Bands: Alpha Tiger, Evil Invaders, Stallion, Prowler Date: 24.01.2015 Venue: Hellraiser, Leipzig (Sachsen, Deutschland)
Die Zeichen stehen auf Generationswechsel, und Alpha Tiger lassen sich für ein paar Record Release Shows vom Großteil der zukünftigen Elite, zu der die Band natürlich auch zu zählen ist, supporten. Also ab in den altehrwürdigen Hellraiser (der seit 1992 eisern die Stellung hält), um einen hoffentlich denkwürdigen Abend zu erleben. Kurz nach dem die Türen öffnen, trudel auch ich ein und bin erstaunt über den Andrang. Während der kleine Saal mit einer Kapazität von 200 Leuten brechend voll ist, telefonieren draußen einige mit ihren Freunden. Die, die noch nicht da sind und kein Ticket haben, können sich die teilweise weite Anreise sparen. AUSVERKAUFT!!!
Ob die Betreiber des Clubs das nicht hätten voraus sehen können, wird heiß diskutiert, was ein wenig unfair ist, denn es muss kalkuliert werden und im Osten Deutschlands hat der traditionelle Metal immer noch einen schweren Stand. Ärgerlicher ist eher die spärliche Besetzung an der Bar, bestehend aus einer Bardame und einem HB Männchen (Human Beeropener), das die Bestellungen nur weiter reicht und die Gerstensaftflaschen öffnet. Wie die stets freundliche Frau den Abend überlebt hat, ist ein Mysterium … Doch kommen wir zu den Hauptgründen dieses Berichtes, den Bands, den Fans und der Stimmung:
Prowler
Der Saal kocht (sowohl von der Temperatur als auch von der Stimmung), gespannt wartet man auf den Opener. Den gibt heute der Szenegeheimtipp Nummer eins, Prowler, mit einem Heimspiel.
Trotz anfänglicher Tonprobleme und einiger Rückkopplungen wird die kleine Bühne vor allem von Bassist Marvin und Gitarrist Clemens bis auf den letzten Quadratzentimeter genutzt. Weniger Aktionsradius braucht Frontmann Ronnie, der das mit seiner warmen Stimme und vereinnahmenden Aura auch nicht nötig hat. Der Saal ist gut gefüllt und Songs wie Freedom, Paranoia, Stallions Of Steel und Prowler die sich an Saxon, Judas Priest und Iron Maiden Anfang der Achtziger orientieren, begeistern die Fans bis in die hinteren Reihen. Traditionsgemäß wird der knapp 30 Minuten lange Gig mit Saxons Princess Of The Night beendet. Ein idealer Anheizer, der nach einer mehrmals ausverkauften EP in Kürze mit seinem Debüt begeistern wird!
Setlist:
01. Freedom
02. Paranoia
03. Motorcycle Of Love
04. Hard Pounding Heart
05. Out Of The Night
06. Stallions Of Steel
07. Prowler
08. Princess Of The Night (Saxon – Cover)
Stallion
Die EP neu vom Label aufgelegt und das Debüt schon draußen haben Stallion, die die Bretter nach einer kleinen Pause stürmen, was man wörtlich nehmen sollte! Alle drei Saitenhexer und Frontsau Pauly scheinen fast über die Bühne in`s Publikum zu rennen, so heiß ist man. Doch besagte Zuschauerriege scheint noch heißer, denn mit dem Eröffnungsdoppel Rise And Ride und Wild Stallions fängt der alte Club an zu wackeln. Die Fans feiern die Band 45 Minuten nonstop, diese bedankt sich im engen, zeitlichen Rahmen mit einer unglaublich energiegeladenden Show, der den wachsenden Status der Band untermauert. Im durchweg starken Set erweisen sich Killing Time, Watch Out und Canadian Steel als besonders feine Perlen. Die Band ist sowohl vom Stageacting als auch vom Material her bereit für größere Bühnen!
