“, auf das Du zurecht stolz sein darfst. Ich kenn die Scheibe nach zig Durchläufen bereits in- und auswendig. Wie kam das Album soweit allgemein an?

Grüß dich, Lex! Vielen Dank für das Lob, es freut mich dass dir das neue Album gefällt. Der Großteil der Hörer weltweit scheint es zu mögen und hinterlässt uns lobende Kommentare. Es war ein langer, steiniger Weg zur Fertigstellung des Albums, und es ist schön, dass sich die Arbeit ausgezahlt hat. Natürlich – wie du bereits angedeutet hast – ist unsere Musik nicht jedermanns Sache und wird nicht jedem sofort gut gefallen.

Hier bei uns seid ihr noch eine ziemlich unbekannte Gruppe, also reden wir ein bisschen über Eure Geschichte und Deine Vision hinter der Band: Ich weiß, dass Ihr euch 2002 gegründet habt. Am Anfang habt Ihr mit allerhand Einflüssen gespielt, unter anderem auch mit Black Metal. Es gab dann einige kleinere Releases, bis dann 2014 euer Debüt „Within The Castle Shadowgate“ erschien. Zu dem Zeitpunkt hattet ihr bereits euren speziellen Signature Sound entwickelt. Die Lyrics der Songs handelten von Geschichten aus der Eternal Winter Saga, die du selbst schreibst. Als Fantasy-Schriftsteller hast Du vor kurzem einen Roman namens „Karnov – Phantmom Clad Rider Of The Cosmic Ice“ beim DMR Books Verlag veröffentlicht. Eternal Winter ist also der Heavy Metal Soundtrack zu deiner eigenen Fanatsy-Saga?

Ja, seit der Gründung 2002 haben wir viel experimentiert. Von Thrash, Power Metal, Progressive, Glam, Goth, bis zu Black Metal war da in unseren frühen Tagen alles dabei. Aber es gibt im Kern eine bestimmte Art des Songwritings, die von Anfang an immer enthalten war, ebenso die Fantasy-Thematik. Eternal Winter ist eine ausgesprochen narrative und theatralisch arbeitende Band. Wir wollen dunkle, epische Geschichten durch unsere Interpretation des Heavy Metal zum Leben erwecken. Manchmal sind das unsere eigenen Geschichten, manchmal die von uns geschätzten Autoren.

Was „Karnov: Phantom-Clad Rider of the Cosmic Ice“ angeht: das ist eine Gothic-inspirierte Sword&Sorcery-Geschichte. Das Buch ist in Zusammenarbeit von mir und meinen guten Freunden Howie K. Bentley (Cauldron Born/Briton Rites) und Byron A. Roberts (Bal-Sagoth) entstanden. Es geht um einen verhexten Krieger der gegen Vampire kämpft. Eine passende Lektüre für die herbstliche Jahreszeit.

Euer neues Album „Archaic Lore Enshrined” besingt vor allem Kurzgeschichten aus der Feder von kultigen Pulp Fiction Schriebern wie Robert E. Howard (Conan), C.A. Smith und Michael Moorcock (Der ewige Held). Es ist sozusagen eine Pulp-Sammelband, gegossen in Heavy Metal.
Es scheint ja etwas ganz besonderes an den Geschichten dieser Autoren zu sein, dass sie nach rund 100 Jahren immer noch gelesen werden.
Was machte diese Geschichten für dich so besonders, dass du ihnen dien Album gewidmet hast?

Da stimme ich Dir absolut zu, diese Geschichten haben in der Tat etwas Besonderes an sich. Ich glaube, es ist nicht nur die unglaubliche Atmosphäre dieser Geschichten, sondern auch die unsterblichen Bilder und die meisterhafte Prosa dieser Autoren, welche sie so auszeichnen. Es ist das Dunkle und Mystische in Verbindung mit dem Epischen und Fantastischen – erzählt in diesem irgendwie schrägen, altertümliche Zeiten beschwörenden Stil – was ich so daran bewundere.
Ich schreibe Songs oft, um möglichst genau die Stimmung umzusetzen, in die mich das Lesen einer Geschichte versetzt hat. So ist letztlich das aktuelle Album entstanden.

Wenn ich versuche euren Stil genauer zu beschrieben, würde ich wohl in etwa sagen: Europäischer Power Metal, aber gemacht mit den Werkzeugen des US Power Metak, mit einer ordentlichen Prise Virgin Steele: Manchmal etwas übertrieben, um die Hipster abzuschrecken. Wie würdest du euch beschrieben?

Ich finde die Beschreibung ziemlich cool und schmeichelhaft. Ich kann auch jeden Aspekt davon nachvollziehen. Ich persönlich halte uns für eine einzigartige Form dunklen und echten Heavy Metals mit epischen und progressiven Elementen.

Was die Einflüsse angeht, würde ich aus dem Metal-Bereich unter anderem Gruppen wie Cauldron Born, Virgin Steele, Stormwitch, frühe Queensryche, Crimson Glory nennen. 80er- Hardrock wie Winger, Slaughter, TNT oder Nitro. Ich bin auch Fan von Alternative/New Wave-Künstlern wie Brian Ferry und David Sylvian. Ich mag Gothrock wie Sisters Of Mercy, H.I.M. und The 69 Eyes. Ich bin auch großer Fan von Fusion-Meistern wie Al Di Meola. Ich glaube es ist wichtig viele verschiedene Genres zu hören und immer wieder die Fühler nach neuen Stilen auszustrecken.

