Am diesjährigen Nova Rock Festival hatten wir die Möglichkeit uns mit Falk Maria Schlegel und Matthew Greywolf von Powerwolf über ihr bald erscheinendes Album „Blessed and Possessed“ und weitere zukünftige Pläne zu unterhalten.
Als erstes bedank ich mich mal bei euch, dass ihr Zeit für uns gefunden habt.
Falk Maria: Gerne!
Nach dem Erfolg mit eurem Nummer-1-Album „Preachers Of The Night“, steht der Nachfolger „Blessed & Possessed“ bereits in den Startlöchern.
Wie kam es zu dem Albumtitel?
Falk Maria: Es ist sehr vielschichtig. Das „Blessed“ steht ja auch für das Majestätisch Epische in unserer Musik, was wir ja haben mit der Kichenorgel und den Chören und das „Possesed“ steht für das Besessene, wofür der Heavy Metal an sich steht, wir als Band stehen und auch die Fans stehen. Man hat ja nicht nur Heavy Metal, sondern man hat ja viel mehr damit, was man verbindet. Ganz konkret ist die Idee so ein bisschen entstanden… es war bei einer Show in London, als ich dann ohne Mikrofon ins Publikum gerufen habe: „Are you possessed by Heavy Metal?“ Und das hab ich dann jeden Abend gemacht, egal wie groß die Halle war.
Matthew: Das hat sich dann irgendwie so fortgesetzt und am Ende der Tour war klar…
Falk Maria: … ,die Stimme war weg. Hahaha..!
Matthew: Wir wollten halt das: „Seid ihr besessen von Heavy Metal?“ irgendwie rüber transportieren auf das Album, weil diese Besessenheit ist auch das, was für uns die ganze Szene ausmacht, egal wo auf der Welt du Heavy Metal Fans triffst, das was alle verbindet, ist diese Besessenheit dieser Musik und das ist eben auch weit mehr, als nur: Ich höre Heavy Metal“, sondern Heavy Metal ist eine Lebenseinstellung und…
Falk Maria: …wenn Leute sich kennen lernen und man merkt, man hört die gleiche Musik, dann hat man direkt ein Gesprächsthema. Das ist einfach so, wenn man merkt, das könnte jetzt sympathisch werden und ja, das haben wir jetzt versucht aufs Album zu bringen und die Intensität und das Kraftvolle ist auch gelungen, würd ich mal sagen.
Die Songs von Powerwolf beziehen sich ja sehr oft auf religiöse Geschichten, lest ihr euch eigentlich vor dem Songwriting die Bibel als Inspirationsquelle durch?
Matthew: Eigentlich ist es sogar umgekehrt, die Tatsache, dass wir über religiöse Dinge schreiben, hängt eigentlich damit zusammen, dass wir privat sehr daran interessiert sind und wir eigentlich ständig, ja… im Bereich spiritueller Literatur auch religiöser Literatur, geschichtlicher Literatur sehr belesen sind, ist also gar nicht so, dass wir jetzt gezielt, wenn wir einen Song schreiben wollen, so sagen: jetzt pick ich mir da ne Stelle aus der Bibel irgendwie raus, sondern… ahhm..
Falk Maria: Das ist so ein Grundinteresse das wir alle haben.
Matthew: Wir beschäftigen uns alle seit vielen Jahren sehr intensiv mit dieser Thematik, deswegen ergibt es sich eigentlich relativ natürlich, dass man dann, wenn es darum geht Texte zu schreiben ahmm… dass man aus diesem Bereich Inspiration zieht.
Falk Maria: Deshalb ist es auch gut wenns noch… es gibt ja nicht mehr viele,… Aqu…, Aquia,… wie heißt das nochmal, ich kanns nicht aussprechen…
Matthew: Aquarien? Hahaha…!
Falk Maria: Nein nicht Aquarien, Aquariate, wo es die alten Bücher…
Matthew: Antiquariate!
Falk Maria: Antiquariate! Leck mich doch am Arsch! Hahahaha…!
Auf jeden Fall brech ich da meine Lanze für, weil die Dinger gibt’s immer weniger und das ist auch mal eine gute Gelegenheit um im Original mal nachzulesen, es ist teilweise auch wegen den Schriftzeichen schwieriger. Das sind Sachen, die uns über Jahre beschäftigen du schreibst irgendwann eine Melodie und denkst, das könnte zu diesem Thema passen, das ich mal gelesen habe und ich sag immer wieder, es ist nichts umsonst, was man sich irgendwann mal angeeignet hat.
Wie schreibt ihr eigentlich neue Songs? Was muss ein Stück für euch haben, damit es ein Teil eines Albums wird?