Setlist:
01. Rise And Ride
02. Wild Stallions
03. Killing Time
04. Stigmatized
05. Give It To Me
06. The Devil Never sleeps
07. Watch Out
08. Shadow Run
09. Canadian Steele
Evil Invaders
Ob das bei den Evil Invaders, die eine Weile für den Soundcheck brauchen, auch der Fall ist, kann man darauf beurteilen. Die stilistische Ausrichtung der Belgier unterscheidet sich ein wenig vom restlichen Billing. Irgendwo in der Schnittmenge aus altem Speed und Thrash Metal findet man das Quartett, das seine Songs mit langen, melodischen Parts im Maiden Stil garniert. Passend zu dieser Einschätzung wird im Laufe der dreiviertel Stunde ein Exciter Cover geboten, doch zuerst zieht Nebel auf und aus dem steigen die Evil Invaders mit Stairway to Insanity auf die Bretter. Der Gesang ist anfänglich kaum zu hören, was sich nach ein paar Minuten einigermaßen einpegelt. „Hey you motherfuckers! I want that you tear this building down!“ verkündet Gitarrist und Sänger Joe und der Mob versucht dem Folge zu leisten. Master Of Illusion, Speed Invasion und Violence And Force sorgen für Crowdsurfing und einen kleinen Circlepit, Victim of Sacrifice beendet den Gig phänomenal. „Das ist Thrash Alter, wer zum Henker sind nochmal Stallion?“ fragt mich jemand begeistert.
Setlist:
01. Stairway to Insanity
02. Driving Fast
03. Fast, Loud and Rude
04. Violence & Force (Exciter cover)
05. Victim of Sacrifice
Alpha Tiger
Eine Einstellung, die einige auch in Bezug auf die eigentliche Attraktion des Abends zu teilen scheinen, denn nicht mehr ganz so gefüllt ist es nun an Alpha Tiger, ihr neues Werk zu präsentieren. Das haben die Sachsen passend iDentity genannt, denn die Band hat sich von den Einflüssen ein wenig emanzipiert und mit ihrem dritten Rundling eine eigene Duftmarke gesetzt. Dass dies nicht immer ohne Kritik vonstatten ging, erwähnt Sangesgott Stephan mit zurecht gestreckten Mittelfinger. Alpha Tiger haben Mut bewiesen und werden belohnt, denn trotzdem so mancher das neue Material noch nicht zu kennen scheint, kann man sich auf seine Supporter verlassen. Als cleverer Schachzug erweist sich zudem die Setliste, die zusätzlich mit älteren Songs wie Men Or Machines, Black Star Pariah und Along The Rising Sun sehr gut ergänzt wird. Zusammen mit dem neuen Material feuert man einen Hit nach dem anderen ab, die Band ist offensichtlich überwältigt ob der positiven Resonanzen, was sich nicht nur in den Ansagen widerspiegelt, sondern vor allem an der schweißtreibenden Performance der Gitarristen. Alpha Tiger spielen sich in einen Rausch, die ersten Reihen stehen schon auf der Bühne, da wird das Ende der Show verkündet. Lautstarke Zugabe Rufe bringen Stallion Frontmann Pauly zurück auf die Bretter und gemeinsam mit Stephan Dietrich wird I Want Out intoniert. Hier wird die große Klasse beider Sänger nochmals unterstrichen, denn die Darbietung des Duos ist auf dem selben Niveau eines Michael Kiske! Der nimmermüde Mob ringt der erschöpften Band dann mit Metal Thrashing Mad sogar noch eine allerletzte Zugabe ab, bevor dann nach gut 90 Minuten endgültig Zapfenstreich ist!
Setlist:
01. Intro
02. Lady Liberty
03. Scripted Reality
04. Crimson Desert
05. From Outer Space
06. Long Way Of Redemption
07. Revolution In Progress
08. Along The Rising Sun
09. We Won’t Take It Anymore
10. IDentity
11. Karma
12. Black Star Pariah
13. Starrider
14. Men Or Machines
15. Against The Time
16. I Want Out (Helloween Cover)
17. Metal Thrashing Mad (Anthrax Cover)
Ein großartiger Abend, gespickt mit vier großartigen Acts denen die Zuknft gehören wird, geht zu Ende. Nur eine Frage bleibt ungeklärt:
Wie zum Henker schafft es eine (!) Bardame allein (!!) in über fünf Stunden knapp 200 Leute (!!!) mit Gerstensaft und co zu bedienen? Respekt!