Verdammt lange darauf gewartet, bzw. gehofft, dass sich Metal Church in unseren Breitengraden wieder mit Mike Howe am Mikro blicken lassen. 30 Minuten vor der 2. Deutschland-Show in Hannover wurde ich freundlich in den Doppeldecker-Nightliner eingeladen, um doch noch die eine und andere Info aus den Amerikanern mit holländischen Namen Rick Van Zandt & Kurdt Vanderhoof zu „quetschen“. Lest selbst…
Hi Rick, schön dich gesund und munter hier zu sehen, hätte ja unter miesen und widrigen Umständen auch anders ausgehen können. Du wurdest vor gar nicht allzu langer Zeit operiert?
Ja, ich musste mich an den Augen operieren lassen, lasern lassen. Es traten dunkle Flecken und ein leichtes Flimmern auf und bevor ich die Fans nicht mehr von der Bühne aus erkenne war es an der Zeit! Ich wurde aber von Chris Caffery während den letzten US Gigs vertreten. Letztendlich war mein Augenproblem so groß, dass man doch von einer Not-OP sprechen konnte.
Aber nun geht es dir besser?
Ja, ich erkenne dich sehr gut, hahaha 😀
Meine 2. Frage die mir unter den Nägeln brennt:
Bist du irgendwie verwandt mit einen von den vielen anderen Van Zandts? Ich denke da zum Beispiel an Stevie Van Zandt (Little Steven / Bruce Springsteen & The E-Streetband)?
Nein, meines Erachtens nicht. Van Zandt ist ein holländischer Nachname wie in den USA Johnson, Smith oder Myer…oder wie hier Schmidt und Müller.
Gut, wäre das schon mal geklärt!
Nun seid ihr quer durch Deutschland / Europa unterwegs, gestern der erste Gig in Hamburg. Im Netz konnte man NUR positives lesen, hören und sehen. Was ist eure Meinung?
Ohja, Hamburg war gestern Abend richtig klasse, aber wir hatten ordentlich mit dem Jetlag zu tun, bzw. kämpfen wir immer noch mit ihm. Heute, nach der 1. Show, macht sich überall Schlafmangel breit, obwohl wir dachten, das hätte sich jetzt erledigt. Falsch gedacht!
But don´t panic… Wir werden auch heute wieder das Haus rocken. Wenn wir auf die Bühne gehen, stellen sich bei uns die Schalter auf „volle Kraft“, um danach noch müder in die Kojen zu sinken, hahaha 😀
Was kannst du uns zur Rückkehr von Mike Howe sagen?
Als er in der Studiotür stand, fragte ich ihn, ob er sich wie ein Rockstar fühlt, hahaha 😀
Es braucht seine Zeit, bis man sich vom Familienleben mit Job auf das Leben als Musiker einstellen kann. Aber Mike ist professionell genug, diesen Weg mit Metal Church wieder zu gehen und er hat auch richtig Bock drauf!
Was war denn nun der Grund für ihn, in den Mitt-90ern „Good Bye“ zu sagen?
Er erklärte uns plausibel, dass er einfach keinen mehr Bock hatte, weiterhin die Marionette der Industrie zu sein. Es fing schon bei sogenannten Kleinigkeiten wie dem Albumcover von „Hanging In The Balance“ an, welches wir alle auch noch heute ganz grauenvoll finden. Aber das Label hat es uns damals rauf gedrückt und das war es dann… Es gab viele Dinge, die uns die Industrie aufdrücken wollte und Mike hatte darauf einfach keine Lust.
Er wollte gern Metal Church präsentieren und nicht das „überall reinredende Label“! Er, bzw. Metal Church wollten die Kontrolle über die Band behalten, das sah das Label etwas anders…es war auch eine etwas frustrierende Zeit, denn der Grunge kam auf und Metal wie Metal Church ihn spielen, ging etwas unter, die Bookings wurden immer kleiner und weniger und es gibt bedeutend leichtere Wege Geld zu verdienen um seine Familie zu ernähren, das kannst du mir glauben.
Wie kam er denn nun zurück? Hat er angerufen? Hat Kurdt ihn angerufen?
Naja, eigentlich war das ja wohl auch eher zufällig. Kurdt ist ein sehr umtriebiger Musiker und sprach mit Nigel (Glockner / Saxon) über ein musikalisches Projekt, wofür noch eine Stimme gebraucht wurde. So trat Mike wieder auf den Plan. So kam es natürlich auch zu Gesprächen über Metal Church und wir sind sehr glücklich, dass er sich wieder für uns entschieden hat, denn er machte für sich auch ein bißchen Bedenkzeit aus. Eingebüßt hat er in den letzten Jahren nichts, er ist eher ein noch besserer Sänger geworden, obwohl er den Gesang nur nebenher verfolgte denn sein Hauptaugenmerk fiel auf Job & Familie.
