Interview mit Wytch Hazel (Colin Hendra) (2020)

Interview mit Wytch Hazel (Colin Hendra) (2020)

wytch hazel - bandlogo

2020 war im Allgemeinen nicht gerade der optimale Abschluss des Jahrzehnts. Zumindest in Sachen Heavy Metal war es allerdings ein großartiges Jahr. „III:Pentecost“, das dritte Album aus dem Hause Wytch Hazel, zählt hierbei mit Sicherheit zu den allerbesten Veröffentlichungen. Wer glaubt, dass in Sachen Hardrock und Heavy Metal alles bereits gesagt und geschrieben wurde, braucht nur der neuen Scheibe der Engländer kurz ein Ohr leihen, um eines Besseren belehrt zu werden.
Colin Hendra, seines Zeichens Sänger, Gitarrist und Kopf der Band, stand uns Rede und Antwort.

Wytch Hazel - band photo 2020 II
Photo Credit: Band/Bad Omen Records

Hallo! Ich hoffe, dass es euch gut geht und ihr das Lob für euer drittes Album genießt, das zurecht überall außerordentlich gut aufgenommen wird. Es ist euer bisher bestes, als auch eines der besten Alben des Jahres überhaupt. Alle eure Stärken konntet ihr mit „Pentecost“ bündeln.

Vielen Dank! Es ist großartig derart positive Rückmeldungen zu bekommen; all die harte Arbeit macht sich wirklich bezahlt, wenn Leute derart begeistert von der Musik sind. Das gilt besonders in der gegenwärtigen Lage mit Covid-19 – ich bin froh, dass wir etwas zurückgeben können!

Laut Wikipedia ist „WYTCH HAZEL“ eine Pflanze, die in der Volksmedizin eine Rolle spielt. Ist eure Musik dann auch als Medizin für manche Dinge gedacht?

Genau das war ehrlich gesagt die ganze Idee hinter dem Bandnamen – Positivität und musikalische Heilung. Wie schon gesagt, es scheint, dass dieser Traum wahr geworden ist, wenn Leute jetzt Dinge sagen wie „Was kümmert mich der Lockdown – wenn die neue Wytch Hazel draußen ist!“ Für mich persönlich hatte wiederum der Prozess des Schreibens und Komponierens ebenfalls etwas Heilsames.

Habt Ihr überlegt, die Veröffentlichung abzuwarten, bis es möglich ist, eine Tour zum Album zu machen? (Übrigens vielen Dank, dass ihr das nicht gemacht habt)

Ehrlich gesagt, nein! Ich versteh schon, warum manche Bands sich dafür entscheiden, speziell größere Bands, die wirklich auf Touren angewiesen sind. Was uns betrifft, wir sind einfach dankbar das Album jetzt rausbringen zu können. Der Weg dahin war auch ohne zusätzliche Verzögerungen lange genug. Noch einmal, ich denke der Veröffentlichungszeitpunkt war gut, und ich bedaure rein gar nichts.

Wytch Hazel - band photo 2020 I
Photo Credit: Band/Bad Omen Records

WYTCH HAZEL erinnert mich manchmal an die Klassiker von Cat Stevens. Natürlich ist das eine ganz andere Musik, aber etwas in den Melodien, den Refrains und auch in deinem Gesangsstil… Es erinnert mich einfach manchmal an dieses gewisse Etwas, speziell bei „The Crown“ vom aktuellen Album und bei „Psalm“ von eurem Debüt ist das der Fall. Hörst Du solche Vergleiche öfter?

Ich habe tatsächlich schon von einigen Leuten diesen Vergleich gehört, und kann das auch ein wenig nachvollziehen. Ich habe mir nicht alle Alben von Cat Stevens gehört, aber wir teilen uns diesen gewissen „natürlichen“ Gesangsstil und die Folk-Elemente.

Kommen wir noch ein wenig auf die neuen Songs zu sprechen. „Pentecost“ kann man sehr oft hören, ohne dass Langeweile aufkommt. Mein Favorit wechselt dabei häufig, im Moment ist es „Archangel“. Aus eurem letzten Interview mit dem Deaf Forever weiß ich ja, dass sich der Song darum dreht, dass Heavy Metal etwas Göttliches wäre, aber trotzdem in den meisten Metalsongs der Teufel gepriesen wird. Für mich lässt sich der Text auch so interpretieren: Wir werden von den Medien fast nur mit schlechten Ereignissen überschüttet, obwohl die guten Ereignisse doch eigentlich im echten Leben viel häufiger sind; man sollte also letzteren mehr Aufmerksamkeit geben?