Matthew: Es muss dieses spezielle Powerwolf Feeling haben, das kannst du eigentlich nicht beschreiben was das ist, es muss uns im Proberaum packen. Es gibt so einen entscheidenden Moment der uns immer zeigt, der Song kommt aufs Album oder nicht, das ist der Moment wo wir alle sagen, den Song können wir uns Live vorstellen Wir stellen uns immer die Frage, wenn wir jetzt, wie heute z.B.: nur ein relativ kurzes Set haben, heute sind es 40 oder 45 Minuten, dann musst du ja immer sehr hart auswählen, welche Songs du spielst und wenn ein neuer Song fertig ist und wir alle sagen, diesen Song würden wir definitiv live spielen, dann wissen wir, das ist ein guter Song und der hats verdient aufs Album zu kommen.
Falk Maria: Das wird beim neuen Album echt schwierig.
Matthew: Beim neuen Album wird’s sehr schwierig, wir haben dieses Mal sehr viele solcher Live Songs und es wird bei jedem Album immer schwieriger auszuwählen welchen Song spielt man denn jetzt wirklich live und ja… das ist so ein bisschen der Test, den wir immer haben.
Kürzlich habt ihr ein Lyrik – Video zum Song „Armata Strigoi“, rumänisch für „Untote Armee“ ins Netz gestellt, worum geht’s in diesem Song genau?
Matthew: Ja du hast es ja eigentlich schon gesagt, hahahaha… es geht um die Strigoi, dieses… ja, dieses Wesen, das als untot umschrieben werden kann. Was ich da dran sehr faszinierend fand ist, das Strigoi in sehr vielen wirklich uralten Überlieferungen schon beschrieben wird und auch sehr unterschiedlich beschrieben wird, manchmal als Vogel, oft auch einfach als körperloses Wesen, einfach nur ein spirituelles Wesen und wenn man da ein bisschen zwischen den Zeilen liest, ist das auch sehr stark verbunden mit der Frage nach dem Leben nach dem Tod, mit dem unendlichen Leben und was ich faszinierend fand, ist das der Strigoi eigentlich ein Prototyp ist, für das was später dann der Vampirismus wurde, ja eben auch das Konzept der Untoten und das haben wir dann in den Kontext einer Armee gebracht, denn unsere Songs brauchen auch das gewisse Martialische und das ist die Idee der „Armata Strigoi“
Ihr habt letztes Jahr euer 10 Jahres Jubiläum gefeiert, wie sehr habt ihr euch selbst als Band als auch musikalisch verändert ?
Falk Maria: Wir haben ja das große Glück, dass wir bis auf das Schlagzeug keine Besetzungswechsel haben, das ist eine wichtige Sache für uns. Es ist ja nicht nur für die Musiker, wir bleiben auch für die Fans zusammen. hahaha… Nein, wir sind fünf Freunde, sehr gute Freunde über die Jahre hinweg. Das schweißt natürlich auch zusammen, da gibt’s auch Entwicklungen, private natürlich, auch musikalische. Natürlich klingt das erste Album „Return in Bloodred“ auch ganz anders wie „Blessed and Possessed“,und mit „Lupus Dei“ fingt das auch alles an mit den Sakral Elementen, mit der Kirchenorgel das ist natürlich Entwicklung, die wir über die Jahre verfeinert haben und die Entwicklung bei den Songs ist sehr viel im Detail, wir haben unseren guten Sound unsere Trademarks gefunden, die wir nicht jetzt alle wieder über Board werfen, um etwas komplett anderes zu machen,… ich könnt immer kotzten, wenn Bands das machen… Sorry meine deutliche Aussprache, aber manchmal nervt mich das auch echt als Fan und deshalb haben wir auch gesagt, wir bleiben einfach Powerwolf.
Matthew: Es fühlt sich ja auch natürlich an zu sagen, man hat jetzt über viele Jahre einen Stil entwickelt und den verfolgen wir auch jetzt weiter. Wenn wir ein neues Album schreiben, setzen wir uns jetzt nicht hin und überlegen, wie können wir jetzt krampfhaft was Neues machen. Das wär für mich keine ehrliche Entwicklung, sondern die Entwicklung ist eher die, dass wir uns hinsetzen und sagen, wir wollen jetzt wieder 10 oder 11 geile neue Songs spielen…
Falk Maria: So ist es!
Matthew: Dann macht man sich auch keine Gedanken drüber, wird das jetzt bewusst völlig anders… ahmmm… natürlich, ein bisschen Veränderung hat man immer, aber ich denke wir bewegen uns innerhalb dieses Stils, den wir entwickelt haben und den haben wir auch nicht entwickelt, weil wir das geplant haben, sondern weil es das ist…
Falk Maria: … was wir machen wollen!
