ROTTING CHRIST haben mit Anfang des Jahres 2016 ihr neues Machwerk namens „RITUALS“ auf den Markt geschmissen und dabei ein finsterst komponiertes Album erster Güte geschaffen, welches nicht nur mich, sondern auch deren Anhänger begeistern vermag. Die Griechen haben einen wichtigen Schritt in Richtung Mainstream und heraus aus dem Underground gemacht und stoßen dabei sicherlich nicht nur auf Freunde. Aufgrund dieses herrischen, ja majestätischen Albums brannten mir so einige Fragen auf der Zunge, die mir Sakis Tolis, seines Zeichens Schreihals und Gitarrero, auch flugs beantwortete.
„Ich bin stolz, wenn meine Kreation deine Seele berührt. Darum mache ich Musik! Mein Ziel ist immer eine spirituelle Verbindung!“ – Sakis Tolis 2016 über die Musik von Rotting Christ
Mayhemer: Hallo Sakis, wie geht es Dir? Ich hoffe, alles ist in bester Ordnung?
Sakis: Alles passt, Martin, danke, ich kann mich nicht beklagen. Es ist derzeit viel mehr los, als ich es gewohnt war und auch erwartet habe, aber ich sehe das als ein gutes Zeichen an.
Mayhemer: Euer neues Album „Rituals“ ist jetzt auf dem Markt. Ich gratuliere zu so einem derartigen, überwältigenden Stück Musik! Wie fühlt es sich für dich an, ein neues Rotting Christ Album in Händen zu halten? Immer noch aufregend?
Sakis: Es ist immer faszinierend neue Musik zu schreiben und ebendiese dann in all ihren Formaten in Händen zu halten! Weißt du, in erster Linie bin ich ein Fan, dann ein Musiker. So sag mir eines: Wie könnte so etwas nicht aufregend sein?! UND ich bin stolz, wenn ich so ein Feedback bekomme, wie deines!
Mayhemer: Da werde ich jetzt aber rot. Ich meine es ist ja auch ein geniales Album, dass nur so vor Energie strotzt…
Sakis: Ich bin stolz, wenn meine Kreation deine Seele berührt. Darum mache ich Musik! Mein Ziel ist immer eine spirituelle Verbindung!
Mayhemer: Ja, für mich als Reviewer handelt es sich bei Rituals um sehr intelligent geschriebenes, powervolles Album! Sehr intensiv und vor allem aber typisch Rotting Christ. Bist du meiner Meinung?
Ich kann nicht widersprechen. Und ich würde es noch um den Begriff Spirituell erweitern. Es (das Album – Anm. des Verf.) mag irgendwie einfach klingen, aber diese Einfachheit ist manchmal schwerer zu kreiren und es hat mich weitaus mehr Zeit gekostet an diesem Album zu schreiben, als an den bisherigen Alben.
Mayhemer: Diese dunkle und hasserfüllte Atmosphäre auf ein Album zu zaubern und dann auch noch genauso zu konservieren ist mit Sicherheit nicht leicht umzusetzen. Von Anfang bis zum Ende glaubte ich einer Schwarzen Messe beizuwohnen. Wenn du solche Gefühle produzieren willst bzw. eine solche Atmosphäre umsetzen willst, wie musst du dich dabei fühlen? Ich meine, brauchst du, na sagen wir mal, den Verfall in eine Depression, oder so ähnlich? Kannst du nur schreiben, wenn du schlecht drauf bist?
Sakis: Ja, ich verfalle immer in eine gewisse Rolle, wenn ich schreibe. In diesem Fall hatte ich schon so einige Alpträume zu bekämpfen, bevor ich zu so einem Ergebnis (die Platte – Anm. des Verf.) gekommen bin. Meine innere spirituelle Welt war bei weitem nicht so ruhig, wie ich geglaubt habe! Ich musste gegen viele innere Dämonen kämpfen!
Mayhemer: Es erscheint mir irgendwie der richtige Weg von „Aealo“ (2010) über “Κατά τον δαίμονα εαυτού” (2013) zu RITUALS (2016). Die perfekte Fortsetzung und Reihenfolge um dem Untergrund zu entsteigen. War das geplant oder eher Zufall?
Sakis: Das ist ein spontaner Prozess, der die Band von Stufe 1 auf Stufe 2 usw. gehoben hat. Wir nehmen Musik wirklich sehr ernst. Vor allem in den letzten Jahren. Und die daraus resultierenden Ergebnisse machen uns schon glücklich. Ich kann nicht behaupten, dass wir viele Opfer in unseren Leben bringen mussten, but as you know: No Pain, no gain! In diesem Leben!
Um was geht es denn lyrisch genau bei RITUALS? Gibt es ein Konzept? Geht es um verschiedene Rituale weltweit oder einfach nur satanische Rituale? Bitte klär mich und die Leser auf. Danke
Sakis: Hier bitte, das Konzept des Albums:
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- 1-In Nomine dei Nostri
- Ist ein Song, bezogen auf eine Ritual bei einer Schwarzen Messe.
- 2– זה נגמר –ze nigmar
- Bezieht sich auf die letzen 7 Sätze Jesus Christus, als er am Kreuz hängt. Der Song ist in Aramäisch, der Sprache Jesus Christus´, geschrieben.
- Ze nigmar heißt übersetzt: „Es ist vorbei“
- 3-Ἐλθὲ Κύριε-(Elthe Kyrie)
- heißt übersetzt soviel wie „Erscheine Herr“ und ist beeinflusst durch den tragischen griechischen Dichter Euripides, vor allem aber durch sein Werk „Bakxais“. Diese reine bachanalische Spiel bezieht sich auf das Erscheinen des neuen Gottes. Die rituelle Stimmung dieses historischen Dramas hat uns lyrisch sowie musikalisch beeinflusst. Special Guest: Danai Katsameni. Schauspielerin des griechischen Nationalen Theaters.