Ich mag deine Interpretation und finde das ganz interessant. Ich würde auch zustimmen, dass die „Neuigkeiten“ meistens „schlechte Neuigkeiten“ sind. Aber ich würde das nicht automatisch mit diesem Song in Verbindung bringen. Es geht um diese feine Linie zwischen künstlerischer Interpretation und dem Fakt, dass Worte eine inhärente Bedeutung haben. Die meisten Verse in „Archangel“ drehen sich um den Teufel selbst. Der Chorus ist eine direkte Frage in Bezug auf den Fall Luzifers. Der überleitende Abschnitt ist mit der Textzeile „He Lives Inside Of You And Me“ deiner Interpretation am nächsten. In einem Punkt allerdings muss ich dir allerdings widersprechen, denn ich habe die unpopuläre Meinung: Jeder ist schlecht! Wie es scheint, besonders Christen – aber genau deswegen sind sie auch Christen, schätze ich!

Wytch Hazel - band photo 2020 III
Photo Credit: Band/Bad Omen Records

“Dry Bones” war mein erster Favorit vom neuen Album. Dieser Song hat mich dazu gebracht, den Rest des Albums und auch die anderen Alben hören zu wollen. Ich habe dann auch alle gekauft und wurde ein Fan. Aber ich werde aus dem Text nicht schlau: Wer hat denn da diese trockenen Knochen, die zum Leben erweckt werden?

Einer der besten Wege, die Bedeutung des Textes herauszufinden, wäre die Lektüre des Buches Ezekiel aus der Bibel, besonders Kapitel 37, in welchem es um die traumgleiche Vision vom „valley of the dry bones“ geht. Diese Knochen repräsentieren die Israeliten im Exil, also handelt es sich um eine Analogie und Prophezeiung.

Für „Spirit And Fire“ habt ihr ein offizielles Musikvideo gedreht, in dem ihr in einer Kirche spielt, während ein Ritter sich zur Schlacht rüstet. Das Video passt zu euch und der eurer positiven Stimmung, so dass ich auf jeden Fall Lust habe, bei nächster Gelegenheit einen Auftritt von euch anzuschauen. Wird es mehr Musikvideos von Wytch Hazel geben?

Uns hat das fertige Ergebnis wirklich gefallen, also sollten wir das auf jeden Fall nochmal machen! Was Live-Konzerte angeht, hoffen wir natürlich wie jede andere Band, sobald wie möglich wieder spielen zu können.

Ich selbst bin nicht ansatzweise religiös, woran auch das Hören von Wytch Hazel-Scheiben nichts ändern wird. Ich schätze hingegen sehr, wie eure Alben gute Stimmungen schaffen und verstärken. Das hebt euch dann aus meinen Augen ab von anderen Bands: Positiv eingestellt sein in Bezug auf die Zukunft, die Welt und Menschen im Allgemeinen. Wärt ihr da einverstanden?

Ich denke tatsächlich, dass vielerlei Musik, die absolut nicht christlich geprägt ist, diesen Effekt hat, den du bei Wytch Hazel beobachtest. Es gibt viele gute Argumente gegen das Christentum, aber die beinahe magische Kraft von Musik ist eines der stärksten mir bekannten Argumente für einen Schöpfer. Es ist auch cool, dass du etwas Gutes aus der Musik mitnehmen kannst, ohne großartig Schwierigkeiten mit den Texten und Aussagen zu bekommen. Großartig!

Vielen Dank für 3 tolle Alben und dieses Interview – die letzten Worte gehören dir!

Vielen Dank für diese Gelegenheit und die lobenden Worte!

wytch hazel- III pentecost - album cover

Tracklist

01. He Is The Fight
02. Spirit And Fire
03. I Am Redeemed
04. Archangel
05. Dry Bones
06. Sonata
07. I Will Not
08. Reap The Harvest
09. The Crown
10. Ancient Of Days

Interview mit Wytch Hazel (Colin Hendra) (2020)
Photo Credot: Band/Bad Omen Records

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