Nun ist es eine wahre Freude für uns alle mit ihm wieder auf der Bühne zu stehen, jeder weiß was er zu tun hat, was er zu erwarten hat und was die Fans erwarten. Und:
Wir haben über die Band volle Kontrolle! Alles im positiven Bereich!
Hat Mike denn in der Familien- und Jobzeit musikalisch irgendwas gemacht?
Ich weiß nur, dass er gesungen hat, aber nichts professionelles.
Was kannst du uns zur Setlist verraten?
Wir haben vor einiger Zeit via Facebook unsere Fans & Follower gefragt, welche Songs sie gern hören würden und dabei kamen halt die vielen Nummern aus der Mike Howe Ära zusammen, so das wir die Setlist darauf aufbauten. Natürlich wird es auch neue Songs zu hören geben aber als Fan auf einem Konzert möchte man doch Hits & Highlights hören. Dementsprechend haben wir die Setlist gestaltet und eigentlich dürfte niemand meckern, hahaha 😀
Es gibt immer den einen und anderen Song, den man gern noch gehört, bzw. auch gespielt hätte. Aber man kann nicht immer alles haben, hahaha 😉
Wir werden uns nicht immer stur an die Liste halten, dafür haben Metal Church einfach zu viel gute Songs gemacht und wir wollen ja auch ein bißchen Abwechslung bieten. Aber das Grundgerüst steht auf der Mike Howe Phase.
Erkläre uns bitte den Unterschied zwischen US Locations und europäischen Locations, ist es dort von der Zuschauermenge voller oder hält sich das die Waage?
Vom Prinzip her, ist es wie hier.
Spielen wir in einer „College-Town“, sind die Läden natürlich voller als zum Beispiel in Städtchen im mittleren Westen.
Der Unterschied ist: Wenn wir hier nicht in Großstädten wie Hamburg, Berlin, München oder Hannover spielen sondern eher ländlicher angesiedelt, kommen trotzdem von überall her Metalheads um mit uns zu feiern. Das ist unglaublich…
Was hat es denn nun mit dem aktuellen Songmaterial auf sich, ist es wirklich niegelnagelneu oder sind das lang angesammelte musikalische Momente, die nun ihren würdigen Abschluss fanden, oder gar noch aus der Mike Howe Ära stammen, Restmaterial von „Hanging In The Balance“, usw.?
Nein nein, das ist alles brandneues Material. Aus Kurdt sprudeln Songideen zu jeder Zeit nur so raus. Er hat irgendwie immer tonnenweise Riffs im Kopf. Zum aktuellen Album waren es um die 40 Songs, doch nur die jetzt hörbaren waren stark genug, um sie auch auf ein Metal Church Album zu packen. Plus die Bonustracks für die limitierten und japanischen Geschichten, welche in der Klasse aber nicht abfallen.
Dann bedanke ich mich für die Zeit die du für mich aufgebracht hast und wünsche euch einen weiteren Siegeszug-Gig auf dem ihr euch auch von den vielen treuen Fans feiern lassen könnt.
Danke, ihr werdet auch gleich nichts mehr vom Jetlag merken (Gähn), hahaha 😀
Du solltest auch unbedingt hier bleiben und dir unsere Show ansehen, du wirst es nicht bereuen.
Das werde ich auch, das war mein Plan! Ich warte ja jetzt lange genug, hahaha… 🙂
Wir werden auch nach der Show noch mal zu unseren Fans kommen um jedem sein Selfie zu ermöglichen und alles mögliche zu signieren.
Das ist sehr cool, viele Bands verfolgen ja inzwischen die Unsitte, für ein Meet & Greet viel Geld zu verlangen…
Ja, ich weiß! Das ist doch scheiße, das wollen wir nicht und das machen wir auch nicht!
Manchmal ist es sehr hart für uns, wenn die Venues sehr groß ausfallen und bis jeder hat was er will, können auch mal 2 Stunden vergehen, was besonders für den Sänger oftmals nicht leicht ist, oder der Zeitplan arg drängelt. Dann können wir wirklich nicht länger als eine Stunde noch mit den Fans quatschen, zumindest nicht mit jedem…
Aber wir versuchen es immer!
Wie lange seid ihr gestern in Hamburg nach der Show noch durch´s Publikum gewandert?
Eine knappe Stunde…
Das ist schön zu hören und wird das fast ausverkaufte Musikzentrum in Hannover hoch erfreuen!
Ich wünsche euch weiterhin volle Häuser und beste Spiellaune, und dir natürlich weiterhin gute Besserung!?!
Bei mir ist alles wieder ok. Vielen Dank für´s Interview. Für wen schreibst du?
Für Metal Underground Webzine Austria, dem besten Online-Mag Österreichs.
Lieben Gruß an eure Leser und wir hoffen, dass euch „XI“ genauso gut gefällt wie uns! Bye! See you later!