- 4-Ἄπαγε Σατανά-(Apage Satana)
- Dabei handelt es sich um ein, vom christlich – orthodoxen Exorzismus beeinflusstes Lied. Um einen Auszug eines Rituals daraus.
- 5-Les litanies de satan (Fleurs du mal)
- Ein Song, basierend auf Charles Baudelaire’s Gedicht -Fleurs de mal-
- http://fleursdumal.org/poem/191
- Den Französischen Part hat Vorph (SAMAEL) übernommen.
- 6-For a voice like thunder
- Ein Song basierend auf William Blake´s politischen Schriften.
- Die Einleitung war bestimmt für eine dramatische Rede von König Edward dem IV.
- http://poetry.about.com/od/poemsbytitlep/l/blblakeprologue.htm
- Einleitende Erzählung (Prolog) von Nick Holmes (PARADISE LOST )
- 6-Του Θάνατου-(Tou Thanatou)
- Hierbei handelt es sich um eine alte traditionelle griechische Erzählung, um ein Klagelied. „A call of charon“.
- 8-Konx Om Pax
- Ein Lied, beeinflusst durch das berühmteste aller alten geheimen Rituale: ELEFSINIA MYSTERIES
- Übersetzt heißt der Song soviel wie „Hear-See-Hush“, also Höre – Sehe!-Stille!
- 9– Devadevam
- Ein Ritual, basierend auf den indischen Chakren. Auf Sanskrit geschrieben.
- 10-The Four Horsemen
- Basierend auf der Apocalypse des Johannes. Es geht um die vier Reiter der Apokalypse. Es handelt sich hierbei um ein Cover der Band APHRODITE’S CHILD.
- BONUS SONG
- 11-Lok’tar ogar
- Ein Song, komplett in „Ork“ geschrieben. Übersetzt heißt es soviel wie „Sieg oder Tod!“
Mayhemer: Sakis, bist du ein Satanist? Oder an was glaubst du, wenn du an etwas glaubst?
Sakis: Ich sehe Satanismus als wirklich mich beeinflussende Philosophie in meinem Leben an.
Mayhemer: Auf eurem neuen Album Rituals habt ihr verschiedene Gastmusiker eingeladen. U.a. Vorph von Samael (Les Litanies De Satan(Les Fleurs Du Mal)) oder Nick Holmes von Paradise Lost (For A Voice like Thunder). Kennst du deine Gäste als Freunde oder eben „nur“ als Musikerkollegen?
Alle meine Gäste auf meinen Alben sind Freunde. Ich mache das nicht aufgrund „Credit gain“ bzw. „Namedropping“. Immer wenn ich mit einem neuen Song daherkomme, denke ich daran, ob sich nicht einer meiner Freunde gut auf dem Song machen würde. Als ich mit Fränzösischer Literatur daherkam, musste ich Vorp fragen, weil er die Sprache kann. Genauso verhält es sich mit Englicher Literatur… Ich meine, ich habe William Blake vertont… Wer würde da wohl besser passen als Nick?
Und ebenso verhielt es sich mit Sanskrit. Auch da dachte ich an jemanden aus Indien. Also kam Rudra zum Zug usw. …
Da muss ich dir völlig recht geben! Und wie war die Zusammenarbeit?
Hmmm, wenn du unter deinen Freunden Künstler hast, deren Arbeit du verehrst und die dann auch noch auf deinen Alben vertreten sind, dann ehrt mich das ebenfalls sehr!
Sag mal, schreibst du Rotting Christ Songs alleine oder mit dem Rest der Band gemeinsam? Schreibst du zu Hause, gleich im Proberaum oder sogar auf Tour?
Ich schließe meine Augen, rede mit mir selbst, dann lese ich und sobald ich eine Idee habe, schnappe ich mir meine Gitarre und nehme die ersten Ideen schon mal auf. Danach treffen wir uns alle im Studio. Das ist der Weg, wie ich arbeite.
Anderes Thema. Wie war 70000 Tons of Metal?
„A once in a lifetime experience! – Ein einmaliges Erlebnis! Ich weiß nicht, ob es dein Budget zulässt, aber wenn, dann musst du das machen! Du wirst es nicht bereuen. Es gab nichts geileres bzw. ich kann mir nichts geileres vorstellen, als 3000 Metalheads mitten im Ozean auf einem Riesenschiff, die ihre geliebte Musik und die Musiker anhimmeln! Geil!
Im Sommer spielt ihr in Südafrika. Habt ihr keine Angst dort aufzutreten?
Wir hatten noch keine Angst bei so mancher richtig gefährlicher Situation, die wir auf unseren bisherigen 1200 Shows rund um den Globus erlebt haben. Warum soll sich das jetzt bei dieser einen Show ändern?
Glaub mir, Martin, wir haben soviele verrückte Sachen in unserer bisherigen Karriere erlebt, dass uns so schnell nichts mehr Angst macht. Was dich nicht tötet, macht dich nur noch stärker! What doesn´t kill you, make you stronger, Martin…
Sakis, wird es eine Tour geben? Europa? Welt?
Wir arbeiten derzeit daran. Wir werden bald auf der Straße zu finden sein… . Stay tuned for upcoming Rituals!
Die letzten Worte dieses Interviews gehören ganz alleine dir…
Sei immer ehrlich zu dir selbst (… to your own spirit) und halte den Untergrund am Leben! Eine Band mit einer starken Underground – Vergangenheit kann niemand zerstören!
Ich hoffe auch, dass Rotting Christ noch lange in der Metal – Landschaft vertreten sein werden und bedanke mich auf diesem Wege für das Interview. Rock on Mayhemer