Matthew: Was wir lieben. Das was halt einfach passiert, wenn Falk Maria Orgel spielt, Attila singt, dann passiert genau das, was unser Sound ist.
Falk Maria: Deshalb wird’s auch keine Nebenprojekte von Powerwolf geben, dass ich jetzt irgendwie Nebenprojekte „Falk Maria“ mache, um was zu machen, das genau gleich klingt, wie Powerwolf nur mit anderem Namen. Gibt’s ja grad was Aktuelles… hahaha…!
Matthew: hahaha..!
Falk Maria: Aber das ist das was ich meine, aber das ist Powerwolf und da gibt’s nicht noch ein Nebenprojekt XY und da was und da was… Ich würde mir wünschen, dass das auch mal aufhört und die Bands sich darauf besinnen, was sie eigentlich können und auch vielleicht mal sagen, wir probieren jetzt mal 5 Jahre Live ist auch OK und konzentrieren sich dann aufs nächste Album. Anstatt krampfhaft zu versuchen, sich irgendetwas aus den Fingern zu ziehen. Jetzt hab ich aber zu viel gesprochen, Sorry. Hahahaha…!
Kein Problem, ich hab Zeit und höre euch gerne zu. 😉
Falk Maria: Das ist ein Thema, was mich bewegt, ist einfach so.
Zum Beispiel euer Sänger Attila hat ja eine klassische Gesangsausbildung, wann hattet ihr zum ersten Mal das Gefühl oder das Verlangen, eine Metal Band zu gründen?
Matthew: Mit 11 Jahren. Ich hab mit 11 Jahren angefangen Gitarre zu spielen und wenn du als Metal Fan anfängst Gitarre zu Spielen, willst du eine Band haben. Es nicht nicht einmal übertrieben, wenn ich sage, dass das was ich mit 11 oder 12 Jahren geträumt habe, das ist, was ich heute mache. Das hat sich natürlich alles entwickeln müssen, man findet dann durch Glück die richtigen Leute, mit denen man das dann machen kann. Um zur Frage mit Attila zurückzukommen, was uns relativ klar war, dass wir keinen ganz klassischen Heavy Metal Sänger haben wollten, mit sehr hoher Stimme, sondern wir wollten einen Sänger, der was Eigenes hatte. Attila mit seiner Art zu Singen unterscheidet sich sehr stark von typischen deutschen Heavy Metal Sängern und das ist natürlich auch ein Trademark von uns geworden, auf die Art und Weise wie er singt und seine klassische Gesangsausbildung ist da natürlich ein Glücksgriff.
Was können wir alles in der Zukunft, außer das neue Album, von „Powerwolf“ erwarten?
Falk Maria: Jetzt spielen wir erstmal die Sommerfestivals, dann werden wir ja das „Masters of Rock“ in Tschechien headlinen und das werden wir dann auch aufzeichnen für eine DVD.
Ich freu mich drauf!
Falk Maria: Es wird ja mal Zeit, dass da auch mal was gefilmt wird.
Ja, unbedingt!
Falk Maria: Dann haben wir uns auch wirklich vorgenommen, soviel Live zu Spielen, wie es geht, viel zu touren, in Ländern zu spielen, die wir noch vernachlässigt haben. Wir wollen einfach die nächsten Jahre auf die Straße. Wir touren eh schon viel, die letzten Jahre, aber jetzt solls eben intensiviert werden. Mit „Blessed and Possessed“ werden wir noch mehr touren als in vergangenen Jahren.
Matthew: Wir freuen uns drauf!
Falk Maria: Am 26. Oktober sind wir in Wien in der Arena.
Ist schon notiert! 😉
Falk Maria: Wir durftens vorher noch nicht ankündigen.
Matthew: Erst seit heute. Aber nach Österreich kommen wir auch öfters. 😉
Ja, im Juli seit ihr ja in Salzburg.
Matthew: In Salzburg werden wir dann zum ersten Mal unsere neue Bühne aufbauen. Wir spielen am Tag drauf das „Masters of Rock“, da wird die DVD Aufzeichnung stattfinden und Salzburg wird dann mehr oder weniger die Feuertaufe für die neue Bühne.
Falk Maria: Also wenn sie zusammenkracht, dann…
Matthew: …gibts keine DVD. Hahaha…!
Gibt es irgendwas, das ihr euren Fans noch gerne sagen wollt?
Falk Maria: Ich würde sagen: „Bleibt besessen von Heavy Metal!“ Wir bleibens auf jeden Fall, kommt zu unseren Shows und ich verspreche euch, wir werden bis zum Umfallen unser Bestes geben, so wie wir es immer tun…
„Blessesed and Possessed“