Bands: Thornafire, Darkfall, Venom inc., PornTheGore, Severity, Sucking Leech, Ashes of Moon, Tulsadoom, Haermorrhage, Graveworm Date: 26.08.-27.08.16 Venue: Gasthof Huberhof, Suben
Ein weiteres Jahr vergeht, ein weiteres Headbangers Desaster kommt. Der 2016er Ableger des Festivals der Innviertler Headbangers lief mehr oder minder unter dem Motto: In Gore wie Trust. Verkehrsbedingt erreichte ich Suben leider erst sehr spät, wodurch ich die Distaste, Locus Neminis, Mynded und Fleshless verpasst habe. Sehr schade, denn gerade Fleshless eilt ein guter Ruf als Live-Act voraus.
Thornafire benötigte ein wenig Recherche meinerseits, diese Band war mir völlig unbekannt. Feinster chilenischer (ja, Chile) Black Metal war also für mich der Opener des Festivals in Suben. Bis auf ein paar Megabands kennt man ja aus Südamerika nicht wirklich viel, zumindest ich nicht. Aber ich muss sagen, die Jungs haben es drauf, geile Band!
Darkfall dürfte hierzulande schon mehr bekannt sein, allein schon aufgrund der durchgetourten Jahre der Österreicher. Solide Musik, solide Performance, über das Geplänkel zwischen den Liedern lässt sich streiten.
Über Venom Inc. sind die Meinungen wahrlich zweigeteilt. Die Jahre, besser Jahrzehnte auf dem Kerbholz deren Instrumente merkt man ihnen einfach an, und zwar im positiven, wie im negativen Sinne. Die Stimmung ist perfekt, Sound wie Performance makellos. Obligatorische Gassenhauer, wie Black Metal dürfen bei ihren Auftritten natürlich nicht fehlen.
Dennoch: ohne Cronos, kein Venom. Für mich zumindest. Eine gute Band und auch ein guter Auftritt, aber halt nicht Venom.
Die Halle und der Vorplatz des Festivals blieben unverändert, einzig der Campingbereich hat sich ein wenig verschoben, was den Weg um einiges verkürzt hat. Technisch wurde merklich aufgerüstet, was das Licht auf der Bühne (danke Woifi!!) und den Sound anbelangt. Das Publikum war zahlreicher als im Vorjahr, es hätten aber noch 100 mehr sein können. Aber damit der Standard-österreichische-Metaller mal die Wohnung verlässt, muss man ihm anscheinend wohl mindestens Slayer auf die Terrasse stellen, for free, versteht sich. In der Generation der Youtube-Fladeranten hat man ja nichts zu verschenken.
Morgengrau bekam leider nicht die Ehre meiner Anwesenheit, die Bürde des Openers. Schade eigentlich, da die letzten Jahre immer eine vergleichbare Black Metal Band den zweiten Tag des Festivals eröffnet hatte und so gut wie alle ins sprichwörtliche Schwarze getroffen haben.
PornTheGore – oida Fuchs…
Bis an die Zähne bewaffnet mit Lagerhauswerbung, irren Samplern, DubStep, Brise-One-Touch und Klopapier; mit dem Ziel, schlecht zu sein und Humor aus den dunkelsten Ecken des Internets bringt diese Truppe aus Rumänien wirklich Stimmung in die Menge. Gerappelt voll und Klopapier schmeißend, war die, nach Frühlingserwachen duftende, Halle beim zweiten Auftritt des Tages. Ich sage nur: Danke Armin ASS-inger!
Mortal Infinity mussten kurzfristig canceln, somit bekam Severinity die Chance, ihr Bestes zu geben. Solide Band aus Oberösterreich.
Sucking Leech. Ob man‘s glaubt, oder nicht, aber diese Grindcore-Fossilien aus Bayern waren eine meiner ersten Livebands, irgendwann um die Jahrtausendwende. Damals noch in irgendeinem Kuhstall, südlich des Weißwurstäquators. Umso grösser waren meine Erwartungen an die Band und ich habe nichts bereut. Die „Boan“ haben wirklich a Gaudi auf der Bühne, das merkt man und das spiegelt sich mehr als positiv auf die Musik wieder. Saugeile Band, das muss man wirklich sagen. Der Gastbeitrag von Fernando Errazquin – Frontsänger von Haemorrhage – rundete das Spektakel ab.
Ashes of Moon. Stilistischer Ausreiser des Festivals, jedoch keineswegs negativ. Die Band tritt stimmig auf, der Sound passt perfekt. In den Steirern steckt einiges an Potential!
Tulsadoom. Die Barbaren nehmen sich selbst nicht allzu ernst, eine recht witzige Mischung aus Verehrung der Steirischen Eiche, Kostümen und brachialen Klängen. Ad Hoc würde mir nur The Grailknights einfallen, die eine ähnliche Attitüde pflegen. Wer mit Conan der Barbar und Conan der Zerstörer nichts am Hut hat, wird sich vermutlich mit ihrem Humor etwas schwer tun.
Mein persönliches Highlight war Haemorrhage. Selbst wer zu Hause nicht viel mit Grindcore Punk, oder wie auch immer man diesen Sound nennen möchte, anfangen kann, sollte sich eine Live-Gelegenheit definitiv nicht entgehen lassen. Die Spanier rund um Fernando Errazquin gibt es ja auch nicht erst seit gestern, somit ist der Auftritt mehr als routiniert. Wer die Jungs kennt weiß, dass es bei ihnen blutrünstig-ordentlich was zu hören als auch zu sehen gibt. Sucking Leech hat sich natürlich für den Gastauftritt auch revangiert, die Bands sind gut befreundet und Tourkollegen. Viva la Goregrind!
Die Grabwürmer beendeten das Headbangers Desaster 2016. Das mittlerweile etwas müde Publikum ehrte Graveworms Auftritt natürlich noch, wie es den Veteranen gebührt, Graveworm gibt es immerhin auch schon seit 24 Jahren.
Alles in Allem, ein weiteres Jahr des Headbangers Desaster mit Höhen und Tiefen, wie es sie überall gibt.
Positiv:
Das Lineup. Urgestein Woifi weiß nach gefühlten 100 Jahren Konzert- und Festivalkultur welche Bands live der Wahnsinn sind. Truppen wie Sucking Leech oder Haemorrhage reizen auf dem Papier, bzw. aus den heimischen Boxen nur gezieltes Publikum. Live wären diese Acts allerdings für JEDEN Metaller ein MUSS!
Familiäres Festival
Essen + Trinken, alles frisch und Lecker. Im worst case, oder für den Morgenkaffee ist die Tankstelle 150m Meter entfernt.
Verbesserungswürdig
Becherpolitik – 2 Euro Pfand und die externen Securities waren sich nicht sonderlich einig, bis wohin man den Becher (den man ohnehin zu 90 % wiederbringt) mitnehmen durfte. Eventuell unbedruckte Becher und 1 Euro Pfand?
Beschilderung – „Presse + VIP“ etwas gezielter Beschildern und nicht vors Campinggelände des gemeinen Pöbels hängen, viele wussten nicht so recht, ob und wo man dann campieren durfte oder sollte.