Genau das, was ich bei „Archaic Lore Enshrined” und eurem Sound im Allgemeinen mag, scheint andere genauso effektiv abzuschrecken. Der manchmal extreme Gesang zum Beispiel. Ich hoffe doch, ihr werdet auch in Zukunft derart kompromisslos euer Ding durchziehen?

Toll dass dir das gefällt. Ja, wir sind ganz sicher nicht für Leute geeignet, die in Bezug auf theatralische Gesangsperformances sensibel reagieren. Bei uns gibt es von rauem Flüstern und Erzählstimmen, über spitze Höhen hin zu großen Chöre alles Mögliche. Ich halte mich da null zurück und probiere soviel aus wie irgend möglich. Wer kreative „Over-The-Top“-Sänger nicht mag, wird unser Album vielleicht nicht mögen. Schade für diejenigen. So war ich schon immer und werde es immer sein.

Ich fand diese Zwischenspiele und Erzählparts, welche die Songs verbinden, ziemlich gut. Ich hab ja gesehen, dass du auch ein Projekt namens Haunted Abbey Mythos betreibst. Da macht ihr atmosphärisch untermalte Erzählungen von beispielsweise C.A. Smith. Können wir also mehr von solchen atmosphärischen Erzählstücken auf zukünftigen Eternal Winter-Alben erwarten?

Ich war immer ein großer Fan von Zwischenspielen und all diesen Dingen… Ich glaube, dass sie ein Werk mehr komplett machen und einen gewissen epischen Vibe hervorheben können. Zwischenspiele sind auch ein guter Weg, um verschiedene Sounds einzubauen und neues Terrain zu erobern. Beide Eternal Winter-Alben enthalten solche Stücke, und tatsächlich mache ich bei Haunted Abbey Mythos genau dasselbe.

Co-Begründer Jon Zaremba komponiert beim Haunted Abbey Mythos zu meinen Erzählungen seine dunkle, atmosphärische und auf geniale Art ungewöhnliche Musik. Diese ist nach keiner Metal- oder Rockmusikformel gestrickt und kann so als Stimmungshintergrund dienen, der die Atmosphäre meiner Erzählung verstärkt. In diesem Fall haben die musikalischen Zwischenspiele einen großen Effekt auf den Zuhörer, weil sie gewissermaßen eine „Unterbrechung“ herstellen.
Bei Eternal Winter haben die Zwischenspiele dagegen eine eher wie Verbindungsstücke. Sie helfen die Songs zu verknüpfen, leiten einen Stimmungswechsel ein und bereiten die Bühne für das, was als nächstes kommt. Das ist mein Stil Alben zu schreiben, den ich selbstverständlich beibehalte. Du kannst also noch viel in dieser Richtung erwarten!

Du hast im Booklet geschrieben, dass der Track „The Dark Kingdom“ (Mit David DeFeis von Virgin Steele als Gastsänger) einen Vorgeschmack auf das kommende Album liefert. Können wir also schon bald mit einem weiteren Album rechnen?

Korrekt. „The Dark Kingdom (Invoking the Nightside)” ist ein Song, den unser Keyboarder Keith Moye über einen langen Zeitraum mit mir geschrieben hat. Wir wussten nicht, dass es eines Tages ein Duett von mir und DeFeis werden sollte. Ursprünglich war er für ein eigenes Album gedacht, und dieses ist tatsächlich bereits geschrieben und bereit, aufgenommen zu werden. Dieser Songzyklus wird einen ganz anderen Ton anschlagen und andere ungewöhnliche Elemente aufgreifen als noch „Archaic Lore Enshrined“. Mehrere Songs des kommenden Albums wurden ebenso von mir und Keith gemeinsam geschrieben, sodass sie die Klangfarbe und harmonischen Charakter von „Invoking The Nightside“ haben werden.
In den nächsten Monaten soll es ins Studio gehen, um die Arbeit am Album zu beginnen!

Im Moment gibt es 300 physische Exemplare von „Archaic Lore Enshrined” im CD-Format. Wird es neue Auflagen, vielleicht auch als Vinyl oder Tape geben?

Absolut. Ich bin ein Riesenfan von physischen Formaten und die Mehrheit unserer Fans ebenso. Wenn die erste Pressung der CD verkauft ist, wird es Nachpressungen geben. Ich plane auch eine Veröffentlichung auf Kassette. Wir hatten ja eine Special Edition Kassetten-Version vom Shadowgate-Album, die sehr gut ankam. Was Vinyl angeht, hatten wir schon einige Anfragen. Also an alle interessierten Labels, meldet euch bei uns!

Matt, ich danke dir für das Interview und ein großartiges Album – die letzten Worte gehören Dir!

Danke für das Interview und die durchdachten Fragen! Ich möchte ein fettes episches Dankeschön an jeden aussprechen, der uns über all die Jahre unterstützt hat. Ein lautes „Cheers!“ an alle unsere neuen wie alten Fans. Das Beste kommt erst noch!

Interview mit Eternal Winter (Matthew Knight) 2020

Lex J.Oven
Lex J.Ovenhttps://www.metalunderground.at
Heavy Metal is not dead - your taste of music is

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